Das System der vier möglichen Schulabschlüsse in Deutschland
Nach dem erfolgreichen Absolvieren der allgemeinbildenden Schule erhält der Schüler einen Schulabschluss. In Deutschland gibt es vier mögliche Abschlüsse; dabei handelt es sich um das Abitur, die Fachhochschulreife, die mittlere Reife sowie den Hauptschulabschluss. Informieren Sie sich über das Prinzip und die Wege der vier möglichen Schulabschlüsse in Deutschland.
Beendet ein Schüler erfolgreich die allgemeinbildende Schule, erhält er seinen ersten Schulabschluss. Der Schulabschluss bildet einen wichtigen Teil des Berechtigungswesens und ermöglicht den weiteren schulischen bzw. beruflichen Werdegang. Daher wird dem Schulabschluss im Leben eines Menschen hohe Bedeutung zugemessen.
Mögliche Schulabschlüsse in Deutschland
In der Bundesrepublik Deutschland sind vier unterschiedliche Schulabschlüsse möglich. Am höchsten angesiedelt ist das Abitur (allgemeine oder fachgebundene Hochschulreife). Die anderen drei Formen sind die Fachhochschulreife (allgemeine oder fachgebundene Fachhochschulreife), die Mittlere Reife (Realschulabschluss) sowie der Hauptschulabschluss bzw. der qualifizierende Hauptschulabschluss.
Im Folgenden stellen wir Ihnen die vier unterschiedlichen Schulabschlüsse im Überblick vor...
Abitur (allgemeine oder fachgebundene Hochschulreife)
Beim Abitur handelt es sich um den höchsten Schulabschluss, der in Deutschland möglich ist. So weist er die Studienbefähigung für eine Hochschule oder Universität nach.
Geschichte
Eingeführt wurde das Abitur im Jahr 1788 in Preußen. Mit dem Abiturreglement sorgte der preußische Staat für eine Zugangsberechtigung für Hochschulen. In den Jahren zuvor hatten noch die Universitäten allein darüber bestimmt, welche Studenten sie aufnahmen.
In der heutigen Zeit stellt das Abitur den höchsten deutschen Schulabschluss dar. Es gilt als besonders wichtig, weil es die uneingeschränkte Studienbefähigung an europäischen Hochschulen oder Universitäten nachweist. Man bezeichnet das Abitur auch als Zeugnis zur allgemeinen Hochschulreife.
Fachgebundenes Abitur
Beim Abitur gilt es, zwischen der allgemeinen und der fachgebundenen Fachhochschulreife zu unterscheiden. So wird der Hochschulzugang vom fachgebundenen Abitur auf fachgebundene Studiengänge beschränkt. Das Fachabitur weist also die Befähigung für ein bestimmtes Fachhochstudium nach.
Wege zum Abitur
Um in Deutschland das Abitur machen zu können, müssen ein Gymnasium oder eine Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe besucht werden. In diesen Schulen erfolgt eine zwei- bis dreijährige Vorbereitung auf die Hochschulreife. Insgesamt nimmt die Schulzeit bis zum Abitur 12 bis 13 Jahre in Anspruch.
Das Abitur lässt sich auch an beruflichen Gymnasien oder Berufkollegs mit gymnasialer Oberstufe erwerben. Dabei kann es sich um
- ein technisches Gymnasium (TG)
- ein Wirtschaftsgymnasium (WG)
- ein sozialpädagogisches Gymnasium (SG)
- ein biotechnologisches Gymnasium (BTG) oder
- ein ernährungswissenschaftliches Gymnasium (EG)
handeln. Außerdem ist es möglich, in der Jahrgangsstufe 13 der Fachoberschule oder der Berufsoberschule das Abitur zu machen. Dabei wird neben der allgemeinen Fachhochschulreife auch eine berufliche Vertiefung erworben.
Zweiter Bildungsweg
Das Abitur lässt sich auch auf dem zweiten Bildungsweg nachholen. Entsprechende Lehrgänge werden sowohl von staatlichen als auch von privaten Schulen angeboten. Erwachsene, die bereits über eine abgeschlossene Berufsausbildung verfügen, haben die Möglichkeit, das Abitur an
- Abendgymnasien
- bestimmten Volkshochschulen oder
- Kollegschulen
zu erwerben. Mittlerweile wird von einigen Schulen auch das so genannte "Abitur online" angeboten. Das heißt, dass der Schüler die Schule nur zweimal in der Woche in den Abendstunden besuchen muss und ansonsten über das Internet unterrichtet wird. Am Tage kann er seinen gewohnten Tätigkeiten nachgehen.
Abiturprüfung
Geprüft wird das Wissen, dass der Schüler an der Oberstufe erwirbt, im Rahmen einer Abiturprüfung oder Reifeprüfung. Die Prüfung umfasst vier bis fünf ausgewählte Fächer. Die Prüfungsnoten lässt man in die Durchschnittsnote des Abiturzeugnisses einfließen.
Die Prüfungen werden sowohl mündlich als auch schriftlich abgelegt. Die Verfahren sind von Bundesland zu Bundesland allerdings unterschiedlich. Das Gleiche gilt für das Verfahren zum Festlegen der Note.
Hier erhalten Sie weitere Informationen zum Abitur.
Fachhochschulreife (allgemeine oder fachgebundene Fachhochschulreife)
Mit der Fachhochschulreife lässt sich die Berechtigung erwerben, an einer Fachhochschule zu studieren. In manchen Bundesländern ist damit auch ein Bachelor-Studiengang an einer Universität möglich. Erwerben lässt sich dieser Abschluss an unterschiedlichen Schul- und Bildungseinrichtungen.
Zu unterscheiden ist zwischen der allgemeinen Fachhochschulreife und der fachgebundenen Fachhochschulreife. Letztere beschränkt sich auf die Studienberechtigung für eine bestimmte Fachrichtung.
Aufbau
Zusammengesetzt wird die Fachhochschulreife aus einem schulischen sowie einem berufsbezogenen Teil. Den schulischen Part können die Schüler normalerweise nach Beendigung der 12. Klasse an einer höheren Schule absolvieren, wie zum Beispiel an
- einem Gymnasium
- einer Gesamtschule
- einer Fachoberschule
- einer Berufsoberschule
- einem Berufskolleg oder
- einem Telekolleg.
Eine weitere Möglichkeit ist der Abschluss von Belegfächern an Fachschulen auf Oberstufenniveau, der mit einer Berufsausbildung verbunden ist. Der berufsbezogene Part der Fachhochschulreife setzt sich aus einem Berufspraktikum, das 6 Monate bis 1 Jahr dauert, oder einem Praktikum in der Fachoberschule in der 11. Jahrgangsstufe sowie einer abgeschlossenen Berufsausbildung zusammen.
Anerkennung der Fachhochschulreife
Innerhalb der Bundesrepublik Deutschland wird die Anerkennung der Fachhochschulreife durch die Elf-Länder-Vereinbarung geregelt. Um in anderen Staaten zu studieren, taugt die deutsche Fachhochschulreife jedoch nur bedingt.
Informieren Sie sich hier detaillierter über die Fachhochschulreife.
Mittlere Reife (Realschulabschluss)
Bei der mittleren Reife handelt es sich um den mittleren Bildungsabschluss. Neben der Bezeichnung Mittlerer Reife gibt es noch weitere Namen für diesen Schulabschluss, die von Bundesland zu Bundesland variieren.
So bezeichnet man die mittlere Reife
- in Berlin, Bremen und Hessen als Mittleren Schulabschluss (MSA)
- in Bayern und dem Saarland als Mittleren Schulabschluss (MSA)/Mittleren Bildungsabschluss (MSB)
- in Nordrhein-Westfalen und Brandenburg als Fachoberschulreife
- in Niedersachsen als Sekundarabschluss I und
- in Rheinland-Pfalz als qualifizierten Sekundarabschluss I.
Geschichte
Realschulabschlüsse wurden in Preußen schon ab 1832 anerkannt, um mittlere berufliche Laufbahnen zu ermöglichen. Seit 1970 verwendet man in Deutschland die Begriffe Mittlere Reife und Realschulabschluss synonym.
Allerdings ist es den Bildungspolitikern der einzelnen Bundesländer bis heute nicht gelungen, eine Einigung über eine gemeinsame Namensgebung zu erzielen, woraus die Vielfalt der unterschiedlichen Bezeichnungen resultiert.
Berechtigung
Die mittlere Reife berechtigt dazu, höhere Schulformen der Sekundarstufe II wie
- ein Gymnasium
- eine Berufsoberschule
- eine Fachoberschule oder
- einen Berufskolleg
zu besuchen. Die Aufnahme hängt jedoch je nach Schulform und Bundesland stark von einem bestimmten Notendurchschnitt ab. Mit Ausnahme von Rheinland-Pfalz ist der Erwerb der Mittleren Reife inzwischen in sämtlichen Bundesländern an zentrale Prüfungen gekoppelt. In der Realschule erhält man die mittlere Reife allgemein nach der 10. Klasse.
In einigen Bundesländern besteht auch die Möglichkeit, die Realschule mit einem erweiterten Hauptschulabschluss zu beenden, wenn der Schüler die Prüfungen zur mittleren Reife nicht besteht, aber das Klassenziel dennoch erreicht.
Darüber hinaus lässt sich die mittlere Reife in manchen Bundesländern auch an einer Hauptschule unter bestimmten Voraussetzungen erzielen. Dazu gehört zum Beispiel ein freiwilliges 10. Schuljahr. Nachgeholt werden kann ein Realschulabschluss über den zweiten Bildungsweg in einer Abendrealschule oder durch Fernunterricht.
Hier erhalten Sie weitere Informationen zur mittleren Reife.
Hauptschulabschluss und qualifizierender Hauptschulabschluss
Vierte und letzte Schulabschlussmöglichkeit in Deutschland ist der Hauptschulabschluss. Er gilt als Mindestvoraussetzung für eine Ausbildung.
Hauptschulabschluss
In Deutschland wird der Hauptschulabschluss als Mindestvoraussetzung angesehen, um eine Ausbildung oder einen höheren Schulabschluss absolvieren zu können. Außerdem ist er meist eine Voraussetzung für das Eintreten in spezielle Fachschulen oder Berufsfachschulen. Es ist aber auch durchaus möglich, eine Berufsausbildung ohne einen Schulabschluss zu beginnen.
Erreichen des Hauptschulabschlusses
In Deutschland erreicht man einen Hauptschulabschluss
- wenn die Hauptschule oder die 9. Klasse einer Gesamtschule erfolgreich beendet werden
- durch eine Hauptschulabschlussprüfung nach der 9. Hauptschulklasse
- durch eine Schulfremdenprüfung oder
- durch das Bestehen einer Zusatzprüfung an beruflichen Schulen.
Es ist aber auch möglich, einen Hauptschulabschluss durch das erfolgreiche Abschließen von Kursen an Volkshochschulen oder Abendhauptschulen zu erlangen.
Qualifizierender Hauptschulabschluss
Eine Sonderform des Hauptschulabschlusses stellt der qualifizierende Hauptschulabschluss (QA) dar. Angeboten wird er in den Bundesländern Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen, Hessen und Bayern.
Die besondere Leistungsfeststellung der Hauptschule erfolgt freiwillig. Die Teilnahme ist auch für externe Gymnasiasten und Realschüler möglich.
Durch den qualifizierenden Hauptschulabschluss sollen die Aussichten von Hauptschülern auf einen Ausbildungsplatz verbessert werden. So berechtigt er zum Besuch von Wirtschaftsschulen und Berufsfachschulen in zweijähriger Form.
Zusammengesetzt wird der qualifizierende Hauptschulabschluss aus fünf Prüfungsgruppen. Diese lassen sich zum Teil vom Schüler selbst auswählen.
Hier geben wir weitere Informationen zum Hauptschulabschluss.