Vorzeitiger Blasensprung: Erkennen und richtig handeln

Die Fruchtblase umgibt das Ungeborene im Mutterleib und ist mit Fruchtwasser gefüllt. Normalerweise reißen die Eihäute der Fruchtblase während der Wehen, meist zum Ende der Eröffnungsphase. Dies nennt man spontaner Blasensprung zum errechneten Geburtstermin. In selteneren Fällen kommt es zum vorzeitigen Blasensprung. Wenn die Blase zu früh springt, tritt das Fruchtwasser tröpfchenweise oder auch schwallartig ab. Dafür kann es unterschiedliche Ursachen geben. Lesen Sie alles Wissenswerte rund um den vorzeitigen Blasensprung.

Von Claudia Rappold

Was ist ein vorzeitiger Blasensprung und wie kommt es dazu?

Bei einem Blasensprung geht ganz plötzlich eine bestimmte Menge Fruchtwasser ab. Die werdende Mutter kann dies auch nicht beeinflussen, daran erkennt sie den Unterschied zwischen Urin und Fruchtwasser. Meist kommt das Fruchtwasser schwallartig, teilweise auch nur tröpfchenweise.

Hat eine Schwangere zu einem Zeitpunkt, der noch viel zu früh für eine Geburt ist, einen vorzeitigen Blasensprung, so wird die Geburt noch hinausgezögert. Dies ist jedoch nur möglich und sinnvoll, wenn es der Gesundheit von Mutter und Kind nicht schadet.

Sofern gegen Ende der Schwangerschaft ein vorzeitiger Blasensprung auftritt, ist dies alles andere als besorgniserregend. Das Kind ist dann bereits voll ausgebildet und startklar für die Geburt.

Ein vorzeitiger Blasensprung wird deshalb so bezeichnet, weil in den meisten Fällen die Fruchtblase erst unter der Geburt bei Wehentätigkeit "springt" bzw. platzt. Frauen, die einen vorzeitigen Blasensprung haben, verspüren jedoch noch keine Wehen.

In der Regel dauert es aber nicht mehr lange, bis die Wehen spontan einsetzen. Ist dies nicht der Fall, so erhält die werdende Mutter wehenfördernde Medikamente, beispielsweise per Infusion.

Ein Riss in der Fruchtblase kann manchmal gekittet werden

Der vorzeitige Blasensprung liegt vor dem errechneten Geburtstermin. Die Fruchtblase umgibt das Kind im Mutterleib und ist mit Fruchtwasser gefüllt. Bei kleineren Verletzungen der Fruchtblase kann es sein, dass sie sich von selbst wieder schließen und das Fruchtwasser füllt sich wieder.

Durch bestimmte medizinische Behandlungsmethoden kann in einigen Fällen ein Riss in der Fruchtblase auch wieder gekittet werden. Dafür werden Thrombozyten in die Gebärmutter gespritzt.

Manchmal kann eine Fruchtblase infolge einer Fruchtwasseruntersuchung reißen. Dann hat sich die genannte Behandlungsmethode bewährt.

Bei circa jeder zehnten Schwangerschaft kann es zum vorzeitigen Blasensprung kommen. Die meisten Frühgeburten erfolgen auf Grund eines vorzeitigen Blasensprungs.

Ursachen eines vorzeitigen Blasensprungs

Für einen Blasensprung gibt es unterschiedliche Ursachen:

  • Die Wand der Fruchtblase nennt man auch Eihaut. Durch ihre verminderte Stabilität kann es zum Blasensprung kommen.

  • Auch ein erhöhter Innendruck kann den Blasensprung auslösen.

Beide Ursachen können durch eine vaginale Infektion ausgelöst werden.

Es gibt bestimmte Risikofaktoren, die einen Blasensprung begünstigen, zum Beispiel:

Verfrühte Wehen

Der Grund, weshalb ein vorzeitiger Blasensprung auftritt, können beispielsweise verfrühte Wehen in der Schwangerschaft sein. Selbst wenn diese medikamentös behandelt werden konnten, bleibt die Gefahr eines vorzeitigen Blasensprunges.

Infektionen

Sehr häufig liegt jedoch eine Infektion vor. Keime gelangen in den Genitalbereich der werdenden Mutter und führen dazu, dass die Fruchtblase instabil wird und reißt.

Bindegewebsschwäche

Einige Frauen leiden auch unter einer Bindegewebsschwäche. Ist dies der Fall, so reißt die Fruchtblase, weil sie sich nicht genügend dehnen kann.

Fruchtwasseruntersuchung

Daneben kann aber auch eine durchgeführte Fruchtwasseruntersuchung dafür verantwortlich sein, dass ein vorzeitiger Blasensprung auftritt. In diesem Fall ist dieser jedoch häufig auch nur von kurzer Dauer.

Mögliche Risiken eines vorzeitigen Blasensprungs

Grundsätzlich ist für das Baby jeder Tag im Mutterleib wichtig, daher wird abgewogen, wann die Geburt eingeleitet wird. Ein vorzeitiger Blasensprung, bei dem keine unmittelbare Geburt folgt, birgt nämlich auch Risiken.

Zu diesen zählen beispielsweise:

Bei der Schwangeren können Harnwegsinfekte und eine Entzündung der Gebärmutter auftreten.

Infektionsrisiko

Das Baby ist durch die Fruchtblase und das darin befindliche Fruchtwasser geschützt vor äußeren Einflüssen. Beim vorzeitigen Blasensprung läuft das Fruchtwasser aber über die Scheide ab und schädliche Keime können zum Baby gelangen.

Nabelschnurvorfall

Weiteres Risiko des vorzeitigen Blasensprunges kann auch die Mangelversorgung des Babys sein. Normalerweise schwimmt das Baby im Fruchtwasser. Ist dieses jedoch nicht mehr oder nicht mehr in der notwendigen Menge vorhanden, so kann es zu einem Nabelschnurvorfall kommen. Dieser kann dazu führen, dass das Baby über die Nabelschnur nicht mehr richtig versorgt werden kann.

Lungenfunktionsstörungen und Fehlstellungen

Sofern der vorzeitige Blasensprung auftritt, solange die Lungen beim ungeborenen Baby noch nicht reif sind, so kann die lange Zeit ohne Fruchtwasser schädliche Auswirkungen auf Babys Lungen haben.

Daneben kann das Baby aber auch Fehlstellungen an den Gliedmaßen erleiden, wenn aufgrund eines vorzeitigen Blasensprunges kein oder zu wenig Fruchtwasser vorhanden ist.

Verlauf eines vorzeitigen Blasensprungs

Ein vorzeitiger Blasensprung verläuft schmerzlos, manchmal empfinden die Frauen einen leichten Knall und eine Druckverminderung im Bauch.

Blasensprung oder Urinabgang? - Einen vorzeitigen Blasensprung erkennen

Nicht immer können die Schwangeren einen Blasensprung von einem unwillkürlichen Harnabgang unterscheiden. Die Fruchtblase kann sich in einem großen Schwall oder auch nur tröpfchenweise entleeren.

Das Fruchtwasser ist wasserhell bis milchig und trüb und kann süßlich riechen. Wenn sich das Fruchtwasser ergießt, wird es als körperwarme Flüssigkeit wahrgenommen.

Ist es nicht eindeutig, ob es sich um Fruchtwasser handelt, nimmt ein Arzt eine Untersuchung vor: mit einem Indikatorpapier kann er das Fruchtwasser vom Urin unterscheiden.

Die meisten betroffenen Frauen beschreiben aber, dass sie den Blasensprung klar als solchen erkennen konnten. Das Fruchtwasser tritt aus der Scheide aus und kann von den meisten schwangeren Frauen eindeutig festgestellt werden.

Ein Harnverlust ist möglich, wenn das Kind auf die Blase drückt. Seltener kann auch ein starker vaginaler Ausfluss auftreten, der mit einem Blasensprung verwechselt wird.

Was tun und wie lange warten? - Das richtige Verhalten bei einem vorzeitigen Blasensprung

Diese Situation stellt in jedem Fall eine Gefährdung für die werdende Mutter und das Ungeborene dar. Daher ist es wichtig, umgehend einen Arzt zu kontaktieren - am besten macht man sich gleich auf den Weg in die Entbindungsklinik.

Liegen oder sitzen?

Früher ging man davon aus, dass bei einem Blasensprung die Schwangere immer liegend transportiert werden muss. Heutzutage weiß man, dass es individuell entschieden werden muss. Rettungskräfte oder Hebammen können hier bei Unsicherheiten schnelle Informationen zukommen lassen (telefonisch oder vor Ort). Einem Blasensprung kann vorgebeugt werden, wenn in der Schwangerschaft auf Alkohol und Nikotin verzichtet wird.

Behandlung eines vorzeitigen Blasensprungs

Ein schnelles therapeutisches Vorgehen ist nötig. Die Vorgehensweise bei einem vorzeitigen Blasensprung ist unterschiedlich und richtet sich danach, wie weit die Schwangerschaft fortgeschritten ist.

Der Zeitfaktor

Je nach Ursache des vorzeitigen Blasensprunges wird das Baby per natürlicher Geburt oder Kaiserschnitt geboren. Kurz vor dem errechneten Entbindungstermin ist ein vorzeitiger Blasensprung wie bereits erwähnt kein Grund zur Sorge.

Tritt der vorzeitige Blasensprung jedoch zu einem Zeitpunkt auf, bei dem die Lungen des ungeborenen Babys noch nicht reif sind, so erhält die Mutter die so genannte "Lungenreifespritze" sowie zusätzlich ein Antibiotikum verabreicht, damit das Kind nach der Kaiserschnittgeburt lebensfähig ist. Ein Blasensprung vor der 24. Schwangerschaftswoche endet oft mit einer Fehlgeburt, weil die Babys zu diesem Zeitpunkt meist noch nicht lebensfähig sind.

Generelles Vorgehen bei einem vorzeitigen Blasensprung

  • Als erstes muss eine Infektion ausgeschlossen werden. Besteht eine Streptokokkeninfektion, wird diese vor der 37. Schwangerschaftswoche mit Antibiotika behandelt.

  • Der Muttermund und die Gebärmutterhalslänge werden untersucht.

  • Eventuell macht der Arzt einen Abstrich.

  • Je nach Situation werden wehenhemmende Medikamente verordnet.

Liegt der Blasensprung zwischen der 24. und 32. Schwangerschaftswoche, kommt die werdende Mutter in der Regel in eine Spezialklinik für Frühgeburten. Unter Umständen braucht das Ungeborene Medikamente zur Lungenreifung.

Überlebenschancen bei einem vorzeitigen Blasensprung

Ein vorzeitiger Blasensprung, der lange vor dem errechneten Geburtstermin passiert, ist ein Notfall: Die Schwangere sollte sich möglichst hinlegen, da das Kind nun ungeschützt im Mutterleib liegt.

Bei einem Blasensprung zum errechneten Geburtstermin setzen normalerweise nach kurzer Zeit die Wehen ein. Das Kind muss innerhalb von vierundzwanzig Stunden zur Welt kommen. Setzen keine Wehen ein, werden die Ärzte eine Geburt einleiten.

Die Überlebenschancen des Kindes sind umso besser, je weiter die Schwangerschaft fortgeschritten ist. In manchen Fällen muss jedoch eine Frühgeburt eingeleitet werden.