Cerclage: Operativer Verschluss des Muttermundes - Wann wird sie durchgeführt?
Während der Schwangerschaft kann es passieren, dass sich der Muttermund vorzeitig öffnet. Die Verschlussfunktionsstörung des Gebärmutterhalses nennt man auch Zervixinsuffizienz. Bei einer vorzeitigen Öffnung des Muttermundes, könnte eine Früh- oder auch Fehlgeburt verursacht werden. Eine Umschlingung des Gebärmutterhalses, die Cerclage bzw. Zervixcerclage, soll dieses verhindern. Lesen Sie, wann die Cerclage durchgeführt wird und wie dies abläuft.
Was ist eine Cerclage und warum wird sie durchgeführt?
Die Cerclage bzw. Zervixcerclage beschreibt den operativen Verschluss des Gebärmutterhalses. Diese Behandlungsmethode findet nur in der Schwangerschaft Anwendung und ist Teil der Geburtshilfe. Der Name stammt aus dem Französischen, ("Cercle" heißt "Kreis"); es handelt sich um eine kreisförmige Umschlingung des Gebärmutterhalses.
Wenn die Gefahr einer Frühgeburt besteht, wird ein schwacher Muttermund mit der Cerclage unterstützt. Bei Mehrlingsschwangerschaften wird die Cerclage oft vorsorglich gelegt. Die Cerclage soll eine weitere Ausdehnung des Muttermundes und somit eine Frühgeburt verhindern.
Wann ist eine Cerclage wirklich sinnvoll?
Eine Cerclage ist eine konventionelle Methode, sie ist heutzutage aber auch umstritten. Als größter Risikofaktor gilt eine mögliche Scheideninfektion.
Früher wurde die Cerclage eher wahllos eingesetzt, um etwa vorzeitige Wehen zu stoppen. Heut weiß man, dass diese Methode zu diesem Zweck nicht geeignet ist.
Bei vorzeitigen Wehen helfen stattdessen
- die frühezeitige Erkennung und Behandlung
- Magnesiumgabe
- wehenhemmende Medikamente
- Schonen/Liegen
- Vermedigung von Anstrengung, z.B. Heben von schweren Dingen
Wirklich sinnvoll ist der Eingriff bei einer Gebärmutterhalsschwäche. Die Zervixinsuffizienz kann mit einer Ultraschalluntersuchung diagnostiziert werden.
Im Rahmen einer gynäkologischen Untersuchung wird der Arzt die Länge des Gebärmutterhalses und die Weite des Muttermundes fühlen. Eventuell wid sich der Arzt für eine Cerclage entscheiden.
Ursachen für einen zu früh geöffneten Muttermund
Es gibt unterschiedliche Ursachen, warum sich der Muttermund zu früh öffnet. Dabei handelt es sich häufig um:
- eine Gewebsschwäche
- vorangegangene operative Eingriffe an der Gebärmutter
- wiederholte Schwangerschaften
- kurze Zeit zwischen den Geburten
- vorzeitige Wehen
- ein Zuviel an Fruchtwasser
Ist der Gebärmutterhals zu weich oder zu kurz, kann sich der Muttermund vorzeitig öffnen. Denn mit zunehmendem Gewicht des Ungeborenen und je weiter die Schwangerschaft fortschreitet, drückt das Kind auf den Muttermund.
Kontraindikation - Wann wird keine Cerclage gelegt?
Einige Faktoren sprechen gegen die Cerclage. Dazu zählen beispielsweise
- Geburtswehen
- Kontraktionen der Gebärmutter
- vaginale Blutungen mit ungeklärter Ursache
- Infektionen und
- ein Blasensprung.
Auch bei überschrittener 24. Schwangerschaftswoche wär dies der Fall.
Der richtige Zeitpunkt - Ab wann wird eine Cerclage gelegt?
Bei Mehrlingsschwangerschaften wird eine Cerclage oft vorsorglich vorgenommen. Sie wird dann in der 14. bis 16. Schwangerschaftswoche durchgeführt. Ansonsten kann eine Cerclage höchstens bis zur 28. Schwangerschaftswoche, andere Quellen sprechen von der 32. Schwangerschaftswoche, gelegt werden.
Muttermunderweiterung
Ab wann eine Cerclage nötig ist, entscheidet der Arzt. Meistens wird eine Muttermunderweiterung von der werdenden Mutter gar nicht bemerkt. Erst bei einer gynäkologischen Untersuchung kann er entdeckt werden.
Öffnet sich der Muttermund, kann unter Umständen Schleim abgehen, eventuell mit blutiger Beimengung. Selten empfindet die Schwangere ein unangenehmes Druckgefühl. Eindeutig diagnostiziert wird mit einer Ultraschalluntersuchung, hier findet der Arzt einen verkürzten Gebärmutterhals vor.
Die Gebärmutterhalserschlaffung, auch Zervixinsuffizienz genannt, wird oft nicht erkannt, weil die entsprechenden Symptome fehlen. Allgemein wird der werdenden Mutter, absolute körperliche Schonung und auch Bettruhe verordnet.
Bei vorzeitiger Wehentätigkeit soll keine Cerclage gelegt werden. Der Eingriff kann unter Vollnarkose oder Periduralanästhesie erfolgen. Operiert wird durch die Scheide.
Ablauf - Wie wird die Cerclage durchgeführt?
Die Cerclage wird von einem Gynäkologen gelegt. Dabei handelt es sich um ein Kunststoffband, welches um den Gebärmutterhals gelegt und dann zugezogen wird. Die Behandlung findet unter Vollnarkose statt und muss wegen möglicher Komplikationen in einem Krankenhaus durchgeführt werden.
Vor und nach dem Eingriff macht man Abstriche von Scheide und Gebärmutter. Auch eine Blutuntersuchung wird durchgeführt. Auf diese Weise können Infektionen ausgeschlossen werden.
Eine Alternative ist ein Ring aus weichem Gummi. Dieser wird über den Muttermund geschoben und erspart eine Vollnarkose und den damit verbundenen Klinikaufenthalt.
Wann kann man nach einer Cerclage nach Hause?
In der Regel, sofern keine Komplikationen auftreten, kann die Patientin nach wenigen Tagen wieder nach Hause. Doch auch dort gilt es, ein paar Regeln zu beachten.
Das richtige Verhalten nach dem Eingriff
Nach dem Eingriff soll die werdende Mutter möglichst viel liegen. Vermutlich gibt es zusätzliche Vorsorgeuntersuchungen, hierbei soll der Zustand des Muttermundes kontrolliert werden.
Mögliche Risiken
Wegen der Risikofaktoren wird eine Cerclage nur dann gelegt, wenn die Gefahr sehr hoch ist, das Baby zu verlieren. Mögliche Risiken einer Cerclage sind:
- Infektionen
- Blutungen
- eine mögliche Fehlgeburt
Hier gehen wir genauer auf die möglichen Risiken einer Cerclage ein.
Wann und wie wird eine Cerclage entfernt?
Das Band, beziehungsweise die Cerclage, wird kurz vor dem errechneten Geburtstermin, in der Regel um die 37. Schwangerschaftswoche rum, vom Arzt in der Entbindungsklinik entfernt. Zu diesem Zeitpunkt gilt das Baby als reif und nicht mehr als Frühgeburt.
Das Lösen der Cerclage kann aber auch dann notwendig werden, wenn es schon früher zu einem Blasensprung kommt. Auch Geburtswehen wären ein Indikator. Ebenso sollte die Cerclage bei Infektionszeichen wie z.B. Fieber oder bei trübem Fruchtwasser entfernt werden.
Für den Eingriff ist normalerweise keine weitere Vollnarkose nötig. Die Entfernung erfolgt ambulant unter lokaler Betäubung.
Es ensteht eine Narbe im Geburtskanal, durch die sich der Vorgang der Geburt verlängern und erschweren kann. Sollte Gewebe während der Entbindung reißen, muss es gegebenenfalls genäht werden. Nach dem Lösen der Cerclage besteht die Möglichkeit einer vaginalen Entbindung.
Gibt Alternativen zur Cerclage, um eine Frühgeburt zu verhindern?
Die Cerclage ist recht umstritten. Viele Frauen fragen ihren Arzt daher nach Alternativen.
Nicht immer jedoch kann das Legen einer Cerclage verhindert werden. Wenn sich der Muttermund zu früh in der Schwangerschaft öffnet, droht eine Frühgeburt.
Der Muttermund muss daher in vielen Fällen mit einem speziellen Band verschlossen werden. Dieser Eingriff birgt jedoch Risiken. Dennoch kann eine Cerclage nicht immer verhindert werden.
Bettruhe und Klinikaufenthalt
Wenn der Frauenarzt während der Untersuchung feststellen muss, dass eine Frühgeburt droht, so kann in einigen Fällen strikte Bettruhe und absolute Schonung der Mutter helfen, eine vorzeitige Geburt zu verhindern. Teilweise muss die werdende Mutter dazu auch wochenlang in eine Frauenklinik. Zusätzlich verordnet der Frauenarzt sehr häufig Wehen hemmende Medikamente und Magnesiumpräparate.
Medikamente
Kortison
Je nachdem, in welcher Schwangerschaftswoche sich die Frau befindet, kann auch eine Kortisongabe notwendig werden, die die Lungenreife des Frühgeborenen fördert.
Antibiotika
Oft hat eine drohende Frühgeburt durch frühzeitige Muttermundöffnung auch bakterielle Ursachen. In diesem Fall muss der Frauenarzt der werdenden Mutter ein Antibiotikum verordnen. Dies wird entweder als Tablette eingenommen oder die Schwangere erhält es in Form einer Infusion in die Vene.
Homöopathische Mittel
Sofern eine Frühgeburt droht, können Hebammen auch verschiedene homöopathische Präparate verordnen. Einige Präparate werden zum Beispiel in Form eines Öles in den Bauch einmassiert und sollen dadurch drohende Wehen hemmen. Je nach Befund können diese Mittel auf eine schonende Art und Weise verhindern, dass das Baby zu früh auf die Welt kommt.
Fazit
Grundsätzlich gilt: In vielen Fällen kann körperliche Schonung eine Frühgeburt verhindern. Dazu muss die werdende Mutter jedoch teilweise wirklich konsequent liegen und darf auch im Haushalt nichts tun. Die anfallenden Arbeiten müssen dann vom Partner und der Familie erledigt werden.
Teilweise ist die Bettruhe derart ernst zu nehmen, dass die Schwangere nicht einmal zur Toilette gehen darf. Dann erfolgt die Behandlung jedoch in der Regel in einem Krankenhaus. Sollten derartige Maßnahmen nicht den gewünschten Erfolg zeigen, so kann eine Cerclage unumgänglich werden, um das Leben des ungeborenen Babys zu retten.
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