Fruchtwasseruntersuchung - Wann wird sie durchgeführt, welche Risiken gibt es?
Als Fruchtwasseruntersuchung oder auch Amniozentese bezeichnet man in der Medizin eine Untersuchung des Fötus. Damit können bereits bei Ungeborenen mögliche Erkrankungen festgestellt werden. Meistens wird diese Untersuchung bei Frauen mit einem erhöhten Schwangerschaftsrisiko durchgeführt. Informieren Sie sich über die Anwendung sowie den Ablauf der Fruchtwasseruntersuchung.
Was ist eine Fruchtwasseruntersuchung?
Fruchtwasseruntersuchungen (Amniozentesen) werden durchgeführt, um den Gesundheitszustand von ungeborenen Kindern festzustellen, was auch als Pränataldiagnostik bezeichnet wird. So können bereits im frühen Stadium einer Schwangerschaft Fehlbildungen oder Krankheiten bei einem Fötus erkannt werden.
Risiko einer Chromosomenstörung - Wann wird die Fruchtwasseruntersuchung durchgeführt?
Angewendet wird eine Fruchtwasseruntersuchung zumeist bei Frauen, die ein erhöhtes Schwangerschaftsrisiko haben. Durch Schädigungen am Erbgut entstehen viele Krankheiten. Getragen wird das Erbgut von den Chromosomen, auf denen die Gene, die das Erbgut enthalten, liegen. Mit zunehmendem Alter steigt bei einer werdenden Mutter das Risiko einer Chromosomenstörung bei ihrem ungeborenen Kind.
Zu den häufigsten Störungen gehört dabei das Down-Syndrom (Trisomie 21). Während bei werdenden Müttern zwischen 21 bis 29 Jahren die Gefahr nur bei 1:1000 liegt, dass ihr Baby am Down-Syndrom erkrankt, steigt diese Gefahr bei Schwangeren, die zwischen 40 und 44 Jahre alt sind, auf 1:60. Durch eine Fruchtwasseruntersuchung kann eine Chromosomenstörung bereits bei ungeborenen Kindern erkannt werden.
Aber auch Erbkrankheit oder körperliche Fehlbildungen kann man durch die Amniozentese feststellen.
Weiterhin kann mit einer Fruchtwasseruntersuchung auch das Geschlecht des Kindes ermittelt werden. Da bestimmte genetisch bedingte Krankheiten entweder nur beim männlichen oder ausschließlich beim weiblichen Geschlecht auftreten, kann dies für eine Diagnostik sehr hilfreich sein.
Zielgruppe - Bei wem wird eine Fruchtwasseruntersuchung durchgeführt?
Durchgeführt werden Amniozentesen vor allem bei Schwangeren, die das 35. Lebensjahr überschritten haben und bei denen das Risiko einer Chromosomenstörung dadurch erhöht ist, bei genetischen Defekten der Eltern oder anderen Familienmitgliedern, bei Erbkrankheiten oder bei Hinweisen auf mögliche Fehlbildungen.
Verlauf der Fruchtwasseruntersuchung
Im Rahmen einer Fruchtwasseruntersuchung wird eine Entnahme von Fruchtwasser über die Bauchdecke der zu untersuchenden Schwangeren durchgeführt. Diese Fruchtwasserprobe wird anschließend in einem Laboratorium analysiert, um festzustellen ob bei dem Fötus mögliche Schädigungen vorliegen.
Als bester Zeitpunkt für eine solche Untersuchung gilt die 14., 15. oder 16. Schwangerschaftswoche.
In manchen Fällen wird auch eine Fruchtwasseruntersuchung ab der 30. Schwangerschaftswoche durchgeführt, um eine mögliche Blutgruppenunverträglichkeit zwischen Mutter und Kind festzustellen oder um die Lungenreife des Kindes bei einer möglichen Frühgeburt zu bestimmen.
Fruchtwasseruntersuchungen können in der Regel ambulant in der Praxis eines Frauenarztes oder in einer Klinik durchgeführt werden. Bevor jedoch die Amniozentese erfolgt, kommt es zunächst zu einer Ultraschalluntersuchung, bei der die exakte Lage und Größe des Kindes sowie der Plazenta festgestellt wird.
Durchführung der Fruchtwasseruntersuchung
Bei der Untersuchung liegt die werdende Mutter auf einer Liege. Die werdende Mutter erhält eine örtliche Betäubung, sodass sie den kleinen Schnitt in die Bauchdecke nicht spürt.
Anschließend wird eine dünne Nadel durch die Bauchdecke der schwangeren Frau langsam in die Fruchtblase (Amnion) eingeführt. Um eine Verletzung des Ungeborenen zu verhindern, erfolgt eine ständige Kontrolle der Nadel mittels Ultraschall.
Befindet sich die Nadel in der Fruchtblase, wird mit ihr eine kleine Menge des Fruchtwassers von etwa fünfzehn bis zwanzig Millilitern entnommen. Steht die Geburt bald bevor, kann die Fruchtwasserentnahme auch durch den Gebärmutterhalskanal erfolgen.
Dazu erfolgt zeitgleich eine Ultraschalluntersuchung, sodass der Arzt genau sehen kann, wo sich die Kanüle befindet. Die Untersuchung wird in der Regel ohne örtliche Betäubung durchgeführt, weil es für die Schwangere kaum schmerzhaft ist. Nach einer Viertelstunde ist der Eingriff bereits beendet.
Untersuchung im Labor
Das Fruchtwasser wird anschließend in einem speziellen Labor untersucht. Darin befinden sich bereits die Zellen des ungeborenen Babys mit seinen Chromosomen. Genau diese Chromosomen werden im Labor unter dem Mikroskop begutachtet und gezählt.
Die meisten Ärzte fertigen einen Schnelltest an, der bereits wenige Stunden später ein vorläufiges Ergebnis liefert. Das endgültige Ergebnis aus dem Labor erhalten die werdenden Eltern etwa zwei Wochen nach der Amniozentese Mögliche Ergebnisse dieser Untersuchung können ein Genschaden wie zum Beispiel das Down Syndrom sein oder auch ein offener Rücken des Ungeborenen.
Mögliche Risiken der Fruchtwasseruntersuchung
Die Amniozentese liefert wertvolle Ergebnisse, doch ist die Untersuchung mit Risiken verbunden. Auch wenn der Arzt per Ultraschall genau kontrolliert, wo er die Kanüle durch die Bauchdecke stechen kann, um das ungeborene Baby nicht zu verletzen, so kann doch in sehr wenigen Fällen eine Fehlgeburt ausgelöst werden.
Und vor allem gibt diese Untersuchung keine Sicherheit, dass das Baby zu 100 Prozent gesund sein wird. Nicht alle Krankheiten können durch eine vorgeburtliche Untersuchung erkannt werden.
Organschädigungen wie zum Beispiel eine defekte oder fehlende Herzklappe kann bei der Fruchtwasseruntersuchung nicht festgestellt werden. Lediglich Krankheiten, die genetische Veränderungen verursachen, können zu 98 Prozent durch die Entnahme des Fruchtwassers diagnostiziert werden. Zudem müssen sich alle werdenden Eltern reiflich überlegen, ob sie die Fruchtwasseruntersuchung wirklich vornehmen lassen möchten.
Fruchtwasseruntersuchungen führen jedoch nur selten zu Komplikationen. Mögliche weitere auftretende Probleme sind:
- Fruchtwasserabgang
- leichte Blutungen
- eine Infektion in der Gebärmutter
- eine Verletzung des Kindes durch die Nadel
- Kontraktionen der Gebärmutter
Das Ergebnis der Amniozentese kann etwa drei Wochen dauern, das Ergebnis eines Schnelltests erhält man schon nach wenigen Tagen.
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