Entbindung im Geburtshaus - Organisation, Vor- und Nachteile und Unterschiede

Viele Frauen wünschen sich eine angenehme Atmosphäre für ihre Entbindung. Hier bietet sich eine Hausgeburt oder eine Geburt im Geburtshaus an. Doch was sind die Merkmale und worin liegen die Unterschiede zur Geburt im Krankenhaus und zuhause?

Von Claudia Haut

Geburtshaus: eine Definition

Etliche Eltern möchten ihr Baby nicht in der eher unpersönlichen Atmosphäre eines Krankenhauses entbinden und schwanken daher zwischen einer Hausgeburt und einer Entbindung in einem Geburtshaus einer Hebamme.

Geburtshäuser in Deutschland gibt es seit 1985. Hebammen haben sich zusammengeschlossen, um frauen- und familienorientiert bei der natürlichen Geburt Hilfestellung zu leisten um ein angenehmes natürliches Gebären in ruhiger und sicherer Umgebung mit allen eventuell benötigten Utensilien zu gewährleisten.

Diese Rundumversorgung und Betreuung ist einzigartig und in Krankenhäusern aufgrund der gesundheitspolitischen Lage in dieser Form nicht möglich. In einem Geburtshaus können Frauen ambulant ihr Baby entbinden. Paare, die sich für eine Geburt im Geburtshaus interessieren, sollten die Leistungen der verschiedenen Geburtshäuser vergleichen.

Geburtshäuser sind Entbindungsräume, die ausschließlich von Hebammen geleitet werden. Die Paare kommen in das Geburtshaus, wenn die Wehen eingesetzt haben. Das Baby wird hier entbunden und bereits nach ein paar Stunden kann die junge Familie wieder nach Hause.

Vor- und Nachteile

Der Vorteil eines Geburtshauses besteht darin, dass hier viele medizinische Geräte vorhanden sind, ähnlich wie dies in einem Krankenhaus der Fall ist. Die Atmosphäre ist jedoch wesentlich gemütlicher und harmonischer als in einem sterilen Kreißsaal eines Krankenhauses.

Die werdende Mutter kann sich hier frei bewegen und auch zur Entspannung in eine Badewanne gehen. Sofern sie dies möchte, kann sie auch ihr Baby dort bekommen.

Der Nachteil eines Geburtshauses ist, dass wertvolle Minuten verstreichen, bis ein Arzt im Notfall anwesend sein kann oder bis die Frau in ein Krankenhaus gebracht werden kann. Im Notfall können diese Minuten über Leben und Tod von Mutter und Kind entscheiden.

In der Regel können die Hebammen jedoch abschätzen, wann es sich um eine Risikogeburt handelt und raten der Schwangeren dann gleich zu einer Entbindung im Krankenhaus.

Die erfahrenen Hebammen können Risiken in der Regel abschätzen und raten dann zum Krankenhaus
Die erfahrenen Hebammen können Risiken in der Regel abschätzen und raten dann zum Krankenhaus

Individualität und Intimität als Prämissen

Die Philosophie der Geburtshäuser ist es, den Müttern und Familien eine Geburt im selbst bestimmten Rahmen zu ermöglichen. Ob Wassergeburt oder Geburtsstuhlentbindung - was die Gebärende wünscht, wird gemacht.

Der Charme des Geburtshauses liegt gerade in seiner intimen, individuellen Ausstattung, die man völlig und rückhaltlos für sich beanspruchen kann. Außerdem ist die aktive Einbeziehung des Geburtspartners ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit des Geburtshauses.

Die Kompetenz der Hebammen gepaart mit den Gefühlen und Selbstbewusstsein der Eltern ist die Devise des Geburtshauses.

Organisation und Aufgaben in einem Geburtshaus

Frauen, die nicht in einer unpersönlichen und sterilen Atmosphäre entbinden möchten, können ihr Baby in einem Geburtshaus bekommen. Diese sind nicht so zahlreich vorhanden wie Entbindungskliniken, dennoch findet man Geburtshäuser in jeder größeren Stadt.

Jedes Geburtshaus wird von erfahrenen Hebammen geleitet. Ärzte arbeiten hier nicht, es sei denn, sie werden im Rahmen des Notdienstes hinzugerufen.

Tätigkeitsgebiete im Geburtshaus

Im Geburtshaus werden nicht nur - wie der Name vermuten ließe - Babys entbunden. Hier werden die Frauen vom Beginn der Schwangerschaft bis weit nach der Geburt kompetent betreut.

Das Team eines Geburtshauses besteht aus ausschließlich mehreren Hebammen. Ihr Angebot umfasst auch:

Die Räumlichkeiten sind immer gemütlich und ansprechend. Mehrere Geburtsräume, Bäder und Kursräume finden in einem Geburtshaus Platz. Manche Geburtshäuser bieten auch die Möglichkeit einer Entbindung im Wasser.

Das Geburtshaus schafft einen Rahmen um eine ganz individuelle Entbindung zu ermöglichen. In den wohnlichen Geburtszimmern gibt es auch ein CTG, aber nicht soviel Technik wie im Krankenhaus.

Vorsorge

Frauen, die auch die Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchungen von einer Hebamme - nicht von einem Frauenarzt - durchführen lassen möchten, können dies ebenfalls in einem Geburtshaus in Anspruch nehmen.

Der erste Kontakt zwischen den Hebammen des Geburtshauses und der Schwangeren ist dann meist zur Feststellung der Schwangerschaft. Die Hebammen untersuchen die Frau und betreuen sie die ganze Schwangerschaft über. Im Rahmen der Vorsorgen wird der Urin untersucht und auch regelmäßig ein CTG geschrieben.

Behandlung der Schwangerschaftsbeschwerden

Hat die Frau Probleme oder Beschwerden, so können die erfahrenen Hebammen diese mit Hilfe von Akupunktur, homöopathischen Mitteln, Bachblüten oder durch Methoden wie zum Beispiel das Moxen beheben oder lindern.

Geburtshilfe

Einige Zeit vor der Geburt erhält in der Regel jede Schwangere eine Telefonnummer, mit der sie Tag und Nacht eine Hebamme des Geburtshauses erreichen kann, sofern sich die Geburt ankündigt. Wenn die Wehen einsetzen, fährt die Frau zusammen mit ihrem Partner oder einer anderen Begleitperson in das Geburtshaus. Hier wird sie bis zur Geburt des Babys von einer Hebamme betreut.

Die Frau kann sich frei bewegen, verschiedene Geburtspositionen ausprobieren oder ein Entspannungsbad in der Badewanne einnehmen.

Möglichkeiten der Schmerzlinderung

Während der Geburt werden verschiedene Möglichkeiten zur Schmerzlinderung angeboten, die aus

bestehen können.

Eine Periduralanästhesie (PDA) ist im Geburtshaus allerdings nicht möglich.

Dammriss und Dammschnitt

Viele Hebammen sind der Auffassung, dass natürliche Dammrisse besser heilen als Dammschnitte, die während der Geburt gesetzt werden.

In der Regel wird die Hebamme aber ohnehin versuchen, die Verletzung des Dammgewebes ganz zu vermeiden. Dazu wird der Dammbereich mit Öl massiert.

Ist das Baby geboren, wird es von der Hebamme untersucht, gemessen und gewogen. Auch bei den ersten Stillversuchen unterstützt die Hebamme die frischgebackene Mutter. Wenige Stunden nach der Geburt dürfen die Eltern mit ihrem Baby wieder nach Hause.

Wochenbettbetreuung und Rückbildung

Nach der Geburt führen die Hebammen des Geburtshauses die Wochenbettbetreuung durch und geben Stillberatung.

Natürlich werden in einem Geburtshaus auch Vorbereitungs- und Rückbildungskurse angeboten. Diese können auch von Frauen besucht werden, die ihr Kind im Krankenhaus bekommen möchten bzw. geboren haben.

Um sich die Entscheidung für oder gegen das Geburtshaus leichter zu machen, hilft auch der Vergleich mit einer Geburt zuhause oder im Krankenhaus - wo liegen die Vor- und Nachteile?

Im Vergleich

Die Geburt zu Hause

Etliche Paare entscheiden sich auch für eine Geburt zu Hause. Der Vorteil ist, dass sich die Frau in ihrer gewohnten Umgebung befindet und die Geburt ganz natürlich erleben kann. Hier ist ihr nichts fremd.

Der Nachteil einer Hausgeburt ist, dass heutzutage nicht mehr viele Hebammen Hausgeburten begleiten. Man muss also etwas suchen, bis man eine geeignete Hebamme findet. Zusätzlich sollte man bei einer Hausgeburt auch bedenken, dass eine Geburt mit Blut und anderen Körperflüssigkeiten verbunden ist.

Der Raum, in dem die Entbindung stattfinden soll, muss demnach abgedeckt werden, um Boden und Möbel zu schonen. Anschließend muss natürlich alles wieder gesäubert werden.

Im Krankenhaus oder einem Geburtshaus brauchen sich die frischgebackenen Eltern um die Reinigung nicht kümmern. Dennoch fühlt sich eine Frau vermutlich am wohlsten, wenn sie ihr Kind zu Hause entbinden kann.

Die Geburt im Krankenhaus

Es sind oft selbstbewusste und offene Frauen und Familien, die sich für eine Entbindung im Geburtshaus entscheiden. Unterschiede zwischen geburtshilflichen Abteilungen in Krankenhäusern und Geburtshäusern gibt es immer noch, auch wenn sich heute viele Krankenhäuser gegenüber selbstbestimmten Methoden der Geburt (z.B. Wassergeburt, Gebärstuhl, verschiedene Gebärstellungen, ambulante Geburt) geöffnet haben und auch alternativen Formen der Schmerzbekämpfung (z.B. Akupunktur) offen gegenüber stehen.

Die Krankenkassen übernehmen zwar die Kosten der Entbindung, nicht aber die Betriebskosten des Geburtshauses. Daher muss eine Zuzahlung geleistet werden, die zwischen 300 und 600 Euro liegt. Einzelheiten dazu sollten ebenso wie medizinische und praktische Fragen mit dem jeweiligen Geburtshaus direkt abgesprochen werden.

Wann man im Krankenhaus entbinden sollte

Ein Geburtshaus ist normalerweise eine ambulante Einrichtung und die Eltern kehren mit dem Baby wieder in ihre häusliche, vertraute Umgebung zurück. Es gibt aber auch gute Gründe, warum sich jemand für die Klinik entscheidet, zum Beispiel bei einer Risikoschwangerschaft.

Auch um im Bedarfsfall eine Kinderklinik, beziehungsweise Neugeborenen-Intensivstation in unmittelbarer Nähe zu haben, wo zum Beispiel ein Frühchen sofort medizinisch versorgt werden kann, ist die Wahl auf das Krankenhaus die richtige.

Bei einer Risikogeburt sollte man sich fürs Krankenhaus entscheiden
Bei einer Risikogeburt sollte man sich fürs Krankenhaus entscheiden

Wann die Geburt verlegt werden muss

In seltenen Fällen ist es erforderlich, die Entbindung im Geburtshaus abzubrechen und in ein Krankenhaus zu verlegen. Dies ist der Fall, wenn:

  • die Entbindung nicht weiter voranschreitet und Kind sowie Mutter sehr erschöpft sind
  • zu starke oder zu schwache Wehen und/oder Blutungen auftreten
  • sich die Herztöne des Kindes verändern und seine Gesundheit nicht mehr gewährleistet werden kann

Sind die Geburtsverletzungen zu groß, ist es teils erforderlich, die Mutter nach der Geburt ihres Kindes in eine Klinik zu bringen. Dieses wiederum wird ins Krankenhaus gebracht, wenn es Anzeichen einer Erkrankung, Atemstörung oder Fehlbildung zeigt.

Wer sich dennoch für die Entbindung in einem Geburtshaus entscheidet, sollte bei der Auswahl auf einige Punkte achten.

Kriterien für die Wahl des richtigen Geburtshauses

Geburtshäuser gibt es überwiegend nur in größeren Städten. Dies ist bereits das erste Problem bei der Suche nach dem richtigen Geburtshaus: Paare, die auf dem Land wohnen, können ein Geburtshaus oftmals nicht in einer vernünftigen Zeit erreichen und müssen sich daher für eine Geburt zu Hause oder im Krankenhaus entscheiden.

Sympathie und Organisation

Schwangere, die in der Nähe mehrerer Geburtshäuser wohnen, sollten sich jedes dieser Geburtshäuser in Ruhe ansehen. Am wichtigsten ist der Kontakt zu den Hebammen. Hier muss sofort eine gewisse Sympathie herrschen, so dass sich die Schwangere bei der Geburt wohlfühlen kann.

Es sollte auch hinterfragt werden, welches Krankenhaus sich im Notfall in der Nähe des Geburtshauses befindet und wie lange der Transport dauern würde. In diesem Zusammenhang sollten sich die werdenden Eltern zeigen lassen, welche Geräte und Apparate es im Geburtshaus für den Notfall gibt und wann eine Geburt nicht mehr im Geburtshaus stattfinden kann.

Ausbildung der Hebammen

Oft unterscheiden sich auch die Ausbildungen der Hebammen, die im Geburtshaus arbeiten. Einige Hebammen haben Zusatzkurse absolviert:

Kosten für die Rufbereitschaft

Die normalen Hebammenleistungen sowie die Kosten der Geburt übernehmen meist die Krankenkassen. Was die Krankenkassen in der Regel jedoch nicht bezahlen, ist die so genannte Rufbereitschaft. Diese muss von jeder Frau bezahlt werden, wenn sie im Geburtshaus entbinden möchte.

Die Pauschale für die Rufbereitschaft wird von jedem Geburtshaus in Rechnung gestellt. Jedoch unterscheiden sich hier die Kosten. Paare, die mehrere Geburtshäuser zur Auswahl haben, sollten demnach auch nach der Höhe dieser Kosten fragen und Preise vergleichen.

Kosten für Zusatzleistungen

Auch Kosten für Zusatzleistungen sollten erfragt werden, wie zum Beispiel:

Einige Geburtshäuser bieten diese Kurse sogar kostenlos an, wenn die Frau ihr Baby im Geburtshaus entbinden möchte bzw. entbunden hat. Letztlich kann die Entscheidung für das richtige Geburtshaus wohl nur aus dem Bauch heraus getroffen werden. Die Kosten sind das eine, viel wichtiger ist es jedoch, dass die Frau sich dort wohlfühlt und entspannt ihr Kind bekommen kann.