Hausgeburt: Was tun und beachten?

Eine Hausgeburt zählt wohl zu den natürlichsten Geburten. Der Ablauf unterscheidet sich in einigen Dingen gravierend von einer Geburt im Krankenhaus. Begleitet wird eine Hausgeburt in der Regel von einer qualifizierten Hebamme. Lesen Sie, was bei einer Hausgeburt in Sachen Vorbereitung und Ablauf zu beachten ist und wo die Vor- und Nachteile liegen.

Von Claudia Haut

Was versteht man unter einer Hausgeburt?

Bei einer Hausgeburt bekommt die Frau ihr Baby ganz natürlich zu Hause in den eigenen Wohnräumen. Für die Geburtsbegleitung gibt es speziell ausgebildete Hebammen, die bei Geburtsbeginn zu den werdenden Eltern nach Hause kommen.

Bei einer Hausgeburt ist die Hebamme im Vorfeld bekannt, sodass durch die gemeinsame Schwangerenvorsorge ein Vertrauensverhältnis entstehen konnte. So hat die Hebamme die Möglichkeit, bei sich in der Schwangerschaft abzeichnenden Problemen kurzfristig einen anderen Geburtsort zu empfehlen. Ebenso kann sie während der Geburt abgestimmter handeln.

Die werdenden Eltern und vor allen Dingen die werdende Mutter sollten voll und ganz hinter ihrer Entscheidung stehen.

Viele Frauen wünschen sich eine Hausgeburt, um der Gerätemedizin und der unpersönlichen Atmosphäre im Krankenhaus zu entkommen. Hausgeburten werden von speziell geschulten Hebammen geleitet, die auch für den Notfall alle notwendigen Apparate und Instrumente dabeihaben.

Keine Schmerzmittel

So müssen die Schwangeren bereit sein, auf schmerzlindernde Medikamente oder eine Periduralanästhesie (PDA) weitgehend zu verzichten.

Die Hebamme kennt aber Alternativen, die zur Schmerzlinderung eingesetzt werden können.

Individualität und Selbstbestimmtheit

Die Hausgeburt bietet den Vorteil, selbstbestimmt, eigenverantwortlich und individuell entbinden zu können. Eigene Wünsche und Vorstellungen werden berücksichtigt und mit eingeplant.

Vertrauensbasis zur Hebamme

Die Hebamme betreut die werdende Mutter schon während der Schwangerschaft und so kann sich ein Vertrauensverhältnis aufbauen. Sie ist für die Schwangere, die Gebärende und die Wöchnerin da, emotional, menschlich und medizinisch.

Die Hebamme unterstützt den Geburtsverlauf, sie spricht Mut zu und fördert die Intuition der Gebärenden. Sie bleibt die ganze Geburt über anwesend und die Gebärende erlebt keinen Wechsel.

Heimische Atmosphäre

Bei der Entbindung können alle erwünschten und vertrauten Personen, auch Geschwisterkinder anwesend sein.

Viele Frauen haben auch Angst vor Krankenhäusern und fühlen sich in ihrer gewohnten Umgebung wohler. Die vertraute heimische Atmosphäre ist eine gute Alternative zu der oft kalten Krankenhausroutine.

Entscheidungsfreiheit

Oft bestehen auch Bedenken vor vorschnellen medizinischen Eingriffen. Frauen die sich für eine Hausgeburt entscheiden, möchten selbst bestimmen wie sie ihr Kind gebären wollen und sich keine Vorschriften machen lassen. In einer Entbindungsklinik muss sich die Gebärende den dort herrschenden Regeln und Strukturen unterordnen.

Wer zahlt die Hausgeburt und wie teuer ist sie?

Bei einer Hausgeburt mit privater Hebamme muss man mit ewta 1.600 Euro rechnen. Die Hälfte dieser Kosten werden von der Krankenkasse übernommen. Wählt man eine Hebamme mit Kassenvertrag, werden die gesamten Kosten übernommen.

Wie sicher ist eine Hausgeburt?

Häufig kommt die Frage auf, ob eine Hausgeburt überhaupt als sicher angesehen werden kann. Grundsätzlich spricht nichts gegen eine solche Geburt, sofern keine Risikoschwangerschaft vorliegt - dazu im weiteren Verlauf mehr.

Die vertraute Umgebung der Mutter kann den Geburtsverlauf sogar fördern. Werdende Mütter sollten sich gut beraten und beu ihrer Entscheidung niemals unter Druck setzen lassen.

Warum Hausgeburt? - Die Vor- und Nachteile

Wie jede Entbindungsart so hat natürlich auch eine Hausgeburt Vor- und Nachteile. Jede Schwangere sollte für sich selbst abwägen, welche Gründe für oder gegen eine Geburt zu Hause für sie wichtiger erscheinen.

Bei seiner Entscheidung sollte man sich nicht von den werdenden Großeltern oder dem Freundeskreis beeinflussen lassen sondern nur zusammen mit dem Partner entscheiden.

Vorteile einer Hausgeburt

Eine Hausgeburt bietet viele Vorteile, so bleibt die werdende Mutter in ihrer gewohnten Umgebung und das Kind kommt da zur Welt, wo es zu Hause ist. Vertraute Personen und auch Geschwisterkinder können anwesend sein und das Wunder der Geburt miterleben.

Zusammen mit der Hebamme kann die Hausgeburt ganz individuell gestaltet werden. Die Hebamme geht auf die Wünsche und Bedürfnisse ein. Sie entscheidet auch, je nach Schwangerschaftssituation und Befund, ob eine Hausgeburt in Frage kommt.

Im Krankenhaus ist alles fremd. Wenn man auf die Toilette muss, muss man zuerst einmal fragen, wo sich diese denn befindet. Zu Hause ist alles vertraut und wenn sich die werdende Mutter im warmen Wasser der Badewanne entspannen möchte, ist auch dies möglich.

Wichtig zu wissen ist, dass man bei einer Hausgeburt keiner Klinikroutine und keinem Schichtwechsel ausgesetzt ist. Der Partner ist stärker beteiligt und zieht sich nicht so schnell wie in den gewohnten Kreißsälen in die Rolle eines Zuschauers zurück. Nach der Geburt wird er nicht heimgeschickt, sondern kann rund um die Uhr das unbeschreibliche Glück genießen.

Die Schwangere kann sich frei bewegen, Ihre Gebärposition frei wählen, essen und trinken nach Bedarf, die ersten Stunden ungestört mit Ihrem Kind verbringen und hört nicht gleichzeitig andere Geburten mit. Es wird seltener ein Dammschnitt gemacht, weniger vaginal untersucht und es werden keine Wehenmittel verabreicht.

Ein weiterer Vorteil einer Hausgeburt ist, dass die werdenden Eltern zur Geburt nicht extra mit dem Auto in die Klinik fahren müssen. Bei einer geplanten Klinikgeburt muss sich das Paar rechtzeitig auf den Weg machen und die schwangere Frau im Auto in einer unbequemen Sitzposition ihre Wehen veratmen.

Dies fällt bei einer Hausgeburt weg.

Nachteile der Hausgeburt

Großer Nachteil einer Hausgeburt ist, dass bei schweren Komplikationen nicht sofort ein Frauen- oder Kinderarzt zur Stelle ist.

Die Hebamme hat zwar für den Notfall in der Regel etliche Geräte dabei, um das Leben von Mutter und/oder Kind zu retten, dennoch ist sie kein Arzt und in schwierigen Situationen muss dann erst ein Notarzt gerufen werden.

Treten Komplikationen während der Geburt auf, so kann es auch notwendig sein, dann noch ins Krankenhaus zu fahren.

Nur noch wenige Hebammen wollen heutzutage eine Hausgeburt leiten, so dass es sich in einigen Gegenden schwierig gestaltet, eine qualifizierte Hebamme zu finden.

Unbedingte Voraussetzungen für eine Hausgeburt

Unaufälliger Schwangerschaftsverlauf

Eine Hausgeburt ist nur dann möglich, wenn es sich um einen absolut unauffälligen Schwangerschaftsverlauf handelte und nicht nur das ungeborene Baby sondern auch die werdende Mutter gesund ist. Wichtig ist auch, dass das Baby zum errechneten Termin geboren wird und nicht schon Wochen oder Monate vorher.

Die meisten Hebammen führen eine Hausgeburt ab der vollendeten 38. Schwangerschaftswoche durch.

Die richtigen häuslichen Gegebenheiten

Voraussetzung für eine Hausgeburt ist auch, dass sich die werdende Mutter zu Hause soweit wohlfühlt, dass sie dort ohne Angst ein Baby entbinden kann. Lebt beispielsweise die ganze Familie zerstritten unter einem Dach, so wird eine Hebamme von einer Hausgeburt abraten.

Gleiches gilt auch, wenn zu Hause schlechte hygienische Bedingungen herrschen oder wenn die Schwangere sich aufgrund massiver Lärmbelastung nicht auf sich und die Geburt konzentrieren kann.

Dies beurteilt eine Hebamme bei einem Besuch, der einige Wochen vor dem errechneten Entbindungstermin stattfindet. Die Hebamme sieht sich dabei das Haus und die Gegebenheiten an.

Komplikationen während der Hausgeburt

Treten während der Entbindung Komplikationen auf wie z.B. zu schwache Wehen, schlechte Herztöne des Babys oder gesundheitliche Probleme der Mutter, so bringt die Hebamme die Eltern in die nächstgelegene Entbindungsklinik.

Wann ist die Hausgeburt nicht zu empfehlen und welche Alternativen gibt es?

Risikoschwangerschaften müssen in einem Krankenhaus entbunden werden. Auch wenn es während der Schwangerschaft zu Komplikationen kommt oder Komplikationen während der Geburt erwartet werden, kann eine Hausgeburt nicht empfohlen werden.

Bei Risikoschwangerschaften ist es leichtsinnig auf die moderne Gerätemedizin und ärztliche Betreuung in einer Entbindungsklinik zu verzichten. Bei einer normalen Geburt ist die betreuende Hebamme, welche die Hausgeburt begleitet, umfangreich medizinisch ausgestattet und hat ein hohes Ausbildungsniveau.

Komplizierter Schwangerschaftsverlauf

Diese Hebammen setzen jedoch bestimmte Voraussetzungen, die für eine Hausgeburt zwingend vorliegen bzw. gegeben sein müssen. Frauen, die schon in der Schwangerschaft Wehen, Blutungen, einen zu hohen Blutdruck oder Diabetes haben, können ihr Kind nicht im Rahmen einer Hausgeburt entbinden.

Auch Zwillinge oder Mehrlinge werden in der Regel nicht geplant zu Hause geboren.

Falsche Kindslage und andere Anomalien

Liegt das Baby zum errechneten Termin falsch im Bauch der Mutter, also z.B. mit den Füßen nach unten, so ist auch dies ein Grund, der gegen die Hausgeburt spricht.

Gleiches gilt auch für sämtliche andere Anomalien wie z.B. ein besonders großes oder kleines Baby, die falsche Lage der Plazenta im Körper der werdenden Mutter usw.

Geburt im Geburtshaus

Einige Frauen, die zwar eine schöne wohnliche Atmosphäre wünschen, sich aber eine Geburt in ihrer Wohnung nicht vorstellen können, ziehen ein Geburtshaus oder eine Praxis vor. Hier haben sie zwar die Hausgeburtsbedingungen, aber einen Ortswechsel vor und nach der Geburt.

Welche Vorbereitungen müssen vor einer Hausgeburt getroffen werden?

Eine Hausgeburt will gut vorbereitet sein, die meisten Sachen, die man benötigt, sind sowieso im Haushalt vorhanden. Die Hebamme wird rechtzeitig eine Liste der benötigten Sachen aushändigen. Dringend benötigt werden zum Beispiel:

Die Raumtemperatur muss bei einer Entbindung mindestens 25°C betragen, dafür braucht man vielleicht ein zusätzliches Heizgerät. Für Mutter und Kind muss eine Tasche gerichtet sein, falls doch eine Klinikeinweisung nötig wird.

Die Hebamme wird den Vater bezügliche der Vorbereitung genau instruieren. Für das Baby braucht man eine Mindestausstattung und für die werdende Mutter sollte die Versorgung im Wochenbett mit eingeplant werden. Für die Zeit im Wochenbett ist es hilfreich wenn man eine Haushaltshilfe organisiert, die Kosten werden in der Regel von der Krankenkasse übernommen.

Eine Hausgeburt muss gut geplant und überdacht sein. In jedem Fall sollte eine ruhige und harmonische Atmosphäre während der Geburt herrschen.

Die Methoden und eventuellen Gebärpositionen werden mit der Hebamme abgesprochen. Wünscht die Schwangere eine sanfte Geburt, zum Beispiel nach Frédéric Leboyer oder hat andere individuelle Vorstellungen, kann sie dies mit der Hebamme planen. Auch Wassergeburten sind in der Badewanne möglich, oft stellen die Hebammen auch einen Geburtspool zur Verfügung.

Rechtzeitig eine Hebamme kontaktieren

Laut Statistiken werden in Deutschland nur noch ein bis zwei von hundert Babys im eigenen Zuhause entbunden. Früher waren Hausgeburten völlig normal.

Heutzutage muss sich eine Schwangere jedoch erst ein wenig umhören, bis sie eine Hebamme in ihrer Nähe findet, die Hausgeburten begleitet. Meist muss man sich mit dieser Hebamme auch schon frühzeitig in Verbindung setzen, damit es mit der gewünschten Hausgeburt auch klappt und die Hebamme nicht zum gleichen Zeitpunkt bei einer anderen Schwangeren zur Entbindung ist.

Ablauf der Hausgeburt und die Aufgaben der Hebamme

Die Hebamme, die die Hausgeburt begleitet, hat in den Wochen vor dem errechneten Entbindungstermin sowie einige Tage später Rufbereitschaft. Schwangere können sie in dieser Zeit 24 Stunden am Tag telefonisch erreichen, wenn die Wehen einsetzen oder die Fruchtblase geplatzt ist. Die Hebamme kommt dann zu den werdenden Eltern nach Hause.

Die Hebamme bleibt die gesamte Geburt über bei den werdenden Eltern und unterstützt sie bei der Veratmung der Wehen. Immer wieder kontrolliert sie den Geburtsverlauf, indem sie den Muttermund ertastet und die kindlichen Herztöne kontrolliert.

Die werdende Mutter kann während der Hausgeburt immer wieder die Positionen einnehmen, die ihr am angenehmsten erscheinen. Die Hebamme unterstützt sie dabei. Die meisten Hebammen bringen auch einen Gebärhocker mit, auf dem die Frau ihr Baby entbinden kann, wenn sie dies möchte.

Verabreichung von Schmerz- und Naturheilmitteln

Hebammen, die für eine Hausgeburt entsprechend qualifiziert sind, bringen sämtliche Medikamente und Geräte mit, die für eine Geburt notwendig sein können. Zur Linderung der Schmerzen kann die Hebamme z.B. naturheilkundliche Präparate wie Globuli verabreichen.

Starke Schmerzmittel oder gar eine Rückenmarksnarkose (PDA) darf die Hebamme nicht geben.

  • Sie untersucht die Frau während der Geburt regelmäßig und kontrolliert die kindlichen Herztöne mit dem CTG.

  • Die Hebamme unterstützt die werdende Mutter beim Veratmen der Wehen und leitet sie später an, richtig zu pressen.

  • Sofern es notwendig ist, kann die Hebamme auch leichte Schmerzmittel verabreichen.

  • Ist das Baby geboren, so versorgt die Hebamme die frischgebackene Mutter und näht ggfs. einen Dammriss.

Die letzte Phase der Geburt

Diese gleicht auch einer Geburt im Geburtshaus oder im Krankenhaus, bis auf die Tatsache, dass sie in der eigenen Wohnung stattfindet. Sobald das Baby geboren ist, legt die Hebamme es auf den Bauch der Mutter. Sofern die Mutter dies möchte, kann sie ihr Baby auch selbst hochnehmen.

Sollte das Baby "Startschwierigkeiten" haben, hat die Hebamme auch ein Sauerstoffgerät dabei.

Dammriss

Die Hebamme versorgt und wäscht dann die frischgebackene Mutter. Sollte der Damm bei der Geburt eingerissen sein, so darf die Hebamme diesen auch nähen. Sie hat eine spezielle Qualifikation dafür erworben.

Der Gang zum Frauenarzt oder in eine Klinik ist in diesem Fall nur aufgrund eines Dammrisses nicht nötig.

Nach der Geburt

Beim Neugeborenen macht die Hebamme anschließend noch die U1-Vorsorgeuntersuchung und trägt die Ergebnisse in das gelbe Vorsorgeheft ein. Später unterstützt sie die Mutter beim ersten Anlegen des Babys an die Brust.

Die meisten Hebammen, die eine Hausgeburt begleiten, bleiben noch etwa drei Stunden nach der Geburt bei den Eltern und schauen am gleichen Tag einige Stunden später nochmals vorbei.

In den Tagen nach der Geburt kommen die Hebammen ebenfalls meist noch zweimal, später dann noch einmal täglich zur Kontrolle vorbei.