Wissenswertes zur Spätabtreibung

Von einer Spätabtreibung spricht man, wenn der Fötus in der 23. Schwangerschaftswoche oder später abgetrieben wird. Meist sind Behinderungen des Babys der Grund für den Schwangerschaftsabbruch.

Von Claudia Haut

Während bei Schwangerschaftsabbrüchen in den ersten Schwangerschaftswochen der Grund häufig darin liegt, dass die Frau kein Kind (mehr) möchte oder finanzielle Probleme durch die Geburt hätte, liegen die Gründe für eine Spätabtreibung meistens in einer Behinderung des ungeborenen Babys.

Die Zahl der Spätabtreibungen hat in den letzten Jahren stetig zugenommen, was jedoch auch daran liegt, dass die Frauenärzte immer bessere Untersuchungsgeräte haben und in vielen Fällen noch vor der Geburt feststellen können, wenn ein Baby eine Behinderung hat.

Gesetzliche Vorschriften

Nur weil ein ungeborenes Baby eine Behinderung hat, darf keine Spätabtreibung vorgenommen werden. Der Grund für eine so späte Abtreibung darf laut Gesetz nur eine körperliche oder psychische Gefahr durch das Baby für die Schwangere sein.

Hat das Baby also eine Behinderung, wodurch noch während der Schwangerschaft oder während der Geburt die körperliche Gesundheit der Schwangeren gefährdet wird, so wäre eine Spätabtreibung erlaubt. Genauso wäre auch eine Abtreibung möglich, wenn die Mutter aufgrund der Diagnose suizidgefährdet ist.

Theoretisch kann eine Spätabtreibung bis zur Geburt durchgeführt werden. Man sollte dabei jedoch bedenken, dass ein Baby sogar schon in der 23. Schwangerschaftswoche überleben könnte.

Durchführung

Viele Frauen sind sich zunächst gar nicht bewusst darüber, was eine Spätabtreibung bedeutet. Eine Abtreibung in den ersten Schwangerschaftswochen wird in der Regel noch durch eine Ausschabung der Gebärmutter vorgenommen. Dies ist in der zweiten Schwangerschaftshälfte natürlich nicht mehr möglich.

Noch im Mutterleib erhält das Baby eine Spritze, mit der es - so brutal muss dies gesagt werden - getötet wird. Mittels Ultraschall setzt der Frauenarzt die Spritze und das kleine Herzchen hört nach kurzer Zeit auf zu schlagen. Den toten Fötus muss die Mutter dann meist auf ganz normalem Wege vaginal entbinden.

Um die Wehen zu erzeugen, werden in der Regel der Wirkstoff Mifepriston und anschließend Cytotec-Tabletten vergeben.

Körperliche und psychische Folgen einer Spätabtreiung

Neben körperlichen Folgen wie zum Beispiel einem höheren Risiko bei weiteren Schwangerschaften für eine Fehl- oder Frühgeburt, leiden viele Frauen auch psychisch unter dem Schwangerschaftsabbruch, schließlich handelt es sich in den meisten Fällen um eine Wunschkind.

Am besten können die Schuldgefühle verarbeitet werden, wenn die Mutter bewusst Abschied von ihrem toten Baby nimmt und es im Arm hält. Doch gerade dies stellt für die meisten Frauen die größte Belastung dar, sodass sie unbedingt vorher gefragt werden sollten, ob sie dies tun möchten, oder nicht.