Wie man sich auf die neue Lebenssituation mit Kind einstellen kann und wo und wie man beraten wird

Eine Schwangerschaft bringt viele Veränderungen mit sich. Das freudige Ereignis bringt nicht nur großes Glück sondern auch viele nötige Vorbereitungen mit sich. Die familiäre Situation ändert sich und damit auch die gesamte Lebensplanung. Rund um die Schwangerschaft können viele Fragen auftauchen oder eine Beratung wird nötig und Hilfe gesucht. In Deutschland gibt es ein weit verzweigtes und gut ausgebautes Netz an staatlichen und unabhängigen Schwangerschaftsberatungsstellen. Für eine Schwangerschaftskonfliktberatung, muss die Beratungsstelle anerkannt sein. Eine Schwangerschaftsberatung ist immer dann sinnvoll, wenn die (werdenden) Eltern mit der jeweiligen Situation nicht alleine klarkommen. Bevor man zu einer Kurzschlusshandlung neigt, sollte man sich Hilfe bei den erfahrenen Mitarbeitern holen.

Von Claudia Rappold

Entscheidungen, die gefällt werden müssen

Die werdende Mutter muss wichtige Entscheidungen treffen, etwa ob sie Beruf und Familie unter einen Hut bringen will oder die ersten drei Lebensjahre nur für das Kind da sein will.

Wohnsituation überdenken

Eventuell muss die Wohnsituation überdacht werden, weil ein Kinderzimmer fehlt und ein Umzug muss geplant werden. Manche ledigen Paare entschließen sich auch zu heiraten, wenn sich Nachwuchs angekündigt hat.

Entbindungswunsch

Aber schon die Schwangerschaft an sich bringt viele Vorbereitungen mit sich, so muss die werdende Mutter entscheiden, wo und wie sie entbinden will. Es gibt die Möglichkeiten einer Hausgeburt, die Entbindung in einem Geburtshaus oder die Geburt in einem Krankenhaus.

Die Geburtshäuser und Entbindungskliniken können in der Regel besichtigt werden, viele Kliniken bieten auch einen Informationsabend an. So kann man schon einen ersten Eindruck gewinnen, wie ein Kreißsaal aussieht.

Hebamme suchen

Die Schwangere muss sich eine Hebamme suchen und vielleicht will sie sich auch schon für einen Geburtsvorbereitungskurs anmelden.

Anschaffungen, die gemacht werden müssen

Für den neuen Erdenbürger müssen viele Anschaffungen gemacht werden:

Die Mutter muss sich überlegen, ob sie stillen will und auch jetzt schon kann man sich Gedanken über mögliche Babysitter machen.

Für die Schwangere ist es wichtig, sich rechtzeitig über rechtliche Ansprüche wie Mutterschutz und Elterngeld zu informieren.

Mit der Aushändigung des Mutterpasses stürzt auf die Frau eine ganze Flut von Gefühlen ein und meist setzt dann eine Art Nestbautrieb ein.

Umstellung der Lebensweise

Für die Schwangere werden auch bestimmte Umstellungen der Lebensweise notwendig, wie zum Beispiel mit dem Rauchen aufzuhören oder auf Alkohol zu verzichten. Eine gesunde und bewusste Lebensweise und Ernährung ist jetzt ganz wichtig.

Viele Ärzte empfehlen auch Nahrungsergänzungsmittel, wie Vitamine und Folsäure um Fehlbildungen beim Kind zu verhindern.

Das Mutterschutzgesetz gibt bestimmte Richtlinien vor, diese müssen beim Berufsleben mit eingeplant werden. Der neue Erdenbürger wird das Leben sicher erst einmal auf den Kopf stellen.

Wo Schwangere sich beraten lassen können und Hilfe finden

Nicht nur wenn es um eine Schwangerschaftskonfliktberatung geht, stehen diese Stellen zu Verfügung. Zu den bekanntesten Einrichtungen gehören unter anderem:

  • Pro Familia
  • der Caritasverband
  • der AWO Bundesverband
  • andere konfessionelle Einrichtungen

Warum eine Beratungsstelle aufgesucht wird

Dabei gibt es ganz unterschiedliche Beweggründe, warum eine Beratungsstelle aufgesucht wird.

Aufklärung

Oft gibt es wichtige Fragen zu Schwangerschaft und Geburt sowie die erste Zeit mit dem Kind. Gerade Erstgebärende haben ein großes Bedürfnis nach Aufklärung.

Unerfüllter Kinderwunsch und familiäre Probleme

Aber auch bei unerfülltem Kinderwunsch kann eine Beratung wichtig sein. Ebenso klären die Beratungsstellen über die verschiedenen Verhütungsmethoden auf. Oft haben die Frauen Probleme, familiäre Schwierigkeiten oder schwierige Lebensumstände und suchen deshalb Rat und Hilfe.

Zum Beispiel können jugendliche Schwangere Probleme mit den Eltern haben oder die Frau hat Partnerschaftsprobleme.

Wer eine Beratung sucht, kann zwischen verschiedenen Trägern, die Schwangerschaftsberatung anbieten, aussuchen.

Kind und Karriere

Die persönliche Beratung hilft problematische Lebenslagen zu bewältigen. Manchmal stellt eine Schwangerschaft die Berufsplanung in Frage oder es muss eine Ausbildung unterbrochen werden. Hier kann bei der Schwangeren ein Beratungsbedarf bestehen.

Behinderungen und staatliche Förderungen

Andere Frauen müssen sich damit auseinandersetzen, dass das Kind vielleicht behindert sein wird und brauchen dabei Hilfe, Unterstützung und Beratung. Oft wünschen die Frauen auch Auskunft über staatliche Leistungen zur Familienförderung oder was die Rechte am Arbeitsplatz angeht.

Diagnostik und Wohnungssuche

Manchmal gibt es auch einen Aufklärungsbedarf was diagnostische Maßnahmen angeht. Oft können gute Tipps gegeben werden und teilweise wird auch eine aktive Hilfe angeboten, etwa bei der Wohnungssuche oder der Geltendmachung von Ansprüchen.

Rechtliche Ansprüche

Eine Schwangerschaftsberatungsstelle informiert auch über rechtliche Ansprüche, wie zum Beispiel das Erziehungsgeld. So gibt es beispielsweise die Bundesstiftung Mutter und Kind. Diese hilft durch unbürokratische Hilfe, mit finanzieller Unterstützung.

Schwangere Mädchen und Frauen können diese Hilfe in Anspruch nehmen, wenn sie die entsprechenden Voraussetzungen erfüllen.

Annonymität und Schweigepflicht

In den Beratungsstellen arbeiten fachlich qualifizierte Mitarbeiter. Die Beratung ist in der Regel kostenlos, auf Wunsch anonym und die Mitarbeiter sind zur Verschwiegenheit verpflichtet.

Selbstverständlich stehen die Beratungsstellen auch für Männer und deren Anliegen offen.

In welchen Fällen eine Schwangerschaftsberatung sinnvoll ist

Schwangerschaftsberatungsstellen gibt es praktisch in jeder Stadt Deutschlands. Hier können sich sowohl schwangere Frauen als auch werdende Eltern oder Paare beraten lassen, die bereits Kinder haben.

Bei Unsicherheit und Ratlosigkeit

Die Beratungsstellen sollten immer dann aufgesucht werden, wenn man keinen Ausweg mehr aus der Situation sieht und möglicherweise zu Kurzschlusshandlungen neigt.

Erfährt eine Frau, dass sie schwanger ist, ist dies in der Regel eine große Freude. Entstand das Kind jedoch zum Beispiel aus einem One-Night-Stand, aus einer Vergewaltigung oder möchte der werdende Vater kein Kind, so ist die Frau in einer Konfliktsituation.

Vielen Frauen hilft es dann, wenn sie sich einem fremden Menschen mitteilen können. Ist eine Frau ungewollt schwanger geworden und möchte zwar evtl. das Kind behalten, weiß jedoch nicht, wie alles weitergehen soll, so kann sie sich in einer Schwangerschaftsberatungsstelle genau darüber informieren, welche Leistungen ihr während der Schwangerschaft und nach der Geburt des Kindes zustehen.

Zur Beratung in Sachen Schwangerschaftsvorsorge

Eine Schwangerschaftsberatung ist auch immer dann sinnvoll, wenn werdende Eltern sich den Kopf darüber zerbrechen, ob sie Untersuchungen aus dem Bereich der vorgeburtlichen Diagnostik durchführen lassen sollen oder nicht.

Viele Paare würden ihr Kind nicht abtreiben lassen, auch wenn sie wüssten, dass es behindert ist. In diesem Fall raten die Mitarbeiter der Beratungsstellen je nach Situation dazu, keine Untersuchungen durchführen zu lassen sondern das Kind so anzunehmen, wie es geboren wird.

Die Mitarbeiter der Beratungsstellen erklären den Eltern sämtliche Hilfen, die sie mit einem behinderten Kind in Anspruch nehmen können.

Weiß ein Paar bereits, dass ihr ungeborenes Baby behindert sein wird, so finden sie in den Mitarbeitern der Beratungsstellen einen zuverlässigen Ansprechpartner, der der Schweigepflicht unterliegt. Oft hilft es diesen Paaren auch, einfach mit einem Menschen reden zu können.

Die Unterstützungen, die dem Paar zustehen, sind eine Sache. Die andere Sache ist das Gefühl dem ungeborenen behinderten Kind gegenüber. Die Mitarbeiter sind gute Zuhörer und schaffen es dadurch oft, den Eltern neuen Mut zu geben.

Nach der Diagnose einer risikobehafteten Schwangerschaft

Eine Schwangerschaft ist immer auch von Ängsten begleitet. Noch größer sind die Sorgen, wenn eine Risikoschwangerschaft diagnostiziert wird. Die Gynäkologen sprechen von einer Risikoschwangerschaft, wenn eines von vielen Kriterien erfüllt ist. Dabei muss die Diagnose nicht in Panik versetzen, viele Risikoschwangerschaften verlaufen komplikationslos mit einer normalen Entbindung. Um sich mit möglichen auftretenden Komplikationen bereits im Vorfeld auszukennen und vorbeugen zu können lohnt sich ein Besuch bei der Beratungsstelle.

Mögliche Risikofaktoren

So ist zum Beispiel schon das fortgeschrittene Alter der Schwangeren ein Kriterium für eine Risikoschwangerschaft oder wenn die werdende Mutter unter achtzehn Jahre alt ist.

Die Risikofaktoren sind vielfältig und je nach Schwere der Diagnose wird entsprechend behandelt:

  • Dabei kann es sich um Krankheiten bei der Mutter handeln die schon bestehen oder solche, die erst während der Schwangerschaft auftreten.

  • Andere Risikofaktoren können sich aus vorangegangenen Schwangerschaften ergeben, wenn es zum Beispiel schon zu Fehlgeburten kam.

  • Probleme die bei der Geburt auftreten könnten, beispielsweise Lageanomalien des Kindes, können meist schon im Vorfeld festgestellt werden. Dann wird unter Umständen ein Kaiserschnitt nötig.

  • Wenn die Frau mit Mehrlingen schwanger ist, wird dies auch zu den Risikoschwangerschaften gezählt. Ebenso zählen Vielgebärende, die mehr als vier Kinder entbunden haben, zu den Risikoschwangeren.

Als Risikoschwangere bezeichnet man die Frau immer dann, wenn die Gefahr besteht, dass es in der Schwangerschaft oder während der Geburt zu Komplikationen kommt. Oder aber auch, wenn das Risiko für eine kindliche Störung erhöht ist.

Bei der Diagnose einer Risikoschwangerschaft werden zukünftig engmaschigere Kontrollen durchgeführt.

Möglichkeiten der modernen Medizin

Durch die moderne Medizin, einer intensiven Vorsorge und Überwachung können die meisten Risiken minimiert werden. Die Liste der möglichen Risiken weist 52 Punkte auf. Dies bedeutet, dass relativ häufig eine Risikoschwangerschaft diagnostiziert wird.

Durch die engmaschigen Kontrollen sind die Risiken früh zu erkennen und dementsprechend zu vermeiden oder zu behandeln. Die gute medizinische Betreuung kann der Risikoschwangeren auch die Ängste nehmen.

Welche Hilfe man von einer Schwangerschaftsberatung erwarten kann

Schwangerschaftsberatungen werden in allen größeren Orten angeboten. Hier können sich (werdende) Eltern zu vielen verschiedenen Themen beraten lassen und Hilfe holen.

In den Schwangerschaftsberatungsstellen arbeiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die speziell für diese Aufgabe geschult wurden.

Bei gewünschter Abtreibung des Kindes

Meist wird eine Schwangerschaftsberatung in Verbindung mit einem Gespräch gebracht, das für eine Abtreibung notwendig ist. Dies ist eine Aufgabe der Schwangerschaftsberatungsstellen. Die Mitarbeiter sprechen mit der werdenden Mutter sowie evtl. mit einer Begleitperson (Partner, Eltern, Freundin etc.) und versuchen herauszufinden, warum die Frau ihr Baby abtreiben möchte.

Ziel der Beratung ist es, die Frau davon zu überzeugen, ihr Kind auszutragen. Die Beratungsstellen zeigen dann Möglichkeiten auf, wie es nach der Geburt des Kindes weitergehen könnte. Es gibt zum Beispiel diverse finanzielle Unterstützungen und auch die Möglichkeit der Vermittlung einer Kinderbetreuung.

Die Mitarbeiter der Beratungsstellen helfen auch bei den jeweiligen Formalitäten. Sollte die Frau dennoch eine Abtreibung wünschen, so stellen die Beratungsstellen eine Bescheinigung über die erfolgte Beratung aus.

Informationen über finanzielle Unterstützung und mögliche Untersuchungen

Auch Paare, die ihr Baby definitiv bekommen möchten, können sich an eine Schwangerschaftsberatungsstelle wenden. Sie bekommen hier zum Beispiel Informationen über finanzielle Unterstützung oder auch umfassende Beratungen zum Thema vorgeburtliche Diagnostik. Die Mitarbeiter erklären die einzelnen Untersuchungen und welche Ergebnisse dabei herauskommen können.

Die Schwangerschaftsberatungsstellen nehmen sich für diese Beratungen sehr viel Zeit und können den werdenden Eltern die Vor- und Nachteile der jeweiligen Untersuchungen aufzeigen. Sollte ein Paar bei einer dieser Untersuchungen bereits erfahren haben, dass sie zum Beispiel ein behindertes Kind erwarten, so können auch diese Paare sich bei den Schwangerschaftsberatungsstellen Hilfe holen.

Neben einem vertrauensvollen Ansprechpartner finden sie in den Mitarbeitern der Beratungsstellen auch kompetente Fachkräfte, die darüber informieren können, welche Hilfen den Eltern nach der Geburt zustehen und welche Betreuungsmöglichkeiten für ein behindertes Kind zur Verfügung stehen.

Unterstützung nach der Geburt des Kindes

Auch nach der Geburt eines Kindes können sich die Eltern mit Sorgen und Problemen an die Schwangerschaftsberatungsstellen wenden. Bis zum Ende des dritten Lebensjahres eines Kindes bieten die Beratungsstellen in der Regel ihre Hilfe an.