Schwangerschaftsdiabetes - Woran erkennt man ihn und welche Risiken gibt es?
Schwangerschaftsdiabetes, auch Gestationsdiabetes oder Typ-4-Diabetes genannt, kann als Begleiterscheinung in der Schwangerschaft auftreten. Meistens normalisiert sich die Störung des Zuckerstoffwechsels nach der Schwangerschaft wieder. Er kann verschiedene Ursachen haben. Unter anderem können bestimmte Schwangerschaftshormone eine Erhöhung des Blutzuckerspiegels bewirken. Lesen Sie alles Wissenswerte über Schwangerschaftsdiabetes.
Was ist Schwangerschaftsdiabetes und wie entsteht er?
Schwangerschaftsdiabetes bezeichnet man auch als
- Gestationsdiabetes
- Gestationsdiabetes mellitus (GDM) sowie
- Typ-4-Diabetes.
Es handelt sich um einen hohen Blutzuckerspiegel in der Schwangerschaft. Dabei wird bei der betroffenen Frau meist zum ersten Mal eine Glukosetoleranzstörung diagnostiziert. Manchmal handelt es sich auch um einen neu auftretenden Typ 1 oder Typ 2 Diabetes.
Typisch für den Gestationsdiabetes ist die Tatsache, dass sich der Zuckerstoffwechsel nach der Geburt meistens wieder normalisiert. Schwangerschaftsdiabetes kann Folgeschäden für das Kind bedeuten, wenn die Symptome unbemerkt bleiben. Deshalb wird der Blutzucker routinemäßig kontrolliert. Besteht ein erhöhtes Risiko, wird ein oraler Glukosetoleranztest (oGTT) gemacht.
Ursache: Wie entsteht Schwangerschaftsdiabetes?
Diese Diabetesform entsteht, wie die anderen Formen der Krankheit auch, durch einen Mangel an dem in der Bauchspeicheldrüse gebildeten Hormon Insulin. Dieses sorgt dafür, dass die Zuckeranreicherungen im Blut reguliert werden und der Blutzuckerspiegel, der sich nach einer Mahlzeit erhöht, wieder abgesenkt wird. Mangelt es an Insulin, bleibt der Blutzuckerspiegel zu hoch.
Während einer Schwangerschaft, die sich natürlich stark auf den Hormonspiegel der werdenden Mutter auswirkt, steigt der Bedarf an Insulin an. Kann der Körper dies nun nicht in einem ausreichenden Maß produzieren, steigt der Blutzuckerspiegel und Schwangerschaftsdiabetes entsteht.
Risikofaktoren für die Entstehung von Schwangerschaftsdiabetes
Eine Erhöhung des Blutzuckerspiegels kann in der Schwangerschaft zu schweren Komplikationen führen. Einige Frauen haben ein erhöhtes Risiko, in der Schwangerschaft an einem Schwangerschaftsdiabetes zu erkranken.
Hormonell bedingt
Hormone, die in der Schwangerschaft ausgeschüttet werden und zusätzliche Plazentahormone haben Auswirkungen auf den Blutzuckerspiegel. Diese Hormone erhöhen den Zuckerspiegel im Blut. Wenn die Bauchspeicheldrüse der Schwangeren nun zu wenig Insulin produziert, kommt es zum Schwangerschaftsdiabetes.
Nach der Schwangerschaft reguliert sich der Zuckerspiegel in der Regel wieder auf Normalwerte.
Mehrfache Erkrankung
Frauen, die in einer Schwangerschaft bereits einen Schwangerschaftsdiabetes hatten, haben ein sehr hohes Risiko, auch in der folgenden Schwangerschaft an einem erhöhten Blutzuckerspiegel zu leiden. Der behandelnde Frauenarzt wird dann bereits frühzeitig den Zuckerspiegel im Blut untersuchen, um die Diagnose möglichst bald stellen zu können.
Vorbelastung
Ein erhöhtes Risiko für einen Schwangerschaftsdiabetes haben auch Frauen, in deren Familien bereits eine Frau einen Schwangerschaftsdiabetes hatte oder eine Person (egal ob weiblich oder männlich) am "normalen" Diabetes von Typ II-Diabetes leidet.
Übergewicht
Viele schwangere Frauen, deren Blutzuckerspiegel zu hoch ist, sind übergewichtig. Gleiches gilt jedoch auch für Frauen, die vorher normalgewichtig waren und in der Schwangerschaft extrem viel zugenommen haben.
Das Gewicht ist somit ebenfalls ein Risikofaktor, der den Schwangerschaftsdiabetes begünstigen kann.
Das Alter und die Vorbelastung
Schwangere Frauen, die bereits über dreißig Jahre alt sind, haben ein höheres Risiko, am Schwangerschaftsdiabetes zu erkranken als jüngere Schwangere.
Frauen, die bereits drei oder mehr Fehlgeburten erleiden mussten, für die keine Ursachen gefunden werden konnten, leiden öfter am Schwangerschaftsdiabetes als andere Frauen.
Ein weiterer Risikofaktor für den Schwangerschaftsdiabetes ist ein sehr schweres Kind (über 4,5 kg) in einer vorherigen Schwangerschaft.
Mögliche Anzeichen und Symptome: Wie bemerkt man Schwangerschaftsdiabetes?
Ein Schwangerschaftsdiabetes wird oft nicht erkannt, weil er den Betroffenen keine Beschwerden bereitet und es häufig gar keine Anzeichen gibt.
Mögliche Anzeichen können sein:
- ein gesteigertes Durstgefühl,
- Harnwegs- und auch Nierenentzündungen,
- eine abnormale Gewichtszunahme,
- hoher Blutdruck,
- allgemeines Unwohlsein,
- Müdigkeit und Abgeschlagenheit oder
- ein schlechter Allgemeinzustand.
Es gibt verschieden Faktoren, die einen Schwangerschaftsdiabetes begünstigen. So zum Beispiel:
- Übergewicht,
- Bluthochdruck,
- wenn die Schwangere über 30 Jahre alt ist,
- Fehlgeburten in der Vorgeschichte,
- wenn das Geburtsgewicht der Schwangeren über 4000 Gramm war oder sie schon Kinder geboren hat mit einem Geburtsgewicht über 4000 Gramm,
- wenn es bereits Diabetes in der Familienanamnese gibt und
- wenn es bereits eine Schwangerschaft mit Schwangerschaftsdiabetes gab.
Mögliche Hinweise auf Schwangerschaftsdiabetes bei einer Untersuchung
Oft wird der Schwangerschaftsdiabetes zufällig im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen bei einem Suchtests entdeckt. Mögliche Symptome eines Gestationsdiabetes können sich zeigen.
- Eine starke Zunahme der Fruchtwassermenge oder
- ein abnormales Größenwachstum des Kindes, die so genannte fötale Makrosomie,
können Hinweise sein.
Diagnose von Gestationsdiabetes - Wie wird Schwangerschaftsdiabetes erkannt?
Meist wird der Diabetes nur durch Zufall entdeckt und es gibt vorher keine eindeutigen Symptome. Erst im letzten Drittel der Schwangerschaft steigt der Insulinbedarf stark an. Deshalb wird er oft erst nach der 24. Schwangerschaftswoche erkannt.
Blutzuckertest und Glukosetoleranztest
Schwangerschaftsdiabetes kann durch die Bestimmung des aktuellen Blutzuckers oder durch einen Glukosetoleranztest diagnostiziert werden. Die Tests werden beim Arzt durchgeführt, entweder
- beim Gynäkologen,
- beim Hausarzt oder
- einem speziellen Diabetologen.
Durchführung des Blutzuckertests
Diese können mit einem einfachen Suchtest, den man auch Screening nennt, den Blutzuckerwert bestimmen. Hierfür wird 50 Gramm Glukoselösung verabreicht und der Wert nach einer Stunde bestimmt.
Ist der Wert 140 mg/dl oder größer, ist ein weiterer Test zu machen.
Zuckerbelastungstest
Bei dem oralen Glukosetoleranztest (oGtt) oder Zuckerbelastungstest erhält die Schwangere 75 g Glukose. Danach wird innerhalb von zwei Stunden dreimal Blut abgenommen. Zu Anfang, nach einer Stunde und nach zwei Stunden.
Grenzwerte
Um die Diagnose zu stellen, gibt es folgende Grenzwerte:
- Nüchtern 90 mg/dl (5,0 mmol/l),
- nach einer Stunde 180 mg/dl (10 mmol/l),
- nach zwei Stunden 155 mg/dl (8,6 mmol/l).
Wenn nur ein Wert überschritten ist, besteht eine eingeschränkte Glukosetoleranz. Sind zwei oder drei Werte überschritten, so spricht man von einem Gestationsdiabetes.
Glukosurie
Beim Gynäkologen werden im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen Urinkontrollen auf Zucker vorgenommen. Aber diese Zuckerausscheidung im Urin (Glukosurie) ist ein unzuverlässiger Parameter um eine Diagnose stellen zu können.
So haben nicht alle Frauen mit Gestationsdiabetes Zucker im Urin und auf der anderen Seite haben nicht alle Schwangeren mit einer Glukosurie auch einen Gestationsdiabetes.
Vorbereitung auf den Zuckerbelastungstest und generelle Hinweise
In den Tagen vor dem Zuckerbelastungstest sollte die Schwangere möglichst kohlenhydratreich essen, dadurch wird die Bauchspeicheldrüse gereizt. An dem Tag vor dem Test darf bis um 22:00 Uhr gegessen werden, danach muss man nüchtern bleiben.
Es wird empfohlen, dass jede Schwangere zwischen der 24. Und 28. Schwangerschaftswoche einen Glukosetoleranztest macht.
Behandlungsmöglichkeiten: Was tun bei Schwangerschaftsdiabetes?
In der Regel ist Schwangerschaftsdiabetes gut zu behandeln. In den meisten Fällen hilft schon eine Ernährungsumstellung.
Was essen bei Schwangerschaftsdiabetes?
So sollen kleine, dafür aber häufigere Mahlzeiten eingenommen werden, so etwa sechs bis sieben.
Weißmehlprodukte sollten durch Vollkornprodukte ersetzt werden.
Auf schnell resorbierbare Kohlenhydrate wie beispielsweise Fruchtsaft, sollte weitgehend verzichtet werden.
Die Schwangere muss leben wie eine Diabetikerin. Je nach Gewicht und Konstitution der Schwangeren, darf sie nur eine bestimmte Menge an Kohlenhydrateinheiten oder Broteinheiten täglich zu sich nehmen. Diese müssen über den Tag verteilt werden.
Frauen, die normalgewichtig sind, sollten darauf achten, in der Schwangerschaft nicht mehr als 16 kg zuzunehmen.
Frauen, die schon vor der Schwangerschaft übergewichtig waren, sollten in der Schwangerschaft keine Diät machen um abzunehmen, aber es muss unbedingt darauf geachtet werden, dass nur eine bestimmte Anzahl an Kalorien pro Tag verzehrt werden darf. Genaue Angaben dazu wird der behandelnde Frauenarzt machen.
Empfohlene Lebensmittel
Die Lebensmittel, die auf dem Speiseplan der werdenden Mutter stehen, sollten vitaminreich sein und möglichst wenig Fett enthalten, also zum Beispiel:
Alle Produkte müssen auf mehrere Mahlzeiten täglich, am besten drei große Mahlzeiten und zwei Zwischenmahlzeiten, verteilt werden, so dass der Blutzuckerspiegel niemals zu weit absinken kann.
Zucker und Fruchtzucker meiden
Frauen, die unter einem Schwangerschaftsdiabetes leiden, müssen soweit wie möglich auf zuckerhaltige Lebensmittel verzichten oder den Konsum zumindest drastisch reduzieren. Zucker ist nicht nur in Süßigkeiten sondern beispielsweise auch in Getränken wie Limonade enthalten.
Auch der Fruchtzucker lässt den Blutzuckerspiegel schnell ansteigen, so dass dieser ebenfalls gemieden werden sollte. Obstsäfte sind zwar gesund, enthalten jedoch viel Fruchtzucker. Dies sollten sich Frauen mit einem Schwangerschaftsdiabetes unbedingt bewusst machen.
Den Blutzuckerspiegel kontrollieren
Die meisten Frauen müssen während der Schwangerschaft regelmäßig selbst ihren Blutzuckerwert kontrollieren. Danach richtet sich dann, ob sie noch etwas essen können bzw. sollen oder nicht.
In der Regel ist der Schwangerschaftsdiabetes verschwunden, wenn das Baby geboren wurde und mit einer konsequenten Ernährungsumstellung erleidet das Baby auch keine Schäden.
Einen Diabetologen aufsuchen
Zusätzlich muss die werdende Mutter meist auch von einem Facharzt behandelt werden, der als Zusatzbezeichnung "Diabetologie" führt. Dieser wird der Schwangeren auch raten, mehrmals täglich kleine Mahlzeiten statt drei großen Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Während der Behandlung muss der Blutzuckerspiegel der werdenden Mutter regelmäßig kontrolliert werden.
Wann muss man bei Schwangerschaftsdiabetes Insulin spritzen?
Gesunde Ernährung und viel Bewegung, auch an der frischen Luft unterstützen die Behandlung. Eine Einhaltung der Vorgaben führt bei den meisten Betroffenen zu normalen Werten.
Sollten die Blutwerte trotz Diät nicht besser werden, muss eine andere Behandlung erfolgen. Die Frau muss sich dann - wie auch ein Diabetiker - Insulin spritzen und ihre Blutzuckerwerte auch zu Hause selbst immer wieder kontrollieren.
Der Diabetologe kann der Schwangeren verschiedene Insulinpräparate verordnen, die zu unterschiedlichen Tageszeiten gespritzt werden müssen, um einen extremen Anstieg des Blutzuckers zu verhindern.
Blutzuckermedikamente in Form von Tabletten dürfen schwangere Frauen nicht einnehmen, da das ungeborene Baby dadurch Schaden tragen könnte.
Bei den meisten Schwangeren kann der Schwangerschaftsdiabetes allein durch eine Ernährungsumstellung behandelt werden. Nur etwa fünfzehn Prozent der Schwangeren müssen sich Insulin spritzen, um ihren Zuckerspiegel im Blut zu senken.
Die Blutzuckerwerte normalisieren sich in der Regel wieder, wenn das Baby geboren wurde. Dennoch müssen die Blutzuckerwerte auch dann noch weiter kontrolliert werden.
Mögliche Folgeschäden - Welche Gefahren bestehen bei Schwangerschaftsdiabetes?
Die Krankheit kann sowohl für die Mutter als auch für das ungeborene Kind gefährlich sein. Denn durch die Verbindung mit der Mutter steigt ebenfalls der Zuckerspiegel des Kindes an. Bei einer guten Einstellung der Blutzuckerwerte können negative Auswirkungen auf das Kind weitgehend verhindert werden.
Mögliche Folgen für das Kind
Zu den Folgeschäden zählen unter anderem:
- ein abnormal großes Geburtsgewicht
- eine erhöhte Fehlgeburtenrate
- vergrößerte, aber unreife innere Organe
- zu niedrige Blutzuckerwerte
- eine zu niedrige Kalziumkonzentration im Blut
Wird der Schwangerschaftsdiabetes nicht erkannt, so kann dies dazu führen, dass das Baby mit einem enormen Geburtsgewicht zur Welt kommt. Die Babys können dann 4,5 kg oder noch mehr wiegen. Auch das Aussehen dieser Baby unterscheidet sich von anderen Babys:
- sie haben eine hochrote Haut
- sie haben ein rundes Gesicht
- sie haben Fettpölsterchen im Nacken
Atemstörungen und auffälliges Blutbild
Viele Babys von Frauen, die unter einem unbehandelten Schwangerschaftsdiabetes litten, haben Atemstörungen, wenn sie zur Welt kommen. Bei einer Blutuntersuchung dieser Babys fällt auf, dass der Bilirubinwert deutlich erhöht ist, der Blutzucker jedoch viel zu niedrig.
Schwaches Herz und Kalziummangel
Die körperliche Untersuchung der Babys ergibt ein zu großes Herz, das jedoch weniger leistungsfähig ist als ein normales kleineres Herz.
Im Blut der Babys befindet sich zudem zu wenig Kalzium, weshalb die Babys oft unter Krämpfen der Muskulatur leiden.
Mangelversorgung
Babys von Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes werden über die Plazenta nicht ausreichend versorgt. Öfter als andere Babys versterben sie daher noch während der Schwangerschaft im Mutterleib.
Folgeerkrankungen
Babys von Müttern, die unter Schwangerschaftsdiabetes litten, haben später ein sehr hohes Risiko, am Typ II-Diabetes zu erkranken. Sehr oft sind die Kinder und auch später die Erwachsenen übergewichtig, wenn die Mutter in der Schwangerschaft einen Schwangerschaftsdiabetes hatte.
Mögliche Folgen für die Mutter
Auch für die Mütter kann es zu Folgeerscheinungen kommen, so treten vermehrt Bluthochdruck oder Harnwegsinfekte auf. Darüber hinaus kann sich Schwangerschaftsdiabetes in chronische Diabetes wandeln. Es ist also wichtig, Gestationsdiabetes rechtzeitig zu erkennen, so dass sie behandelt werden kann.
Wird der Schwangerschaftsdiabetes nicht behandelt, erhöht sich das Risiko der Sterblichkeit des Kindes nach der Geburt. Muss die Schwangere Insulin spritzen, muss sie regelmäßig den Blutzucker kontrollieren und es bedarf einer engmaschigen Kontrolle durch den Arzt.
Im letzten Drittel der Schwangerschaft wird der Arzt vermehrt Ultraschalluntersuchungen durchführen. So kann er das Wachstum des Kindes kontrollieren.
Kaiserschnitt
Die meisten Babys müssen per Kaiserschnitt geboren werden, wenn die Frau unter einem Schwangerschaftsdiabetes leidet, da die Kinder so groß und schwer sind, dass sie nicht auf normalem Wege geboren werden können. Der Kaiserschnitt wird meist dann auch wenige Wochen vor dem errechneten Termin durchgeführt.