Ungewollt schwanger - Was tun und wo bekommt man Hilfe?
Eine ungewollte Schwangerschaft kann eine sehr große Belastung darstellen. Nachdem man sich als Frau oder Paar von dem Schock erholt hat, gilt es zu überlegen, wie man nun mit dieser Situation umgeht. Die Entscheidung für oder gegen das Kind sollte immer ohne Druck erfolgen. Lesen Sie, was bei einer ungewollten Schwangerschaft zu tun ist und wo man Hilfe und Unterstützung bekommen kann.
Ungewollt schwanger - Welche Gründe sind möglich?
Schwangerschaften und Familienplanungen haben viele Seiten. Es gibt die geplante Schwangerschaft, bei der angekündigte Nachwuchs ein absolutes Wunschkind darstellt. Ebenso natürlich ungeplante Schwangerschaften, die allerdings eine ausschließlich freudige Nachricht bedeuten.
Ebenso gibt es zahlreiche Paare, die vergebens versuchen, Nachwuchs zu zeugen. Und schließlich kann es auch ungewollte zu einer Schwangerschaft kommen. In diesem Fall gleicht die Nachricht des Arztes oder der positive Schwangerschaftstest einem großen Schock.
Zahlreiche verschiedene Beweggründe können gegen eine Schwangerschaft sprechen. So spielen Frauen beispielsweise aufgrund von
- Ängsten bezüglich der wankenden Lebensplanung
- der fehlenden Vorstellungskraft, ein Leben mit Kind zu führen
- der persönlichen finanziellen Situation
- der momentanen Arbeitssituation
- gesundheitlichen Problemen oder
- Krisen in der Beziehung
mit dem Gedanken, das Kind nicht großziehen zu können. Zumindest kommen große Zweifel, Ängste und viele Fragen auf.
Wie auch immer man sich entscheidet: dieser Schritt sollte absolut ohne Druck von außen erfolgen. Natürlich spielt die Meinung des Partners oder möglicherweise werdenden Vaters für viele Frauen eine Rolle - die Entscheidung für oder gegen das Kind treffen sie jedoch allein. Es darf somit keinerlei Beeinflussung seitens Partner, Familie, Arzt oder Behörde erfolgen.
Eine Schwangerschaft stellt das bisherige Leben völlig auf den Kopf. Es kommt zu unzähligen Gedanken und meistens auch zu unerwarteten Gefühlsausbrüchen. Die einen möchten mit dieser Nachricht erst einmal alleine sein, während andere diese sofort mitteilen wollen.
In dieser Phase ist es vor allem wichtig, sich Zeit zu nehmen. In den meisten Fällen bliebe bis zu einer möglichen Abtreibung noch genügend Zeit, um seine Gedanken zu sortieren, wichtige Gespräche zu führen und sich seiner Entscheidung sicher zu werden.
Eine ungewollte Schwangerschaft trifft in vielen Fällen auch Jugendliche...
Ungewollte Schwangerschaft bei Jugendlichen
Viele Jugendliche rechnen nicht damit, dass eine Schwangerschaft entstehen könnte, wenn einmal das Kondom vergessen wurde oder geplatzt ist, wenn die Pille einmal vergessen oder überhaupt nicht verhütet wurde. Für die meisten Teenager ist es erst einmal ein Schock. Dies gilt sowohl für die werdende Mutter als auch für den Vater in spe.
Wer ist der Vater?
Je nachdem, wie ausschweifend das Liebesleben einer sehr jungen werdenden Mutter war bzw. ist, weiß sie oftmals nicht sicher, wer der mögliche Vater sein könnte. Letztlich wird dann meist erst nach der Geburt durch einen Vaterschaftstest festgestellt werden, wer der biologische Vater ist.
Möglichkeiten, mit der Situation umzugehen
Auch wenn es nur einen möglichen Vater gibt, fällt es vielen Mädchen schwer, die Neuigkeit mitzuteilen. Viele Teenager bitten dazu die eigene Mutter um Hilfe. Auch für den jungen werdenden Vater ist die Nachricht über die Schwangerschaft meist erst einmal ein Schock, der verdaut werden muss.
Beziehung weiterführen oder beenden?
Die Freude breitet sich bei den werdenden Eltern wohl schneller aus, wenn sie noch ein Paar sind, als wenn beide bereits wieder getrennt sind. Viele Jungen sind von der Nachricht so erschüttert, dass sie sich von der (ehemaligen) Freundin abwenden und den Kontakt abbrechen. Andere wiederum stehen genau in dieser Situation fest zu ihrer Partnerin, auch wenn beide noch sehr jung sind.
Abtreibung oder Familiengründung?
Wenn der erste Schock vorüber ist, müssen die werdenden Eltern überlegen, wie es weitergeht. Einige Teenager entschließen sich zu einer Abtreibung. Andere wiederum möchten das Baby bekommen und schmieden Pläne, wie es nach der Geburt weitergehen soll.
Ob gewünscht oder ungewollt - das Alter spielt immer auch mit ein, wenn es um die Schwangerschaft geht - doch gibt es überhaupt das "richtige" Alter?
Das richtige Alter zum Kinderkriegen - gibt es das?
Frauen möchten heutzutage auch Karriere machen und ihre Leben planen. Deshalb ist eine Tendenz, erst spät Mutter zu werden ersichtlich. Es ist schwer zu sagen, wann das richtige Alter für ein Kind vorliegt.
Entscheidend ist wohl eher die Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen und ganz für das Kind da zu sein. Dafür braucht die Frau schon eine gewisse Reife, diese ist aber nicht unbedingt altersabhängig.
Jetzt oder später? Mögliche Entscheidungskriterien
In der Medizin liegt das ideale Alter der Frau, um schwanger zu werden, zwischen dem achtzehnten und fünfunddreißigsten Lebensjahr. Davor und danach wird eine Schwangerschaft als Risikoschwangerschaft eingestuft.
Manche Frauen möchten erst etwas erleben und ihr Leben genießen, bevor sie Verantwortung für so ein kleines Wesen übernehmen. Für andere spielen materielle und finanzielle Gründe eine entscheidende Rolle.
Muttersein erfordert viel Kraft und Ausdauer
Die ersten drei Lebensjahre sind nun mal sehr anstrengend und das Kind braucht die ungeteilte Aufmerksamkeit der Mutter. Sie ist und bleibt in der Regel die primäre Bezugsperson, damit ist sie ganz schön gefordert. Sie muss zurückstecken und ganz für das Kind da sein.
Stillt die Mutter, ist sie unermüdlich im Einsatz. Darüber sind sich viele werdende Mütter nicht bewusst, dass Mutter sein ein Rund-um-die-Uhr-Job sein kann.
Erst wenn die Bereitschaft dazu vorhanden ist, ist es die richtige Zeit, um Mutter werden zu wollen. Die ersten Lebensjahre sind entscheidend für die gesamte Entwicklung des Kindes. Ist die Mutter mit dem Kind und der Situation überfordert, so kann dies dem Kind schaden.
Nicht nur Glück, sondern auch viel Arbeit
Schwangerschaft, Geburt und das Leben mit dem Kind werden immer wieder glorifiziert, als glücklichste Zeit bezeichnet und das hat zur Folge, dass viele Frauen mit einem schlechten Gewissen rumlaufen, weil es ihnen nicht so geht. Natürlich ist die Schwangerschaft eine glückliche Zeit, aber sie ist auch begleitet von Ängsten und Sorgen sowie körperlichen Beschwerden.
Eine Geburt kann so anstrengend sein, dass viele Frauen danach sagen, dass sie nie mehr ein Kind kriegen wollen. Und auch das Leben mit einem Baby und Kleinkind ist anstrengend und kann die Frau an ihre Grenzen bringen.
Später werden alle negativen Gefühle wieder verdrängt und man spricht von der glücklichsten Zeit im Leben. Deshalb ist Aufklärung so wichtig.
Was tun bei ungewollter Schwangerschaft? - Hilfe und Beratungsmöglichkeiten
Die Nachricht über die Schwangerschaft kann für viele Frauen und Paare eine große Herausforderung darstellen. Ein Gespräch mit dem zukünftigen Vater kann möglicherweise die ersten Zweifel nehmen.
Möchte er das Kind und könnte er die nötige Unterstützung und Zeit bieten? Viele Fragen, die es zu klären gilt.
Manchmal ist die Frage, ob man das Kind abtreiben möchte, sehr schnell geklärt: viele Frauen könnten mit dieser Entscheidung nicht leben und möchten das Kind austragen. Generell gilt: betroffene Frauen sind, auch wenn sie selbst entscheiden müssen, in dieser Situation nicht allein. Es gibt idealerweise Rückhalt und Hilfe seitens der Familie. Zudem findet man Unterstützung bei staatlichen und kirchlichen Einrichtungen.
Gibt es Unterstütung von Familie und Freunden?
Folgende Fragen können helfen:
- Kann man sich vorstellen, das Kind auszutragen und für den Nachwuchs zu sorgen?
- Kann man sich vorstellen, das Kind gemeinsam mit dem Vater groß zu ziehen? Möchte dieser das überhaupt?
- Welche Einstellung hat die eigene Familie zu der Schwangerschaft, welche die des Vaters?
- Gibt es Familienmitglieder und Freunde, die einem den Rücken stärken können?
Oft glauben Betroffene, die Familie würde negativ auf die ungewollte Schwangerschaft reagieren. Auch wenn dies natürlich möglich ist, kommt es auch in vielen Fällen unerwartet zu freudigen Reaktionen. Ein Gespräch mag Mut erfordern, kann aber auch die Sicht auf ganz neue Möglichkeiten schaffen.
Hilfe bei der Schwangerschaftskonfliktberatung
Ein Gespräch mit der Familie ist nicht immer möglich oder gewünscht. In diesem Fall kann man sich an spezielle Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen wenden.
Die dort arbeitenden Berater durchleuchten gemeinsam mit der Schwangeren deren Lebenssituation. Auch können sie als Vermittler auftreten, wenn es darum geht, schwierige Gespräche - etwa mit der Familie oder dem Vater - zu führen. Ebenso beraten sie in Sachen Wohnsituation und finanzielle Unterstützung.
Das Kind trotz ungewollter Schwangerschaft behalten - Hilfe bei Mutter-Kind-Einrichtungen
Entscheidet man sich für das Kind und trägt dieses aus, hat aber Zweifel, dass man es nicht ohne Hilfe betreuen kann, kann man sich als Mutter oder Vater auch Unterstützung bei einer Mutter-Kind-Einrichtung holen. Solche Einrichtungen sind bei der Bewältigung der Lebenssituation behilflich und bieten beispielsweise eine geschützte Wohngruppe an.
Über seine Sorgen und Ängste kann man mit spezialisierten Menschen sprechen. Sozialpädagogen bieten Hilfe bei der Alltagsbewältigung sowie der Betreuung, sodass die Eltern auch die Möglichkeit haben, ihre Ausbildung zu beenden oder einer Arbeit nachzugehen.
Ungewollt schwanger - Adoption oder Pflegefamilie?
Kann man das Kind zumindest vorerst nicht umsorgen und kommt keine Abtreibung infrage, wäre beispielsweise auch die Pflegefamilie eine Option. Verändern bzw. verbessern sich die Lebensumstände, sodass man irgendwann selbst für das Kind sorgen kann, ist es auch möglich, ein entsprechendes begrenztes Pflegemodell zu wählen.
Hier gilt das Jugendamt als richtige Anlaufstelle. Über die Formen der Pflege in einer Pflegefamilie informieren wir hier.
Wer sich komplett gegen das Kind entscheidet, dieses jedoch nicht abtreiben möchte, hat die Möglichkeit, es zur Adoption frei zu geben. Eine solche Entscheidung muss wohlüberlegt sein. Hier informieren wir über das Thema Adoption.
Abtreibung als letzter Ausweg einer ungewollten Schwangerschaft
Die Abtreibung des Kindes stellt ebenso eine Möglichkeit dar. Damit diese in straffreier Form erfolgen kann, muss es sich um eine freie Entscheidung der Frau handeln; außerdem muss diese sich zuvor in einer staatlich anerkannten Beratungsstelle beraten lassen.
Eine weitere Voraussetzung ist die Durchführung des Eingriffs von einem Arzt bis zur 12. Woche. Dieser Mediziner darf am vorherigen Beratungsgespräch nicht teilgenommen haben. Hier geben wir Informationen rund um das Thema Abtreibung.