Vorzeitige Wehen: Erkennen, richtig Handeln und Risikofaktoren vermeiden

Wehen sind Kontraktionen der Gebärmutter, sie dienen dazu, das Baby tiefer ins Becken zu schieben. Denn echte Wehen wirken immer auch auf den Muttermund und öffnen diesen. Bei einem normalen Geburtsablauf setzen die Wehen dann ein, wenn die Entwicklung des Babys abgeschlossen ist. Bei vorzeitigen Wehen besteht die Gefahr einer Frühgeburt. Lesen Sie alles Wissenswerte über vorzeitige Wehen.

Von Claudia Rappold

Merkmale - Was sind vorzeitige Wehen?

Bei vorzeitigen Wehen handelt es sich um Eröffnungswehen. Sie setzen vor dem errechneten Entbindungstermin ein und führen dazu, dass sich der Muttermund (Gebärmutterhals) öffnet. Man spricht auch von zervixwirksamen Wehen.

Vorzeitige Wehen können zwischen der 24. und 37. Schwangerschaftswoche einsetzen. Sie kommen in Abständen von fünf bis zehn Minuten und können eine halbe Minute dauern.

Sie kommen und gehen über einen längeren Zeitraum. Dabei wird der Bauch hart und ist angespannt.

Auswirkung vorzeitiger Wehen

Dabei wirken echte Wehen immer auf den Muttermund. Auf diese Weise wird der Bauch hart, es besteht ein Druckgefühl nach unten, auch ein Ziehen im Rücken und in der Leistengegend kann spürbar sein und die Wehen sind schmerzhaft. Dabei wird die Intensität von jeder Frau anders empfunden.

Vorzeitige Wehen können schmerzhaft sein. Allein die Gabe eines Schmerzmittels würde jedoch die Ursache der Wehen nicht beheben. Die Folge wäre, dass die vorzeitigen Wehen die Geburt einleiten und zu Geburtswehen führen würden.

Generell sollte jede Schwangere ihren Gynäkologen oder ihre Hebamme aufsuchen, wenn sie unter vorzeitigen Wehen leidet oder vermutet, dass es vorzeitige Wehen sein könnten. Nur hier kann festgestellt werden, ob es sich wirklich um vorzeitige Wehen und nicht um harmlose Übungswehen handelt.

Vorzeitige Wehen, Übungswehen (Braxton Hiks) oder tatsächliche Geburtswehen? - Die Unterschiede erkennen

Harmlose Übungswehen verursachen zwar ein Hartwerden des Bauches, sind jedoch schmerzlos. Vorzeitige Wehen hingegen können sehr schmerzhaft sein.

Vorzeitige Wehen kommen meist in regelmäßigen Abständen und dauern auch länger als die harmlosen Übungswehen. Sie treten häufig dann auf, wenn die werdende Mutter unter Stress steht oder wenn es abends ist. Übungswehen hingegen kommen völlig unregelmäßig.

Im Gegensatz zu Übungswehen kommen die Kontraktionen bei vorzeitigen Wehen regelmäßig, sie müssen aber nicht unbedingt schmerzhaft sein. Es kann aber auch ein Druckgefühl nach unten geben und ähnliche Schmerzen wie Menstruationsbeschwerden. Manchmal wird auch ein Ziehen im Rücken, in den Oberschenkeln und in der Leistengegend gemerkt.

Richtige Wehen kann man in der Regel erkennen und sie können durch ihre Heftigkeit nur schwer ignoriert werden. Unter Umständen kann die Schwangere auch leichten Durchfall bekommen. Die vorzeitigen Wehen werden auch zunehmend stärker und länger.

Auf einen Blick: Merkmale von Übungswehen

An folgenden Merkmalen lassen sich Übungswehen erkennen: Sie

  • können bereits ab der 20. Schwangerschaftswoche auftreten
  • können mehrmal am Tag in unregelmäßigen Abständen auftreten
  • sollten nicht häufiger als drei Mal pro Stunde auftreten
  • dauern etwa eine Minute lang an (Bauchdecke wird hart)
  • sie sind schmerzlos
  • führen nicht zum Öffnen des Muttermundes

Auf einen Blick: Merkmale von vorzeitigen Wehen

Vorzeitige Wehen zeichnen sich durch folgende Merkmale aus: Sie

  • treten vor der 36. Schwangerschaftswoche auf
  • treten häufiger als drei Mal pro Stunde auf
  • werden durch ein warmes Bad nicht gelindert
  • können mit starken Unterleibs- und Rückenschmerzen einhergehen
  • können mit einem wässrigen oder blutigen Ausfluss einhergehen
  • schmerzen und führen zu einer bleibenden Verhärtung des Bauches

Übungswehen oder vorzeitige Wehen im warmem Bad erkennen

Hat eine schwangere Frau Wehen und weiß nicht, ob es sich um harmlose Übungswehen oder um ernstzunehmende vorzeitigen Wehen handelt, so kann sie sich in eine warme Badewanne legen. Sind es nur Übungswehen, so bessern sich diese im warmen Wasser, vorzeitige Wehen hingegen werden stärker.

Merkmale von Vorwehen

Die erwähnten Übungswehen gehen drei bis vier Wochen vor der Geburt in die Vorwehen über. Sie

  • dauern nur wenige Sekunden lang an
  • treten in unregelmäßigen Abständen auf
  • führen zu keinen Veränderungen am Muttermund

Vorzeitige Wehen müssen immer sehr ernst genommen werden, da sie eine Frühgeburt ankündigen können. Der Unterschied zu harmlosen Vorwehen besteht darin, dass sich bei jeder vorzeitigen Wehe der Muttermund weiter öffnen kann und die Geburt somit unmittelbar bevorsteht. Auch Übungswehen können unangenehm sein, dennoch haben sie keinen Einfluss auf den Muttermund.

Aufgrund vorzeitiger Wehen gleitet das ungeborene Baby immer weiter in die Geburtsposition. Übungswehen haben keinen Einfluss auf die Lage des Babys.

Merkmale von tatsächlichen Geburtswehen

Handelt es sich um tatsächliche Geburtswehen, lassen diese sich wie folgt erkennen: Sie

  • schmerzen
  • fühlen sich ähnlich an wie Menstruationsbeschwerden
  • kommen in regelmäßigen Abständen in immer kürzeren Intervallen
  • dauern länger als eine halbe Minute
  • führen zu einem geringen Blutverlust
  • führen zum Platzen der Fruchtblase

Warum kommt es zu vorzeitigen Wehen? - Mögliche Auslöser und Risikfaktoren

Besonders gefährdet sind Frauen mit vorangegangenen Früh- oder Fehlgeburten und bei häufigen Schwangerschaften.

Auch folgende Faktoren stellen ein Risiko dar:

Auch wenn die Mütter jünger als 18 Jahre alt sind oder älter als 35 Jahre, gehören sie zu den Risikogruppen.

Vorerkrankungen

Auch durch Vorerkrankungen der Mutter kann sich die Schwangerschaft in eine Risikoschwangerschaft entwickeln:

Wie werden vorzeitige Wehen diagnostiziert?

Die Diagnose von vorzeitigen Wehen erfolgt in der Praxis oder in einer Klinik. Hier kommen unterschiedliche Untersuchungen zum Einsatz.

Der Gynäkologe wird zuerst überprüfen, wie weit der Muttermund geöffnet ist. Mithilfe des Ultraschalls lässt sich die länge des Gebärmuterhalses bestimmen, ein Wehenschreiber ermöglicht den Check der Herztöne des Kindes sowie der Stärke und Frequenz der Wehen.

Was tun bei vorzeitigen Wehen und wann sollte man zum Arzt gehen?

Grundsätzlich sollte eine schwangere Frau immer ihre Hebamme oder den Frauenarzt aufsuchen, wenn sie unklare Wehen hat. Hebamme oder Frauenarzt können den Muttermund abtasten und ein CTG schreiben. Auf diese Weise kann sofort festgestellt werden, ob es sich um harmlose Wehen handelt oder ob wirklich vorzeitige Wehen vorliegen, die ein Handeln notwendig machen.

Vorzeitige Wehen können zu einer vorzeitigen Geburt des Babys führen. Je nachdem, in welcher Schwangerschaftswoche sich die Frau befindet, kann das Baby eine Frühgeburt sein. Dies hat auch gesundheitliche Auswirkungen für den neuen Erdenbürger.

Man sollte sich auf jeden Fall sofort in die Entbindungsklinik begeben, wenn:

Das regelmäßige Wahrnehmen der Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchungen ist sehr wichtig. Arzt und Hebamme können Auffälligkeiten rechtzeitig erkennen und bei Bedarf die entsprechende Therapie einleiten.

Welche Klinik? - Behandlungsmaßnahmen bei vorzeitigen Wehen

Wenn vorzeitige Wehen auftreten, so ist es in der Regel noch viel zu früh für eine Geburt. Das Baby würde als Frühgeburt zur Welt kommen.

Unabhängig davon, ob die werdende Mutter die vorzeitigen Wehen als extrem schmerzhaft oder nicht empfindet, muss eine Behandlung erfolgen. Bekommen die Ärzte und Hebammen die Wehen in den Griff, so verschwinden auch die Schmerzen.

Kommen die Wehen in regelmäßigen Abständen, sollte ein Arzt oder die Hebamme kontaktiert werden oder die nächste Entbindungsklinik aufgesucht werden. Vor allen Dingen wenn die Wehen mit Blutungen einhergehen. Ist der Verdacht auf vorzeitige Wehen begründet, wird der Mutter in manchen Fällen strenge Bettruhe verordnet.

Man sollte bedenken, dass nicht unbedingt jede Klinik für die Behandlung von vorzeitigen Wehen geeignet ist. Besteht das Risiko einer Frühgeburt, benötigt das Kind eine intensive Betreuung auf einer Neonatalstation. In diesem Fall wäre das Perinatalzentrum die beste Wahl.

Medikamentöse Behandlung und CTG

Mit einem Magnesiumpräparat soll den Wehen entgegengewirkt werden. Bei einer akuten Gefahr einer Frühgeburt werden wehenhemmende Mittel in Form von Tablette oder Infusion verabreicht.

Das Kind und die Schwangere werden jetzt engmaschig überwacht. Arzt oder Hebamme werden die Öffnung des Muttermundes und die Länge des Gebärmutterhalses überprüfen und regelmäßig ein CTG schreiben.

Hat sich die Wehentätigkeit wieder beruhigt, darf die Schwangere nach Hause, muss sich aber dringend schonen.

Körperliche Schonung und Bettruhe

Bei vorzeitigen Wehen darf die Schwangere auch keinen Geschlechtsverkehr mehr haben, denn dies kann durch die Reizung und auch durch das Sperma die Wehentätigkeit verstärken.

Meist muss die werdende Mutter strengste Bettruhe einhalten und teilweise sogar in einer Frauenklinik stationär behandelt werden.

Cerclage

Je nach Schwangerschaftsverlauf kann es notwendig werden, den Muttermund künstlich zu verschließen. Mediziner nennen dies Cerclage. Der Muttermund kann sich dann nicht öffnen, wenn vorzeitige Wehen auftreten. Eine Frühgeburt kann auf diese Weise verhindert werden.

Bei anstehender Frühgeburt

Ist eine Frühgeburt sehr wahrscheinlich oder bereits nicht mehr aufzuhalten, so wird der Mutter ein spezielles Medikament gespritzt, das die Lungenreife ihres ungeborenen Babys fördert. Normalerweise geschieht die Lungenreife ohne Einsatz von Medikamenten automatisch in den letzten Schwangerschaftswochen.

Babys, die zu früh geboren werden, leiden jedoch ohne diese Lungenreifespritze unter massiven Atembeschwerden.

Auslöser vermeiden - Kann man vorzeitigen Wehen vorbeugen?

Es gibt einige Risikofaktoren, die frühzeitige Wehen auslösen können. Manche von ihnen kann man vermeiden oder zumindest das Risiko verringern.

Worauf sollte man verzichten?

Raucherinnen sind besonders gefährdet, deshalb muss in der Schwangerschaft unbedingt auf das Rauchen verzichtet werden. Auch Alkohol und Drogenkonsum können für vorzeitige Wehen verantwortlich sein. Koffein sollte, wenn überhaupt, nur in Maßen genossen werden.

Auf die Einnahme von Medikamenten sollte weitgehend verzichtet werden, manche können wehenauslösende Eigenschaften haben. Selbst mit Kräutern und Heilkräutern muss man vorsichtig sein, auch da gibt es welche die Wehen auslösen können.

Am besten lässt man sich von einem Apotheker beraten, der sich gut mit Kräutern auskennt. Auch Hebammen können informieren, was dringend vermieden werden soll.

Schwangerschaft ist zwar keine Krankheit, aber trotzdem sollte man sich schonen. Leistungssport und starke körperliche Anstrengung sollte man während der Schwangerschaft meiden, denn sie können Auslöser für vorzeitige Wehen sein. So sollte etwa ein Umzug nicht in der Zeit der Schwangerschaft geplant werden.

Auch Stress und Ärger sind Faktoren die vorzeitige Wehen begünstigen können. Deshalb sollte man möglichst auf eine harmonische Lebensführung achten, auch eine Art Sozialhygiene zu pflegen ist nicht verkehrt.

Bei Geschlechtsverkehr entsteht eine mechanische Reizung und durch die Prostaglandine im Sperma können Wehen ausgelöst werden. Deshalb sollte man bei einer Gefährdung für vorzeitige Wehen, keinen Geschlechtsverkehr mehr haben.

Erkrankungen behandeln lassen

Sind bakterielle Infektionen Auslöser für vorzeitige Wehen, müssen diese unbedingt behandelt werden. In der Regel wird eine Behandlung mit Antibiotika durchgeführt.

Bestehen bei der Schwangeren Erkrankungen wie Diabetes oder schwangerschaftsbedingter Bluthochdruck, müssen auch diese behandelt werden und es wird eine engmaschige Kontrolle durchgeführt.