Wissenswertes zum Fetischismus

Beim Fetischismus erfolgt die sexuelle Befriedigung durch unbelebte Gegenstände. Dabei wird der Fetisch oft als Ersatz für einen Partner benutzt.

Von Jens Hirseland

Spricht man von Fetischismus, ist damit das sexuelle Befriedigen mit einem bestimmten leblosen Gegenstand gemeint, der als Fetisch bezeichnet wird. Beliebte Fetische sind zum Beispiel:

Von Objekten dieser Art werden etwa 60 Prozent aller Fetischisten erregt. Im Prinzip lässt sich aber auch jedes andere Objekt verwenden, was von den sexuellen Vorlieben des Fetischisten abhängt.

Anwendung

Bei den meisten Fetischisten handelt es sich um Männer. Diese verwenden einen Fetisch, um sich selbst zu befriedigen, sich an ihm zu reiben oder an ihm zu riechen. Mitunter soll auch der Sexpartner den Fetisch tragen.

In den meisten Fällen fungiert der Fetisch allerdings als Partnerersatz. Ohne ihn ist eine sexuelle Erregung oder Befriedigung meist nicht mehr möglich.

Als Krankheit wird der Fetischismus aber erst dann angesehen, wenn der Betroffene unter ihm leidet oder andere Personen damit schädigt. In solchen Fällen empfiehlt sich eine psychotherapeutische Behandlung.

Wie sich ein Fetisch anwenden lässt, ist von Fetischist zu Fetischist überaus unterschiedlich. Entscheidend sind dabei die individuellen Vorlieben der einzelnen Personen. So können einzelne Fetischisten die gleichen Gegenstände bevorzugen, diese sich aber dennoch deutlich voneinander unterscheiden. So ist es zum Beispiel möglich, dass auf einen Schuhfetischisten Stiefel eine sexuelle Erregung ausüben, während der andere eher von Turnschuhen fasziniert ist.

Daher benötigt jeder Fetischist einen passenden Gegenstand für sich selbst. Darüber hinaus lassen sich die Fetische mit der Zeit auch variieren oder erweitern. Nur selten geht die Lust auf einen Fetisch mit der Zeit verloren.

Ursachen des Fetischismus

Noch immer im Dunkeln liegen die Ursachen des Fetischismus. In den meisten Fällen werden Erlebnisse in der Kindheit oder Jugendzeit als Auslöser vermutet. Aber auch in späteren Jahren kann es noch zum Ausbruch des Fetischismus kommen.

Mitunter ist sogar eine psychische Störung für die Vorliebe für Fetische verantwortlich. Die Vererbung des Fetischismus auf die Kinder schließen die Forscher weitgehend aus. Allerdings können bestimmte Vorlieben durch das Vererben auf die nächste Generation weitergegeben werden.

Typische Fetische

Wie bereits erwähnt, üben Kleidungsstücke die größte Faszination auf Fetischisten aus. Meist handelt es sich dabei um:

Ebenfalls erregend können Uniformen, Mützen, Brillen oder Windeln sein. Viele Fetischisten bevorzugen Kleidungsstücke, die bereits getragen wurden. Aber auch die Materialien der Objekte spielen beim Fetischismus eine bedeutende Rolle. So lieben viele Fetischisten Stoffe wie:

Genauso können menschliche Körperteile das Objekt der lustvollen Begierde sein, wie:

Dabei geht die Erregung nicht von dem einzelnen Menschen, sondern von seinem Körperteil aus.

Darüber hinaus gibt es Variationen des Fetischismus, die als noch sonderbarer erscheinen. Dazu gehört zum Beispiel die Vorliebe für:

Manche Fetischisten fühlen sich erst durch gebrauchte Frauenbinden oder Windeln erregt, während andere sich wiederum an Bäumen reiben.

Entwicklung des Begriffes Fetischismus

Die Bezeichnung Fetischismus hat ihren Ursprung im lateinischen Begriff "Facticius" und bedeutet übersetzt soviel wie "unecht" oder "nachgemacht". In der portugiesischen Sprache bedeutet "Feticio" dagegen Zauber. Der Begriff ging dann ins französische "Fetiche" über und wurde schließlich von dort entnommen.

Zur Anwendung kam die Bezeichnung Fetischismus zunächst für das religiöse Verehren von leblosen Gegenständen, was häufig bei Naturvölkern mit schamanistischer Prägung der Fall war. So glaubten diese Völker an die übernatürlichen Kräfte der angebeteten Gegenstände.

Im Jahr 1887 erweiterte der französische Psychologe Alfred Binnet (1857-1911) den Fetischismus auch auf das Sexualleben. Ab 1912 wurde dann die sexuelle Hingabe an bestimmte Körperstellen als Fetischismus eingestuft.

Popularität erreichte der Begriff Fetischismus aber erst ab 1927 durch Siegmund Freuds Psychoanalyse, sodass er auch von Nichtmedizinern verstanden wurde.

In der heutigen Zeit gilt der Fetischismus nur dann als psychische Störung, wenn er bei den betroffenen Personen Leidensdruck hervorruft. Mitunter wird er auch als Paraphilie angesehen.

Was die Definition des Fetischismus anbelangt, gibt es unter Sexualwissenschaftlern jedoch zum Teil erhebliche Unterschiede.

Akzeptanz in der Gesellschaft und Verbreitung

In der Gesellschaft wird Fetischismus nach wie vor eher negativ betrachtet. So gelten Fetischisten nicht selten als pervers. Ob Fetischismus toleriert wird oder nicht, richtet sich allerdings auch nach der kulturellen Fraktion, der die einzelne Person anhängt.

Wie weit der Fetischismus in der Gesellschaft verbreitet ist, ließ sich bislang nicht klären. Es ist auch unbekannt, aus welchen Gesellschaftsschichten die Fetischisten stammen. Genauere Zahlen können nach den Angaben der Forscher nur schwer ermittelt werden.

So lassen sich leichtere Formen des Fetischismus im Rahmen der partnerschaftlichen Sexualität betrachten. Zudem kommt es nur selten zu einer Therapie von Fetischisten.

Therapiemöglichkeiten

Ist der Fetischismus so stark ausgeprägt, dass bei der betroffenen Person Leidensdruck besteht, kann eine psychotherapeutische Behandlung erfolgen. Für eine Therapie müssen zunächst exakte Diagnosekriterien erfüllt werden. Das bedeutet, dass:

  • der Fetischismus länger als sechs Monate besteht
  • die betroffene Person sexuell erregende Phantasien hat, die als ungewöhnlich gelten
  • das Leben der betroffenen Person durch diese Phantasien negativ beeinträchtigt wird

Die genaue Durchführung der Therapie hängt von dem jeweiligen Arzt ab und welcher Fachrichtung er angehört. In der Regel werden eine kognitive Verhaltenstherapie oder eine Psychoanalyse vorgenommen. Auch Medikamente, die den Sexualtrieb hemmen, wie Antiandrogene, lassen sich mitunter einsetzen.

Eine Therapie des Fetischismus nimmt eine lange Zeit in Anspruch und erstreckt sich auch auf weitere mögliche Problemthemen wie soziale Integrationsstörungen oder Probleme in der Partnerschaft, die durch das fetischistische Verhalten entstehen.

Aversive Konditionierung

Zu den Behandlungsmethoden zählt u.a. die aversive Konditionierung. Dabei konfrontiert man den Patienten mit seinem Fetisch und setzt ihn dabei einem Reiz aus, den er als unangenehm empfindet.

Da der Patient den Fetisch dann mit dem negativen Reiz in Verbindung bringt, vermeidet er diesen schließlich. Zu den Reizen können zum Beispiel unangenehme Gerüche gehören.

Gedankenstopp

Eine weitere Therapieoption stellt der Gedankenstopp dar. Während der Patient an seinen Fetisch denkt, ruft der Therapeut unvermittelt "Stopp". Im Laufe der Zeit wendet der Patient diese Vorgehensweise bei sich selbst an und erstickt auf diese Weise die Gedanken an den Fetisch im Keim.

Für den Erfolg der Psychotherapie ist es überaus wichtig, dass sich der Betroffene freiwillig behandeln lässt. Wird die Behandlung dagegen von einem Gericht angeordnet, gelten die Erfolgsaussichten nur als gering.