Unser Kind ist intersexuell - Tipps für Eltern
Für die meisten Eltern ist es ein großer Schock, wenn ihr Kind intersexuell ist. So wissen viele Betroffene nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollen.
Vor der Geburt ihres Kindes bewegt die werdenden Eltern besonders die Frage, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird. Manchmal lässt sich dies jedoch nicht eindeutig sagen. In solchen Fällen spricht man von Intersexualität.
Definition und Merkmale der Intersexualität
Als intersexuell bezeichnet man Menschen, die über Merkmale von beiden Geschlechtern verfügen. Das bedeutet, dass das äußere Geschlecht nicht mit dem Inneren übereinstimmt oder von den Chromosomensätzen XY oder XX abweicht.
Zu den Merkmalen von Intersexuellen gehören zum Beispiel eine vergrößerte Vagina oder ein Mikropenis. Bestimmte Formen von Intersexualität, wie das häufig vorkommende Adrenogenitale Syndrom (AGS), sind behandlungsbedürftig.
Da hier oftmals auch eine Störung des Salzhaushaltes vorliegt, besteht für Säuglinge sogar Lebensgefahr. Es gibt aber auch Intersexuelle, die völlig gesund sind.
Auf den Schock folgt die Operation - oder besser nicht?
Für die Eltern der betroffenen Kinder ist es meist ein großer Schock, wenn sie erfahren, dass ihr Kind intersexuell ist. Häufig lassen sie Operationen an ihm durchführen, um den Körper an ein Geschlecht anzugleichen und dem Kind später gesellschaftliche Probleme zu ersparen.
In Deutschland operiert man fast alle intersexuellen Kinder. Dabei werden
- eine Vagina oder ein Penis chirurgisch hergestellt und
- innere Sexualorgane entfernt.
In vielen Fällen sind jedoch mehrere Eingriffe erforderlich. Außerdem müssen die Kinder oft unter schmerzhaften Nebenwirkungen leiden.
Zahlreiche erwachsene Intersexuelle sprechen sich gegen solche Operationen aus, da es dadurch häufig zu Traumatisierungen kommt. Stattdessen wünschen sie sich, dass man sie als normale Menschen akzeptiert.
Betroffene Eltern sollten sich daher gut überlegen, ob sie sich für plastische Operationen entscheiden. So ist es oft besser abzuwarten, bis das Kind alt genug ist, um selbst eine Entscheidung treffen zu können, denn nicht alle Kinder sind später glücklich mit dem Geschlecht, dass man ihnen zugewiesen hat.
Beratung und Akzeptanz
Eltern, die nach der Geburt ihres Kindes erfahren, dass es intersexuell ist, wird empfohlen, sich von einem interdisziplinären Behandlungsteam beraten zu lassen.
So sollte man bereits im Krankenhaus Gespräche mit verschiedenen medizinischen Fachleuten führen und zusätzlich
- Psychologen
- Juristen und
- Pädagogen
hinzuziehen. Auch die Verlegung in ein Spezialzentrum kann sinnvoll sein. Vor allem aber sollte man sein Kind so akzeptieren wie es ist und es später nicht dazu zwingen, sich möglichst männlich oder weiblich zu verhalten.