Ausprägungsformen und mögliche Gründe für einen zu schnellen Samenerguss

Beim vorzeitigen Samenerguss handelt es sich um eine Sexualstörung des Mannes. Die möglichen Gründe für eine vorzeitige Ejakulation sind vielfältig.

Von Jens Hirseland

Ejaculatio praecox als sexuelle Funktionsstörung

In der Medizin bezeichnet man einen vorzeitigen Samenerguss als Ejaculatio praecox. Der Mann ist dabei nicht imstande, den Zeitpunkt des Samenergusses während des Geschlechtsverkehrs zu steuern.

Die vorzeitige Ejakulation ist die am häufigsten vorkommende sexuelle Funktionsstörung beim Mann. Davon betroffen können Männer in jedem Lebensalter sein. Nicht dazu gezählt wird eine vorzeitige Ejakulation nach längerer sexueller Enthaltsamkeit, da es sich dabei meist nur um ein vorübergehendes Problem handelt.

  • Die Diagnose Ejaculatio praecox stellt man nur dann, wenn der Mann seinen Orgasmus und seine Ejakulation nicht kontrollieren kann oder die Partnerin des Mannes deswegen keinen Orgasmus bekommt.

Bei den betroffenen Männern bestehen in der Regel keine Erektionsprobleme. Ein typisches Merkmal ist, dass die Ejakulation schon kurz nach dem Eindringen des Penis in die Vagina eintritt oder sogar noch davor.

Das Erregungsniveau ist dann schon so stark, dass sich die Ejakulation nicht mehr kontrollieren lässt. Allerdings wird von den betroffenen Männern die Erregung nicht als besonders ausgeprägt empfunden.

Unterschiede in Definition und Ausprägungsform

Verglichen mit anderen Sexualstörungen fand der vorzeitige Samenerguss bislang relativ wenig Beachtung in der Medizin, obwohl er zu den häufigsten Sexualproblemen bei Männern zählt. So tritt diese Störung weitaus häufiger auf als Erektionsstörungen.

Zum Teil ist dieser Umstand auch auf die unterschiedliche Definition zurückzuführen, ab wann genau eine vorzeitige Ejakulation vorliegt. So gingen viele Wissenschaftler von unterschiedlichen Richtlinien bei der Ejakulationslatenzzeit aus. Dabei handelt es sich um den Zeitraum zwischen dem Eindringen des Penis in die weibliche Vagina und dem Einsetzen der Ejakulation.

Mittlerweile spricht man von einer vorzeitigen Ejakulation, wenn der Samenerguss wiederholt nur eine Minute nach Einführung des Penis in die Scheide einsetzt, der Mann nicht imstande ist, den Zeitpunkt des Samenergusses hinauszuzögern, und deswegen Leidensdruck bei dem Betroffenen besteht.

In der Medizin unterscheidet man darüber hinaus zwischen:

  1. einer primären vorzeitigen Ejakulation
  2. einer sekundären vorzeitigen Ejakulation

Während bei der primären Form das Problem bereits seit dem ersten Geschlechtsverkehr besteht, wird die sekundäre Form erst im Laufe der Zeit erworben.

Gründe für einen vorzeitigen Samenerguss

Wodurch es zu einem vorzeitigen Samenerguss kommt, konnte bislang noch nicht vollständig geklärt werden. Es besteht jedoch Einigkeit unter den Medizinern und Psychologen, dass zumeist ein psychisches oder kognitives Problem vorliegt.

In früheren Jahren ging man davon aus, dass die betroffenen Männer die Orgasmuskontrolle nicht richtig beherrschen würden und sich das Problem durch zunehmende sexuelle Erfahrungen mit der Zeit bessern würde.

Später rückte man jedoch von der Vorstellung ab, dass dies die Hauptursache für Ejaculatio praecox ist.

Psychische Ursachen

In den meisten Fällen sind psychische Gründe für einen vorzeitigen Samenerguss verantwortlich. Dazu gehören zum Beispiel

  • Versagensängste bei einem neuen Sexualpartner
  • Unterdrückung der sexuellen Entwicklung in der Kindheit
  • Verweigerungshaltung gegenüber Frauen oder
  • negative Erfahrungen beim Geschlechtsverkehr.

Manchmal kann auch eine dominante Sexualpartnerin der Grund für eine vorzeitige Ejakulation sein.

Organische Ursachen

Heute weiß man, dass auch neurobiologische Gründe oder Krankheiten als Ursache für einen vorzeitigen Samenerguss infrage kommen. Neben psychischen Gründen kommen also auch organische Faktoren für die sexuelle Störung infrage. Dazu gehören:

  • eine überempfindliche Eichel
  • schmerzhafte Entzündungen des Urogenitaltraktes
  • Tumorerkrankungen

Der primären Form können neben seelischen Ursachen auch Störungen beim Weiterleiten und Verarbeiten von Nervensignalen zugrunde liegen. Grund dafür ist oft ein Ungleichgewicht oder Mangel an Neurotransmittern (Botenstoffen) wie Dopamin oder Serotonin.

Im Falle einer sekundären Form besteht die Möglichkeit, dass bestimmte Krankheiten wie eine chronische Prostatitis (Prostataentzündung) oder eine Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) für die Sexualstörung verantwortlich sind. In manchen Fällen tritt Ejaculatio praecox auch gemeinsam mit Erektionsstörungen auf.

Behandlung

Um das Problem des vorzeitigen Samenergusses in den Griff zu bekommen, kann eine Sexualtherapie hilfreich sein. Dabei wird mit unterschiedlichen Methoden versucht, den Zeitpunkt der Ejakulation zu sensibilisieren. Sind Erkrankungen der Auslöser für den vorzeitigen Samenerguss, müssen diese entsprechend behandelt werden, um das Problem zu beheben.