Boccia - Merkmale und Regeln
Wer schon einmal in Italien war, hat bestimmt Bekanntschaft mit einem der beliebtesten Kugelsportspielen gemacht: Boccia wird in Italien beinahe als Volkssportart angesehen und auch von vielen Touristen liebend gerne gespielt. Mittlerweile ist es auch außerhalb von Italien bekannt. Doch worum geht es bei diesem Spiel? Lesen Sie alles Wissenswerte rund um das Spiel Boccia.
Boccia - Generelle Merkmale
Boccia beschreibt die italienische Form des Boule-Spiels. Beim Boule handelt es sich um eine Kugelsportart. Es geht darum, seine eigenen Kugeln so nah wie möglich an eine Zielkugel zu platzieren bzw. den Abstand zwischen gegnerischer Kugel und Zielkugel durch Wegschießen der anderen Kugel zu vergrößern.
Die Zielkugel wird als Pallino bezeichnet. Boccia wird auch zu den Präzisionssportarten gezählt und stellt seit 1984 eine paralympische Sportart dar.
In Deutschland konnte das Spiel Fuß fassen, als man Konrad Adenauer - den ehemaligen Bundeskanzler - in der Wochenschau beim Boccia spielen zeigte. Was den Bundeskanzler erfreut, macht doch bestimmt auch mir Spaß, dachten sich viele Deutsche und kauften sich ein Set Boccia-Kugeln.
Dennoch erfreut sich das Spiel in Österreich, der Schweiz oder Italien deutlich größerer Beliebtheit. Trotzdem gibt es auch hierzulande - vor allem in Süddeutschland - Vereine (aktuell sind es elf), in denen Turniere ausgetragen werden.
Dem Deutschen Boccia-, Boule- und Péetanque-Verband gehört auch der Boccia Bund Deutschland e.V. an. Er zählt 350 Mitglieder, von denen 200 aktive Spieler in unterschiedlichen Ligen darstellen. Auch werden Nationalmannschaften unterhalten, die an den Europameisterschaften und Weltmeisterschaften teilnehmen.
Kugeln und Spielprinzip
Die Boccia Kugeln sind hierzulande meist mit Wasser gefüllt und bestehen aus Plastik. Innerhalb einer Mannschaft müssen die Kugeln gleich sein; von denen der Gegner müssen sie sich unterscheiden.
Der Durchmesser der Kugeln beträgt 107 mm, während sie ein Gewicht von 920 g aufweisen. Bei Junioren- sowie Damenkugeln wurden kaum Unterschiede gemacht; so betragen die Maße 106 mm und 900 g.
Bei der Freizeitvariante Boccia geht es vor allem darum, eine kleine Zielkugel zu treffen. eder Spieler hat eine bestimmte Anzahl von eigenen Kugeln und zielt auf die Zielkugel. Mit den eigenen Kugeln kann man die des Gegners sogar vom Ziel wegschießen.
Professionelles Boccia wird nicht auf Grünflächen oder am Strand gespielt, sondern auf speziellen Bahnen mit nivelliertem Boden. Die einzelnen Bahnen sind dabei mit nichtmetallischen Materialien voneinander abgegrenzt und 26,5 Meter lang.
Eine Übersicht der Regeln
Die Regeln des Boccia-Spiels sind nicht besonders schwer zu verstehen. Man spielt nach internationalen Regeln. Beim Boccia individuale hat jeder Spieler vier Kugeln, beim Doppel-Boccia (coppia) besitzt ein Team insgesamt vier Kugeln. Bei einem Dreier-Spiel (terna) darf das Team insgesamt sechs Kugeln spielen.
In Deutschland spielt man meist bis 9, 11 oder 12 Punkte, während das Spiel nach internationalen Regeln erst bei 15 Punkten vorüber ist. Bei Wettkämpfen haben die Zielkugel (Pallino) und die einzelnen Kugeln bestimmte, vorgeschriebene Maße.
Spieler und Start
Bevor ein Spiel beginnt, wird ein Mannschaftskapitän gewählt. Während des Turniers darf dieser nicht gewechselt werden.
Wer wann wirft, darf jedes Team selbst bestimmen, vorausgesetzt, dass derjenige, der den Pallino einwirft, ebenso die erste Kugel wirft. Jede Runde lässt sich die Reihenfolge ändern; allerdings sind nicht mehr Würfe zulässig, als Kugeln pro Runde vorhanden sind.
Durch einen Losentscheid - oder auch durch Münzwerfen - wird vom Schiedsrichter entschieden, welcher Mannschaft der Pallino-Wurf zusteht. Diese darf sich die Farbe der Kugeln aussuchen. Wenn es keinen Schiedsrichter gibt, kümmern sich die beiden Teamkapitäne um das Los.
Die Mannschaft, die beginnen darf, hat drei Versuche, um den Pallino zwischen Mittellinie und gegenüberliegende Foullinie zu werfen. Die gegnerische Mannschaft erhält einen Versuch, wenn drei Versuche des anderen Teams nicht glücken.
Ist auch diese nicht erfolgreich, wird der Pallino in die Mitte der Foullinie platziert. Das Team, welches den Losentscheid gewonnen hat, darf wieder beginnen.
Wurfarten
Man unterscheidet den Raffa-Wurf und den Volo-Wurf. Beim Raffa-Wurf wird die Kugel über die D-Linie geworfen; außerdem muss der Spieler vorher sagen, welche Kugel er anpeilt.
Der Pallino darf bei diesem Wurf immer getroffen werden. Beim Volo-Wurf muss man ebenfalls das Ziel ansagen. Der Wurf darf 40 Zentimeter von der Kugel entfernt aufkommen.
Wenn Kugel und Pallino bis zu 13 Zentimeter zusammen liegen, darf der Spieler beide treffen. Wenn eine Kugel ihr Ziel verfehlt, wird sie zurückgelegt. Punkte bekommt derjenige, dessen Kugeln näher am Pallino liegen.