Cliff Diving - Merkmale, Techniken und physikalische Kräfte
Beim Cliff Diving bzw. Klippenspringen handelt es sich um eine Sportart, bei der der Sportler von Felsklippen in ein Gewässer springt. Die Höhe beträgt dabei mindestens 10 Meter. Das Cliff Diving ist ein Zusammenspiel menschlicher Kräfte mit den physikalischen Gesetzen der Natur. Letztere sind durch den Sportler nicht beeinflussbar, so dass jeder Sprung ein gewisses Risiko birgt. Viele Springer begleitet vor der Sprungphase die Angst vor eigenen Fehlern. Lesen Sie alles Wissenswerte zum Thema Cliff Diving.
Cliff Diving - Merkmale und Anforderungen
Beim Cliff Diving oder auch Klippenspringen springen Sportler von Felsklippen, die mindestens 10 Meter hoch sind, in ein Gewässer.
Physik und Körper beim Cliff Diving
Beim Cliff Diving treten die unterschiedlichsten physikalischen Kräfte auf, denen der Sportler während des Sprungs und in der Eintauchphase entgegentreten muss. Dazu ist es notwendig, dass er nicht nur seinen Körper und sein Leistungsniveau, sondern auch die physikalischen Gesetze und die Gegebenheiten am Absprungort einschätzen kann, bevor er sich auf die Felsplattform begibt.
Absprunghöhe und Fallgeschwindigkeit
Aus Gründen der Sicherheit beträgt die minimale Absprunghöhe beim Klippenspringen 10 Meter. Auf dieser Distanz erreicht der Springer beim Cliff Diving durch die Erdanziehungskraft innerhalb von 1,5 Sekunden in Abhängigkeit seines Körpergewichtes eine Geschwindigkeit von etwa 50 Kilometern in der Stunde. Die Last, welche auf den Springer wirkt, beträgt das Dreieinhalbfache seines Körpergewichtes.
Die Wasseroberfläche bietet beim Eintauchen eine Gegenkraft. Die darunter befindlichen Wassermassen bremsen die sehr hohe Fallgeschwindigkeit innerhalb von Zehntelsekunden auf Tempo 0.
Allerdings wandeln sich diese Werte, sofern sich die Absprunghöhe verändert. Zwar bleiben dem Springer einige Sekunden mehr Zeit für den Sprung, doch die Fallgeschwindigkeit vervielfacht sich rasant.
Bei einer Absprunghöhe von 26 Metern beispielsweise beträgt die Falldauer etwa 2,5 Sekunden. Die Geschwindigkeit aber ist beim Eintauchen mehr als doppelt so hoch wie beim Sprung von der 10-Meter-Klippe. Die Kraft des Aufpralls wirkt gar 9 Mal so stark. Vier Meter Wassertiefe werden benötigt, um die Geschwindigkeit abzubremsen.
Druckausübung und Sekundärspritzer
Neben Masse, Geschwindigkeit und Temperatur wirkt auch der Druck auf den Sportler sowie auf die Umgebung. Taucht der Sportler nach dem Sprung ein, berühren sich Wasser und Haut. Durch die plötzliche Druckveränderung entstehen an den Berührungsflächen Dampfblasen, die dazu führen, dass etwa eine Sekunde später so genannte Sekundärspritzer an der Wasseroberfläche erkennbar sind.
Diese starken Kräfte sind natürlich mit einem hohen Verletzungsrisiko für den Sportler verbunden. Bei Kopfsprüngen käme der Kopfbereich zu Schaden, so dass auf diese verzichtet wird.
Und dennoch berichten viele Springer von der Angst, die sie ständig begleitet. Der kleinste Fehler beim Sprung hätte fatale Auswirkungen. Physikalische Gesetze lassen sich eben nicht einfach ausschalten.
Die richtige Technik und Austragung von Wettbewerben
Wie beim olympischen Turmspringen zeigen die Athleten beim Cliff Diving verschiedene Sprünge, die unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden zugeordnet sind und von einer Jury nach einem Punktesystem bewertet werden (0 Punkte = falscher Sprung; 10 Punkte = perfekter Sprung). Auf Europameisterschaften wird meistens von Höhen zwischen 13 bis 22 Metern gesprungen.
Bei Weltmeisterschaften müssen die Sportler ihr Können aus 28 Meter Höhe unter Beweis stellen. Der frühere Kunstspringer Orlando Duque (Kolumbien) gilt mit seinen drei Weltmeistertiteln als der Michael Schuhmacher des Cliff Divings und genießt unter den Klippenspringern einen Legendenstatus.
Ausgeübte Figuren:
- Salti
- Delphinsprünge
- Auerbachsprünge
- Schrauben
Das Klippenspringen ist eine Sportart, die mit vielen Risiken verbunden ist. Zum einen muss der Sportler die Technik und seinen Körper perfekt beherrschen. Zum anderen sind ideale Wettkampfbedingungen Voraussetzung, damit es nicht zu lebensgefährlichen Unfällen kommt. Dazu zählen
- weit genug überhängende Felsplattformen
- trockene Absprungflächen und
- eine ausreichende Wassertiefe.
Vorwärts- und Rückwärtssalti lassen sich mit
- diversen Schrauben
- Delphin- oder
- Auerbachsprüngen
verbinden, bevor der Springer möglichst spritzerfrei in die Wasseroberfläche eintaucht. Dabei nimmt er die Füße voran und legt die Arme eng an den Körper.
Red Bull Cliff Diving Wettbewerb am Wolfgangsee
Als Beispiel sei die Falkensteinwand am Wolfgangsee genannt, wo bereits mehrfach der Red Bull Cliff Diving Wettbewerb durchgeführt wurde. Die Wand ist 27,5 Meter hoch. Die Springer erreichen eine Spitzengeschwindigkeit von 90 Kilometer pro Stunde und dies innerhalb von nur 2,5 Sekunden.
Keine Kopfsprünge: Da die Gefahr, Kopfverletzungen zu erleiden, bei Kopfsprüngen sehr hoch wäre, wird auf diese verzichtet.
Ist der Sportler in die Wasseroberfläche eingetaucht, benötigt er ganze 4 Meter, um die Geschwindigkeit wieder auf 0 zu reduzieren. Aktueller Rekordhalter ist der Ukrainer Artem Silchenko.
Seit 2014 dürfen auch Frauen an dem Wettbewerb teilnehmen. Die Regeln unterscheiden sich ein wenig von denen für die Männer.
Leider wollen nicht alle Anhänger dieser Sportart wahrhaben, dass es sich um einen Extremsport handelt. Mutige und recht leichtsinnige Springer üben das Cliff Diving in unbekanntes Gewässer gern als Volkssport aus.
Dabei wird nicht bedacht, dass es in flachen Gewässern beziehungsweise an Felsvorsprüngen zu schwersten Schädelfrakturen sowie Verletzungen des Halswirbel- und Rückenbereichs sowie der Gliedmaßen kommen kann. Querschnittslähmungen sind häufig die Folge.
Ein Blick auf die Kriterien und Sprungelemente
Beim Wettbewerb werden die Sprünge durch die Wettkampfrichter nach bestimmten Kriterien beurteilt:
- den Absprung von der Plattform
- die Position in der Luft sowie
- das Eintauchen ins Wasser.
Diese Kriterien sind für Frauen als auch für Männer gültig. Es können jeweils 0 bis 10 Punkte vergeben werden; dabei wird in Halbpunktintervallen vorgegangen.
Folgende Sprungelemente sind zulässig:
- gestreckt: gestreckter Körper während des gesamten Sprungs
- gehechtet: gebeugte Hüfte, gestreckte Beine
- gehockt: Hockstellung, angezogene Beine
- frei: in der Regel erst gestreckt, danach gehechtet
- Barani: Salto vorwärts, halbe Schraube
- fliegende Sprünge: von mindestens einem vollständigen Salto in eine gestreckte Haltung, die in eine gehechtete oder gehockte Haltung übergeht
- Schraube: das Drehen um eine imaginäre vertikale Achse; bis zu vier Umdrehunge sind möglich
Der Schwierigkeitsgrad ergibt sich aus folgenden Kriterien:
- Art des Absprungs
- Saltoanzahl
- Schraubenanzahl
- Haltung während der Saltos
- Eintauchart
Herkunft
Als Elvis Presley 1963 in seinem Film "Fun in Acapulco" von den berühmten Acapulco-Klippen sprang, um Ursula Andress zu imponieren, war das Cliff Diving (dt. Klippenspringen) nicht viel mehr als eine exotische Mutprobe. Mittlerweile hat es sich aber zu einer ernsthaften Sportart entwickelt, die ihren exotischen Reiz jedoch nicht verloren hat.
Obwohl das Klippenspringen schon seit 1770 bei den Ureinwohnern von Hawaii als Bestandteil einer traditionellen Zeremonie durchgeführt wurde, wurde das waghalsige Springen von Höhen über 15 Meter erst durch einen Teenager in der westlichen Welt bekannt. Im Jahr 1934 kletterte Enrique Apac Rios mit nur 13 Jahren die Klippe "La Quebrada" hinauf, sprang von knapp 16 Meter Höhe in die Fluten und wurde so der erste legendäre Klippenspringer von Acapulco. Die Klippe von Acapulco gilt als besonders gefährlich, weil die Wassertiefe mit ca. 4 m selbst bei Flut kaum ausreichende Sicherheit für die Springer bietet und die Felsformation zudem nicht überhängend ist, weshalb die Springer weit nach vorn abspringen müssen, um im freien Fall nicht dagegen zu schlagen.
Der Trend im Aufwind
Mitte der 80er Jahre geriet das Cliff Diving durch spektakuläre Rekordversuche nicht nur in die Schlagzeilen, sondern führte auch zu der Aufnahme in das Guiness Buch der Rekorde. Die Folge davon war, dass die Sprünge erstmalig nach messbaren Kriterien ausgeführt wurden. Zur Gründung eines offiziellen Sportverbandes, der global agierte, sollte es noch bis zum Jahr 1997 dauern, als die World High Diving Federation (WHDF) ihren Wettkampfbetrieb aufnahm.