Stimulanzien im Sport
Doping kann auf verschiedene Weise erfolgen. So zum Beispiel durch die Einnahme von Stimulanzien. Diese haben eine anregende Wirkung auf den Organismus, bringen aber auch einige Nebenwirkungen mit sich, zu denen etwa Aggressionen und Ohnmacht zählen. Lesen Sie über die Wirkungsweise und mögliche Gefahren von Stimulanzien als Dopingmittel im Sport.
Stimulanzien - Definition und Wirkung
Unter Stimulanzien versteht man Stoffgruppen, die dazu dienen, die Aktivität des zentralen Nervensystems zu stimulieren; laut Definition der WHO können die Substanzen zur Erhöhung, Beschleunigung oder Verbesserung der Nervenaktivität führen. Sie tragen mitunter auch die Bezeichnungen Upper, Aufputschmittel, Psychoanaleptika, Psychotonika oder Stimulantia. Einteilen lassen sie sich in
- Amphetamin-Derivate mit Cathinonen und Entaktogenen
- Xanthine
- Piperazin-Derivate
- Piperidine
- Oxazolidinone
- Benzhydrylsulfinyle und
- die Gruppe "diverser Substanzen".
Zu den bekanntesten Stimulanzien zählen
Ephedrin und Amphetamin weisen ähnliche Wirkungen wie die körpereigenen Hormone Adrenalin und Noradrenalin auf. Stimulanzien haben die Eigenschaft,
- die motorischen Aktivitäten zu erhöhen
- Müdigkeit zu vertreiben und
- die Risikobereitschaft zu steigern.
Eingenommen werden die Aufputschmittel vor oder während eines Wettkampfes. Sie sind besonders im Ausdauersport verbreitet, kommen aber beispielsweise auch im Fußball zum Einsatz, da sie beispielsweise die Aggressivität der Spieler erhöhen und Hemmungen abbauen können.
Doping im Leistungssport - Gefährliche Nahrungsergänzungsmittel
In jedem Jahr führen mit Methylhexanamin verunreinigte Nahrungsergänzungsmittel weltweit zu rund 300 Dopingfällen im Leistungssport. Methylhexanamin wirkt ähnlich stimulierend wie Amphetamin. Zudem soll es die Sauerstoffkapazität bei harten Belastungen erhöhen.
Es ist ausschließlich im Wettkampf verboten. Denn es bestehen schwere gesundheitliche Risiken, wie etwa ein starker Anstieg des Blutdrucks, der zu Kurzatmigkeit, Brustenge und möglicherweise Herzinfarkt und Hirnblutung führen kann.
Auch Hepatitis und andere Leberschädigungen sind nicht ausgeschlossen. Die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) warnt deshalb seit Jahren ausnahmslos vor der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln im Sport.
Wenn Nahrungsergänzungsmittel, dann mit "Kölner Liste"
Auf der so genannten "Kölner Liste", die der Olympiastützpunkt Rheinland herausgegeben hat, stehen Nahrungsergänzungsmittel, die auf Dopingsubstanzen getestet wurden. Die Tests sollen das Risiko, in eine Dopingfalle zu tappen, reduzieren. Gleichwohl soll die "Kölner Liste" nach Meinung der Herausgeber keine Empfehlung an Sportler sein, ein Nahrungsergänzungsmittel zu nutzen.
Eine hundertprozentige Sicherheit gebe es für Athleten jedoch nie, teilte das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) mit. Ein behördliches Zulassungsverfahren, wie etwa für Medikamente, müssten diese Präparate nicht durchlaufen.
Wirkungsweise: Beispiel Methylhexanamin
Freizeitsportler nehmen Methylhexanamin meist unbemerkt zu sich - zahlreiche Nahrungsergänzungsmittel enthalten das Aufputschmittel, ohne dass es extra deklariert wäre. Bei Leistungssportlern fällt das Stimulans allerdings unter das Doping-Verbot.
Die Wirkung von Methylhexanamin
Die pharmakologische Wirkung von Methylhexananim erstreckt sich auf zwei Bereiche, das Abschmelzen von Fett und den gleichzeitigen Aufbau von Muskelmasse. Je nach Dosis steigt während der Einnahme aber auch der Blutdruck. Wer unter Hypertonie leidet, sollte bei Nahrungsergänzungsmitteln deshalb besonders genau auf die Zutaten achten.
Auf der Liste mit Inhaltsstoffen kann sich Methylhexanamin hinter verschiedenen Bezeichnungen verbergen. Dazu zählen etwa
- Dimethylpentylamin
- Geranamin
- Forthan
- Pentylamin oder
- DMAA.
Vor allem im Kombi-Produkten mit Koffein können kritische Blutdruckwerte erreicht werden - das Risiko von Herzinfarkten und Hirnblutungen steigt.
Verbotene Einnahme von Methylhexanamin wurde vermehrt festgestellt
Der erste Dopingbefund mit Methylhexanamin wurde 2008 verzeichnet. Ein Jahr später stieg die Fallzahl bereits auf 31 und nahm danach rasant zu.
2012 konnten die Prüfer 320 verbotene Einnahmen nachweisen. Fast die Hälfte aller Dopingfälle mit Stimulanzien entfällt inzwischen auf die tückische Substanz.
Laut einer Studie braucht man Stimulanzien jedoch nicht unbedingt, um bessere Leistungen im Sport zu erzielen...
Sportliche Bestleistungen ohne Doping erreichen: Aufputschmittel haben nur geringe Wirkung
Bei spektakulären Weltrekorden im Sport denken viele Menschen direkt an illegale Aufputschmittel zur Leistungssteigerung. Forscher der University of Adelaide in Australien konnten nun jedoch belegen, dass Doping keine nennenswerten Leistungssteigerungen bringt.
Studie zur Wirksamkeit von Aufputschmitteln
Sie verglichen die sportlichen Bestleistungen in insgesamt 26 Sportarten über einen Zeitraum von mehr als hundert Jahren - von 1886, als es Doping in dieser Form noch gar nicht gab, bis 2012. Dabei stellten sie fest, dass sich die persönlichen Bestzeiten ungedopter und gedopter Sportler kaum unterschieden hätten.
Untersucht wurden u.a. die Resultate in Leichtathletik-Disziplinen wie
- dem 100-Meter-Lauf
- dem Hürdenlauf
- Kugelstoßen
- Hoch- und Weitsprung
sowie in Wintersportdisziplinen wie
Einfluss der ersten Anabolika
Die besondere Aufmerksamkeit der Forscher lag dabei auf den Resultaten von vor und nach 1932 - dem Jahr, als erstmals anabole Steroide auf den Markt kamen. Wäre Doping so erfolgreich wie viele Menschen annehmen, hätte es in den 30er Jahren zu einer regelrechten Leistungsexplosion kommen müssen, doch dies war nicht Fall, resümierten die Forscher.
Höchstleistungen auch ohne Doping
Sicherlich hätten sich immer wieder einzelne Athleten wie der Radrennsportler Lance Armstrong durch Doping unlautere Vorteile verschafft, doch die Wissenschaftler sind überzeugt, dass sich Höchstleistungen auch ohne Doping erreichen lassen. Sie hoffen nun, dass ihre Untersuchungen zu einem gesünderen Klima im Leistungssport führen werden.
Nebenwirkungen von Stimulanzien
Die Einnahme von Stimulanzien birgt das Risiko von Nebenwirkungen wie Stress oder ständigen Aggressionen. Bei Missbrauch, besonders bei nicht-oraler Einnahme, kann es zu Abhängigkeitssymptomen kommen. Eine Überdosierung führt beispielsweise zu
- Herzrasen
- Schweißausbrüchen
- Schlaflosigkeit
- Übelkeit und
- Bluthochdruck.
Nicht selten verlieren die Betroffenen das Gespür für ihre natürlichen Leistungsgrenzen. Werden zu hohe Dosen an Stimulanzien eingenommen, ist das Warnsystem des Organismus nicht mehr in der Lage rechtzeitig zu reagieren, sodass sämtliche Körperreserven aufgebraucht werden.
Bemerkt der Sportler dies nicht, kann es zu starker Erschöpfung und Ohnmacht kommen. Im schlimmsten Fall besteht sogar die Gefahr, dass der Tod eintritt. So kam es in der Vergangenheit bereits zu Todesfällen von Athleten nach der Einnahme von Stimulanzien.
Stimulanzien in der Medizin
In der Medizin verwendet man Stimulanzien eher selten. Zu den eingesetzten Mitteln gehört vor allem Ephedrin, das in zahlreichen Erkältungsmitteln enthalten ist. So dient Ephedrin dazu, die Nasenschleimhäute zum Abschwellen zu bringen und die Bronchien erschlaffen zu lassen. Für Sportler ist die Einnahme von Ephedrin jedoch verboten.
Sonderfall Koffein
Einen Sonderfall stellt Koffein dar, das ebenfalls zu den Stimulanzien zählt. Bis zum Jahr 2004 galt ein Toleranzwert von 12 Milligramm je Liter Urin.
Ein Überschreiten dieses Wertes stufte man bis dahin als Doping ein. Mittlerweile steht Koffein jedoch nicht mehr auf der Dopingliste.