Gleitschirmfliegen - Ablauf, Ausrüstung und Ausbildung
In letzter Zeit möchten immer mehr Menschen in ihrer Freizeit etwas erleben. Sportarten wie Joggen oder Radfahren sind längst out. Dafür werden Luftsportarten wie Gleitschirmfliegen immer beliebter. Man kann die Gegend erkunden und jede Menge Abenteuer in der Luft erleben. Informieren Sie sich über den Ablauf des Gleitschirmfliegens, die nötige Ausrüstung sowie die Ausbildung zum Gleitschirmflieger.
Gleitschirmfliegen - Merkmale und Ablauf
Beim Gleitschirmfliegen handelt es sich um einen Luftsport, bei dem man mit einem Gleitschirm segelt. Der Pilot sitzt dabei unter dem Gleitschirm.
Mit einem stabilen und bequemen Gurtzeug und mehreren Leinen ist er mit dem Gleitschirm verbunden. Von einigen Menschen wird das Gleitschirmfliegen auch Paragleiten oder Gleitsegeln genannt.
Das Gleitschirmfliegen findet man auch unter den Synonymen
- Paragleiten
- Gleitsegelfliegen und
- Gleitsegeln.
Vorbereitung
Bei dieser Sportart wird meist von Bergen oder hohen Hügeln aus gestartet. Natürlich sind auch Starts an Küstenabschnitten möglich. Wenn gerade kein Berg in der Nähe ist, kann man mit einer Schleppwinde in die Luft erhoben werden.
Vor dem Start muss der Pilot die Ausrüstung checken und den Start penibel genau vorbereiten. Als erstes sieht sich der Pilot die räumlichen Bedingungen an und überprüft den Startplatz auf Unebenheiten und Hindernisse.
Auch das Wetter spielt eine große Rolle. Herrscht zu viel oder zu wenig Wind, kann dies den Start verzögern oder sogar missglücken lassen.
Nach dem Check der Gegebenheiten folgt nun die Überprüfung des Gleitschirms inklusive Gurtzeug und Rettung. Die Schirmkappe wird vor dem Start immer in Flugrichtung ausgebreitet. Die Leinen müssen sortiert werden, damit sich beim Start keine Knoten bilden.
Vor dem Start muss das Gurtzeug angelegt und die Karabiner in den Tragegurt des Gleitschirms eingehängt werden.
Der 5-Punkte-Check schließt den Start ab. Dabei kontrolliert der Gleitschirmflieger,
- ob alle Schnallen und Gurte korrekt verschlossen sind
- ob die Leinen frei liegen
- ob der Gleitschirm ausgebreitet ist
- ob die Windbedingungen für einen Start und anschließenden Flug in Ordnung sind und
- ob der Luftraum frei ist.
Erst wenn alle diese Punkte erfüllt sind, kann der Pilot starten.
5-Punkte-Check:
- Verschlossene Gurte
- Freiliegende Leinen
- Ausgebreiteter Schirm
- Gute Windbedingungen
- Freier Luftraum
Die verschiedenen Starts beim Gleitschirmflug
Dem Gleitschirmflieger stehen verschiedene Startmöglichkeiten zur Verfügung.
Der Alpinstart
Beim Alpinstart läuft der Pilot einfach los. Der Gleitschirm befindet sich hinter ihm und wird durch den Gegenwind langsam mit Luft gefüllt, sodass er sich zu dem typischen aerodynamischen Flügel formt. Nun muss der Pilot kontrolliert bremsen, damit der Gleitschirm direkt über ihm stehen bleibt.
Nach einem Kontrollblick kann der Pilot beschleunigen. Der Schirm hebt ab, sobald eine gewisse Geschwindigkeit erreicht ist - ab etwa 20 km/h trägt der Schirm.
Der Rückwärtsstart
Beim Gleitschirmfliegen gibt es auch einen Rückwärtsstart, bei dem der Pilot den Aufwind im Rücken hat. Durch kontrollierten Zug der richtigen Leinen beginnt der Schirm zu steigen und befindet sich später ebenfalls über dem Pilot.
Genau zu diesem Zeitpunkt dreht sich der Pilot in Flugrichtung aus und rennt gegen den Wind. Der Rückwärtsstart ist optimal bei stärkeren Windverhältnissen.
Der Windenstart
Viele Gegenden sind zu flach für einen Alpinstart. Deshalb gibt es auch noch den Windenstart. Hierbei wird der Pilot inklusive Schirm mit einer motorisierten Seilwinde gezogen.
Anfangs ähnelt der Start einem Alpinstart. Der Schirm hebt jedoch durch die Zugkraft der Seilwinde vom Boden ab. Der Pilot kann das Seil im richtigen Moment kappen und alleine weiterfliegen.
Steuern per Leine und per Gewicht
Ist der Pilot erst einmal in der Luft, so muss er den Gleitschirm natürlich auch steuern. Dafür gibt es zwei Steuerleinen, die auch Bremsleinen genannt werden.
Sie sind durch Verzweigungen mit dem Gleitsegel verbunden. Zieht der Pilot an der linken Steuerleine, so wird der Gleitschirm links abgebremst und fliegt automatisch nach links.
Zusätzlich zum Ziehen der Leine kann der Pilot auch noch sein Gewicht verlagern. Für flache Kurven genügt auch eine einfache Gewichtsverlagerung. Zieht man beide Leinen gleichzeitig, wird der Gleitschirm gebremst.
Erfahrene Piloten können den Gleitschirm mithilfe eines Seilzugsystems auch beschleunigen. Dabei steigt jedoch die Gefahr, dass sich der Schirm einklappt.
Manöver
Beim Gleitschirmfliegen können unterschiedliche Flugmanöver durchgeführt werden. Diese lernen die Piloten in der Grundschulung oder in den Kursen. Ziel und Zweck ist das Beherrschen der Fluglage in jeder Situation. Auch bei möglichen turbulenten Verhältnissen sind Piloten damit bestens gerüstet.
Mögliche Manöver wären dabei beispielsweise
- beschleunigter Flug
- Minimalgeschwindigkeit
- geringstes Sinken oder
- bestes Gleiten.
Die notwendige Ausrüstung zum Gleitschirmfliegen
Zum Gleitschirmfliegen gehört die richtige Ausrüstung. Dazu zählen neben dem Gleitschirm selbst auch das Gurtzeug, verschiedene technische Hilfsmittel und die richtige Bekleidung. Der Pilot sollte eine möglichst vollständige und funktionstüchtige Ausrüstung haben, um Unfälle oder schwierige Situationen zu vermeiden.
Wichtige Ausrüstung:
- Gleitschirm
- Rettungsfallschirm
- Gurtzeug
- GPS-Gerät
- Warme Kleidung
- Helm
Der Gleitschirm
Dieser ist das Um und Auf beim Gleitschirmfliegen. Er besteht aus einer Kappe, welche mit dem Gurtzeug durch mehrere Leinen verbunden ist.
Diese Leinen bestehen meist aus Aramid- oder Dyneema-Fasern und sind mit Nylon ummantelt. Das verleiht ihnen eine hohe Reißfestigkeit.
Die Kappe ist zweilagig, sie besteht also aus einem Ober- und einem Untersegel aus Nylon. Zusätzlich ist diese Tragfläche speziell beschichtet, sodass sie noch luftundurchlässiger wird. Durch die Beschichtung wird gleichzeitig das Material vor UV-Licht und anderen schädigenden Einflüssen geschützt.
Das nötige Flügelprofil erhält ein Gleitschirm durch die verschiedenen Kammern. So kann er sich perfekt an die jeweilige Flugrichtung anpassen.
Gurtzeug, Schaumstoffprotektor und Rettungsfallschirm
Der Sitz, in dem der Pilot während des Fluges sitzt, wird Gurtzeug genannt. Das Gurtzeug ist mit dem Gleitschirm verbunden und wird mit speziellen Karabinern an den Schirm gehängt.
Sowohl unter dem Sitz als auch hinter dem Sitz gibt es einen Protektor aus Schaumstoff, der eine unsanfte Landung mildern soll. Gleichzeitig kommt es durch den Schaumstoffprotektor zu weniger Verletzungen beim Landen.
Jeder Gleitschirm besitzt einen Rettungsfallschirm, falls einmal etwas schiefgehen sollte. Wenn der Gleitschirm nicht mehr selbstständig fliegen kann, kommt der Rettungsschirm zum Einsatz, welcher im Rückenteil des Gurtzeugs angebracht ist.
Variometer, GPS-Gerät und Funkgerät
Um zu sehen wie hoch man fliegt oder wie schnell man steigt oder sinkt, benutzen viele Piloten ein Variometer.
Einige Gleitschirmflieger haben auch ein GPS-Gerät dabei, das ihnen ihre jeweilige Position bekannt gibt.
Einige Piloten haben auf längeren Flügen ein Funkgerät mit: Allerdings meist zur privaten Kommunikation.
Kleidung, Schuhe und Helm
Gleitschirmpiloten sollten im Idealfall winddichte Kleidung tragen. Am besten sind Materialien wie Gore-Tex und Ähnliches. In großen Höhen kann es schnell kalt werden, deshalb sind warme Klamotten bei jedem Gleitschirmflug ein Muss, egal wie warm es am Boden ist.
Die Schuhe sollten einen hohen Schaft haben. Auch ein Helm und Handschuhe werden empfohlen. Bei Stürzen oder unsanften Landungen können Helme Leben retten.
Weiteres Equipment
Zu den weiteren möglichen Ausrüstungsgegenständen zählt das Cockpit. Darauf lassen sich technische Geräte wie das GPS oder Vario befestigen. Es handelt sich um eine Art Tasche, die der Pilot sich vor die Brust am Gurtzeug einhängt. Hier findet sich auch Platz für Landkarte, Kamera oder Trinksystem.
Deutschlandweit muss man eine Rettungsschnur mit sich führen. Landet der Pilot an einem Baum, kann die Schnur herabgelassen werden, sodass Helfer daran ein Seil befestigen können. Auf diese Weise ist eine Sicherung des Piloten möglich. Zu den weiteren empfohlenen Ausrüstungsgegenständen zählen Gurtschneider und Erste-Hilfe-Set.
Die Ausbildung zum Gleitschirmflieger
Wie für so viele Dinge braucht man auch fürs Gleitschirmfliegen eine Ausbildung. Diese kann man in Luftsportvereinen oder Flugschulen machen.
Die Ausbildung ist im Großen und Ganzen überall gleich, kann aber in Einzelheiten variieren. Ziel ist in jedem Fall die Lizenz zum freien Fliegen.
Wer eine Lizenz zum Gleitschirmfliegen hat, kann überall auf der Welt selbstständig fliegen. Ab einem Alter von 14 Jahren kann man die Lizenz zum Gleitschirmfliegen erhalten.
Ausbildungsinhalte:
- Trockenübungen
- Start und Landung
- Flugmanöver
- Luftrecht
- Meteorologie
- Luftrecht
Was viele nicht wissen: Gleitschirmfliegen zählt zu den sichersten Flugarten. Zur Ausbildung gehören der theoretische Unterricht in einigen Fächern und Gleitschirmflugstunden.
Die praktische Flugausbildung sieht mindestens 60 Flüge vor. Kenntnisse in den theoretischen Fächern gewinnen die Schüler in 25 Stunden theoretischem Unterricht.
Am Schluss der Ausbildung stehen eine theoretische und eine praktische Prüfung. Im Normalfall ist eine Ausbildung zum Gleitschirmflieger in etwa 20 Flugtagen abgeschlossen.
Von einem Flugtag spricht man, wenn das Wetter sich für Flüge eignet. Interessant ist, dass ein zukünftiger Gleitschirmpilot kein ärztliches Attest vorlegen und seine körperliche Fitness also nicht unter Beweis stellen muss.
Inhalte der Ausbildung
In den ersten Unterrichtsstunden lernen die Schüler die Grundkenntnisse des Gleitschirmfliegens. Erst werden Trockenübungen auf dem Boden gemacht, dann
- Aufzieh-
- Lauf- und
- Steuerungsübungen.
In einigen Flugschulen bekommen Schüler nach fünf Stunden Theorie und 20 Flügen einen Lernausweis - das heißt, sie haben die Grundausbildung bestanden.
Nach dem Grundlagenkurs beginnt die Höhenflugausbildung. In diesem Kurs müssen Start und Landung perfektioniert und einige Flugmanöver erlernt werden. Außerdem werden die Schüler auf verschiedene Gefahren hingewiesen und lernen, wie sie sich in unterschiedlichen Gefahrensituationen verhalten sollen.
Im Theorieteil lernen die Schüler
- Luftrecht
- Technik
- Meteorologie und
- Flugpraxis.
Nach der Höhenflugausbildung können die Schüler auch noch eine Flugausbildung im Windenschlepp absolvieren.
Rechte der Lizenzinhaber
Wer die Lizenz für das Gleitschirmfliegen hat, kann in den meisten Ländern der Welt selbstständig fliegen. In die Lizenz wird eingetragen, ob der Schüler auch den Windenstart erlernt hat oder nicht.
Mehr zum Thema im Internet
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Deutscher Hängegleiterverband e.V. Offizielle Homepage des Deutschen Hängegleiterverband (DHV).
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- Gleitschirmfliegen. Das Praxisbuch für Anfänger und Profis, Bruckmann, 2006, ISBN 3765445037
- Gleitschirmfliegen: Vom Anfänger zum Profi, Bruckmann, 2002, ISBN 3765438340
- Handbuch Paragliding, Reise Know-How Verlag Rump, 2003, ISBN 383171083X
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-
Richtig Paragliding, BLV Verlagsgesellschaft mbH, 1996, ISBN 3405149894
-
Gleitschirmfliegen. Theorie und Praxis, Nymphenburger, 2007, ISBN 3485011118
-
Paragliding, Meyer & Meyer Sport, 2001, ISBN 3891243375
-
Gleitschirmfliegen, Steiger, München, 1999, ISBN 3896521667
-
Gleitschirmfliegen für Meister: Theorie und Praxis, Nymphenburger, 2003, ISBN 3485009989