Kickboxen - Merkmale, Regeln und Schutzausrüstung

Kickboxen zählt zu den Kampfsportarten, wobei es sich um eine Mischung aus konventionellem Boxen sowie Elementen aus Karate und anderen fernöstlichen Kampfsportarten handelt. Unterschieden werden drei Wettkampfarten, bei denen Kickboxer gleicher Gewichtsklassen gegeneinander antreten. Lesen Sie über die Merkmale und Regeln beim Kickboxen, und informieren Sie sich über die nötige Schutzausrüstung.

Christian Steinfort
Von Christian Steinfort

Kickboxen - Merkmale und Regeln

Beim Kickboxen bzw. Kickboxing handelt es sich um eine Kampfsportart. Es wird mit den Füßen und Händen geschlagen, wie es etwa im Taekwondo oder Karate üblich ist; außerdem wird konventionell geboxt.

Generelle Richtlinien

Das Kickboxen setzt sich aus den Regeln des konventionellen Boxens und anderer Kampfsportarten zusammen. Das Schlagen mit den Händen und Füßen ist erlaubt.

Stöße mit den Ellenbogen oder Knien können verboten sein. Hierzu gibt es unterschiedliche Vorschriften, ebenso was das Halten des Gegners und die erlaubte Trefferfläche angeht.

Tiefschläge sind immer verboten, Oberschenkelkicks teilweise erlaubt. Unterschiede zwischen den einzelnen Verbänden gibt es auch im Reglement über die Handschlag- und Fußfegetechniken.

Immer jedoch gilt, dass ein Gegner niemals auf den Rücken geschlagen werden darf oder dann, wenn er auf dem Boden liegt. Auch das Werfen desselben ist ausdrücklich verboten.

Die größten Weltverbände des Kickboxens sind die WAKO und die WKA. Sie richten regelmäßig Weltmeisterschaften aus.

Wettkampfarten

Konkurrenten gleicher Gewichtsklassen treten in unterschiedlichen Wettkampfarten gegeneinander an.

Der Unterschied: Beim Semikontakt kommt es im Gegensatz zum Leichtkontakt nach jedem erfolgreichen Treffer zu einer Kampfunterbrechung.

Semikontakt

Eine Wettkampfart ist der Semikontakt. Hierbei kommt es nach jedem erfolgreichen Treffer zu einer Kampfunterbrechung.

Im Anschluss nehmen beide Konkurrenten erneut die Ausgangsstellung ein. Die Wertung erfolgt nach Punkten, die durch drei Kampfrichter vergeben werden, allerdings nur, wenn diese sich einig sind.

Die Anzahl der zugesprochenen Punkte richtet sich nach dem Schwierigkeitsgrad. Hand- und Fußtechniken in Richtung Körper bringen einen Punkt, ebenfalls erlaubte Schlagtechniken in Richtung Kopf.

Außerdem gibt es einen Punkt, wenn der Gegner durch eine Fußfegetechnik aus dem Gleichgewicht gebracht wird und zu Boden geht. Für erlaubte Fußtechniken, die Richtung Kopf gesprungen werden, gibt es 3 Punkte.

Als Austragungsort für den Wettkampf dient in den meisten Fällen die Matte mit einer Kampfflächengröße zwischen 6 und 8 Quadratmetern, selten wird der Ring genutzt.

Leichtkontakt

Beim Leichtkontakt kommt es nicht zur Kampfunterbrechung nach einem Treffer. Es erfolgen Einzelbewertungen nach Runden, wobei Hilfspunkte zulässig sind. Da Leichtkontaktkämpfe sehr energische und anspruchsvolle Wettbewerbe sind, werden sie als Highlights betrachtet.

Die Kickboxer benötigen eine entsprechende Schutzausrüstung. Austragungsort ist die Matte.

Nach jeder RUnde kann ein Hilfspunkt vergeben werden, und zwar für eine bessere Taktik und Technik. Die Punktzusammensetzung erfolgt nach bestimmten Kriterien:

  • der sportliche Gesamteindruck
  • die Ausgeglichenheit von Fuß- und Handtechniken
  • die wirksame Verteidigung
  • der saubere Kampfstil
  • die Fähigkeit, zu kombinieren
  • der wirksame Angriff

Vollkontakt

Vollkontaktkämpfe finden im Boxring statt. Es wird nach Punkten gekämpft, eventuell bis zum K.O.

Oberschenkeltritte sind meistens erlaubt. Minuspunkte gibt es für Schläge unter die Gürtellinie.

Die Punktewertung beim Vollkontakt lautet wie folgt:

  • 3 Punkte für erlaubte Sprung-Fußtechniken zum Kopf
  • 2 Punkte für erlaubte Fußtechniken zum Kopf oder Körper
  • 1 Punkt für erlaubte Fußtechniken auf den Oberschenkel
  • 1 Punkt für erlaubte Handtechniken aller Art zum Kopf oder Körper
  • - 1 Punkt für Schläge unter die Gürtellinie

K-1

Bei diesem Regelwerk gibt es zahlreiche Ähnlichkeiten zum Thaiboxen. Erlaubt sind hierbei auch Kniestöße zum Körper und Kopf sowie Lowkicks. Die Punktewertung: es gibt jeweils 1 Punkt für

  • den Kniestoß zum Oberschenkel
  • den (gesprungenen) Kniestoß zum Körper oder Kopf
  • einen Sprungkick zum Körper oder Kopf
  • den Fußfeger: der Gegner geht zu Boden, weil ihm das Gleichgewicht genommen wird
  • Fuß- oder Handtechniken zum Bein, Kopf oder Körper
Kampfsportlerin in weißem Anzug und schwarzem Gürtel tritt ein Brett kaputt
Kampfsportlerin in weißem Anzug und schwarzem Gürtel tritt ein Brett kaputt

Gurte und Grade

Beim Kickboxen kann man verschiedene Grade erlangen, die durch entsprechende Gurte gekennzeichnet sind. Trägt man als Anfänger noch keinen Gurt, ist vom weißen Gurt die Rede.

Der Meistergrad, Dan, entspricht hingegen dem schwarzen Gurt. Auch anschließend können noch Prüfungen abgelegt werden, bis man den 4. Dan erreicht hat. Solche Grad erhalten häufig jedoch nur erfolgreiche Kämpfer oder langjährige Trainer.

Kampfende: Entscheidungen

Durch folgende Entscheidungen kann ein Kampf beendet werden:

  • Kampfabbruch ohne Entscheidung
  • Kampfabbruch aufgrund einer Verletzung
  • Sieg aufgrund von Nichtantreten des Gegners
  • Sieg aufgrund einer Disqualifikation des Gegners
  • Sieg durch Punktwertung
  • Sieg durch Abbruch eines Kampfes wegen sportlicher Unterlegenheit, Kampf- oder Verteidigungsunfähigkeit
  • Sieg durch Abbruch wegen technischer Überlegenheit (nur beim Semikontakt bei Trefferunterschied von 10 Wertungspunkten)
  • Sieg durch Kampfaufgabe
  • Sieg durch Niederschlag
Zwei Männer beim Kampfsport am Strand
Zwei Männer beim Kampfsport am Strand

Die Schutzausrüstung beim Kickboxen

Das Kickboxen ist ein körpernaher Sport, wobei es besonders in Leicht- und Vollkontaktwettkämpfen zu gefährlichen Verletzungen kommen kann. Um diese zu vermeiden, trägt der Kickboxer sowohl im Training als auch während der Wettkämpfe eine Ausrüstung, die ihn vor Tritten und Schlägen auf besonders gefährdete Körperzonen schützt. Welche Kleidungsstücke zum Einsatz kommen, hängt einerseits von den Vorschriften und andererseits von den individuellen Präventivmaßnahmen des Kickboxers ab.

Auf einen Blick! Kickboxer tragen:

  • Handschuhe
  • Schienbeinschützer
  • Brust/Tiefschutz
  • Zahnschutz
  • Kopfschutz
  • Kickboxhose

Handschuhe und Schienbeinschützer

Zur Schutzausrüstung des Kickboxers gehören geschlossene Handschuhe, die es mit diversen Polsterungen und Geleinspritzungen gibt. Die Größen variieren zwischen 8 und 12 Unzen.

Außerdem trägt der Kickboxer gepolsterte Schienbeinschützer, die unterhalb der Kniescheibe beginnen und bis über den Spann des Fußes reichen. Mittels Klettverschlüssen beziehungsweise Gummischlaufen werden sie am Bein des Kickboxers befestigt und in Position gehalten. Verwendet der Kickboxer Modelle, die nicht bis über den Vorderfuß reichen, kommt ein zusätzlicher Fußschutz zum Einsatz.

Brust-, Tief- und Zahnschutz

Frauen tragen einen Brustschutz, Männer einen Tiefschutz. Bei Leicht- und Vollkontaktkämpfen ist ein Zahnschutz Pflicht.

Dieser kann mit selbstaushärtender Haftmasse am Gebiss des Kickboxers fixiert werden. Der Zahnschutz besteht aus einem weichen Kunststoffmaterial und kann in verschiedenen Farben und sogar in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen verwendet werden.

Kopfschutz

Ob ein Kopfschutz getragen wird, entscheidet der Kickboxer in den meisten Fällen allein. Aufgrund der hohen Verletzungsgefahr verzichten die allerwenigsten Boxer auf ihn.

Er bedeckt den Stirn- und Kieferbereich und reicht bis über das Jochbein des Kickboxers. Zudem schützt er beide Ohren.

Einige Modelle umschließen den gesamten Kopf und geben nur das Gesicht des Kickboxers frei. Als Material werden Kunststoff oder Leder sowie zusätzliche Polsterungen, oft mit Geleinlagen, verwendet.

Der Kopfschutz wird am Hinterkopf sowie am Oberkopf verschnürt. Die Größe des Kopfschutzes richtet sich nach dem Kopfumfang des Kickboxers.

Kickboxhose

Beim Training und während des Wettkampfes trägt der Kickboxer eine Kickboxhose, die nicht nur optische Ansprüche erfüllen sollte. Kickboxhosen bestehen aus einem sehr leichten Polyamidmaterial. Wichtig ist, dass die Hose eine gute Passform hat, damit sie die Beweglichkeit nicht eingeschränkt und dennoch nicht verrutschen kann.

Insbesondere sind Kickboxhosen mit einem großen Zwickel zwischen den Innenbeinen ausgestattet. Das Tragen eines farbigen Gurtes hängt nicht mit dem Schutz des Kickboxers zusammen, sondern zeigt den sportlichen Grad des Kämpfers an.

  • Pat O'Keeffe Kick-Boxen: Fitness - Kampfsport - Selbstverteidigung, Weinmann, 2004, ISBN 3878920733
  • Christoph Delp Kickboxen basics: Mit Weltmeister Martin Albers, Pietsch Verlag, 2006, ISBN 3613505029
  • Christoph Delp Kickboxen perfekt: Mit Weltmeister Martin Albers, Pietsch Verlag, 2006, ISBN 3613505185
  • Geert Lemmens Kickboxen. Fitneßtraining und Wettkampfsport, Falken-Vlg., Niedernhein, 1995, ISBN 3806807957
  • Benny Urquidez Kickboxtraining und Kampftricks: Training and Fighting Skills, Schramm, K., 2000, ISBN 3000055045

Unsere Artikel werden auf Grundlage fundierter wissenschaftlicher Quellen sowie dem zum Zeitpunkt der Erstellung aktuellsten Forschungsstand verfasst und regelmäßig von Experten geprüft. Wie wir arbeiten und unsere Artikel aktuell halten, beschreiben wir ausführlich auf dieser Seite.