Der Reiz des Gebäudekletterns - Klettern fernab von Kletterhallen und -wänden

Das Buildering, auch als Gebäudeklettern bezeichnet, beschreibt eine Form des Kletterns, bei denen sich Kletterer neuen Herausforderungen stellen, und an - meistens öffentlichen - Gebäuden hochklettern. Es geht jedoch auch darum, ein Gefühl von Freiheit zu erlangen und die Nähe zur Natur zu spüren. Lesen Sie alles Wissenswerte über das Buildering.

Christian Steinfort
Von Christian Steinfort

Buildering, auch unter den Bezeichnungen Gebäude- oder Fassadenklettern sowie Urban Climbing bekannt, bezeichnet das Klettern an hohen, meist öffentlichen Gebäuden, die für den Kletterer eine Herausforderung darstellen. Dabei stößt diese relativ neue Sportart nicht nur auf Zustimmung.

Wer Builderer nach dem Sinn oder Unsinn beziehungsweise nach dem Reiz fragt, den das Buildering ausmacht, wird stets auf ähnliche Antworten treffen: Es geht um

  • die Nähe zur Natur,
  • ein Gefühl von Freiheit.

Und es geht darum, eine Sportart auszuüben, die eine körperliche und geistige Herausforderung darstellt, ohne dass sie ungemein viel Geld kostet.

Zielgruppe

Verständlich werden diese Aussagen, wenn man sich den Kreis der Sportbegeisterten ansieht. Die meisten von ihnen sind sich ähnlich. Es handelt sich um junge Leute, die in der Stadt wohnen und eine sinnvolle Möglichkeit suchen, ihre Freizeit zu verbringen. Auszubildende, Schüler, Studenten beispielsweise.

Leute also, die auf ihren Geldbeutel achten müssen und denen die finanziellen Mittel für eine kostspielige Ausrüstung fehlen. Bereits das Fahrgeld ist zu teuer, um dorthin zu gelangen, wo es natürliche Kletterwände gibt. Es handelt sich aber auch um Sportler, die den Nervenkitzel suchen. Solche, denen "vorgefertigte" Kletterparcours in Hallen zu langweilig sind.

Besondere Lebensweise

Weiterhin sollte man die Lebensweise in den entwickelten Ländern nicht außer Acht lassen. Die heutige Zeit ist geprägt von Kurzlebigkeit und von Stress. Alles muss schnell gehen. Wer von der Arbeit nach Hause kommt, braucht sich nur in die Kletterbekleidung und -schuhe schwingen und kann schon kurze Zeit später beim Buildering den Sonnenuntergang genießen

Viele Builderer haben für diese spektakulären Naturereignisse bereits ihre Lieblingsfassade auserkoren. Genau genommen könnte es sich beim Buildering gar um eine Kombination aus Spannung und Entspannung handeln.

Nützliche Voraussetzungen

Trotzdem ist nicht jeder Sportbegeisterte für das Buildering geeignet. Neben Schwindelfreiheit und Mut ist eine gewisse Portion an Körperbeherrschung Voraussetzung. Ein regelmäßiges Sportprogramm ist also Pflicht. Und auch geistige Flexibilität zahlt sich aus, um unvorhersehbare Hürden zu nehmen, nach Steigpunkten zu suchen und die Motivation nicht zu verlieren.

Von Vorteil kann es sein, wenn das Klettern zunächst an normalen Kletterwänden unter Zuhilfenahme entsprechender Sicherungselemente erlernt wird. Später sind den baulichen Gegebenheiten der Fassaden keine Grenzen gesetzt. Builderer haben nämlich ein Motto: Erklettern lässt sich alles, und sei es noch so hoch.

Voraussetzungen:

  • Schwindelfreiheit
  • Mut
  • geistige Flexibilität
  • Körperbeherrschung
  • Klettererfahrung
Möglichst hohe Gebäudefassaden zu erklettern als Adrenalinkick
Möglichst hohe Gebäudefassaden zu erklettern als Adrenalinkick

Hinweise und Regeln

Der Sportler klettert nicht nur an einer ihm nicht gehörenden Fassade, sondern auch auf dem Drahtseil, wenn es darum geht, was beim Buildering erlaubt ist und was nicht. Dabei ist unter anderem zu unterscheiden, wem das Gebäude gehört, das erklommen werden soll.

Ist es ein Privatobjekt, dürfte es allemal von Vorteil sein, sich die vorherige Erlaubnis des Eigentümers zu besorgen. Bei öffentlichen Gebäuden kommt es auf die jeweilige Gesetzeslage der Stadt- oder Kommunalverwaltung an. Teilweise untersagt diese das Klettern ganz, teilweise ist es mit Einschränkungen erlaubt.

Zu diesen Einschränkungen gehört unter anderem die Wahrung der Verkehrssicherung. Das Versperren von Straßen und Gehwegen ist ebenso untersagt wie die Gefährdung anderer Personen oder die Beschädigung von Gebäudeteilen. Eventuelle Stürze und Sicherungsanlagen sind bei der Planung zu berücksichtigen. Doch Letztere bestehen in den meisten Fällen ohnehin lediglich aus einer Bodenmatte. Seil und Steigeinrichtungen sind für die meisten Kletterer tabu.

Kritik gegen Medienwirksamkeit

Wenngleich es sich beim Buildering um eine relativ neue Disziplin handelt, hat sich bereits eine Szene entwickelt, die diesen Sport verehrt. Als Begründung werden Naturnähe, Freiheit sowie die Suche nach Herausforderungen angegeben.

Doch ebenso wie Fans ruft das Builderung auch Kritiker auf den Plan. Abgesehen von der Unfallgefahr, die von den Kletterern ausgeht, fühlen sich Gegner in ihrer Privatsphäre gestört.

Offizielle Klettermöglichkeiten

Inzwischen wurde in vielen Großstädten das medienwirksame Potential erkannt, das diese Sportart mit sich bringt. Nachhaltig dürfte dies von wirtschaftlichem Interesse für die Regionen sein.

  • Stillgelegte Gebäude
  • Brücken oder
  • Bunker

werden als offizielle Klettermöglichkeiten angeboten und von Kletterern nicht nur zu Unterhaltungszwecken, sondern auch als Trainingsmöglichkeiten genutzt. Längst gibt es so genannte Builderingführer, welche auf die besten Klettermöglichkeiten hinweisen.

Normalerweise sind Builderer nicht darauf aus, mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten. Sie wollen ihre Sportart ausüben, in der im Jahr 2008 die zweite Weltmeisterschaft ausgetragen wurde. Auch in Italien konnte sich das Buildering etablieren.

Die größte Veranstaltung, die bereits Sponsoren gefunden hat, ist der Street Boulder Contest.