Eisklettern - Merkmale, Techniken und Ausrüstung
Das Eisklettern ist eine faszinierende und sehr anspruchsvolle Sportart. In einschlägigen Kreisen gilt sie als die Königsdisziplin des Bergsports. Betrachtet man den Sport und seine Voraussetzungen einmal näher, so wird schnell klar, dass auch an die Sportler, die Eiskletterer, extreme physische und psychische Anforderungen gestellt werden. Lesen Sie alles Wissenswerte zum Eisklettern.
Eisklettern - Merkmale und Disziplinen
Interessieren Sie sich fürs Eisklettern? Dieser faszinierende Bergsport fordert seinen Athleten so einiges ab: Nicht nur Mut und Ausdauer, sondern auch Geschick und eine sehr gute Körperbeherrschung.
Zudem ist immer auch die Wahrnehmungsfähigkeit des Kletterers gefragt. Er sollte die Witterung im Auge behalten und mögliche Entwicklungen des Wetters und des Wetterumschwungs an den Zeichen der Natur erkennen können.
Das Eisklettern wird ebenfalls an überhängenden Wänden praktiziert, jedoch sind diese zusätzlich noch mit dicken Eisschichten bedeckt. Manche Klettermöglichkeiten bestehen auch durch und durch aus reinem Eis, so wie zum Beispiel riesige Eiszapfenformationen oder gefrorene Wasserfälle - im letzteren Fall ist auch die Rede vom Wasserfallklettern.
Die Voraussetzung, dass zum Eisklettern steile Eiswände, Überhänge, Wasserfälle oder riesige Eiszapfen benötigt werden, bringt es mit sich, dass das Eisklettern bevorzugt in großen Höhen stattfindet. Allein schon die Aufstiege bis zum tatsächlichen Kletterziel sind meist anspruchsvoll und ermüdend, und nur für versierte Bergsteiger machbar.
Eistour
Bei einer Eistour handelt es sich um eine hochalpine Klettertour, die durch eine Eiswand führt. Solche Eiswände findet man meist an vergletscherten Bergen. Die Neigung beträgt zwischen 40 und 90°; manchmal gibt es auch Überhänge. Um eine Eiswand durchsteigen zu können, benötigt man
- Seil
- Helm
- Eischrauben
- Eispickel und
- Steigeisen.
Dry-Tooling
Dads Dry-Tooling gilt als spezielle Disziplin des Eiskletterns. Man beklettert hierbei eine Felswand mit speziellen Steigeisen und Eisgeräten. Die Enstehung dieser Disziplin basiert auf der Tatsache, dass man oftmals, um Eiszapfen zu erreichen, schwierige Felsstellen überwinden musste.
Mixed-Klettern
Das Mixed-Klettern stellt die jüngste Variante des Eiskletterns dar. Dabei werden neben den gängigen Passagen des Eiskletterns auch die Dry-Tooling Passagen überwunden. So lassen sich beispielsweise überhängende Felszonen durchklettern, um freihängende Eiszapfen erreichen zu können.
Die Voraussetzungen
Klettererfahrung
Wer Eisklettern möchte, muss zuerst über bereits sehr gute Kenntnisse und Erfahrungen im normalen Klettern verfügen. Dann muss er die Technik des Eiskletterns erlernen und mit den Werkzeugen umgehen können, wozu auch das Wissen gehört, wann sie am besten einzusetzen sind.
Kraft und Kondition
Eisklettern erfordert Kraft und Kondition. Es genügt aber nicht, einfach über eine auftrainierte Muskulatur zu verfügen. Es müssen schon exakt die Muskelgruppen trainiert sein, die beim Klettern gefragt sind.
Wer einen großen Bizeps, aber keine Kraft in den Unterarmen oder Händen hat, der wird in der Wand nur wenig Erfreuliches erleben. Eine gute Kondition ist ebenfalls von Nöten, da meist bereits der Anstieg zum eigentlichen Kletterziel sehr beschwerlich und Kräfte raubend ist.
Herz-Kreislauf-System
Wer Eisklettern möchte, der muss über ein gesundes Herz-Kreislauf-System verfügen und sollte sich schrittweise darauf vorbereiten, in größeren Höhen und damit mit weniger Sauerstoff zurecht zu kommen. Wer nicht schwindelfrei ist, den wird es vermutlich erst gar nicht zum Klettern hinziehen.
Körpergewicht
Auch das Körpergewicht spielt beim Eisklettern - wie auch beim normalen Klettern - eine beachtliche Rolle. Je leichter der Kletterer ist, desto weniger Gewicht müssen seine Arme und Beine halten können.
Dennoch muss das Körpergewicht in einer gesunden Relation zur Körpergröße verbleiben, denn wer sich herunterhungert, wird auch keine Kraft und Ausdauer mehr haben können. Stark übergewichtige Personen wird man beim Eisklettern nicht finden.
Psyche
Zu den rein physischen Faktoren kommen aber auch noch psychische hinzu. Schnell kann man beim Eisklettern in gefährliche Situationen geraten oder in Bereiche, in denen ein klarer Kopf zur Entscheidungsfindung benötigt wird. Idealerweise ist man besonnen und gut überlegt und kann eine vernünftige Entscheidung treffen, anstatt sich waghalsig und unnötig in große Gefahren zu bringen.
Voraussetzungen:
- Klettererfahrung
- Muskelkraft
- Kondition
- Klarer Kopf
- Gesundes Herz
- Schwindelfreiheit
Einstieg
Wer das Eisklettern erlernen möchte, der kann sich die Techniken in einem Grundkurs aneignen. Dieser findet häufig sogar in einer Kletterhalle statt, in der mit
- Eishaken
- Eisschrauben
- Seilen und
- Pickel
die notwendigen Techniken geübt werden. Erst wenn die Theorie verstanden ist und die Griffe und Fixierungen perfektioniert sind, kann sich der Eiskletterer unter Aufsicht ins Gelände wagen. Hierzu werden Wochenend- oder Wochenkurse angeboten, die meist von mehreren erfahrenen Bergführern oder Expeditionsführern geleitet werden.
Mögliche Gefahren beim Eisklettern - auf die richtige Ausrüstung kommt es an
Das Eisklettern ist eine ganz spezielle Form des Bergsports, die aus dem alpinen Klettern heraus entwickelt wurde. Beim Eisklettern werden Eiswände und Eiszapfen überwunden.
Diese sind häufig überhängend und wären mit einer normalen Ausrüstung nicht begehbar. Deshalb werden beim Eisklettern Spezialwerkzeuge wie Eispickel oder Eisschrauben verwendet. Zusätzlich kommen spezielle Techniken zum Einsatz.
Mögliche Gefahren
Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen und Sicherungen bleibt das Eisklettern eine der gefährlichsten Sportarten überhaupt.
Rutschgefahr
Eine große Gefahr besteht sicherlich darin, auf der glatten und rutschigen Oberfläche des Eises den Halt zu verlieren. Tritte und Griffe sind auf Eis weitaus unsicherer als auf festem Untergrund.
Auch die Konsistenz und Härte des Eises selbst kann zur Gefahrenquelle werden. So kann durch Erwärmung oder übermäßige Belastung das Eis an Härte verlieren und brechen. Auch ein Auftauen des Eises kann zu großen Problemen führen, wenn zum Beispiel dadurch die Sicherungshaken dann aus ihrem Untergrund gelöst werden.
Übermüdung und Sauerstoffversorgung
Eisflächen und große Eiszapfen befinden sich meist auf der Nordseite von Bergen und in großen Höhen. Schon der Aufstieg bis zum Erreichen einer solchen Eiswand kann gefährlich sein und sehr viele Kräfte kosten. Deshalb ist Übermüdung beim Eisklettern ebenfalls ein großer Risikofaktor.
Hinzu kommt häufig eine mangelhafte Sauerstoffversorgung, die durch die großen Höhen bedingt ist. Diese Faktoren können die Reaktionsfähigkeit und das Urteilsvermögen auch eines sehr guten und versierten Bergsteigers erheblich beeinflussen.
Kälte
Auch die Gefahr von Erfrierungen sollte beim Eisklettern nicht unterschätzt werden. Das Eis strahlt Kälte ab. Besonders
sind von Erfrierungen bedroht. Sind die Finger jedoch erst einmal richtig ausgekühlt, so können die Hände nicht mehr als Kletterwerkzeuge eingesetzt werden. Diese Gefahr wird von vielen Eiskletterern unterschätzt und es wird häufig zu wenig Wert auf geeignete Handschuhe gelegt.
Die richtige Ausrüstung
Die Ausrüstung:
- Funktionskleidung
- Protektoren
- Helm
- Handschuhe
- Steigeisen
- Eispickel
- Seile
Eisklettern gilt als eine extreme Form des alpinen Bergsteigens. Deshalb sollten sich nur sehr erfahrene und umsichtige Bergsteiger und Kletterer an diese Sportart heran trauen.
In den meisten Gebieten ist es zudem ratsam, sich zur Unterstützung einen erfahrenen einheimischen Bergführer hinzu zu ziehen, der sowohl die örtlichen Gegebenheiten kennt als auch die regionalen Wetterbedingungen richtig einzuordnen weiß. Pflicht für jeden Eiskletterer ist eine umfassende und bestens gepflegte Ausrüstung, die neben der richtigen Kleidung auch die optimalen Werkzeuge beinhaltet.
Kleidung und Protektoren
Die Kleidung sollte
- sehr gut vor Kälte und Nässe schützen,
- dabei aber bequem und leicht sein.
- Unerlässlich ist eine optimale Bewegungsfreiheit.
Wie für viele andere Sportarten auch, wird zum Eisklettern eine spezielle Outdoor-Funktionskleidung empfohlen. Zusätzlich kann diese Knie- und Ellbogenschoner enthalten, denn häufig werden auch die Knie- und Ellbogengelenke beim Klettern eingesetzt und kommen dabei direkt mit dem Eis in Berührung. Zusätzliche Protektoren verhindern sowohl das extreme Auskühlen als auch die Möglichkeit von Verletzungen durch Schläge.
Idealerweise ist die Kleidung in leuchtenden Farben, bis hin zu Signalfarben gehalten. So ist der Eiskletterer auch dann gut erkennbar, wenn er möglicherweise in Not gerät und aufgefunden werden muss. Neben sehr guten und festen Handschuhen gehört ein Helm zur Grundausstattung. Das Klettern ohne Helm wäre schon allein wegen der häufig herabstürzenden losen Eisbrocken regelrecht unverantwortlich.
Steigeisen und Eispickel
Um in den steilen, oft überhängenden Eiswänden Halt zu finden, sind Steigeisen zwingend erforderlich. Sie werden über die Kletterschuhe montiert und sind meistens abnehmbar. Für den Anstieg bis hin zur eigentlichen Eiswand sind sie meist nicht erforderlich.
Der Eispickel ist nicht nur eine Gehhilfe, auf die der Kletterer sich im unwegsamen Gelände stützen kann, sondern er dient häufig auch der Sicherung. Mit ihm werden Sicherungslöcher gehackt, die als Untergrund für Eisschrauben oder andere Varianten der Seilsicherung dienen.
Seil
Auch das Seil selbst ist unerlässlich. Hier sollte in jedem Fall zusätzlich noch ein Ersatzseil mitgeführt werden, da es im Eis leicht geschehen kann, dass ein Seil reißt oder beschädigt wird. Allzu leicht kann es in die Arbeitslinie des Eispickels geraten.
Viele erfahrene Kletterer verlassen sich auch nur auf eine doppelte Sicherung, die mit zwei verschiedenen Seilen aufgebaut wird. Eisschrauben sind zusätzliche Hilfsmittel zur Sicherung und Fixierung. Im extremen Gelände sind sie für die Sicherheit unerlässlich.
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- Alpin-Lehrplan, Bd.3, Hochtouren Eisklettern, BLV Verlagsgesellschaft mbH, 2001, ISBN 3405148235
- Eiskletter know-how, Der Bergführer rät..., Am-Berg Verlag, 2004, ISBN 3980710165
- Sicherheit und Risiko in Fels und Eis - Band 2, Bergverlag Rother, 2007, ISBN 3763360182
- Sicherheit und Risiko in Fels und Eis - Band 3, Bergverlag Rother, 2007, ISBN 376336031X
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