Kletterführer - Aufgaben, Voraussetzungen und Tipps zur Suche

Das Klettern in der Kletterhalle verbessert zwar die Technik des Sportlers und sorgt für mehr Ausdauer und Kraft, es bereitet jedoch nicht ausreichend für das Klettern in der freien Natur vor. Natürlich ist es kein Problem, ein paar kleinere Felsen zu bezwingen, doch wenn man wirklich auf hohe Gipfel aus ist, reicht die Erfahrung aus der Kletterhalle einfach nicht aus. Mithilfe eines Kletterführers lassen sich jedoch auch etwas anspruchsvollere Routen meistern. Lesen Sie über die Aufgaben eines Kletterführers und holen Sie sich Tipps zur Suche.

Christian Steinfort
Von Christian Steinfort

Kletterführer - Aufgaben und Nutzen

Sehr häufig hört man von verunglückten Klettergruppen, die sich waghalsig in unbekannte Gefilde begeben haben. Tatsächlich überschätzen die meisten Kletterer ihre Fähigkeiten und gehen davon aus, das einzig und allein ihre sportliche Performance über den Erfolg der Tour entscheidet.

Dies ist jedoch absolut nicht der Fall. Fast genauso wichtig wie das praktische Können ist

  • die Kenntnis über das jeweilige Gestein
  • die Entwicklung des Wetters und
  • die Fähigkeit, plötzlich auftretende Probleme zu meistern.

Sich die Risiken bewusst machen

Viele Kletterer vergessen, dass es bei ihrem Sport nicht nur darum geht, Hände und Füße möglichst geschickt zu setzen. Klettern in der freien Natur ist ein absoluter Extremsport, da Felsen und Wände teilweise einfach unberechenbar sind. Niemand kann sagen, ob oben in der Wand nicht irgendwo ein Stück Fels porös geworden ist.

Stürzt man, so ist man auf den Kletterpartner angewiesen, der seine Kraft eigentlich dazu benötigt, um selbst in der Wand zu bleiben. In der Natur steht niemand wie in der Kletterhalle unten auf dem weichen Mattenboden und beobachtet jeden Schritt und Tritt des Kletternden, um ihn im Notfall sichern zu können.

Wer hoch hinaus will, braucht daher einen guten Kletterführer, der das Gebiet und die Launen des Wetters in der Region kennt. Mit solch einem Partner kann man sich dann auch ganz auf die erlernte Technik konzentrieren.

Merkmale eines guten Kletterführers

Es gibt einige Punkte, auf die man bei einem Kletterführer achten sollte.

Qualifikationen

Ein guter Kletterführer hat vor allem auch eine gute Ausbildung genossen. Zertifikate und Zeugnisse von Schulungen zeigen, in welchen Teilgebieten sich der Bewerber bereits offiziell bewährt hat. Auf solche Nachweise sollte man stets bestehen, denn ohne diese könnte theoretisch jeder Hobbykletterer von sich behaupten, er sei ein erfahrener Kletterführer.

Charaktereigenschaften

Klettersteigersicherung an Berg
Klettersteigersicherung an Berg

Erzählt der gewählte Kandidat schon vor der Klettertour von seinen zahlreichen Heldentaten und Gipfelstürmen, so sollte man seine Wahl noch einmal dringendst überdenken. Jemand, der wirklich Erfahrung und Talent besitzt, hat es nicht nötig, ungefragt damit anzugeben.

Zudem ist Waghalsigkeit keine gute Eigenschaft für einen Kletterführer. Er soll schließlich nicht seinen Mut beweisen, sondern die Gruppe sicher und unverletzt zum Gipfel und wieder zurückführen.

Nimmt der Kletterführer stets auf das schwächste Glied in der Gruppe Rücksicht, so hat man eine sehr gute Wahl getroffen. In der Wand ist man aufeinander angewiesen, Einzelkämpfer riskieren nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das ihrer Partner.

  • Hand an Karabinerhaken an Fels, Klettern

    © Hannes Tietz - www.fotolia.de

  • Nahaufnahme Frau beim Klettern wird an Karabinerhaken gesichert

    © Stephan Baur - www.fotolia.de

  • Paar mit Helm beim Klettern an einem Kletterfelsen im Oberlandsteig

    © ARochau - www.fotolia.de

Einen Kletterführer finden

Nun stellt sich natürlich die Frage, wo man einen solchen Bergführer überhaupt findet.

Klettervereine

In Regionen, die stark von kletternden Touristen frequentiert sind, gibt es meist mehrere Klettervereine, die auch über eigene Schulen verfügen. Hier können Anfänger sogar Unterricht direkt in der Wand nehmen.

Die meisten dort tätigen Trainer sind ausgebildete Profis. Dadurch, dass sie die ganze Saison vor Ort sind, kennen sie sich besten mit den örtlichen Gegebenheiten aus. Hier einen freien Kletterführer zu finden, mag zwar schwierig sein, doch falls man Glück hat, bekommt man einen echten Experten an die Seite gestellt.

Weitere Anlaufstellen

Sicheres Klettern als Gruppenerlebnis
Sicheres Klettern als Gruppenerlebnis

Sind die Kapazitäten der Kletterschulen bereits voll ausgelastet, so lohnt sich die Nachfrage an der Rezeption des Hotels oder der Pension. Selbst wenn man dort keinen eigenen Kletterführer hat, so kennt man doch die Einheimischen und hat zumindest den ein oder anderen Tipp, wo man Erfolg haben könnte. Weitere vielversprechende Adressen sind das Fremdenverkehrsamt und die Bergwacht.

Man darf nicht allzu enttäuscht sein, wenn man nicht sofort einen Kletterführer ausfindig machen kann. Meist dauert es eine Zeit, bis sich die Anfrage herumgesprochen hat, in den meisten Fällen hat man dann am Ende jedoch trotzdem Glück. Vorsichtig sein sollte man mit Zeitungsannoncen und Aushängen. Wer für sich selbst Werbung machen muss, bekommt wohl eher selten Empfehlungen von anderen.

Kletterführer werden

Für eine ganze Gruppe von Menschen verantwortlich zu sein ist eine große Herausforderung. Besonders beim Klettern und Bergsteigen müssen sich die Teilnehmer stets auf ihren Führer verlassen können, schließlich verfügen sie bei Weitem nicht über die nötigen Kenntnisse und Fähigkeiten, um im Notfall alleine zurecht zu kommen. Jeder Berg- oder Kletterführer muss daher eine anspruchsvolle staatliche Prüfung ablegen, bevor er offiziell Gruppen leiten darf.

Viele Laien glauben, dass eine Art Crashkurs ausreichen würde, um offiziell zum Kletterführer werden zu können. Dabei ist dies alles andere als der Fall. Schon allein um zur Ausbildung überhaupt zugelassen zu werden, muss man über herausragende Fähigkeiten verfügen.

Voraussetzungen

Bewerbungen sind an den Verband Deutscher Berg- und Skiführer e.V. zu richten. Um gute Chancen auf eine Zusage zu haben, benötigt man neben

  • dem Nachweis über einen Erste-Hilfe-Kurs auch
  • ein ärztliches Gesundheitszeugnis sowie
  • ein amtliches Führungszeugnis.

Kletterführer müssen das vollste Vertrauen ihrer Gruppe genießen dürfen, weshalb sich Personen mit einer kriminellen Vergangenheit natürlich absolut nicht für diesen Beruf eignen.

Zusätzlich zu den genannten Nachweisen benötigt jeder Bewerber auch einen sehr detaillierten Tourenbericht, der mindestens drei Jahre an Erfahrung umfasst. Hier müssen die angehenden Berg- und Kletterführer darlegen, welche Herausforderungen sie bereits in verschiedenen Gebieten gemeistert haben.

Allerdings geht es hier nicht darum, sich möglichst heldenhaft darzustellen. Wichtig sind einzig und allein die erworbenen Kenntnisse und die Sicherheit, mit der man sich in verschiedenen Elementen wie Fels, Eis und Schnee bewegt.

Ein Abprüfung der praktischen Fähigkeiten erfolgt vor Beginn der Ausbildung nicht. Jeder Bewerber muss also selbst wissen, ob er den hohen Ansprüchen gewachsen ist oder nicht.

Ausbildungsinhalte

Während der Ausbildung werden die Anwärter vor allem in der Theorie geschult, es werden aber auch Lehreinheiten direkt am Fels abgehalten. Um ein staatlich geprüfter Kletterführer zu werden, muss man sich gegen jedes Gestein behaupten können. Auch poröse Wände wie zum Beispiel aus Kalk dürfen für einen Profi kein größeres Problem darstellen.

Die Ausbilder verlangen zudem, dass der Kandidat auch mit festen Wanderschuhen und schwerem Gepäck sicher am Fels bleibt.

Staatliche Prüfung

Nach der Ausbildung und einem begleiteten Praktikum erfolgt dann endlich die staatliche Prüfung. Nur wer diese besteht, darf sich nachher offiziell Berg- beziehungsweise Kletterführer nennen.

Kletterführer mit Ausbilder
Kletterführer mit Ausbilder

Unter Kletterführer lässt sich aber auch ein Kletterverzeichnis in Buchform verstehen...

Der Kletterführer in Buchform

Wer sich zutraut, seine Route ohne Kletterführer zu starten, kann sich zumindest den Führer in Buchform zur Unterstützung nehmen. Dieses Buch beschränkt sich in der Regel auf ein Klettergebiet und beinhaltet eine Übersicht über dortige Kletterrouten.

Zu den Bestandteilen des Kletterführers zählen

  • Routenskizzen (Topos)
  • Karten des Felsens bzw. des Gebiets und
  • Karten zur Lage der Gipfel.

Gibt es lediglich Topos ohne Routenbeschreibung, spricht man auch von einem Topführer. Man kann Kletterführer zudem in Alpin- und Sportkletterführer einteilen.

Solche Varianten, in denen die Routen lediglich beschrieben werden, zählen mittlerweile nicht mehr zu den üblichen Ausführungen. Wird lediglich ein Teil der Routen in einem Klettergebiet vorgestellt, spricht man auch von einem Auswahlführer.

Inhalt eines Kletterführers

In der Regel zählen folgende Punkte zu den Inhalten eines Kletterführers:

  • Zustieg und Einstieg
  • Routenverlauf
  • Abstieg
  • Standmöglichkeiten
  • Gesteinsqualität
  • Sicherungsmöglichkeiten und natürlich
  • der Schwierigkeitsgrad.

Bei den Routenskizzen handelt es sich um Bergumrisse; die Routen sind als Linie eingezeichnet. Hinzu kommen verschiedene Symbole, die etwa für

  • Schlüsselstelle
  • Standplatz oder
  • Bohrhaken

stehen. Typisches Merkmal von Topoführern ist, dass sie international verständlich sind.

Neben den erwähnten Inhalten sollten auch

  • Anreisetipps in Sachen öffentliche Verkehrsmittel
  • mögliche befristete Sperrungen
  • Verhaltensregeln oder
  • verschiedene Naturschutzthemen

nicht fehlen. Ein Kletterführer kann das Siegel "Naturverträglich Klettern" erhalten, wenn alle erwähnten Themen berücksichtigt werden.