Klettersteige - Merkmale, Schwierigkeitsstufen und Vorbereitung

Klettersteige stellen beliebte Ausflugsziele dar. Auf solchen Kletterwegen kann man die umliegende Natur genießen, und sich dabei ordentlich auspowern. Dabei gibt es unterschiedliche Schwierigkeitsstufen; nicht immer ist eine Kletterausrüstung unbedingt notwendig. Ein Grundkurs im Klettern ist zu empfehlen. Lesen Sie über die Merkmale und Schwierigkeitsstufen eines Klettersteigs und holen Sie sich Tipps für lohnenswerte Ausflugsziele.

Von Kathrin Schramm

Klettersteige - Generelle Merkmale

Bei einem Klettersteig handelt es sich um einen Kletterweg, der sich an einem natürlichen oder auch künstlichen Felsen befindet. Es handelt sich um Routen, die auch Nicht-Kletterer begehen können. Mittlerweile stellen Klettersteige aber auch eine alpine Disziplin dar.

Typisch sind im Felsen eingearbeitete Eisen, die als Tritte und Griffe dienen. An diesen kann man sich entlangbewegen; je nach Schwierigkeit dienen die Eisen auch als Befestigungspunkt für die Sicherung in Form eines Klettersteigsets.

Schwierigkeitsgrade bei Klettersteigen

Als Klettersteige werden Wege bezeichnet, die nicht mehr nur durch einfaches Wandern zu bewältigen sind, sondern in denen geklettert werden muss. Zudem sind Klettersteige mit Haken, Ösen und anderen Kletterhilfen bereits ausgestattet, die der Kletterer benötigt, um sich mit seinen Seilen zu sichern. Die Typisierung unterscheidet 7 Stufen der Klettersteige, von A bis F.

Schwierigkeitsgrade

  • Steig A: einfach
  • Steig B: mäßig schwierig
  • Steig C: schwierig
  • Steig D: sehr schwierig
  • Steig E: extrem schwierig

Klettersteig A

Vom Schwierigkeitsgrad "einfach" ist der Klettersteig A. Er findet sich in flachem bis steilem Gelände, führt meist durch Felsen oder ist von Felsen durchsetzt. Ausgesetzte Passagen sind möglich, aber nicht zwingend vorhanden. Die Sicherung erfolgt durch

  • Seile
  • Drahtseile
  • Eisenklammern
  • Ketten und auch
  • kurze Leitern.

Eine Begehung kann auch noch ohne Verwendung der Sicherungen möglich sein.

Voraussetzungen

Der Kletterer muss trittsicher und schwindelfrei sein und eine durchschnittliche Kondition aufweisen. Eine Klettersteigausrüstung wird empfohlen, geübte Geher können auch ohne Sicherung auskommen.

Klettersteig B

Als "mäßig schwierig" wird der Klettersteig B angegeben. Er kann jedoch anstrengend und Kräfte zehrend zu bewältigen sein. Er führt durch steiles Felsgelände mit häufig kleinen Tritten und ausgesetzten Stellen. Zur Sicherung werden

  • Drahtseile
  • Ketten
  • Klampfen
  • Trittstifte und
  • längere, häufig senkrechte Leitern

genutzt. Eine Begehung ist ohne Sicherung möglich, mit Schwierigkeiten bis zum 3. Schwierigkeitsgrad der UIAA ist zu rechnen.

Voraussetzungen

Der Kletterer sollte eine gute Kondition sowie ausreichend Kraft und Ausdauer mitbringen. Klettersteigausrüstung wird empfohlen

Klettersteig C

Als "schwerig" ist der Klettersteig C eingestuft, er ist anstrengend und Kräfte raubend. Er führt durch steiles bis sehr steiles Felsgelände, hat kleine Tritte und viele ausgesetzte Passagen. Die Sicherung erfolgt über

  • Eisenklampfen
  • Drahtseile
  • Trittstifte sowie
  • lange und überhängende Leitern.

Die Begehung ist ohne Nutzung fixer Sicherungseinrichtungen möglich, jedoch ist mit Schwierigkeitsgrad 4 zu rechnen.

Voraussetzungen

Der Kletterer benötigt Übung und eine sehr gute Kondition. Klettersteigausrüstung ist dringend empfohlen, zusätzlich eine Seilsicherung bei weniger erfahrenen Kletterern.

Klettersteig D

Als "sehr schwierig" ist der Klettersteig D eingestuft, der ebenfalls sehr anstrengend ist. In senkrechtem, oftmals überhängendem Gelände führt er über ausgesetzte Passagen. Die Sicherung erfolgt über

  • Drahtseile
  • Eisenklammern und
  • häufig weit auseinander liegende Trittstifte.

An ausgesetzten Stellen ist häufig nur ein Drahtseil vorhanden.

Voraussetzungen

Der Kletterer benötigt eine sehr gute körperliche Kondition und sehr viel Kraft in Armen und Händen für die überhängenden Stellen. Eine Klettersteigausrüstung ist obligatorisch, empfohlen wird die Begehung im Seilschaftsverband, auch für erfahrene Kletterer. Für Kinder und Einsteiger nicht geeignet.

Klettersteig E

Als "extrem schwierig" wird der Klettersteig E eingestuft, sehr anstrengend und äußerst Kräfte zehrend. Das Gelände ist meist senkrecht bis überhängend und durchgehend ausgesetzt. Die Tritte sind sehr klein. Benötigt wird eine Klettersteigausrüstung.

Voraussetzungen

Der Kletterer benötigt sehr viel Kraft in Fingern, Händen, Armen und Beinen und eine exzellente Kondition und Beweglichkeit. Die Klettersteigausrüstung ist obligatorisch, der Seilschaftsverband sehr zu empfehlen. Für Einsteiger und Kinder nicht geeignet.

Klettersteig F

Der Klettersteig der Stufe 6 wird als "mehr als extrem schwierig" bezeichnet. Typisch sind vorwiegend überhängende Geländeformen, an denen sehr kleine Tritte oder auch Reibungskletterei nötig ist. Wer den Schwierigkeitsgrad E nicht einfach beherrscht, sollte sich an diese Stufe nicht heranwagen.

Voraussetzungen

Es handelt sich um sehr kräfteraubende Etappen, für die man eine sehr gute Klettertechnik benötigt. Eine Toprope Sicherung ist zu empfehlen.

Klettersteig G

Der Klettersteig G trägt die Bezeichnung "höchste Schwierigkeit". Das Gelände ist häufig vertikal; zudem gibt es viele Passagen, die überhängend sind. Wer den Schwierigkeitsgrad E nicht sehr sicher beherrscht, sollte sich an diese Stufe nicht heranwagen.

Voraussetzungen

Zu empfehlen ist eine Toprope-Sicherung. Ansonsten ist ein sehr gutes Sportlerkönnen unbedingt nötig. Bislang gibt es jedoch nur einen einzigen Klettersteig, der diese Schwierigkeitsstufe aufweist. Dieser befindet sich auf Grand Canaria.

Berchtesgadener Alpen
Berchtesgadener Alpen

Die richtige Vorbereitung

Planen Sie einen Urlaub in den Bergen? Träumen Sie davon, bei einer Ihrer Wanderungen auch einmal einen Klettersteig zu begehen? Dann können Sie sich darauf gut vorbereiten, damit Ihr Erlebnis auch wirklich so schön und aufregend wird, wie Sie sich dies wünschen. Worauf Sie besonders achten sollten, das verraten wir Ihnen hier.

Auswahl

Wählen Sie bereits im Vorfeld einen Klettersteig, der Ihrem persönlichen Können und Ihren Erfahrungen entspricht. Klettersteige sind in Kategorien von A bis E eingeteilt, wobei die Kategorie A die einfache Ausführung, die Kategorie E die schwerste Variante bezeichnet. In der Definition der Klettersteige können Sie genau nachlesen, welcher Typ für Sie geeignet ist.

Im Zweifelsfall beginnen Sie mit einem sehr einfachen Klettersteig der Kategorie A, damit Sie Ihr Können selbst einzuschätzen lernen. Planen Sie auch die Länge Ihrer Tour und kalkulieren Sie den Aufstieg zeitlich mit ein.

Ausrüstung

Besorgen Sie sich in jedem Fall die benötigte Ausrüstung für den Klettersteig. Diese kann aus

  • Sicherungsseilen
  • Haken und
  • Karabinern

bestehen. Doch auch die entsprechende wind- und wetterfeste Kleidung kann wesentlich zum Erfolg beitragen. Statten Sie sich mit Funktionstextilien aus und wählen Sie das richtige Schuhwerk. Auch Schutzausrüstung wie

sind sinnvoll, zusätzlich sollten Sie einen sicher sitzenden Rucksack mit Material und Proviant mitführen können. In einem Fachgeschäft können Sie sich hierzu umfassend beraten lassen.

Wichtige Ausrüstung:

  • Sicherungsseil
  • Karabiner
  • Haken
  • Funktionskleidung
  • Handschuhe
  • Schutzhelm
  • Proviant
  • Frau klettert gesichert zwischen Felsen mit kleinem Wasserfall, in schwarz-gelber Schutzkleidung mit Helm

    © Paulo Resende - www.fotolia.de

  • Wanderer im Sommer auf Berg unter blauem Himmel

    © Galyna Andrushko - www.fotolia.de

  • Bergsteigen bei Felsen und Granit-Klippen, oben Bergsteiger mit weißem Helm, unten sichert ein Zweiter mit Seil

    © BCkid - www.fotolia.de

Kletterkurse

Kletterer im Kurs
Kletterer im Kurs zum Trainieren

Bevor Sie sich an den Klettersteig wagen, sollten Sie in einer Kletterhalle einen oder mehrere Kletterkurse absolvieren. Hier erlernen Sie viele Tricks und Techniken und erhalten wertvolle Tipps für den Einsatz im Gelände.

Wenn Sie regelmäßig klettern, können Sie sich nicht nur die notwendigen technischen Fertigkeiten aneignen, sondern verbessern auch ihre Kondition und ihren allgemeinen körperlichen Zustand. Durch das regelmäßige Konditionstraining werden Sie auch mögliches Übergewicht verlieren, das Ihnen dann nicht mehr als unnötiger Ballast hinderlich ist.

Ergänzendes Training

Ergänzen Sie Ihr Training in der Kletterhalle druch ein regelmäßiges Programm im Fitness-Studio, bei dem Sie gezielt an der Arm- und Beinmuskulatur sowie an der grundsätzlichen Kondition Ihres Körpers arbeiten sollten. Spätestens ab einem Klettersteig der C-Kategorie werden Sie diese körperliche Fitness und die Kraft in Ihren Muskeln sehr dringend benötigen. Denken Sie immer daran, dass Sie viel mehr Spaß haben werden, wenn Sie körperlich fit sind.

Besonders spannende Klettersteige

Wenn Sie in Ihrem Urlaub einen Klettersteig bezwingen möchten, dann bedeutet das nicht zwangsläufig, dass Sie Ihren Urlaubsort auch in hochalpinem Gelände wählen müssen. Auch ein eher familiär ausgerichteter Urlaub in Süddeutschland eignet sich hervorragend zum Klettern, denn auch hier im Voralpengebiet finden sich einige anspruchsvolle und spannende Klettersteige. Die beiden bekanntesten davon stellen wir Ihnen kurz vor.

Der Höllentalsteig an der Zugspitze

Der höchste Berg Deutschlands ist die Zugspitze mit 2.962 Metern. Südlich von Garmisch-Partenkirchen gelegen, bietet sie nicht nur ein sagenhaftes Panorama, sondern mit dem Hölltalsteig auch einen der spektakulärsten und schönsten Klettersteige der ganzen Region.

Fakten

  • Der Höllentalsteig ist mittelschwer, erfordert aber in jedem Fall viel Erfahrung und eine extrem gute Kondition.
  • Der Schwierigkeitsgrad liegt bei 3, die Einstufung des Steigs bei B/C.
  • Die Begehungsdauer für geübte und erfahrene Kletterer beträgt 7-8 Stunden.

Damit ist der Hölltalsteig eine echte Herausforderung auch für versierte Kletterer. Der Steig verspricht eine reizvolle Tour mitten durch das Höllental und darf nur noch mit Steigeisen betreten werden.

Im oberen Teil des Steigs wird der Gletscher überquert. Die Höllentalangerhütte liegt auf 1.380 Metern und bietet Übernachtungsmöglichkeiten von Mai bis Oktober. Für den Zustieg zum Steig benötigt der Wanderer etwa eine Stunde von der Talstation aus. Der Klettersteig beginnt nach einem kurzen Anstieg.

Der Pidinger Klettersteig in den Berchtesgadener Alpen

Nördlich von Bad Reichenhall findet sich der Insidern ebenso bekannte Pidinger Klettersteig. Dieser schwierige Klettersteig führt ausschließlich durch steiles bis sehr steiles Gelände und gilt auch bei sehr erfahrenen Kletterern als äußerst anspruchsvoll.

Ein Nachteil ist die Steinschlaggefährdung, die das Tragen eines Helms unbedingt erforderlich macht. Etliche Bereiche des Steigs sind besonders rutschig. Daher finden sich fast entlang des ganzen Weges immer wieder Stahlseile, mit denen er versichert ist.

Fakten

  • Die Schwierigkeitsstufe wird mit 4,5 angegeben, die Einstufung liegt bei C/D.
  • So erfordert das Durchklettern des Pidinger Klettersteigs eine sehr hohe Trittsicherheit und Schwindelfreiheit.
  • Ebenso benötigt der Kletterer eine sehr gute Kondition und reichlich Erfahrung.

Viele steile Wände und Querungen mit Tiefblicken, dazu anspruchsvolle Anstiege und viele klettertechnische Herausforderungen machen den Pidinger Klettersteig zu einem der abwechslungsreichsten und anspruchsvollsten Steige in Deutschland. Häufig ist der Steig sehr gut besucht, so dass die ideale Begehungszeit inzwischen der Nachmittag ist.