Wasserfallklettern - Merkmale, Techniken und Ausrüstung

Das Wasserfallklettern gilt als die Königsdisziplin des alpinen Klettersports. Es ist extrem anspruchsvoll und verlangt von den Athleten nicht nur körperliche Höchstleistungen, sondern auch herausragende psychische Fähigkeiten. Inzwischen gelten im Eis ganz eigene Gesetze, und die Sicherungs- und Klettertechniken unterscheiden sich vom herkömmlichen Felsklettern. Lesen Sie über Merkmale, Techniken und Ausrüstung des Wasserfallkletterns.

Von Kathrin Schramm

Wasserfallklettern - Merkmale und Techniken

Das Wasserfallklettern gehört in die Sparte des Eiskletterns. Dabei wird mit spezieller Ausrüstung an zugefrorenen Wasserfällen geklettert.

Sicherungs- und Klettertechniken

Das Wasserfallklettern ist eine Form des alpinen Berg- und Klettersports, die sich aus dem Felsklettern entwickelt hat. Häufig wird es zusammenfassend auch als Eisklettern bezeichnet.

Stellten vereiste Wände oder gefrorene Abflüsse zuerst nur typische Hindernisse dar, die überwunden werden mussten, so wurden im Lauf der Zeit dafür spezielle Techniken entwickelt. Vielen Alpinisten erschienen gerade diese als unüberwindlich geltenden Wegstrecken besonders reizvoll, so dass sie sich mehr und mehr auf die vereisten Regionen konzentrierten.

Funktion und Verwendung von Eisschrauben

Die wichtigste Errungenschaft des Eiskletterns ist die Eisschraube. Wurden in der Anfangszeit noch spezielle Eisnägel verwendet, so kommen heute fast ausschließlich nur noch die Eisschrauben zum Einsatz.

Sie bieten mehr Sicherheit und Halt im Eis und können dank einer eigens entwickelten Technik mit der Reepschnur auch wieder aus dem Eis gelöst werden. Dies stellt nicht nur einen Faktor im Umweltschutz dar, sondern sorgt auch für erhebliche finanzielle Einsparungen bei Vielkletterern.

Eisschrauben dienen dem Anbringen von Zwischensicherungen und werden auch zum Standplatzbau eingesetzt. Hier werden jeweils zwei Eisschrauben mit einer Bandschlinge zu einem Kräftedreieck verbunden. Zum Anbringen von Sicherungen können aber ebenfalls auch so genannte Sanduhren verwendet werden.

Während des Abstiegs werden die Eisschrauben dazu genutzt, Eissanduhren zu bohren, durch die Bandschlingen geführt werden. An diesen Befestigungen können sich die Kletterer vorsichtig abseilen. Die Abseiltechnik ähnelt der des herkömmlichen Bergsteigens, kommt jedoch komplett ohne das Ablassen aus.

Beim Ablassen würden die Seile Druck auf die Befestigungen ausüben, der Wärme erzeugen würde. Würde diese Wärme auf das Eis wirken und es zum Schmelzen bringen, wären Stürze vorprogrammiert.

Eiskletterer in gelber Jacke klettert einen gefrorenen Wasserfall hoch
Eiskletterer in gelber Jacke klettert einen gefrorenen Wasserfall hoch

Zwillingsseile

Zur Sicherung des Kletterers kommen Zwillingsseile zum Einsatz. Sie garantieren Halt, sollte unbeabsichtigt eine Schnur oder ein Seil durch einen unglücklichen Hieb mit dem Eispickel beschädigt oder sogar durchtrennt werden.

Wasserfallklettern auch im Sommer

Wenn man vom Wasserfallklettern hört, denn denkt man unweigerlich an den Winter und eisige Temperaturen. Doch was machen ambitionierte Wasserfallkletterer in den Sommermonaten? Kann man sowohl im Wommer als auch im Winter an Wasserfällen klettern?

Das richtige Ziel und nötige Vorbereitungen

Man kann. Jedoch sind viele Routen und Gebiete, die in den kälteren Monaten zu den beliebten Zielen zählen, in den Sommermonaten so weit abgetaut, dass ein Eisklettern nur noch peripher möglich ist.

Wer richtig und in großen Wasserfällen klettern möchte, der muss sich schon an die entsprechenden Ziele in großer Höhe wagen. Dazu sind oftmals sogar Fernreisen notwendig.

Ebenso sind die höher gelegenen Regionen meist nur schwer zugänglich und häufig auch nur in mehreren Tagesanstiegen zu erreichen. Eine solche Tour muss gut geplant und vorbereitet werden, umfassende Ausrüstung ist notwendig. Am besten nimmt man sich für eine solche Expedition dann auch einen ortskundigen und erfahrenen Bergführer zur Unterstützung mit.

Die Ausrüstung

Ein grober Fehler wäre es auch zu denken, dass sich die Ausrüstung fürs Wasserfallklettern im Sommer erheblich von der des Winters unterscheidet. Auch im Sommer herrschen in den vereisten Gebieten extrem niedrige Temperaturen, so dass warme Kleidung eine lebenswichtige Investition ist. Besonders die Hände und Füße müssen gut geschützt werden, um Erfrierungen und Unterkühlungen vorzubeugen.

Erfahrene Bergsteiger wissen auch, dass selbst bei warmen Temperaturen im Sommer die Nächte im Berg sehr kalt und frostig werden können. Wetterumschwünge können schnell einsetzen und sollten kritisch beobachtet werden.

Kletterhallen und -gärten als Alternative

Wer keine Möglichkeit findet, der Leidenschaft fürs Wasserfallklettern auch im Sommer nach zu gehen, der kann stattdessen die wärmeren Monate nutzen, um in der Kletterhalle oder in Klettergärten

  • seine Fähigkeiten zu verbessern
  • wertvolle Erfahrungen zu sammeln und
  • seine Muskulatur und Kondition zu trainieren.
Frau klettert gesichert zwischen Felsen mit kleinem Wasserfall, in schwarz-gelber Schutzkleidung mit Helm
Frau klettert gesichert zwischen Felsen mit kleinem Wasserfall, in schwarz-gelber Schutzkleidung mit Helm

Wichtige Voraussetzungen

Die Kletterer müssen in der Lage sein, ihr eigenes Können richtig einzuschätzen. Gleichzeitig müssen sie die Wetterlage im Auge behalten und auch unter extremen Bedingungen noch die richtigen Entscheidungen treffen können. Doch all dies nützt nichts, wenn die physischen Anforderungen nicht bewältigt werden können.

Voraussetzungen:

  • übermäßige Fitness
  • leichtes Gewicht
  • Beweglichkeit
  • Schwindelfreiheit
  • keine Höhenangst
  • gutes Sehvermögen
  • gutes Hörvermögen

Fitness und Erfahrungsschatz

Um im Wasserfall zu klettern, muss ein Bergsteiger sehr gut trainiert sein und über einen reichen Erfahrungsschatz verfügen. Seine Muskulatur muss ausgeprägt und trainiert sein, damit sie ihm im Eis nicht den Dienst versagt.

Das bedingt, dass ein Eiskletterer das ganze Jahr über ein Training in vergleichbaren Bedingungen simuliert. Wer nur eine gute Grundkondition und Muskulatur aus anderen Sportarten mitbringt, dem wird dies im Eis nicht viel nützen.

Das Wasserfallklettern beansprucht nahezu jede Muskelpartie. Den Beinen kommt dabei eine ebenso wichtige Aufgabe zu wie den Armen. Nicht selten muss das komplette Körpergewicht gehalten werden. Deshalb ist es auch sehr wichtig, dass

sehr kräftig und gut trainiert sind. Auch die Nackenmuskulatur darf nicht vernachlässigt werden. Sehr viele Aufstiege und Bewegungsabläufe sind nur mit einer sehr gut trainierten Bauchmuskulatur durchführbar.

Optimalgewicht und Beweglichkeit

Es versteht sich von selbst, dass ein Eis- oder Wasserfallkletterer kein Übergewicht aufweisen darf. Schwere Menschen sind in der Regel weniger wendig.

Der zusätzliche Ballast würde die Muskulatur überfordern. Deshalb sind Wasserfallkletterer meist extrem dünne, muskulöse und wendige Menschen, da schon leichtes Übergewicht nicht wie bei manch anderer Sportart kompensiert werden kann.

Auch die Beweglichkeit des Körpers muss extra für das Klettern trainiert werden. Es ist wichtig, dass der Kletterer gut dehnbar ist, damit er sich bis zu weiter entfernten Haltepunkten strecken kann, ohne sich Sehnen oder Muskeln anzureißen.

Sonstige Voraussetzungen

Wer im Wasserfall klettert, darf keine Höhenangst haben und muss frei von Schwindelattacken sein. Aufgrund der Kälte des Untergrunds ist das Wasserfallklettern für Menschen mit der Tendenz zu Durchblutungsstörungen in den Extremitäten nicht zu empfehlen. Ein gutes Seh- und Hörvermögen ist zudem wichtig, um bestimmte Situationen richtig einschätzen zu können.

Schutzausrüstung und Funktionskleidung

Das Wasserfallklettern - das auch häufig als Eisklettern bezeichnet wird - ist eine sehr anspruchsvolle Form des alpinen Bergsports. Um im Eis zu klettern, ist nicht nur eine extreme körperliche Fitness und Körperbeherrschung notwendig, sondern auch sehr viel Erfahrung aus dem regulären Klettersport. Deshalb wird das Eisklettern häufig auch als die Königsdisziplin des Kletterns bezeichnet.

Die Ausrüstung

Wenn Sie sich aufs Wasserfallklettern vorbereiten, dann sollten Sie sich auch um eine geeignete Schutzkleidung kümmern. Denn die falsche Kleidung oder ungenügende Schutzausrüstung werden Sie beim Klettern nur behindern und einschränken. Stellen Sie Ihre Sicherheit in den Vordergrund, denn das Wasserfallklettern an sich ist eine sehr gefährliche Angelegenheit, und Sie sollten dabei auf keinen Fall ein unnötiges Risiko durch eine ungenügende oder ungeeignete Schutzkleidung eingehen.

Die Ausrüstung:

  • Funktionskleidung
  • Helm
  • Bohrer & Eispickel
  • Eisschrauben
  • Sanduhren
  • Reepschnüre
  • Seile

Auf frostige Temperaturen vorbereitet sein

Im Wesentlichen wird für das Wasserfallklettern dieselbe Schutzausrüstung benötigt wie für das alpine Klettern im Fels. Sie können also große Teile Ihrer Ausrüstung vom Klettern auch für das Eisklettern verwenden. Achten Sie jedoch beim Überprüfen auf die Wetter- und Temperaturbedingungen.

Selbst wenn Sie in den Sommermonaten zum Wasserfallklettern aufbrechen, wird es in Ihrem Zielgelände vermutlich sehr frostige Temperaturen haben. Unterschätzen Sie diese nicht. Vor allem

  • Ihr Gesicht
  • Ihre Hände und
  • Ihre Füße

sollten Sie gut schützen. Warme und Wasser abweisende Handschuhe und Kletterschuhe sind unabdingbar.

Der Helm

Zu einer guten Schutzausrüstung gehört auch ein stabiler Helm. Noch größer als im trockenen Gelände ist im Eis die Gefahr, dass Gegenstände von oben auf Sie herab fallen. Dies können Eiszapfen sein, die sich gelockert haben, oder auch andere kleinere oder größere Eisformationen, die sich durch die Erwärmung oder die Belastung lösen.

Riskieren Sie nicht, von einem solch steinharten Eisstück am Kopf getroffen zu werden. Tragen Sie deshalb einen guten Schutzhelm. Diese sind mancherorts sogar schon mit einem das Gesicht schützenden Gitter erhältlich.

Funktionskleidung

Wichtig ist bei Ihrer Schutzkleidung auch, dass es sich dabei um richtige und spezielle Funktionskleidung handelt. Funktionskleidung besitzt die Eigenschaft, den Schweiß vom Körper weg zu leiten und auf die Außenseite der Faser zu transportieren, wo er verdunsten und abtrocknen kann.

Dies ist sehr wichtig, denn wenn Sie am Körper nass sind, werden Sie im Eis schnell auskühlen und womöglich sogar unterkühlen. Unter einer solchen Belastung kann der Körper dann nicht mehr funktionieren.

Wählen Sie Schutz- und Funktionskleidung, die an den zentralen Punkten wie Knien und Ellbogen doppelt verstärkt ist. So werden Stöße abgemildert und Ihr Verletzungsrisiko wird deutlich minimiert. Verlassen Sie sich nicht einfach auf bequeme Freizeitkleidung, die Ihnen in der Kletterhalle vielleicht noch gute Dienste leisten würde.

Die wichtigsten Eisgeräte

Zur Schutzausrüstung zählen natürlich allen voran bestimmte Eisgeräte.

Bohrer und Eispickel

Wie beim Felsklettern, so muss sich auch der Wasserfallkletterer gut absichern. Sein Untergrund, in dem er die Sicherungen anbringen muss, ist jedoch das blanke Eis. Dementsprechend muss er auch eine spezielle und für das Eis geeignete Ausrüstung mit sich führen.

Diese besteht aus verschiedenen Bestandteilen und Sicherungen, die im Eis verschraubt werden, sowie aus Halte- und Sicherungsseilen und dem Werkzeug, mit dem das Eis angebohrt wird. Dies erfolgt in der Regel mit einem Akkubohrer oder einem Handdrehborer, der mit einem speziellen Eisbohrkopf ausgestattet ist. Zusätzlich kann mit dem Eispickel oder speziellen Eismeisseln gearbeitet werden.

Eisschrauben und Sanduhren

Zur Sicherung im Eis werden vorwiegend Eisschrauben benutzt. Mit ihrer Hilfe lassen sich Zwischensicherungen anbringen oder auch Standplätze anlegen. In der Anfangszeit des Wasserfallkletterns wurden noch spezielle Eisnägel verwendet, diese wurden inzwischen jedoch weitgehend von den Eisschrauben abgelöst.

Zum Anlegen von Sicherungspunkten werden manchmal auch noch große Sanduhren verwendet. Besonders beim Rückzug aus dem Klettergebiet sind die Sanduhren wichtig. Sie werden mit Hilfe der Eisschrauben ins Eis gebohrt.

Bandschlingen und Reepschnüre

Bandschlingen und Reepschnüre werden durchgezogen, an denen sich der Kletterer vorsichtig abseilen kann. Ein Ablassen wie beim Felsklettern ist im Eis nicht möglich, da die Reibung des Seils Wärme erzeugen würde, die das Abschmelzen der Sicherung zur Folge hätte.

Damit die Eisschrauben nicht in der Eiswand verbleiben, wurde eine besondere Technik entwickelt, mit deren Hilfe sich die Eisschraube von selbst ausdreht. Eine dünne Reepschnur wird an ihr befestigt, die sich mit dem Abgleiten des Seils automatisch strafft, so dass die Eisschraube durch den Zug des Seils über die Reepschnur aus der Wand gedreht wird. Die Eisschraube fällt dann hinab und kann wieder verwendet werden.

Halb- oder Zwillingsseile

Zum Klettern im Eis werden auch ganz spezielle Seile verwendet, die so genannten Halb- oder Zwillingsseile. Durch die doppelte Sicherung entsteht ein zusätzlicher Schutz, denn schnell kann es geschehen, dass der Eispickel versehentlich ein Halteseil trifft, es beschädigt oder sogar durchtrennt.