Kung Fu - Kämpfen wie die Shaolin: Über die Grundlagen, die Techniken und Elementenlehre

Kung Fu steht als Oberbegriff für chinesische Kampfkünste; verschiedene Stile kommen dabei zur Anwendung. Zur effektiven Selbstverteidigung dient beispielsweise das Tien Shan Pai. Abgesehen von den waffenlosen Handformen gibt es auch die Waffenformen, bie denen Speere, Säbel und Schwerter eingesetzt werden. Informieren Sie sich über die Grundlagen und Techniken des Kung Fu.

Von Sibylle Fünfstück

Einmal so kämpfen können wie Bruce Lee - ein lang gehegter Jugendtraum. Wer es wirklich wissen will, der kann sich an Kung Fu versuchen. Kung Fu ist in der westlichen Welt ein Sammelbegriff für chinesische Kampskünste.

In China wird der Begriff für das Erlernen jeder Kunstform verwendet, denn übersetzt bedeutet Kung Fu Mühe, Fleiß oder harte Arbeit. Treffender könnte man nicht umschreiben, was Kung-Fu-Neulinge erwartet, wenn sie sich für die chinesische Kampfkunst entschieden haben.

Lehrinhalte

In Kampfsportschulen werden unterschiedliche Arten des Kung Fu gelehrt. Häufig angeboten wird das Tien Shan Pai, das der effektiven Selbstverteidigung dient. In entsprechenden Kursen werden die traditionellen Bewegungsabläufe und Techniken der fernöstlichen Kampfkunst gelehrt, die sich durch

  • kräftige Handtechniken und
  • verschiedene dynamische Tritttechniken

auszeichnet. Auch die Tugenden des Kampfes werden den Teilnehmer vermittelt. Dazu gehört in erster Linie der verantwortungsvolle Umgang mit den Kenntnissen der Selbstverteidigung. Denn das traditionelle Kung Fu basiert auf Werten wie Toleranz, Höflichkeit, Selbstbeherrschung und Respekt.

Bei anderen Formen des Kung Fu herrschen runde und geschmeidige Bewegungen vor, die fast tänzerisch wirken. Die einzelnen Bewegungsabläufe gehen fließend in einander über.

  • Körperbeherrschung
  • Konzentration und
  • Flexibilität

sind hier unerlässlich. Das Ziel des Trainings ist es, Geist in Einklang zu bringen.

Mit Kung Fu zu mehr

  • Selbstsicherheit
  • Ausgeglichenheit
  • Kraft
  • Flexibilität
  • Körperbeherrschung

Waffenformen

Neben den Handformen des Kung Fu gibt es Waffenformen, bei denen

  • Schmetterlingsmesser
  • Säbel
  • Schwerter
  • Speere und
  • Stäbe

in den Kampf einbezogen werden. Frauen und Männer jeden Alters können mit Kung Fu zu mehr

  • Ausgeglichenheit
  • Kraft und
  • Selbstsicherheit

finden. Die Wahl des Kurses richtet sich nach den eigenen Zielen und Interessen. Und letztendlich heißt es bei jeder Art des Kung Fu: üben, üben, üben.

Mann mit Bart und Pferdeschwanz beim Kampfsport mit einem Schwert vor herbstlicher Baumkulisse
Mann mit Bart und Pferdeschwanz beim Kampfsport mit einem Schwert vor herbstlicher Baumkulisse

Die fünf Elemente - Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser

Kung Fu ist eng verbunden mit der Lehre der fünf Wandlungsphasen, der so genannten Fünf-Elemente-Lehre.

Chinesische Philosophie

Um den Begriff "Kung Fu" im traditionellen Sinne zu verstehen, sollte man sich mit der chinesischen Philosophie beschäftigen. Kung Fu bezeichnet eine Kunstfertigkeit, die nicht nur auf einen sportlichen Kampfstil beschränkt ist. Viel eher geht es um die Kunstfertigkeit, zu leben.

Harte Arbeit und Erfahrungswerte prägen den Lebensstil, der sich im Laufe der Zeit verändert. In der chinesischen Philosophie geht man von fünf Wandlungsphasen aus.

Die Fünf-Elemente-Lehre

Die fünf Wandlungsphasen werden auch als Fünf-Elemente-Lehre bezeichnet, welche die Gesetzmäßigkeiten der Natur beschreibt. Alles Lebendige ist von einem Werden, der Wandlung und dem Vergehen geprägt. Bildlich lassen sich diese Phasen durch die Elemente

  • Feuer
  • Erde
  • Metall
  • Wasser und
  • Holz

darstellen, die aus der Natur abgeleitet wurden. Deren Energien beeinflussen alle ständig ablaufenden Prozesse.

  • Feuer bezeichnet eine dynamische Phase der Aktion,
  • Erde steht für Veränderung.
  • Metall symbolisiert Reife und Ablösung,
  • Wasser versinnbildlicht Ruhe, Gelassenheit, Gedankengänge und das Erfassen der Lage.
  • Holz steht für Aufbruch und die Entwicklung von Impulsen.

Die Darstellung der Elemente ist auch mit unterschiedlichen

  • Formen
  • Farben
  • Materialien
  • Gegenständen und
  • Himmelsrichtungen
  • Wirkungen
  • Gebäuden und
  • Landschaften

möglich, weshalb sich die Fünf-Elemente-Lehre besonders gut im Feng Shui ausdrücken lässt, der hierzulande lediglich als Einrichtungsstil bekannt ist. Dabei geht es darum, die Lebensräume des Menschen zu gestalten. Und auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin, auch als TCM bekannt, in der Akupunktur, im Qi Gong und im Kung Fu wirkt die Lehre der fünf Elemente.

Fünf-Elemente-Lehre

  • Feuer: Aktion
  • Erde: Veränderung
  • Metall: Reife
  • Wasser: Gelassenheit
  • Holz: Aufbruch

Übertragung

Die fünf Elemente lassen sich im Kung Fu in körperliche Bewegungsabläufe und Kampftechniken übertragen, die wechselseitig aufeinander wirken. Insbesondere sind dies Arm- und Fausttechniken.

  • Holz wird durch kurze, blockende Fausttechniken dargestellt sowie durch den Angriff.
  • Unerwartet ausgeführte, kurz aufeinander folgende, pfeilschnelle Fauststöße stehen für das Feuer.
  • Kraftvolle Bewegungen, die von unten nach oben ausgeführt werden, symbolisieren die Erde, wobei ideelle Energie aus dem Erdball genutzt wird.
  • Rückhandschläge, die mit spaltenden Bewegungen verglichen werden können, bezeichnen Metall.
  • Lange, wellenförmige Armtechniken stehen für das Wasser.

Showkampf und Akrobatik beim Kung Fu

Nahaufnahme Ausschnitt Sportler in weißen Anzug und schwarzem Gürtel hält Schwert
Nahaufnahme Ausschnitt Sportler in weißen Anzug und schwarzem Gürtel hält Schwert

Die Bewegungsabläufe und Techniken der Kampfkunst Kung Fu sind hauptsächlich aus der Natur abgeschaut. Grundsätzlich symbolisieren sie den Kreislauf aus Werden, Wandeln und Vergehen. Für den Zuschauer ergeben sich durchaus ästhetische Akrobatikvorführen, die durch geschicktes Hinzufügen von Showeffekten neben dem Eindruck von sportlichen Höchstleistungen einen Hauch von Mystik hinterlassen.

Insbesondere wird diese Lebensphilosophie in den unterschiedlichen Bewegungsabläufen und Schlagtechniken deutlich.

  • Es geht um Effektivität und Ästhetik,
  • es entsteht ein Bild von Anmut und Eleganz.

Verschiedene Stile, Formen und Bewegungen

Insgesamt soll es in China über 400 unterschiedliche Stile des Kung Fu geben. Deren wichtigstes Trainingselement sind immer die Formen, wobei all diese aus der Natur imitiert werden. Insbesondere werden Bewegungsabläufe von Tieren nachgestellt, beispielsweise die von

  • springenden Tigern
  • überraschend angreifenden Affen oder
  • in sich ruhenden Schlangen.

Das stete Üben und Perfektionieren der Formen trainiert Körper und Geist. Es

Weiche und harte Bewegungen wechseln sich in verschiedenen Hand-, Boden-, Hebel- und Standtechniken sowie mit künstlerischen Elementen ab, so dass sich insgesamt eine Choreographie ergibt, die sich absolut in die Kunst der Akrobatik einordnen lässt.

Ausbildung und Meisterschaften

Die Grundausbildung im Kung Fu umfasst sieben Jahre, wobei neben Grundstellungen und ersten Selbstverteidigungstechniken sofort auch Elemente aus der Akrobatik geübt werden. Immer jedoch wird auch die philosophische Lebenseinstellung vermittelt. Die Lehre vom Kung Fu ist nie beendet, ebenso, wie sich der Mensch auf einem ständigen Weg der Arbeit befindet.

Nicht zuletzt jedoch wird Kung Fu auch in nationalen und internationalen Meisterschaften sowie in Shows präsentiert. Dabei wird unterschieden in traditionelle Wettkämpfe und in moderne Stile des Kung Fu, die neben akrobatischen Einlagen und Kampftechniken jede Menge Mystik offenbaren.

Auch wenn die Art der gezeigten Showeffekte nicht unbedingt der Lebensauffassung des Kung Fu entspricht, erhält der Zuschauer auf diese Weise einen kleinen Einblick in die Gesamtheit einer ihm eher unbekannten Welt.

  • Bruce Lee Kung Fu zur Selbstverteidigung, Falken-Vlg., Niedernhein, 1995, ISBN 380681399X
  • John Armstead Kung-Fu: Das chinesische Boxen, Weinmann, 2006, ISBN 3878920326
  • Walter Fehlinger Shaolin Kung Fu, Bacopa Verlag, 1995, ISBN 3901618007
  • Chang Dsu Yao und Roberto Fassi Shaolin Kung Fu I. Grundlagen chinesischer Kampfkunst, Falken-Vlg., Niedernhein, 1996, ISBN 3806813639
  • Christian Kronmüller Shaolin Quan Kung Fu: Die Einheit von Körper und Geist, Books on Demand Gmbh, 2005, ISBN 3833425962
  • Guido Kämmerling Ving Shun Kuen. Praktische Kampfanwendungen, Leffler Medienverlag, 2004, ISBN 3936457107
  • Guido Kämmerling Ving Shun Kuen: Chinesische Kampfkunst, Leffler Medienverlag, 2002, ISBN 3936457042

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