Geschichte, Spielregeln und Varianten der Sportart Lacrosse
Der Mannschaftssport Lacrosse wird mit einem Lacrosseschläger sowie einem Hartgummiball gespielt. Bei diesem Spiel geht es darum, den Ball ins gegnerische Tor zu befördern und dabei mehr Tore bzw. Punkte zu erzielen, als die gegnerische Mannschaft. Informieren Sie sich über die Geschichte, die Spielregeln sowie die Varianten der Sportart Lacrosse.
Die Geschichte einer Sportart - Lacrosse
Lacrosse ist eine Mannschaftssportart, die in etwa an Hockey erinnert. Als Schläger fungieren hier Stöcke, die am vorderen Ende mit einem Netz versehen sind. Damit muss der Ball ins gegnerische Tor geschossen werden. Die Geschichte des Lacrosse geht bis zu den Indianern an der Ostküste Amerikas zurück. Im Jahr 1908 war Lacrosse sogar schon einmal eine Olympische Disziplin.
Die Indianer an den Großen Seen und der Ostküste haben das Lacrosse erfunden. Es hieß bei ihnen Baggataway oder Tewaraathon. Die Spiele dienten zur Vorbereitung auf den Krieg und waren dem Kriegsgott geweiht. Lacrosse wurde oft mir anderen Stämmen gespielt und nicht selten entstanden aus dem Spiel echte kriegerische Handlungen. Mitunter waren mehr als 100 Spieler an einem Spiel beteiligt. Doch Lacrosse wurde auch als Austragungsmedium zum Schlichten von Streits zwischen den Stämmen genutzt.
Chronik einer Erfolgsgeschichte
Schon im Jahr 1634 berichtete der französische Jesuitenmissionar Jean de Brébeuf in Ontario von dem Spiel. Er gab ihm seinen Namen Lacrosse (Das Kreuz), da ihn der Schläger an einen Bischofsstab erinnerte. Etwa um 1850 herum entdeckten auch Weiße ihr Interesse an dem Spiel, und so wurde 1856 der Montreal Lacrosse Club gegründet. Einen Boom erlebte das Lacrosse ab 1867, als der kanadische Verband, die Canadian National Lacrosse Association gegründet wurde. Ende des 19. Jahrhunderts verbreitete sich Lacrosse dann auch über andere Kontinente.
Bis in die 1930er Jahre wurde Lacrosse ohne Schutzausrüstung gespielt. Für das Spiel der Männer und der Frauen galten dieselben Regeln, dies änderte sich jedoch im Laufe der Zeit. Heute ist der Männer-Lacrosse Sport sehr viel aggressiver und körperbetonter als der der Frauen. Deshalb tragen Männer heute eine Schutzausrüstung ähnlich der des Eishockeys, während Frauen diese nicht benötigen.
Lacrosse auf internationaler Ebene
1987 erfolgte die Gründung der National Lacrosse League (NLL) in Kanada. Seit 1994 gilt Lacrosse durch eine Erklärung des kanadischen Parlaments als Nationalsport. In regelmäßigen Abständen werden Wettbewerbe auf internationaler Ebene, bis hin zu Weltmeisterschaften ausgetragen.
Aus dem Olympischen Programm ist das Lacrosse nach einem kurzen Intermezzo jedoch schnell wieder verschwunden. Danach verlor es an Bedeutung und wurde eine Zeit lang fast ausschließlich als Schul- und Highschoolsport betrieben.
Das Spielfeld, der Ball und die Schläger beim Lacrosse
Das Feld hat eine Abmessung von 55 Metern Breite und 102 Metern Länge. Die Tore befinden sich jeweils 14 Meter vor dem Spielfeldende und messen 1,83 mal 1,83 Meter.
Der Ball mit einem Umfang von 20 Zentimetern wiegt etwa 140 Gramm und ist aus Gummi.
Der Schläger wird Crosse oder Stick genannt und hat eine Länge von 101 bis 183 Zentimetern. Sein Querschnitt beträgt maximal 2,5 Zentimeter. Im Schlägerkopf, der aus Kunststoff besteht, befindet sich zusätzlich ein Netz (= Pocket). Es ermöglicht die präzisen Schüsse und Ballkontrollen.
Die Spieldauer beträgt 4 mal 15 oder 4 mal 20 Minuten, bei den Damen 2 mal 30 Minuten.
Das Faceoff
Das Spiel startet mit einem Faceoff bei den Herren und mit einem Draw bei den Damen. Faceoff bedeutet, dass sich die Spieler beider Mannschaften auf Knien oder in der Hocke gegenüber sitzen. Nach dem Anpfiff wird versucht, in Ballbesitz zu gelangen. Beim Draw nehmen zwei gegenerische Spielerinnen den Ball zwischen ihre Schläger und werfen ihn beim Anpfiff nach oben.
Ballbesitz und Körperkontakt
Im Unterschied zu vielen anderen Ballsportarten gibt es beim Lacrosse keine Beschränkung, wie lange der Ball von einem Spieler gehalten oder getragen werden kann. Der Gegenspieler hat das Recht, den Schläger des im Ball befindlichen Spielers mit dem eigenen Schläger wegzuschlagen, um den Ball zu erobern. Im Spiel der Herren findet der Kampf um den Ball mit hohem Körpereinsatz statt. Ein Abhalten oder Wegziehen des Gegners ist erlaubt.
Bei den Damen dagegen findet kaum Körperkontakt statt, lediglich ein leichtes Schieben ist zulässig. Deshalb ist bei den Spielen der Damen die umfangreiche Schutzausrüstung auch nicht notwendig, da der Sport als wenig verletzungsintensiv gilt. Bei den Herren dagegen geht es bewusst etwas härter zu, weshalb zum Schutz vor Verletzungen die komplette Ausrüstung getragen werden muss.
Polocrosse - Lacrosse zu Pferde
Beim strategisch hoch interessanten Polocrosse handelt es sich um eine Mischung der beiden Mannschaftssportarten Lacrosse und Polo. Wie das Polo, so wird auch das Polocrosse zu Pferde gespielt.
Die Mannschaft beim Polocrosse zählt sechs Spieler. Zwei gegnerische Mannschaften treten gegeneinander an. Das Spiel ist in sechs bis acht Spielzeiten unterteilt, die Chukkas genannt werden. In jeder Chukka treten jeweils drei Spieler einer Mannschaft an. Die Dauer einer Chukka beträgt maximal acht Minuten. In jeder Chukka sind die Spieler nummeriert:
- Spieler 1 übernimmt den Angriff,
- Spieler 2 das Mittelfeld und
- Spieler 3 die Verteidigung.
Das Pferd und das Spielfeld
Pro Turnier darf der Spieler nur mit einem Pferd starten. Ein Ersatzpferd darf nur in Ausnahmesituationen eingesetzt werden, etwa wenn sich das Pferd im Spiel verletzt oder wenn die Richter dem Austausch aus anderen Gründen zustimmen. Die ideale Höhe des Pferds beträgt 1,50 Meter, Vorschriften hierzu gibt es jedoch nicht.
Das Spielfeld ist mit 146,5 mal 55 Metern relativ groß. Es ist in die Abteile
- Angriff,
- Mittelfeld und
- Verteidigung
eingeteilt, auf denen sich jeweils nur die zugeordneten Spieler bewegen dürfen. Als Tor dienen Zielpfosten, die in einer Entfernung von 2,5 Metern an der Stirnseite zu finden sind. Ein gesonderter Torraum ist ausgewiesen, der von der Straflinie gekennzeichnet ist. Torschüsse dürfen nur von den Angriffs-Spielern ausgeführt werden, während die Verteidigung auch nur durch den entsprechenden Spieler erfolgen darf.
Ausrüstung und Regeln
Jeder Reiter besitzt einen mit Netz ausgestatteten Schläger, in dem der Ball getragen wird. Der Ball darf auch geworfen oder mit dem Schläger befördert werden. Ebenso ist es erlaubt, den Ball eines gegnerischen Spielers aus seinem Netz zu schlagen. Der Schläger darf jedoch nur auf einer Seite des Pferdes gehalten werden.
Zu Spielbeginn stellen sich die Spieler einer Mannschaft hintereinander auf dem Feld auf. Sobald ein Tor erzielt wurde, wird diese Anfangsaufstellung erneut eingenommen.
Angriffe dürfen nur erfolgen, während beide Gegner parallel zueinander reiten. Aus Sicherheitsgründen ist es nicht gestattet, den Reitweg des Gegners zu kreuzen oder zu schneiden. So ist Polocrosse ein Spiel mit einem strengen Regelwerk, auf dessen Einhaltung größter Wert gelegt wird. Nur ein sehr erfahrener und guter Reiter kann in dem Spiel Erfolg haben.
Intercrosse - eine Variation des Lacrosse-Sports
Beim Intercrosse handelt es sich um eine abgewandelte Form des Lacrosse-Spiels, die jedoch betont sanfter und ohne Körperkontakt gespielt wird. Daher handelt sie sich sehr gut für den Jugend- und Freizeitsport. Intercrosse ist ein verletzungsarmes Spiel, bei dem im Spielverlauf keine Aggressionen entstehen.
Wie Lacrosse, so ist auch Intercrosse eine Mannschaftssportart. Eine Mannschaft besteht aus einem Torwart und vier Feldspielern. Im Spielverlauf werden Angriffe ausgeführt, die einen Treffer ins Tor zum Ziel haben.
Schläger und Ball
Die Spieler sind mit Schlägern ausgestattet, mit denen der Ball befördert wird. Die Schläger sind 60 bis 75 cm lang und werden "Stick" genannt und sind mit einem korbähnlichen Gebilde am unteren Ende versehen, das als "Head" (= Kopf) bezeichnet wird. Mit diesem Korb kann der Ball gefangen und geworfen werden.
Der Ball selbst hat etwa die Größe eines Tennisballs und besteht aus Weichplastik. Er wiegt zwischen 80 und 100 Gramm. Das Tor ist so groß wie das Tor beim Streethockey nämlich 1,20 mal 1,20 Meter. Die Spielfläche misst 40 Meter in der Länge und 20 Meter in der Breite, die Spieldauer beträgt maximal 4 mal 12 Minuten.
Körper- und Schlägerkontakt
Das Spiel kommt komplett ohne diese aus, denn beides ist nicht erlaubt. Da das Spiel betont körperlos und wenig aggressiv ist, können die Spieler auch ohne Schutzausrüstung antreten. Lediglich der Torhüter ist mit einer Schutzausrüstung ausgestattet. Das Verletzungsrisiko durch verirrte Bälle oder versehentlich außer Kontrolle geratene Schläger ist sehr gering.
Nationales und internationales Geschehen
In Deutschland wird Intercrosse vorwiegend im CVJM (christlicher Verein junger Menschen) gespielt, wo sich eine eigene Kultur entwickelt hat. Die Verbreitung nimmt jedoch in den letzten Jahren etwas zu, so dass seit 2009 eine Liga mit sechs Mannschaften existiert. Seit 2010 gibt es wieder den Intercrosse Verband Deutschland (IVD).
Stärker verbreitet dagegen ist das Intercrosse im europäischen Ausland. Neben den Spielen der verschiedenen Ligen werden dort auch Turniere auf internationaler Ebene ausgerichtet.