Von Citymarathon bis Landschaftslauf - Verschiedene Marathon-Rennen und berühmte Beispiele
Eine gute Gelgenheit, mit einem weit verbreiteten Missverständnis aufzuräumen ist es, sich die Struktur von Laufveranstaltungen einmal näher anzusehen. Viele nicht fachkundige Zuschauer bezeichnen eine Laufveranstaltung grundsätzlich als Marathon-Event. Sobald schwitzende Gestalten mit Statnummer im Pulk bei einem Wettkampf zu sehen sind, ist vom Marathon die Rede. Doch das ist falsch. Wie ein Marathon-Event tatsächlich beschaffen sein kann, das zeigen wir Ihnen hier.
Je moderner sich die Fortbewegungsmittel gestalten, desto mehr folgt der Mensch seinen ureigenen körperlichen Fähigkeiten. Der Sport gewinnt an Bedeutung.
Auch eine sehr frühe Form davon verzeichnet steigende Teilnehmerzahlen. So weist der Marathon einen Boom auf, der ihm vor wenigen Jahren nicht zugetraut wurde. Attraktive Streckenführungen, traditionelle Sehenswürdigkeiten und hohe Preisgelder locken aber immer mehr Menschen auf die Strecke.
Grundsätzlich: Ein Marathon umfasst exakt die Strecke von 42,195 Kilometern. Alle anderen Wettkämpfe dürfen nicht die Bezeichnung "Marathon" tragen.
Merkmale Citylauf
- viele Teilnehmer
- flache Strecke
- schnelle Laufzeiten
- Unterhaltungsprogramm
Der Landschaftslauf
- weniger Teilnehmer
- einige Höhenmeter
- wenig Trubel
Gängige Wettkampfstrecken sind der 10-km-Lauf und der Halbmarathon mit 21,1 Kilometern, jedoch sind auch andere Distanzen im Angebot. Jeder offizielle Lauf, der die 42,195 Kilometer an Länge überschreitet, gilt als Ultralauf oder Ultramarathon.
Unterschiedliche Arten von Marathonläufen
Marathonläufe lassen sich in verschiedene Kategorien einteilen.
Citymarathon
Am bekanntesten sind die großen Citymarathons. In Deutschland ist dabei der Berlin Marathon mit jährlich über 35.000 Teilnehmern der größte und prominenteste.
In Hamburg starten knapp unter 20.000 Teilnehmer, in Köln, München und Frankfurt liegen die Teilnehmerzahlen etwa bei 12.000 bis 15.000 Startern. Weitere Citymarathons finden in
- Regensburg
- Dresden
- Freiburg
- Mannheim
und einigen weiteren Städten statt, haben jedoch jeweils nur etwa 2.000 bis 7.000 Teilnehmer.
Laufstrecken
Citymarathons führen meist durch die jeweilige Innenstadt, häufig auch durch angrenzende Randbezirke. Das Höhenprofil ist meist vorwiegend flach, der Untergrund asphaltiert, da auf der Straße gelaufen wird.
Bei diesen Marathons lassen sich im Allgemeinen die schnellsten Laufzeiten erzielen. Die Unterhaltung an der Strecke gehört zum Citymarathon dazu, der sich vielerorts zum Volksfest und Publikumsmagneten entwickelt hat.
Landschaftsmarathon
Wem dieser Rummel nicht gefällt, der sollte sich nach einem schönen Landschaftsmarathon umsehen. Die meisten Landschaftsmarathons haben im Vergleich nur wenige Teilnehmer, meist nur wenige hundert, und bewegen sich durch den ländlichen Raum, sehr häufig mit vielen Höhenmetern.
Der bekannteste Landschaftslauf Deutschlands ist der Rennsteigmarathon. Sehr anspruchsvoll sind auch der Kemptener Voralpenmarathon (mit 45 Kilometern eigentlich ein Ultralauf) oder der Sonthofener Panoramamarathon, die jeweils etwa 1.500 Höhenmeter beinhalten. Einen flachen Landschaftslauf findet man zum Beispiel beim 3-Länder-Marathon von Lindau nach Bregenz.
Unbekanntere Marathonveranstaltungen
Wer sich nicht für die ganz großen Events anmelden möchte oder befürchtet, bei dem dortigen Teilnehmerfeld nicht mithalten zu können, der findet in Deutschland sowie auf dem europäischen Kontinent gleich mehrere Möglichkeiten, die Distanz der rund 42 Kilometer zu bewältigen.
Immer beliebter werden kleine, unabhängige Marathons, bei denen eher weniger Teilnehmer an den Start gehen, und die ohne große Spektakel auskommen. Der Königsschlösser-Romantik-Marathon zum Beispiel führt auf Naturwegen, aber relativ flach vorbei am Schloss Neuschwanstein und bietet eine fürs Auge sehr harmonische Kulisse.
Sehr beliebt sind auch kleinere Marathonveranstaltungen wie der recht unspektakuläre Ermstalmarathon in Metzingen, bei denen jeweils nur knapp 100 Läufer an den Start gehen.
Auch auf Inseln, die nur wenige Hektar groß sind. So etwa beim Inselmarathon auf der ehemaligen Festung Wilhelmstein.
Wer es noch übersichtlicher mag, läuft im Gefängnis. Idealerweise natürlich als Besucher. Beide Strecken zeichnen sich aber durch ein etwas monotones Profil aus, das nicht eben motivierend für Höchstleistungen gilt.
Marathonläufe im Ausland
Häufig werden Marathonläufe dafür genutzt, um eine Reise ins Ausland zu unternehmen.
Die europäischen Nachbarn kennenlernen
Besonders vielfältig gestalten sich die Möglichkeiten, wenn auch im nahen Ausland gejoggt wird. Doch Vorsicht, nicht immer stehen dabei sportliche Aspekte im Vordergrund.
Wer sich etwa für den Médoc-Marathon anmeldet, sollte über den Genießergaumen des Weinkenners verfügen. An der Strecke findet nämlich manche Verkostung statt.
Die Vereinigten Staaten als Läufernation
Natürlich wurde das Laufen über eine Distanz von rund 42 Kilometern nicht auf dem amerikanischen Kontinent aus der Taufe gehoben, sondern einst im antiken Griechenland etabliert. Und doch erweisen sich die USA gegenwärtig als heimliche Läufernation.
Weltweit gibt es keinen weiteren Ort, an dem derart viele hochrangige Marathons ausgetragen werden. Zu ihnen zählen natürlich in besonderem Maße die Strecken in New York und Boston.
Die Kraft der Großstadt wechselt dabei mit manch ruhiger Idylle. Doch beide Wettbewerbe erweisen sich als herausfordernd. Gleiches gilt für das Profil in Arizona: Starke Hitze und wenig Abkühlung zehren an den Nerven. Für musikalische Untermalung ist jedoch gesorgt.
Laufen auf dem Weltwunder
Wer es kulturell mag und gerne in die Fußstapfen der Vorfahren tritt, kann einen ganz besonderen Marathon absolvieren. Die gerne einmal als inoffizielles Weltwunder bezeichnete Chinesische Mauer wird als Austragungsort solcher Laufwettbewerbe genutzt. Für den Sportler wächst damit aber auch die Herausforderung, immerhin bekommt er es hier nicht mit einem herkömmlichen Profil zu tun.
Die schöne Landschaft und die Gewissheit, auf einer jahrhundertealten Wehranlage zu joggen, können die Mühen dabei nur schwerlich überdecken. Aber selbst das bildet den Charakter des Marathonläufers: Er rennt, um Grenzen zu überwinden.
Nicht selten handelt es sich dabei um jene der eigenen Disziplin. Wer sie durchbricht, findet die eigene Freiheit.
Die schönsten Marathon-Läufe in Deutschland
Doch man muss natürlich nicht ins Ausland reisen, um bei einem unvergesslichen Marathon-Lauf an den Start zu gehen. Zu den lohnenswerten Zielen in Deutschland gehören:
- der Königsschlösser-Romantik-Marathon (Füssen): über Hopfen- und Foggensee mit Blick auf Neuschwanstein und Hohenschwangau
- der Rennsteiglauf (Schmiedefeld): größter Cross-Lauf durch Europa durch den Naturpark Thüringer Wald
- der Allgäu-Panorama-Marathon (Sonthofen): Bergpanorama mit Blick auf die Oberstorfer Berge
- der Moor-Marathon (Goldenstedt): Laufen in toller Moorlandschaft
- der Fichtelgebirgsmarathon (Wunsiedel): 800 Höhenmeter durchs Fichtelgebirge
- der Schwarzwald-Marathon (Bräunlingen): Route durch den Südschwarzwald
- der Drei-Talsperren-Marathon (Eibenstock): Talsperren Eibenstock, Carlsfeld, Sosa im Naturpark Erzgebirge-Vogtland
- der Monschau-Marathon (Monschau): durch den Naturpark Nordeifel
- der Willinger Panoramalauf (Willingen): schwierige Strecke im Hochsauerland mit 1070 Meter Höhendifferenz
- der Weiltalweg-Landschaftsmarathon (Neu-Anspach): durchs Rhein-Main-Naherholungsgebiet Hochtaunus
- der Oberelbe-Marathon (Dresden): von Königstein bis nach Dresden
- der Brocken-Marathon (Wernigerode): durch den Harz-Nationalpark, erste Hälfte bergauf, zweite bergab
Die extremsten Marathon-Läufe
Noch vor wenigen Jahren war das Marathonlaufen eine nicht sehr weit verbreitete Sportart. Doch inzwischen hat fast jeder einen Marathonläufer in seinem Bekanntenkreis. Effektive Trainingsprogramme stehen allgemein zur Verfügung, so dass viele auch nur durchschnittlich sportliche Menschen sich an den Marathonlauf heran wagen.
Diese Verbreitung hat auf der anderen Seite dazu geführt, dass eine kleine Gruppe von Extremsportlern sich immer neue Marathonveranstaltungen unter erschwerten und manchmal geradezu grotesk anmutenden Bedingungen geschaffen hat. Ein paar dieser Extremläufe stellen wir Ihnen hier vor.
An seine Grenzen muss beispielsweise gehen, wer sich für den Laufwettbewerb auf Spitzbergen entscheidet. Frostige Minusgrade und manch gefährliches Raubtier erwarten hier den Sportler.
Das Profil beim Zermatt-Marathon gestaltet sich sehr komplex und gefährlich. Gerade für Anfänger mitunter zu riskant, um die ersten Versuche auf voller Distanz zu unternehmen.
Der Polarmarathon
Der Marathon am Nordpol ist eine der wirklich extremsten Veranstaltungen überhaupt. Bei einer Temperatur von deutlich unter Minus 40 Grad Celsius laufen die Athleten hier in einer Ausrüstung, die mit einer normalen Laufbekleidung und -ausstattung längst nichts mehr zu tun hat. Körperliche Grenzen werden hier deutlich überschritten, und so ist eine permanente Überwachung der Teilnehmer durch Aufsichtspersonal notwendig.
Der Marathon des Sables
Eine Marathonveranstaltung der ganz anderen Art findet in der Wüste statt: Der Marathon des Sables ist ein Wüstenlauf über mehrere Etappen und mehrere Tage. Auf den ersten Blick erscheinen die Teilstrecken zwischen 10 und unter 40 Kilometer nicht besonders anspruchsvoll und durchaus machbar, dieser erste Eindruck jedoch täuscht.
Bei siedend heißen Temperaturen kämpfen sich die Athleten direkt
- durch den Sand
- über Dünen und
- unwegsames Gelände.
So kann für eine 30-Kilometer-Etappe durchaus einmal ein ganzer Tag benötigt werden. Der Marathon des Sables gilt als eine der härtesten Laufveranstaltungen überhaupt.
Der brasilianische Dschungel-Marathon
Ebenfalls über mehrere Tage und Etappen führt der brasilianische Dschungel-Marathon. Ausgestattet mit einer Survival Ausrüstung kämpfen sich die Läufer durchs naturbelassene Dickicht, nicht selten Auge in Auge mit einem gefährlichen Raubtier und niemals sicher vor Schlangenangriffen oder giftigen Spinnenbissen. Subtropische Temperaturen und extreme klimatische Schwankungen im Tag-Nacht-Wechsel machen den Dschungel-Marathon in Brasilien zu einer sehr extremen Herausforderung.
Der Death Valley-Lauf
Auch dieser Lauf in den USA führt durch die Wüste, durch das berüchtigte Tal des Todes, in dem eine unvorstellbare Hitze herrscht. Hier laufen die Athleten auf der asphaltierten Straße, diese ist jedoch so heiß, dass sich häufig die Laufschuhe beim Kontakt auflösen. Sehr viele Läufer dehydrieren und kollabieren unter diesen Bedingungen, die den ganz besonderen Reiz des Laufes auszumachen scheinen.
Bekannte und außergewöhnliche Marathon-Events
Damit ein Marathon-Event besonders wird, muss es natürlich nicht unbedingt so extrem sein. Es gibt zahlreiche außergewöhnliche Events, die zum Beispiel aufgrund der Landschaft oder besonderer Bauten auf dem Weg punkten können.
Nicht immer muss man dafür weit rausfahren. In unserem separaten Artikel geben wir eine Übersicht über bekannte und außergewöhnliche Marathon-Events.
Mehr zum Thema im Internet
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Weidatalmarathon Weidatalmarathon für Läufer und Nordic Walker.
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Berlin-Marathon. Eine Liebeserklärung, Meyer & Meyer Sport, 2006, ISBN 3898992284
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Die Bedeutung von Großveranstaltungen im Sport-Tourismus - dargestellt am Beispiel des Berlin-Marathons 2001, Tectum Verlag, 2003, ISBN 3828884873
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Faszination Marathon: Geschichten und Bilder rund um die magischen 42,195 Kilometer, Südwest-Verlag, 2006, ISBN 351708235X
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42 mal 42: Marathon-Erlebnisse von Antalya bis Zermatt, Copress, 2008, ISBN 3767910101
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Marathon und Plataiai, Vandenhoeck & Ruprecht, 2006, ISBN 3525252633
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Mythos Marathon: Vom geschichtlichen Ursprung bis heute, GRIN Verlag, 2007, ISBN 3638654036
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Marathon und Deutschlandlauf: Mein Weg ins Ziel, Books on Demand, 2009, ISBN 3837041115