Stabhochsprung - Merkmale, Regeln und Informationen zum Sprungstab
Der Stabhochsprung ist eine technisch sehr anspruchsvolle Sportart. Immer wieder jedoch kann beobachtet werden, dass einzelne herausragende Athleten ihre Bewegungsmuster in der direkten Flug- und Übersprungsphase abwandeln und individuell gestalten und damit Erfolg haben. Im Wesentlichen jedoch ist die Technik für alle Athleten dieselbe, wobei jeder Springer individuelle stilistische Feinheiten entwickelt. Lesen Sie alles Wissenswerte rund um den Stabhochsprung.
Stabhochsprung - Merkmale und Ablauf
Der Stabhochsprung zählt zu den Disziplinen der Leichtathletik und ist Bestandteil des Zehnkampfes. Als Olympische Disziplin ist er seit 1896 für Männer und seit 2000 für Frauen zugelassen.
Beim Stabhochsprung muss der Athlet eine höher gelegene Sprunglatte überspringen. Dazu stößt er sich mit einem langen flexiblen Stab vom Boden ab. Die Latte bzw. deren Lagerung ist dabei so konzipiert, dass sie herunterfällt, sobald man sie leicht berührt.
Der Stabhochsprung gliedert sich in mehrere Bewegungsphasen, nämlich
- den Anlauf, der
- vom Einstich und
- vom Absprung
gefolgt wird. Daran schließen sich
- das Eindringen
- das Aufrollen und
- die Lattenüberquerung
an. Der Sprung wird mit der Landung abgeschlossen.
Bewegungsphasen:
- Anlauf
- Einstich
- Absprung
- Eindringen
- Aufrollen
- Lattenüberquerung
- Landung
Anlauf
Beim Anlauf wird der Stab auf der Körperseite gehalten, die dem Absprungbein gegenüber liegt. Das bedeutet, der Springer muss sein Absprungbein schon vor dem Sprung entschieden haben.
Zu Beginn des Anlaufs hält der Springer den Stab fast senkrecht nach oben, wobei sich das untere Ende des Stabes in Hüfthöhe befindet. Der Anlauf kann bis zu 45 Meter betragen, auf denen der Athlet seine Höchstgeschwindigkeit auf den letzten fünf Metern erreicht. Der Stab wird dabei abgesenkt, bis er eine waagrechte Position erreicht.
Regeln:
Der Athlet beginnt seine Sprünge bei einer Anfangshöhe, die er weitgehend selbst wählen kann. Auch die Steigerungen kann er selbst bestimmen, diese müssen aber mindestens fünf Zentimeter betragen. Beide Maße müssen vor dem Wettkampf bekannt gegeben werden.
Auch den Abstand des Ständers kann der Springer selbst bestimmen. Dieser wird ab der Nulllinie des Einstichkastens gemessen und darf nur maximal 80 cm in Richtung der Matte betragen. Der Abstand des Ständers kann bei jedem Versuch geändert werden.
Einstich und Absprung
Nun erfolgt der Einstich in den Kasten, der über den weiteren Verlauf des Sprunges bestimmt. Kurz bevor der Stab die Rückwand des Einstichkastens erreicht, erfolgt bereits der Absprung.
Dazu wird der Körper komplett durchgestreckt. Wichtig ist hier insbesondere die Position der Griffhand, die sich direkt über dem Körper befinden muss.
Drei Versuche
Pro Durchgang und angestrebter Höhe stehen dem Athleten drei Versuche zu. Ist er erfolgreich, so kann er zur nächsten Höhe wechseln. Gelingen die Sprünge nicht, so ist das Rennen mit der voran gegangenen Höhe beendet.
Jedoch kann der Athlet seinen dritten Sprung nach zwei Fehlversuchen bereits auf der nächsten Höhe ausführen. Diese Höhe muss er dann allerdings im ersten Versuch überspringen. Sind bereits alle Konkurrenten aus dem Wettbewerb ausgeschieden, so darf der Springer die Sprunghöhe für seine nächsten Versuche frei wählen, ohne sich an die vorab definierten Stufen halten zu müssen.
Die Sprunghöhe wird immer in ganzen Zentimetern bemessen. Die Oberkante der Latte gilt als Messpunkt. Gemessen wird exakt in der Lattenmitte, da die Latte in sich bis zu drei Zentimeter durchhängen kann.
Als Fehlversuch kann gewertet werden
- wenn der Athlet während des Sprungs die Latte berührt, so dass sie herab fällt. Er darf die Latte auch nicht im Flug "retten". Das Fallen der Latte darf nicht manipuliert werden.
- wenn der Athlet vor dem Überqueren der Latte den Boden oder die Matte hinter der Nulllinie mit dem Stab oder mit dem Körper berührt.
- wenn der Athlet nach dem Absprung mit der unteren Hand über die obere Hand greift. Ebenso darf er nicht am Stab entlang klettern.
- wenn der Athlet die festgelegte Versuchszeit überschreitet. Je mehr Athleten noch im Wettbewerb sind, umso kürzer ist sie.
Eindringen und Aufrollen
Die Wirkung der Anlaufenergie führt zu einem Biegen des Stabes, der die kinetische Energie aufnimmt. Dabei spricht man von einem Eindringen des Springers in den Stab, da er seine Energie auf diesen überträgt. Anschließend gibt der Stab seine Energie wieder an den Springer zurück.
Um die Energie voll nutzen zu können, muss der Athlet sich bis dahin wieder in eine gestreckte Position gebracht haben, bei der er mit den Füßen oben und mit dem Kopf unten in der Luft schwebt.
Bei diesem Punkt ist die Armarbeit gefragt: Mit den Armen wird der Körper angewinkelt und aufgerollt. In dieser Phase bleibt der Schwerpunkt des Körpers nahe am Stab, der Springer wird fast senkrecht nach oben geworfen.
Lattenüberquerung und Landung
Nun schließt sich der Drehumschütz an. Der Springer dreht sich dabei um die eigene Achse und überfliegt die Latte mit der Brust in Richtung der Latte. Nun muss er sich vom Stab abstoßen, da dieser nicht über die Latte mitgenommen werden kann.
Die Latte muss auf dem Ständer liegen bleiben und darf nicht vom Stab mitgerissen werden. Die Landung eines erfolgreichen Sprungs erfolgt auf dem Rücken auf einer weichen Matte.
Merkmale und Beschaffenheit des Sprungstabs
Die Latte, die der Athlet überspringen muss, liegt in mehreren Metern Höhe. Sie ist 4,50 Meter lang und liegt lose auf zwei Halterungen auf.
Bei einer Berührung durch den Sportler fällt sie herunter. Da kein noch so guter Sportler aus reiner Muskelkraft die geforderte Höhe erreichen kann, wird als Hilfsmittel für den Absprung der Stab verwendet, der der Sportart auch ihren Namen gab.
Verschiedene Ausführungen von Stäben sind gebräuchlich
Die Stäbe der Neuzeit bestehen aus Kunststoff, der mit Kohlenstofffaser (CFK) verstärkt ist. Dies hält ihn biegsam.
Der Durchmesser beträgt etwa fünf Zentimeter. Innen ist der Stab hohl.
Die Länge und Dicke des Stabes variieren jedoch, dies hängt von Kraft und Gewicht des Springers sowie der angestrebten Sprunghöhe ab. Sprünge von etwa sechs Metern Höhe können mit Stäben aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) erzielt werden. Häufig werden die Stäbe auch in nichtmetrischen Maßen bezeichnet.
Die Modellbezeichnungen beziehen sich dabei direkt auf die Länge des Stabes und das Gewicht des Athleten. Eine Stabbezeichnung von 490-77 bedeutet zum Beispiel, dass der Stab 490 cm lang und für 77 Kilo ausgelegt ist. Viele Athleten bevorzugen jedoch Stäbe, die für ein niedrigeres oder höheres Körpergewicht konzipiert sind.
Variationen in:
- Material
- Länge
- Dicke
- Härtegrad
- Griffhöhe
Unterschiedliche Härtegrade
Die Stäbe sind nach Härtegraden eingeteilt und mit so genannten "Flexnummern" versehen. Das Ermittlungsverfahren für die Flexnummer ist einheitlich genormt. Es gibt keine einheitlichen Regelungen, welchen Stab ein Springer zu benutzen hat.
So entwickelt jeder Athlet seine ganz persönlichen Vorlieben. Beachtet werden muss jedoch, dass ein Stab brechen kann, wenn er zu stark gebogen wird. Dies geschieht am häufigsten dann, wenn er Stab untergewichtig ausgewählt wird, also das Körpergewicht des Athleten im Absprung nicht zu tragen vermag.
Griffhöhen
Auch die Griffhöhe des Stabes wird im Rahmen der Herstellerangaben bezeichnet. Es werden jedoch auch hochrangige Athleten beobachtet, die den Stab individuell an einer anderen als der empfohlenen Stelle halten. Der Stabhochsprung erfordert langjährige Übung und ein hohes Trainingsvolumen.
Ein kurzer Blick auf die Geschichte
Schon in der Antike wurden Stäbe im Bereich des Sprungsports verwendet. So waren sie auf Kreta ein Hilfsmittel zum Schwingen über Bullen. Beim Weitsprung fanden sie hingegen bei den Kelten Verwendung.
Ab 1775 wurde der Stab auch in der deutschen Turnerschaft genutzt. 1850 gab es die ersten Stabhochsprungturniere; die Stäbe bestanden zu dieser Zeit aus schweren und langen Eschenstangen. Hier kam es eher darauf an, daran zu klettern, als hinüber zu springen.
Im Jahr 1889 wurden Bewegungen mit der Hand am Stab in den USA als Regelwidrigkeit erklärt. Gleichzeitig nutzte man die Technik, bei der man den Körper zuerst mit den Beinen sowie mit dem Bauch nach unten über eine Latte schwang. Sieben Jahre später wurde der Stabhochsprung zur olympischen Disziplin.
Die Stabbeschaffenheit wurde mit der Zeit verändert. So kam es im Jahr 1900 zur Einführung von leichten Stäben aus Bambus; diese wurden vier Jahrzehnte lang verwendet. Es folgten Aluminium- und Stahlstäbe. Um 1960 rum führte man zudem Landematratzen ein.
Stäbe aus glasfaserverstärktem Kunststoff wurden in den USA im Jahr 1956 zum ersten mal verwendet. Hiermit gelang der erste Weltrekord 1961.
Bereits 1911 nahmen auch Frauen an Stabhochsprungturnieren teil. Offizielle Wettbewerbe gibt es jedoch erst seit den 90er Jahren.
1998 war das Jahr der Regelveränderungen:
- Erklärung der Lattenberührung mit der Hand für regelwidrikg
- Verkürzung der Auflagefläche für die Lattenenden
- Veränderung des Lattenquerschnitts
- Verringerung der Vorbereitungszeit für einen Sprungversuch
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