Das Olympische Feuer - die Zeremonie des Olympischen Fackellaufs
Die Entzündung des Olympischen Feuers dient der offiziellen Eröffnung der Olympischen Spiele - sind sie beendet, erlischt die Flamme schließlich wieder. Im Laufe der Zeit kamen diesem Ritual immer mehr auch kreative und spektakuläre Effekte bei. Rund um das Olympische Feuer - Informieren Sie sich über die Zeremonie des Olympischen Fackellaufs.
Historische Hintergründe und erste Versuche des Fackellaufs
Mag der olympische Wettkampf seinen Ursprung noch im antiken Griechenland gefunden haben, so gab es rund um das sportliche Ereignis seinerzeit keinen Fackellauf. Zwar wurde ein großes Feuer errichtet. Ebenso wurden Boten ausgesandt, um im ganzen Land die Nachricht des Friedens zu verkünden.
Damit waren aber lediglich pragmatische Zwecke verbunden: Den Teilnehmern sollte eine sichere Reise in die Stadt Olympia gewährleistet werden - ohne dabei in manches Kriegsgetümmel zu geraten. Der heutige Zweck des Fackellaufs war damit jedoch nicht verknüpft. Zudem befand sich das Feuer bereits am Austragungsort, musste also nicht erst zu diesem transportiert werden.
Etwas anders sah das bei den Olympischen Spielen der Neuzeit aus, die erstmals im Jahre 1896 in Athen ausgetragen wurden. Allerdings dauerte es bis 1928, ehe in Amsterdam erstmals ein olympisches Feuer außerhalb Griechenlands entzündet worden ist. Das geschah auch im kleinen Rahmen, wurde aber 1936 in Berlin grundlegend überarbeitet und zum Bestandteil der Eröffnungszeremonie erhoben.
Rund 3.300 Läufer trugen das in Olympia entflammte Feuer auf einzelnen Etappen nach Berlin, wo es durch den deutschen Leichtathleten Fritz Schilgen im Olympiastadion eine mehrere Meter im Durchmesser umfassende Schale entzündete und das sportliche Spektakel würdevoll eröffnete.
Eine Reise um die Welt
- Wurde in der Nachkriegszeit auch manches in Berlin gefeierte Zeremoniell abgelehnt, so setzten sich der Fackellauf und das Entzünden eines großen Feuers seither bei allen Olympischen Spielen durch.
- Ab den 50er Jahren waren davon auch die Olympischen Winterspiele betroffen.
Im Regelfall wurde dabei die kürzeste Route zwischen Griechenland und dem Austragungsort gewählt. In einigen wenigen Fällen konnte aber der Kurs verlängert werden - etwa, um eine traditionsreiche oder gesellschaftlich bedeutende Sehenswürdigkeit zu passieren.
Allerdings war der Effekt der Inszenierung relativ gering und sollte lediglich das Feuer an seinen Bestimmungsort führen. Erst zur Jahrtausendwende änderte sich der Stellenwert dieses Rituals.
Ab dem Jahre 2000 wurde erstmals eine weltweite Strecke angelegt, um die Flamme von Olympia nach Sydney zu bringen. Nur vier Jahre später trat ein Beschluss in Kraft, wonach der Kurs ab sofort alle fünf Kontinente beinhalten soll. Damit war ein globales Ereignis geboren, das bereits vor der Eröffnung der eigentlichen Spiele für erhebliches Aufsehen sorgt und immer häufiger von prominenten Personen begleitet wird.
Diese können die Fackel etwa auf einem bedeutungsvollen Teilstück transportieren. Ebenso dürfen zumeist sozial engagierte Bürger daran teilnehmen. Der Olympische Fackellauf soll ihre ehrenamtliche Arbeit würdigen. Auch Kinder und ältere Menschen werden nicht selten in den Lauf einbezogen.
Die Entzündung des Feuers
Weit mehr noch als der Fackellauf hat sich das Ereignis des Entflammens im Stadion selbst in das Interesse der Öffentlichkeit geschoben. Denn neben allen Reden, der Feier und dem sonstigen Rahmenprogramm gelten die Olympischen Spiele formal als eröffnet, wenn das Feuer brennt - ist das sportliche Ereignis beendet, erlischt dieses wieder.
Insofern handelt es sich auch hierbei um ein Ritual, das in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewann und kreative Höchstleistungen hervorrief. Diese bezogen sich einerseits auf den Akt des Entflammens selbst, andererseits aber auch auf die Geheimhaltung dessen. Oftmals wird das geplante Kunstwerk erst in dem Moment seiner Umsetzung enthüllt.
Im Gegensatz zu den Spielen in Berlin wird nicht mehr lediglich die Fackel bis an die zu entzündende Schale herangetragen und dort von Menschenhand das Feuer entflammt. In den letzten Jahren kamen diverse Methoden mit spektakulären Effekten zum Einsatz. 1996 in Atlanta war es dem einstigen Weltklasseboxer Muhammad Ali vorbehalten, das Licht der Spiele zu erleuchten.
Nur vier Jahre zuvor wurde ein brennender Pfeil abgeschossen - er traf sein Ziel punktgenau. Bei den letzten Olympischen Spielen im Jahre 2012 in London waren es dagegen sieben Kinder und Teenager, die jeweils eine kleine Flamme entzündeten, aus der sich das große Feuer ergab.
Mit politischer Bedeutung
Allerdings wird für die Zukunft eine Abänderung des bisherigen Vorgehens diskutiert. Fraglich ist es daher, ob die Route des Fackellaufes tatsächlich noch in ihrer gegenwärtigen Form beibehalten werden soll. So hatte es sich zuletzt durchgesetzt, dass das Feuer etappenweise durch verschiedene Städte rund um den Globus getragen wird und meist für einen Tag in diesen verbleibt.
Die Berührung der Öffentlichkeit mit dem geschichtsträchtigen Symbol sollte damit gewährleistet werden. Selbst Personen, die nicht als Träger der Flamme auserkoren wurden, konnten diese zumindest betrachten und damit ihren persönlichen olympischen Moment genießen.
Indes wurden diese Veranstaltungen in den letzten Jahren immer auch für politische Demonstrationen genutzt. Proteste und weltweite Probleme fanden hier eine Plattform - nicht selten ist die Debatte um die gesellschaftlichen Schwierigkeiten damit im Vorfeld der Olympischen Spiele höher als deren sportliche Herausforderung.
Als wahrscheinlich gilt es somit, dass der Kurs künftig drastisch reduziert wird. Dabei könnte sich ein Modell durchsetzen, bei dem das Feuer lediglich durch Griechenland sowie das Austragungsland des Ereignisses transportiert und eine weltweite Strecke also nicht mehr genutzt wird.
Ob es jedoch zu diesem Vorhaben kommt, ist noch nicht sicher. Der gegenwärtig bekannte Fackellauf besitzt immerhin einige Fürsprecher.
Momente für die Ewigkeit
Doch es ist beinahe egal, in welcher Form der Fackellauf künftig stattfindet. Er wird weiterhin ein wichtiger Bestandteil des olympischen Rituals sein und auch in Zukunft in das Entzünden des großen Feuers münden. Für das sportliche Ereignis im Jahre 2016 in Rio de Janeiro laufen die Vorbereitungen bereits auf Hochtouren.
Schließlich soll sich das Kunstwerk von jenen der vorherigen Jahre unterscheiden und idealerweise noch spektakulärer ausfallen. Allerdings erweisen sich diese kreativen Prozesse als schwierig - gerade London hat bei der letzten Austragung doch einige Maßstäbe gesetzt, die nur schwerlich zu überbieten sein dürften.
Ist das Feuer erst einmal erloschen, bleiben zumeist wunderbare Erinnerungen und manche Sportstätte hat selbst nach Jahrzehnten nur wenig von ihrem einstigen Glanz verloren. Die Olympiastadien in Berlin oder Rom, in München oder Moskau gelten noch immer als architektonische Meisterwerke.
Gleiches gilt für die Fackel, die für jedes Event neu erschaffen wird und einen individuellen Hauch bekommen soll. Sie vereint die Charakteristika des Austragungsortes in sich.
Das Olympische Museum im Schweizer Ort Lausanne hat je ein Exemplar sämtlicher bisher genutzter Fackeln ausgestellt und somit für Besucher zugänglich gestalten. In diesen Räumen weht zumeist noch der Geist vergangener Spiele.