Polo - Regeln, Ausrüstung sowie Schlag- und Reittechniken
Der Pferdesport Polo interessiert bis heute vor allem ein Publikum bestehend aus High Society Persönlichkeiten. Bei diesem gilt es, als Reiter auf einem Pferd einen Ball mit einem langen Schläger ins gegnerische Tor zu befördern; es treten also zwei Mannschaften gegeneinander an. Es gibt Unterschiede in Schlag- und Reittechnik. Lesen Sie alles Wissenswerte über den Pferdesport Polo.
Polo - Merkmale und Ziele
Beim Polo handelt es sich um eine Mannschaftssportart, die auf dem Pferd absolviert wird. Pro Mannschaft gibt es vier Spieler.
Ziel ist, einen Ball mithilfe eines langen Schlägers aus Holz in das Tor der gegnerischen Mannschaft zu befördern. Jedes Poloteam besteht aus 4 Mitglieder bzw. Spielern, die ähnlich wie beim Fußball je nach Position eine andere Aufgabe haben.
Das Spielfeld
Normalerweise weist das Spielfeld eine Größe von 300 Yards mal 200 Yards, was etwa 274 Meter mal 183 Meter entspricht. Abgegrenzt ist das Feld an den Torseiten mit Linien, die ins Gras gezeichnet sind, sowie an den langen Seiten durch Holzbretter.
Das Spielfeld lässt sich in sieben Teile unterteilen. Anfang- sowie Endpunkte sind dabei gekennzeichnet. Es gibt eine Mittellinie und pro Spielfeldhälfte
- eine 60-Yards-Linie
- eine 40 Yards-Linie und
- eine 30 Yards-Linie.
Die Pfosten der Tore sind drei Meter hoch und konisch. Stößt ein Reiter dagegen, geben sie nach. Ob man mit dem Ball das Tor getroffen hat, bestimmen zwei Torrichter; diese sind hinter den Toren platziert.
Die Aufgaben der einzelnen Spieler
Vom Spieler mit der Nummer 1 hängt das Tempo des ganzen Teams ab. Seine Aufgabe ist es, den Ball von der Außenlinie wieder in die Mitte des Spielfeldes zu spielen, am besten natürlich so nah wie möglich ans gegnerische Tor. Zudem ist er für die Deckung der gegnerischen Nummer 4 zuständig.
Die Nummer 2 deckt hingegen die gegnerische 3 ab. Außerdem stellt sie die Verbindung zwischen der Nummer 1 und Nummer 3 dar.
Die Nummer 3 hingegen ist für die Organisation der Verteidigung aber auch des Angriffs zuständig und setzt dafür seine Teammitglieder ein.
Übrig bleibt nur noch die Nummer 4, die für die gegnerische Nummer 1 verantwortlich ist.
Jeder Spieler hat zwar eine eigene Aufgabe, aber es kommt vor allem auf die Zusammenarbeit des gesamten Teams an. Ein einzelner starker Spieler kann kaum was bewirken, wie es vielleicht bei anderen Sportarten wie Fußball der Fall sein mag.
Um die Aufgaben der Polospieler aber wirklich zu verstehen, hilft wahrscheinlich nur das Beobachten eines Spiels. All die Theorie ist verdaulicher, wenn man schon einmal ein Spiel gesehen hat und sich so alles veranschaulichen kann.
Schlagtechniken
Von der Schlagtechnik hängt einiges ab. Der Ball muss in das gegnerische Tor geschossen werden, um Punkte zu erzielen. Wer die Schlagtechnik nicht beherrscht, wird keinen Erfolg im Polo haben.
Schlagtechniken beim Polo:
- Half swing
- Full swing
- Forehand
- Backhand
- Under the neck
- Back Open
Half swing und Full swing
Beim Polo unterscheidet man Half swing und Full swing. Darunter versteht man einen halb, beziehungsweise voll ausgeführten Schlag.
- Offside bedeutet, dass der Schlag auf der rechten Seite ausgeführt wird,
- während Nearside bedeutet, dass der Schlag auf der linken Seite stattfindet.
Links ist die schlägerabgewandte Seite.
Offside
Der Spieler erhebt sich in der Vorbereitungsphase aus dem Sattel. Dabei stützt er sich auf seine geschlossenen Knie; er steht also nicht voll im Steigbügel.
Nun wird der rechte Arm nach hinten geführt - idealerweise knapp am Körper. Um die Federung beim Swing (Schwung) auszugleichen, werden die Beine benutzt.
Beim Schwung wird der Oberkörper des Reiters nach unten gebeugt. Nun wird der Ball auf Höhe der Unterschenkel geschlagen.
Nearside
Auch der Bewegungsablauf beim Nearside hört sich erst einmal recht kompliziert an. Die Arme müssen gekreuzt werden, dabei dürfen die Zügel nicht verloren werden. Der Nearside Schlag wird ähnlich wie der Offside Schlag ausgeführt, allerdings spielt sich alles auf der linken Seite ab.
Forehand und Backhand
Außerdem gibt es Forehand und Backhand. Ein Schlag in die Reitrichtung nennt sich Forehand; ein Schlag entgegen der Reitrichtung heißt Backhand.
Under the neck
Wenn man den Schlag unter dem Hals des Pferdes ausführt, heißt er Under the neck. Man kann einen Schlag aber auch hinter dem Pferd ausführen: Under the tail.
Wer einen Under the neck Schlag versucht, muss den Schläger viel früher schwingen und viel weiter nach vorne schlagen, damit der Schläger unter dem Hals des Pferdes durchschwingen kann und diesen nicht trifft.
Back Open
Bei einem so genannten Back Open geht der Schlag nach hinten, und zwar vom Pferd weg. Back Tail bedeutet, dass der Schlag ebenfalls nach hinten geht, allerdings hinter dem Pferd vorbei.
Die Reitweise beim Polo
Die Reitweise bei diesem Pferdesport unterscheidet sich in einigen Dingen von der klassischen Reitweise. Englischer Stil und Westernreitstil sind hier nicht erwünscht.
Ballschlag
Die Riemen der Steigbügel werden kurz geschnallt. Lange Steigbügelriemen würden den Spieler nur behindern und ihm zu wenig Halt auf dem Pferd bieten.
Beim Schlagen muss sich der Spieler zum Ball drehen, dabei hält er sich mit seinen geschlossenen Knien am Pferd fest. Er steht also nicht in den Steigbügeln, wie es bei anderen Reitstilen üblich ist.
Der Ball kann entweder in der Half-Seat-Position geschlagen werden oder aber, wenn der Reiter im vorderen Teil des Sattels sitzt. Professionelle Spieler drehen sich zum Ball hin.
Antreiben
Wie man es auch von anderen Reitstilen kennt, wird das Pferd mit Schenkel- und Zügelhilfen und zusätzlich mit dem Oberkörper angetrieben. Man kann dem Pferd mit speziellen Signalen zeigen, ob es nach vorne preschen oder stehen bleiben soll.
Indem man die Unterschenkel zurücklegt und gleichzeitig den Körperschwerpunkt nach vorne bringt, zeigt man dem Pferd, dass es vorwärts laufen soll. Dabei ist die Intensität der Unterschenkel sowie die zügelführende Hand - die entlang der Mähne weiter nach vorne greift - entscheidend.
Bremsen
Wird der Oberkörper nach hinten gelagert, so signalisiert man dem Pferd, dass es bremsen und die Geschwindigkeit drosseln soll. Gleichzeitig werden die Beine nach vorne geschoben und die Zügelhand nach hinten genommen. Wenn man schnell abbremsen möchte, kann man auch die jeweilige Zügelhand zum Bremsen benützen.
Handwechsel
Hin und wieder wird es erforderlich, dass man die Hand wechselt. Geschieht dies im Galopp, so dreht man den Oberkörper in die neue Richtung und führt die Zügelhand nach oben.
Das Gewicht des Reiters wird gleichzeitig nach hinten verlagert. So kann das Pferd die Vorderbeine kurz entlasten. Ein zusätzlicher Druck mit dem Außenschenkel unterstützt den Handwechsel optimal. Um den Sport gut ausführen zu können, sind viele Trainingsstunden erforderlich.
Spielregeln des Polo
Der Ball muss von den Spielern zwischen zwei Pfosten hindurch geschlagen werden. Diese Pfosten markieren das Tor, das ohne obere Begrenzung auskommt. Die Höhe des Balls spielt keine Rolle, solange er zwischen den Pfosten hindurch geht.
Ein Polospiel kann aus 4 bis 8 Spielabschnitten bestehen. Jeder dieser Abschnitte ist 7,5 Minuten lang. Kommt es, aus welchen Gründen auch immer, zu einer Spielunterbrechung, wird die Uhr angehalten.
Falls Sie sich demnächst ein Polospiel anschauen, seien Sie nicht verwirrt, dass Sie mehr als 8 Reiter auf dem Platz zählen. Beim Polo sind auch immer 2 Schiedsrichter auf Pferden unterwegs. Der Oberschiedsrichter bleibt am Spielfeldrand zurück.
Regeln rund um das Tier: Tierschutz ist wichtig
Beim Polo müssen außerdem für jeden Reiter mehrere Pferde bereitstehen. So kann ein müdes und ausgelaugtes Pferd jederzeit gegen ein anderes ausgetauscht werden.
Dies geschieht zum Schutz der Tiere. Jeder Spieler muss also mindestens zwei Pferde zum Turnier mitbringen.
Beim Polo sind natürlich auch einige Regeln zu beachten. Im Mittelpunkt stehen die Tiere. Sobald ein Pferd potenziell gefährdet wird, wird das Spiel sofort unterbrochen.
Interessant ist, dass das Spiel bei einem nicht zu schweren Sturz weitergeht und nicht unterbrochen wird. Ein Pferd darf auf keinen Fall in zwei aufeinander folgenden Chuckas verwendet werden.
Die Beine der Pferde werden durch Bandagen geschützt und auch der Schweif muss eingebunden werden, damit der Stick des Spielers sich nicht darin verhaken kann.
Sonstige Verhaltensregeln und Verbote
Beim Polo gibt es erlaubte Aktionen und auch Verhaltensregeln, die eingehalten werden müssen.
Verbotene Aktionen sind beispielsweise das Hooken/Sticken. Der Schläger darf nur kurz vor dem auszuführenden Schlag gehookt werden, allerdings nicht in der Senkrechten.
Ellbogentechnik ist grundsätzlich nicht erlaubt. Man nennt dies auch Pushen.
Zwei Spieler dürfen einen Spieler aus der anderen Mannschaft nicht in die Mitte nehmen, diese Aktion heißt Sandwich und ist nicht erlaubt.
Beim Polo gibt es auch eine Wegerechtsverletzung. Wenn ein Ball, der gerade geschlagen wurde, sich in Bewegung befindet, reiten ihm meist mehrere Spieler hinterher. Allerdings darf nur derjenige, der der Bewegungslinie des Balles am nächsten ist, den Ball auch schlagen.
Eine Wegerechtsverletzung begeht jeder, der die gedachte Linie zwischen Spieler und Ball durchkreuzt. Dies wird als Foul gewertet.
Der Stick darf auch nicht dazu eingesetzt werden, um ein Foul oder ein Tor anzuzeigen. Man nennt dies Appealing oder Helicoptering.
Erlaubt hingegen ist ein Hook: Ein Spieler kann sich mit dem Schläger in den Schläger eines Gegenspielers einhaken, so kann er ihn behindern und im besten Fall verhindern, dass er einen Ball schlägt. Ein anderes Pferd darf durch den eigenen Körper oder den Körper des Pferdes abgedrängt werden. Man nennt dies auch Abreiten.
Die Bekleidung der Reiter
Polo ist ein Mannschaftssport, bei dem die Reiter einige Bekleidungsvorschriften zu beachten haben. Der Schutz der eigenen Person ist am wichtigsten und wird durch spezielle Kleidung gewährleistet. Viele fragen sich: Kommt das Polohemd eigentlich vom Polo?
Die Bekleidung der Polospieler ist meist zweckmäßig. Da Unfälle und Stürze doch recht häufig vorkommen, müssen sie sich so gut wie möglich schützen.
Polo-Bekleidung
- Polohelm
- Polohemd
- Polohose
- Polostiefel
- Knieschoner
- Handschuhe
Polohelme
Ein Helm ist beim Polo zwingend vorgeschrieben. Er schützt den Kopf bei schweren Stürzen. Empfehlenswert ist auch ein Gesichtsschutz.
Typische Polohelme sind etwas breiter als gewöhnliche Reithelme. Dies dient aber nicht etwa dem Schutz, sondern soll an Tropenhelme erinnern.
Polohemden
Dass das Polohemd vom Polosport kommt, ist eine Legende. In Wirklichkeit wurde es von der Tennislegende René Lacoste erfunden und im Tennis eingesetzt. Nach 1933 wurde das Polohemd auch vermehrt in anderen Sportarten eingesetzt.
Die typische Bezeichnung "Polohemd" stammt vom Modeunternehmer Ralph Lauren, der das kurzärmelige T-Shirt aus Waffelpiqué ab 1972 bewarb. Vor dieser Zeit war vom Original Polo Button-Down Collar die Rede.
Polohosen
Bis in die 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden vor allem weiße Reithosen getragen. Häufig waren diese auch noch ausgestellt, man nannte sie Breeches.
Da ausgestellte Hosen beim Reiten allerdings eher unbequem sind, werden heutzutage meist weiße Jeans verwendet. Die Jeans haben häufig keine Innennaht, was das Reiten angenehmer macht.
Knieschoner und Polostiefel
Zum Polosport gehören auch dicke Lederknieschoner, die die ansonsten ungeschützten Knie vor harten Schlägen und Treffern schützen sollen. Braune Polostiefel, die mit Sporen versehen sind, sieht man an fast jedem Polospieler. Auch Gaucho Belts (Gürtel mit argentinischem Webmuster) gehören zum Polo dazu.
Handschuhe und Uhren
Um auch die empfindlichen Hände zu schützen, werden meist Handschuhe mit spezieller Verstärkung am Rücken getragen. So werden auch die Hände vor Schlägen geschützt.
Und sogar spezielle Uhren für den beliebten Reitsport gibt es. Man kann die Uhr mit einer einfachen Bewegung so drehen, dass das Uhrenglas nach innen zum Handgelenk schaut.
So kann es nicht so einfach zerbrochen werden. In Deutschland verkauft der argentinische Hersteller La Martina die meiste Turnierbekleidung.
Unterschiede des Polosports in Deutschland zu anderen Ländern
Polo zählt in Deutschland zu den beliebtesten Pferdesportarten. Aber auch in anderen Ländern wird es sehr gerne gespielt, allerdings mit einigen Unterschieden.
Polo in Deutschland
In Deutschland gibt es ungefähr 300 Polospieler. In Hamburg gibt es gleich vier Poloclubs mit 60 Mitgliedern. Der Club in Flottbek ist der älteste Poloclub in Europa, auch die Geschäftsstelle des Deutschen Poloverbandes ist hier angesiedelt.
Auch in Berlin-Brandenburg gibt es einige Poloclubs. Seit 2008 werden hier die Deutschen Polo-Meisterschaften ausgetragen. Neben den genannten Clubs gibt es in der Nähe von München und Düsseldorf weitere Poloclubs.
Die Polospieler in Deutschland werden von Pferdepflegern und ausländischen Spielern unterstützt. Auch Brauchtum und Tradition spielen eine große Rolle in Deutschland.
Polo in Österreich
Die Polo-Europameisterschaft im Jahr 2010 wurde in Ebreichsdorf bei Wien ausgetragen. Auch in Kitzbühel gibt es ein populäres Poloevent: Der Unterschied zu Deutschland: Hier wird auf Schnee gespielt, was den Sport besonders spannend macht.
Polo in Argentinien
In Argentinien ist Polo als Reitsport noch bekannter als in Europa. Die Briten führten den Reitsport damals ein, seitdem ist er aus Argentinien nicht mehr wegzudenken und erfreut sich größter Beliebtheit.
Die meisten argentinischen Bewohner können sehr gut reiten, deshalb ist der Sport auch so populär in diesem Land. Ganze Familien sind im Polosport tätig, die besten Spieler kommen aus Argentinien.
Polo in England
In England gibt es die meisten Poloclubs in Europa. Die meisten der Clubs befinden sich im Großraum London.
Im Gegensatz zu anderen Ländern wird Polo in Großbritannien sogar als Sportangebot an vielen Universitäten angeboten. Dies sichert den Spielernachwuchs und bringt gleichzeitig Abwechslung in den Universitätssport.
Polo in der Schweiz
Im Schweizer Nobelort St. Moritz werden seit 1960 sowohl Winter- als auch Sommerturniere veranstaltet. Das prestigeträchtigste Winterpoloturnier findet ebenfalls hier statt und zieht seit 1985 viele Besucher an.
Hier geht es nicht nur um den Sport, sondern vor allem um "Sehen und gesehen werden". Polo ist in diesem Land ein sehr prestigeträchtiger Sport, deshalb sehen auch viele Promis gerne zu.
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