Geschichte, Aufbau und Straßenzulassung eines Quads
Das Quadfahren hat sich in den vergangenen Jahren zu einem regelrechten Trendsport entwickelt. Typisches Merkmal eines Quads stellt die offene Bauweise dar. Es finden maximal zwei Personen darauf Platz. Um das Fahrzeug im Straßenverkehr nutzen zu können, ist eine entsprechende Nachrüstung erforderlich. Informieren Sie sich über Geschichte, Aufbau und Straßenzulassung eines Quads.
Die Geschichte des Quadsports
Ursprünglich war das Quad als Transportfahrzeug konzipiert. Heute wird es hauptsächlich im Sport- und Freizeitbereich eingesetzt. Trotzdem dienen bestimmte Modelle einigen Berufszweigen immer noch als Beförderungsmittel.
Das erste Quad
Dieser wurde im Jahr 1962 von der Firma Faun vorgestellt, die als Tochtergesellschaft der Zweirad Union arbeitete. Der Prototyp des Modells Kraka wurde ursprünglich für den Einsatz in der Landwirtschaft entworfen, da er sich aufgrund seiner leichten Bauweise eignete, unwegsamen Acker auch bei schlechten Witterungsverhältnissen zu befahren.
Gleichzeitig waren Ladefläche und Traglast groß genug, ausreichend Gerätschaften, Düngemittel oder Erntegut zu transportieren. Schließlich wurde der Kraka in der Bundeswehr zum Transport von Waffen genutzt.
Aufgrund seiner Bauweise erwies er sich als gut luftverlastbar. So wird das Transportieren mittels Hubschrauber oder Flugzeug genannt. Ein ähnliches Quad-Modell war bei den US-amerikanischen Truppen bereits 1957 bekannt.
Die ersten Dreiräder
Später tauchten erste Dreiräder auf, die ebenfalls als Quad-Vorgänger bezeichnet werden können. Sie erwiesen sich als äußerst geländetauglich. Es handelte sich um Modelle, die unter der Bezeichnung All-Terrain-Motorcycles produziert wurden, von den Herstellern
- Honda,
- Yamaha und
- Kawasaki.
Anfangs dienten diese Quads ausschließlich dem Fahrvergnügen, insbesondere in der südkalifornischen Wüste. Sicher waren diese Fahrzeuge nicht. Das Fahrergewicht lag größtenteils auf der starren Hinterachse, die Vorderachse war kaum in der Lage, die Lenkbewegungen auf den Untergrund zu übertragen.
Die ersten Quads besaßen weder Federung noch Schwinge, für eine gewisse Dämpfung sorgten Ballonreifen. In der Folge kam es zu schweren Unfällen mit anschließenden kostenspieligen Gerichtsprozessen. Durch die Medien wurden diese Vorfälle aufgebauscht.
Schließlich griff die Verbraucherschutzorganisation CPSC ein, die ab 1987 eine auslaufende Produktion dieser Dreiräder in den nächsten 10 Jahren erwirkte. Suzuki stellte daraufhin das erste vierrädrige Quad vor.
Der Quad-Trend
Inzwischen hat das Quad viele Anhänger im Freizeit- und Sportbereich gefunden. Immerhin werden in diversen Ländern offizielle Quad-Meisterschaften ausgetragen.
Doch auch als Transportmittel genießt das Quad weiterhin einen guten Ruf. In der Landwirtschaft dient es dem Transport von Erntegut und Geräten, die Bergwacht setzt das Quad als Rettungsfahrzeug ein.
Möglich ist dies durch die unterschiedliche Bauweise von straßen- und geländegängigen Quad-Typen.
Obwohl Nordamerika immer noch als Hauptabsatzgebiet für Quads und ATVs gilt, ist der Verkauf inzwischen auch gesichert in
- Südamerika,
- Europa und
- Australien.
Fahrweise und Aufbau eines Quads
Die meisten Quads verfügen über Sitze in Sattelform, seltener sind Side-by-Side-Modelle. Die Lenkung lässt sich über eine Lenkstange oder ein Lenkrad ausführen. In der Regel verfügen Quads über vier Räder, welche den Fahrzeugen ihre Bezeichnung gaben. Im Gelände eingesetzte Fahrzeuge fahren oft mit Gleisketten. Diese Quad-Modelle werden auch All Terrain Vehicles genannt.
Fahrweise
Die Fahrweise des Quads unterscheidet sich zu der eines Automobils oder Motorrades. Dies liegt hauptsächlich an der starren Konstruktion der Hinterachse. Sie ist zum Rahmen verwindungssteif, geführt wird sie über eine Schwinge, die aus aus Aluminium oder Stahl besteht.
Hierdurch wird eine gewisse Kurvenstabilität gewährleistet, ein freies Differenzial allerdings lässt sich nicht einsetzen, das kurveninnere Hinterrad benötigt grundsätzlich Schlupf. Die Führung der Vorderräder erfolgt über A-Arms.
Dämpfung, Federung und Rahmenkonstruktion
Im Motorsport eingesetzte Quads verfügen über einstellbare Stoßdämpfer an Vorder- und Hinterachse, was das Fahren komfortabler macht. Auch die Art der Wicklung der Fahrwerksfedern bestimmt die Federhärte beim Einfedern.
Möglich ist auch eine Luftfederung, wodurch das Fahrzeug erheblich leichter wird. Hydraulische oder mechanische Scheibenbremsen an Vorder- und Hinterachse ermöglichen ein zielgenaues Bremsen. Lediglich einfache Modelle verfügen über eine Trommelbremse.
Der Rahmen besteht aus Aluminium oder einer Kombination aus Aluminium und Stahl. Aus Sicherheitsgründen sind an Sportquads zusätzliche Schutzbügel angebracht.
Außerdem sind Lenksäule und Lenker verstärkt. Über eine Kill-Switch lässt sich ein Notausschalter betätigen.
Hubraum und Kraftübertragung
Je nach Modell beträgt der Hubraum zwischen 50 und 1000 Kubikzentimeter. Meist sind Viertakt-Einzylinder verbaut. Ausnahmen bilden Viertakt-Zweizylinder, Zweitakter oder Dieselmotoren. Klassische Vergaser werden immer häufiger von elektronischen Einspritzanlagen abgelöst.
Die Kraftübertragung erfolgt durch eine Kette, die eine leichte Änderung der Übersetzung ermöglicht. Besonders im Sportbereich ist dies ein wichtiges Kriterium.
Schaltung
Die Schaltung ähnelt der des Motorrads, sie erfolgt über eine manuelle, teils automatische Fußschaltung. Letztere besitzt 4 Stellungen. Die meisten Modelle haben einen Rückwärtsgang, lediglich Sportquads verzichten auf diesen.
Das Gasgeben erfolgt über einen Daumenhebel, entsprechende Drehgriffe lassen sich nachrüsten. Besonders flexibel gestalten sich Dreh-Daumen-Gasgriffe, die sich je nach Einsatzgebiet anpassen lassen.
Die nötige Umrüstung eines Quads für die Straßenzulassung
- Nach den Vorschriften der hierzulande geltenden Straßenverkehrsordnung muss das Quad über eine Beleuchtungsanlage verfügen, die aus Scheinwerfer, Blinker, Bremslicht und Standlicht besteht.
- Die Eichung des Tachos hat nach EC-Norm von einer amtlich zugelassenen Stelle zu erfolgen.
Nach dem Umbau und der Eintragung in die Papiere steht der Zulassung als vierrädriges Kraftfahrzeug zur Personenbeförderung nichts mehr im Wege.
Spurverbreiterungen, Tieferlegungen und Straßenreifen
Das starre Fahrwerk und die ungünstige Gewichtsverteilung auf die Hinterachse stellen beim Quad ein hohes Unfallrisiko dar. Ein Quad besitzt andere Fahreigenschaften als ein Motorrad oder ein Auto.
Besonders bei unerfahrenen Fahrern kommt es schnell zum Übersteuern in Kurven. Verheerende Unfallschäden können die Folge sein. Spurverbreiterungen und Tieferlegungen können zur Erhöhung der Sicherheit beitragen.
Auch das Umrüsten auf Straßenreifen hat sich bewährt. Außerdem dürfte es für jeden Fahrer selbstverständlich sein, stets eine entsprechende Schutzbekleidung zu tragen.
Transportmittel in der Landwirtschaft
Gesonderte Vorschriften gelten für Quads, die in der Landwirtschaft als Transportmittel eingesetzt werden. Auf eine Abgasuntersuchung und die Umweltplakette kann verzichtet werden, wenn das Fahrzeug
- mit einer zweiten Hauptbeleuchtungsanlage ausgestattet ist und
- die Anhängerkupplung über eine Steckdose verfügt.
Wann eine Umrüstung nicht notwendig ist
Nur wenige Quads werden bereits als straßentaugliche Fahrzeuge ausgeliefert, unter ihnen befinden sich Modelle aus Taiwan. Neben den erforderlichen Anbauteilen sind diese Quads zu erkennen an
- einer breiten Spur,
- einem tieferen Schwerpunkt für den Fahrer sowie
- an einer Straßenbereifung.
- Die Papiere verfügen über eine COC-Kennzeichnung, die den EU-Vorschriften entspricht.
- Neben dem Versicherungskennzeichen ist ein vorderes Kennzeichen Pflicht.
Wer ein Quad im öffentlichen Straßenverkehr führen will, muss die Fahrerlaubnisklasse B besitzen, alternativ erlaubt die Führerscheinklasse S bereits Sechzehnjährigen das Fahren von Quads mit einem Hubraum bis zu 50 Kubikzentimetern.
Auf der Straße bleiben
Die Umrüstung eines Quads in ein straßenzugelassenes Fahrzeug kann in bestimmten Fällen Vorteile bringen.
Allerdings sollte sich der Fahrer darüber bewusst sein, dass er nach dem Umbau auch nur noch auf öffentlichen Straßen fahren darf. Forstwege sowie das Fahren in freier Natur sind nach dem Naturschutzgesetz strengstens untersagt.