Fahrradhelme - Nutzen, Arten und Tipps zur Auswahl
Es ist der Alptraum jedes Radfahrers: Bei hohem Tempo verliert er die Kontrolle über sein Sportgerät und stürzt unkontrolliert. Um seinen Kopf vor Verletzungen zu schützen, trägt er einen Fahrradhelm. Doch ob der ihm wirklich helfen kann, hängt auch von der Frage ab, ob die Schutzvorrichtung als Mikro-, Hart- oder Weichschale gefertigt ist. Lesen Sie über den Nutzen sowie die Arten von Fahrradhelmen, und holen Sie sich Tipps zur Auswahl.
Fahrradhelme - Merkmale und Funktion
Bei einem Fahrradhelm handelt es sich um einen Sporthelm, den Radfahrer tragen, um im Falle eines Unfalls Verletzungen zu mildern oder gar zu verhindern. Der Helm ist Teil der passiven Straßenverkehrssicherheit.
Fahrradhelme sind in Deutschland zwar keine Pflicht, allerdings sollte man auf sie trotzdem nicht verzichten. Egal wie aufmerksam man auch fährt, es kann immer zu einem Sturz kommen und wenn man dann auf seinen ungeschützten Kopf stürzt kann dies tödliche Folgen haben.
Generell besteht ein Fahrradhelm aus drei Elementen: Einem Bügel um das Kinn, um den Helm zu fixieren, einem spezielle Schaumstoff, aus dem die grundlegende Form der Helmschale geformt wird sowie einem Überzug über diesem Schaumstoff, der sich bei einem Sturz wie eine Autoknautschzone zusammendrückt. Der Überzug soll bewirken, dass es zu keinem stumpfen Aufschlag kommt. Doch inzwischen werden längst nicht mehr alle Elemente in einem Helm verbaut.
Prüfverfahren und Normen
Die in der Schweiz sowie in der Europäischen Union verkauften Fahrradhelme müssen den Normen der EN 1078 entsprechen. Es werden bestimmte Prüfungen durchgeführt; so müssen Helme mit 3,1 bis 7,1 Kilogramm Masse zum einen mit einer Geschwindigkeit von 16,5 km/h aus 1,1 Meter Höhe sowie mit einer Geschwindigkeit von 19,5 km/h aus 1,5 Meter höhe auf ein Ziel aus Stahl fallen.
Im Prüfkopf ist dabei ein Sensor eingebaut. Er darf nie mehr als 250 Beschleunigung aufweisen. Die Fertigung des Prüfkopfs erfolgt nach DIN EN 960.
Arten von Fahrradhelmen: Verschiedene Anfertigungsweisen
Mittlerweile gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Fahrradhelme.
Mikroschalen-Helme
Wer professionelle Radrennen verfolgt, der wird in der Regel nur Helme sehen, die als Mikroschale gefertigt sind. Darunter versteht man einen dünnen Kunststoffüberzug über der eigentlichen "Knautschzone" des Helms.
Dieser Überzug garantiert, dass der Helm eine glatte Oberfläche hat und deshalb bei einem Sturz des Fahrers einfach vom Untergrund abrutscht. Die Gefahr eines Schleudertraumas wird auf diese Weise reduziert.
Zudem gibt es große Löcher in den Helmen, um auf diese Weise eine kontinuierliche Belüftung des Kopfes des Sportlers herzustellen, die dafür sorgt, dass dieser unter dem Helm nicht so viel schwitzt. Ein Kinnbügel ist meist aufgrund der genauen Passform der Mikroschale unnötig.
Hartschalen-Helme
Hartschalen-Helme sieht man insbesondere im Downhill-Bereich, denn sie wiegen viel und würden normale Radfahrer beispielsweise bei einem Berganstieg deutlich behindern. Über dem Schaumstoffbereich, der als Stoßfänger und Knautschzone dient, haben Hartschalen-Helme noch einen zusätzlichen Überzug aus Hartplastik, der dafür sorgen soll, dass der Kopf optimal geschützt ist.
Sie verfügen außerdem über einen Kinnbügel, der weiteren Schutz garantieren soll. Der Kunststoff sorgt auch bei einer Hartschale für die nötige glatte Oberfläche, die das einfache Abrollen erleichtert und so der Gefahr eines Schleudertraumas vorbeugt.
Weichschalen-Helme
Diese glatte Oberfläche haben Weichschalen-Helme jedoch nicht, wieso Experten heute davon abraten, zu den Schutzvorrichtungen aus Hartschaumstoff zu greifen. Sie würden nicht mehr dem Stand der Zeit entsprechen, so die allgemeine Überzeugung. Früher wurden sie meist ohnehin nur von Kindern getragen, die mit zunehmendem Alter auf eines der anderen Modelle wechselten.
Eigenschaften: Wie der Fahrradhelm im Falle eines Aufpralls den Kopf schützt
Ein Fahrradhelm schützt im Fall des Aufpralls durch seine besondere Bauweise, die anschließend erläutert werden soll. Wichtig ist es jedoch zuvor eine Sache festzuhalten: Damit der Helm optimal schützen kann, muss er richtig getragen werden.
Dies beinhaltet mehrere Dinge: Man sollte nicht irgendeinen Helm kaufen, sondern den, der richtige Größe für die eigene Kopfform hat. Idealerweise muss der Helm dicht am Kopf sitzen, aber noch "Luft zum atmen" lassen und den Träger nicht ersticken.
Zudem muss der Helm unter dem Kinn eng festgezurrt werden können. Wer dort seinen Helm zu locker sichert, läuft Gefahr, dass sich dieser während des Sturzes löst und so ungünstig verschiebt, dass er nicht mehr ausreichend schützen kann.
Getragen werden muss der Helm im übrigen wie ein Schlapphut. Dies bedeutet, er sollte etwas über die Stirn rutschen. Diese Ausführungen zeigen deutlich, dass man sich bei der Auswahl des richtigen Helms unbedingt von Fachpersonal beraten lassen sollte, damit dieser im Ernstfall helfen kann.
Wie ein Fahrradhelm beim Sturz das Leben retten kann
Stürzt ein Mensch und schlägt mit dem Kopf auf, dann wirkt eine gewaltige Energie auf seinen Kopf, die im schlimmsten Fall die Schädeldecke sogar zum Platzen bringen kann. Aus diesem Grund muss eine Ableitung für diese Energie gefunden werden.
Die Konstrukteure der Fahrradhelme bedienen sich dabei eines Tricks, der aus der Autowelt sehr bekannt ist: Die Knautschzone. Der Helm fängt beim Sturz die Energie auf.
Dabei ist er so gebaut, dass er sich zusammendrückt. Dies bedeutet, der Helm kompensiert die Aufprallenergie nicht dadurch, dass er platzt, sondern dadurch, dass er sich verformt.
Um einen Helm jedoch zu verformen, muss eine gewaltige Kraft aufgewendet werden. Wer möchte, kann mit seinen Händen auf den Helm drücken.
Es wird nichts passieren. Diese Kraftanforderung ist so groß, dass die komplette Sturzenergie, die sonst auf den Kopf wirken könnte, verarbeitet wird. Der Fahrer hat so zumindest in diesem Bereich seines Körpers durch den Sturz nichts zu befürchten.
Anforderungen: Tipps zum Kauf
Es sollte für jeden Fahrradfahrer ganz selbstverständlich sein, bei jeder Strecke, die er mit dem Rad unterwegs ist, einen Helm zu tragen. Wichtig beim Kauf eines Fahrradhelmes ist es darauf zu achten, dass dieser TÜV geprüft ist. So kann man sicher sein, dass der Helm allen Sicherheitsbestimmungen entspricht.
Ausreichender Schutz: Beweis Prüfsiegel
Das wichtigste Kriterium, das ein Helm erfüllen muss, ist jedoch, dass er bei einem Sturz tatsächlich die gesamte Sturzenergie auffangen kann. Helme müssen deshalb getestet werden und der "Europäischen Norm" entsprechen. Nur dann dürfen sie das Prüfsiegel tragen, das dem Käufer sofort beweist, dass der jeweilige Helm eine gute Wahl ist.
Gängig sind zwei Abkürzungen: Zum einen das EN-Kürzel, um zu zeigen, dass die fragliche Norm erfüllt wurde (Schweizer Fahrradhelme tragen in der Regel dieses Siegel) sowie das CE-Siegel als Nachweis, dass der Helm den Anforderungen der EU genügt.
Die richtige Passgenauigkeit
Der Helm muss zur Kopfform seines Trägers passen und darf nirgends eindrücken. Die Riemen des Helmes müssen so fest gezogen werden, dass der Helm nicht verrutschen kann.
Dabei dürfen die Riemen aber nicht einschneiden oder ähnliches. Am besten man probiert einfach verschiedene Modelle an, um zu sehen welcher sich am besten anfühlt.
Menschen haben unterschiedliche Kopfformen. Manche sind runder, andere ovaler. Aus diesem Grund ist nicht jeder Helm gleich gut für alle Träger geeignet.
Man sollte deshalb verschiedene Modelle probieren, um sicherzustellen, dass man zu einem Helm greift, der auch "passt". Andernfalls kann das Tragen extrem unangenehm oder sogar schmerzhaft werden.
Ein Geheimtipp ist es, sein natürliches Schamgefühl zu überwinden und im Laden schnelle und ausholende Kopfbewegungen zu machen. Verrutscht der Helm, passt er nicht und man sollte zu einem anderen Modell greifen.
Der perfekte Sitz des Helms
Ein Helm darf nicht irgendwie getragen werden, sondern sollte einen ganz speziellen Sitz auf dem Kopf des Fahrers einnehmen. Hierbei gilt das Kriterium "Schlapphut".
Der Helm sollte nach Möglichkeit etwas über die Stirn gerutscht sein. Der Hintergrund ist die Schutzwirkung für die Nase.
Stürzt man nach hinten, steht der Helm auch mit "Schlapphut-Sitz" über den Kopf hinaus und fängt so den Sturz ab. Stürzt man nach vorne und der Helm ist nicht leicht nach vorne geneigt, drohen extrem Gefährdungen für die Nase. Zudem stürzt man in der Mehrzahl der Fälle nach vorne. Außerdem ist es ein körperlicher Reflex, dass man, wenn man hinten stürzt, noch versucht, sich selbst zu drehen.
Funktionelle Kriterien
Weitere Kriterien für einen geeigneten Helm sind u.a., dass er unter keinen Umständen die Sicht beeinträchtigen darf, denn so würde er schließlich das Risiko eines Unfalles erhöhen. Außerdem sollte er gut belüftet sein, so dass einem gerade im Sommer nicht zu heiß unter dem Helm wird.
Eine Neuheit unter den Fahrradhelmen stellt der faltbare Helm dar. Wird er nicht mehr benötigt, kann er einfach zusammengefaltet und in der Handtasche oder dem Aktenkoffer verstaut werden. Dies ist besonders praktisch für Leute, die mit dem Rad zum Arbeitsplatz fahren.
Dieser Helm ist aber nicht nur praktisch, sondern er ist selbstverständlich auch funktionell. Durch seine stoßdämpfenden Lagen schützt dieser Helm genauso gut wie die harten Varianten.
Auch die Optik ist entscheidend
Aber es darf nicht ausschließlich auf die Funktion und den Sitz des Helmes geachtet werden, auch wenn dies die wichtigsten Kriterien bleiben sollten. Auch das Aussehen des Helmes sollte bei der Kaufentscheidung eine Rolle spielen.
Denn wenn man einen Helm kauft, in dem man sich total unwohl fühlt und sich lächerlich vorkommt, wird man diesen wohl kaum wirklich jedes Mal aufsetzen. Heutzutage gibt es aber genügend Helme, in denen man sich nun wirklich nicht schämen muss.
Gerade bei seinen Kindern sollte man darauf achten sie nicht ohne Helm aufs Rad steigen zu lassen. Bei ihnen ist die Sturzgefahr noch höher und ihre Köpfe sind teilweise noch anfälliger für Verletzungen als der eines Erwachsenen.
Dank Helmen mit bunten Motiven und Abbildungen von ihren Helden sollte es kein Problem sein, ihr Kind für einen Helm zu begeistern. Erst recht nicht, wenn sie als Eltern als gutes Vorbild dienen, werden die Kleinen ihnen nacheifern und nicht ohne ihren Helm aufs Fahrrad steigen wollen.
Sollte es dann tatsächlich einmal zu einem Sturz kommen, sollte der Helm ersetzt werde, da er nun eventuell den geforderten Sicherheitsbestimmungen nicht mehr entspricht. Schaffen Sie es unfallfrei zu bleiben, ist es ratsam, den Fahrradhelm alle 5 bis 8 Jahre auszuwechseln.
Abgesehen davon muss ein Helm ersetzt werden, sofern er Risse aufweist...
Duftalarm für defekte Helme
Immer mehr Deutsche setzen beim Radfahren einen Helm auf. Bei einem Sturz absorbiert der Kopfschutz die Energie und kann so schwere Verletzungen verhindern. Aber was nutzt der Helm, wenn sein Material bereits beschädigt ist? Fast nichts. Und das Tückische: Feine Risse, etwa durch ein Herabfallen des Helms, sind von außen nicht erkennbar.
Viele Radler fahren deshalb mit einem Helm, der sie bei Unfällen nicht richtig schützen kann. Auf der anderen Seite tauscht mancher Radfahrer seinen Helm schon beim Verdacht auf einen Defekt aus, auch wenn der Kopfschutz gar keinen Schaden genommen hat. Beide Irrtümer können teuer werden, für die Gesundheit oder für das Portemonnaie.
Duftalarm für feine Risse
Ob unnötiger Austausch oder trügerische Sicherheit - mit einem duftenden Alarmsystem für Schäden am Helm ließe sich beides vermeiden. Erste Teste mit Geruchsverfahren liefen bereits 2010:
Ingenieure der Fraunhofer-Institute in Freiburg und Oberhausen entwickelten Mikrokapseln mit Duftstoffen und brachten diese in die Polypropylenmasse von Fahrradhelmen ein. Im Spritzgussverfahren verteilten sie den Polymerwerkstoff in einer Folie, die dann man Kopfschutz befestigt wurde.
Im normalen Zustand sind die Mikrokapseln geruchsdicht verschlossen; auch Temperaturen bis 300 Grad und gleichmäßiger Druck können den Geruchskügelchen nichts anhaben. Bei plötzlichen Stößen oder kräftigem Zug öffnen sich die Kapseln jedoch, und die Duftstoffe treten aus.
Wie stark der Druck sein muss und wie viele Geruchskapseln erforderlich sind, errechnen die Forscher per Computersimulation. Kleine Risse riechen nur schwach, größere Risse machen durch deutlichen Gestank auf sich aufmerksam. Spätestens jetzt weiß der Träger, dass er seinen Helm entsorgen sollte.
Viele Anwendungen für Geruchskapseln denkbar
Das im Fraunhofer-Institut entwickelte Verfahren eignet sich nicht nur für Fahrradhelme; auch Motorrad- oder Bauhelme ließen sich damit überprüfen. Darüber hinaus sehen die Forscher weitere Anwendungsbereiche.
So könnten auch verdeckt installierte Druckschläuche, etwa für Waschmaschinen, mit dem duftenden Warnsignal ausgestattet werden. Beschichtet man Metallrohre mit entsprechend ausgerüsteten Polymerwerkstoffen, ließen sich zudem Gasleitungen auf gefährliche Risse überwachen.
Helm mit Bremslicht und Blinkern
Sicherheit für Radfahrer ist auch in anderen Ländern ein großes Thema. Das amerikanische Start-up Lumos hat Fahrradhelme mit Bremslicht und Blinkern entwickelt. Wie beim Auto leuchten am Helm rote LED-Dioden auf, wenn der Fahrer bremst.
Beim Abbiegen zeigen Blinker die gewünschte Richtung an. Ausgelöst werden die Signale durch eine Fernbedienung am Lenker.
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