Reithelme - Merkmale, Funktion und Tipps zur Auswahl

Der Reithelm ist ein Sporthelm, der den Reiter vor Verletzungen im Bereich des Kopfes und der Halswirbelsäule schützen soll. Fachleute und Mediziner sind von seiner Wirksamkeit überzeugt. Sogar beim Dressurreiten wird er immer häufiger eingesetzt. Es gibt je nach Einsatzzweck unterschiedliche Arten von Reithelmen. Bei der Auswahl spielen besonders die Sicherheitskriterien eine Rolle. Informieren Sie sich über Merkmale und Funktion von Reithelmen, und holen Sie sich Tipps zur Auswahl.

Von Andreas Hadel

Reithelme - Merkmale und Funktion

Bei einem Reithelm handelt es sich um einen Sporthelm, der beim Reiten getragen wird. Je nach Einsatzgebiet gibt es bei den Modellen Unterschiede. So finden sich

  • Reithelme für das Spring-, Freizeit- und Dressurreiten
  • Reithelme für das Jagdreiten
  • Westernhelme für das Westernreiten
  • Militaryhelme für das Vielseitigkeitsreiten sowie
  • Kappen mit Rennfarben für das Rennreiten.

Zum einen können Reithelme die Verletzung bei einem möglichen Sturz verhindern; zum anderen können sie auch vor Huftritten schützen.

Nutzen: Ein Helm gehört beim Reiten dazu

Während in vielen Sportarten auch im Amateur- und Hobbybereich das Bewusstsein für das notwendige Tragen von Helmen steigt, scheint sich dieser Trend bei Reitern nur zögerlich durchzusetzen. Radfahrer, Bergsteiger, Kajakfahrer und Skifahrer sind nur wenige von vielen Beispielen, bei denen eine schützende Kopfbedeckung zum Standarderscheinungsbild der Sportler gehört. Und obwohl Reiter mit einem lebenden und eigenständig denkenden Wesen zu tun haben, verdrängt eine besorgniserregend hohe Anzahl von Pferdeliebhabern das Verletzungsrisiko.

Reiten gehört wie das Motorradfahren zu den Aktivitäten, wo Verletzungen kleinerer Größenordnung nicht gerade selten sind. Wer seinen Zivildienst im Krankenhaus ableistet kann einschätzen, wie häufig gebrochene Schlüsselbeine und ein morgendlicher Ausritt Hand in Hand gehen können.

Polospieler mit Helm und Poloschläger reitet auf Spielfeld auf Pferd und schlägt gerade den Ball
Polospieler mit Helm und Poloschläger reitet auf Spielfeld auf Pferd und schlägt gerade den Ball

Die Gefahr nicht unterschätzen

In der Regel fällt es uns nicht schwer, das Motorradfahren als potentiell gefährlich einzustufen. Immerhin bewegt man sich mit einer hohen Geschwindigkeit und hat dabei im Prinzip nicht viel dem rasenden Boden im Falle des Falls entgegenzusetzen.

Die gleiche Charakterisierung trifft aber auch auf das Reiten zu. Nur glauben wir all zu gern, dass wir unser Pferd durch und durch kennen und es gut einzuschätzen wissen. Aber selbst das ruhigste Pferd hat seinen eigenen Kopf und geht damit auch mal durch.

Alles was es braucht, ist ein ungewohntes Geräusch oder irgendetwas, dass die Aufmerksamkeit des Tieres stört. Und plötzlich finden Sie sich im Sand wieder, oder im schlimmeren Fall auf blankem Asphalt. Erfahrene Trainer erinnern deshalb Reitanfänger in gebetsmühlenartiger Regelmäßigkeit, dass ausnahmslos jedes Pferd durchgehen kann.

Auch erfahrene Reiter benötigen einen Helm

Bei Sportpferden ist das Risiko ungleich höher. Sie sind gut trainiert und verfügen über die körperlichen Fertigkeiten einen Reiter mit Leichtigkeit aus dem Sattel zu befördern. Sportpferde sind in der Regel auch geistig hellwach und können zuweilen unerwartet eigensinnig agieren.

Wenn Sie sich für einen guten Reiter halten und das Tragen eines Helms eher als lästiges Übel ansehen, dann machen Sie sich bewusst, dass selbst elitäre Reiter, die in ihrer Disziplin zur internationalen Spitze gehören, von ihren Pferden fallen. Und deshalb vollkommen bewusst den Helm aufsetzen.

Und dennoch gibt es noch immer viele Amateur- und Hobbyreiter, die sich gegen die schützende Kopfbedeckung wehren. Sie sei zu heiß, unbequem zu tragen und außerdem sähe es uncool aus. Die Ausreden sind so vielfältig wie die Charaktere unserer Pferde.

Interessanterweise steigt das Verletzungsrisiko mit zunehmender Reiterfahrung. Denn je besser Sie reiten, um so größere "Vorfälle" braucht es, um Sie aus dem Sattel zu hieven. Das heißt, wenn Sie fallen, dann gibt es einen triftigen und sehr gefährlichen Grund dafür.

Risiken bewusst machen

Vergessen Sie nie, dass bereits ein einziger Sturz ausreicht, um Verletzungen mit permanenten Auswirkungen zu erleiden. Das Tragen eines Helmes kann dafür sorgen, dass Sie anstatt eines Schädelhirntraumas nur leichte Kopfschmerzen haben.

Wir haben nur einen Kopf. Und auf den müssen wir gut aufpassen.

Reiterin und ihr braunes Pferd beim Dressurreiten auf grüner Wiese
Reiterin und ihr braunes Pferd beim Dressurreiten auf grüner Wiese

Ernsthafte Verletzungen vermeiden

Pferde sind Fluchttiere, die bei drohenden Gefahren, beispielsweise Hindernissen, ausbrechen oder scheuen können. Für den Reiter ist dieses gefährliche Verhalten oft nicht vorhersehbar. Sofern er nicht entsprechend reagieren kann, ist das Risiko eines Sturzes und damit die Gefahr einer Verletzung hoch.

Verletzungen durch Stürze

Stürze auf den Kopf sind bei Reitern nicht selten. Und nicht immer gehen sie glimpflich aus.

Während Gehirnerschütterungen in den meisten Fällen nach einigen Wochen ausgeheilt sind, können andere Schädel-Hirn-Traumata bleibende Schäden hinterlassen. Berufsgenossenschaften und Versicherungen bringen jährlich viel Geld für die Versorgung von verletzten Reitern auf.

Stürze auf den Kopf haben aber nicht nur Einfluss auf den Bereich des Schädels und seine Weichteile. Ebenso kann beim Sturz auf einen ungeschützten Kopf so viel Energie entstehen, dass die Wirbelsäule des Reiters geschädigt wird.

Die meisten Verletzungen entstehen im Bereich der Halswirbelsäule, da diese im Vergleich zu anderen Wirbelsäulenabschnitten recht filigran ist und damit nicht sehr belastungsfähig. Und gerade diesen Bereich passieren unzählige empfindliche Nervenstränge, die zum Gehirn führen. Schädigungen derselben können vielfältige Verletzungen auslösen, von denen einige nicht mehr reparabel sind.

Wirksamkeit des Reithelms

Der Reithelm wirkt im Falle eines Unfalls auf den Kopf wie ein Puffer, der beim Aufprall die auf ihn einwirkende Energie abfängt und in Bewegungsenergie umwandelt. Die auf den Kopf des Reiters wirkende Kraft nimmt damit um ein Vielfaches ab.

Nicht nur Mediziner sind überzeugt von der Wirksamkeit eines Reithelms. Auch Profireiter wollen kaum noch auf den Reithelm verzichten.

Selbst im Dressurreitsport gab es in einer Wertungsprüfung das Debüt für seinen Auftritt. Künftig könnte er den bislang traditionellen Zylinder eventuell ersetzen.

Dennoch gibt es immer wieder Kritiker, die anmerken, dass auch Reiter verunglückt sind, die einen Reithelm getragen haben. Das ist richtig; allerdings kann ein Reithelm nur schützen, wenn er alle Sicherheitskriterien erfüllt und auf dem Kopf des Reiters richtig sitzt.

Roter Reiter überspringt mit seinem Pferd ein Hindernis in einem Springreit-Wettkampf
Roter Reiter überspringt mit seinem Pferd ein Hindernis in einem Springreit-Wettkampf

Unterschiedliche Arten von Reithelmen

Reithelme machen das Reiten sicherer, da sie den Reiter im Falle eines Sturzes vor Kopfverletzungen bewahren. Unterschieden werden diverse Arten von Reithelmen. Welche zum Einsatz kommen, hängt vom Einsatzgebiet und von den Bedürfnissen des Reiters ab.

Alle Reithelme sollten die von der Europäischen Union vorgeschriebenen Sicherheitskriterien erfüllen. Insbesondere ist dies die Euro-Norm 1384.

Sie schreibt vor, welche Dämpfungseigenschaften die Außenschale besitzen muss, wie durchdringbar Innen- und Außenteil sein dürfen, welche Beschaffenheit Gurtsystem und Verschluss aufweisen müssen und wie die Kriterien zur Passgenauigkeit zu erfüllen sind. Für welche Art Reithelm sich der Reiter entscheidet, hängt vom Einsatzgebiet sowie von seinen individuellen Vorlieben ab.

Reithelme mit Samtkappe

Alle Reithelme bestehen aus einer schlagfesten Außenschale und einem stoßhemmenden Innenteil. Bei der klassischen Reitkappe ist die Außenschale mit einem samtartigen Gewebe überzogen.

Hersteller bieten die Samtkappe in den Farben Blau und Schwarz an. Verwendung findet sie im Springreiten ebenso wie im Geländereiten und auch beim jagdlichen Reiten. Der Tragekomfort ist relativ hoch, wenn man davon absieht, dass einigen Modellen Lüftungsschlitze fehlen, die im Sommer für einen guten Feuchtigkeitstransport sorgen.

Die Pflege kann recht aufwändig sein. Starke Verschmutzungen lassen sich nur mühsam vom Samt entfernen. Zudem nutzt der Samt im Laufe der Zeit ab.

Reithelme aus Fiberglas

Pflegeleichter sind Reithelme aus Fiberglas, das nicht nur äußerst stabil, sondern auch leicht ist. Alternativ kann auch schlagfester Kunststoff zum Einsatz kommen.

Die Innenschalen sind aus ultraleichtem Polysterol gefertigt, zudem sind Innenpolsterungen eingearbeitet, die bei Bedarf entnommen und gereinigt werden können. Sie vertragen sogar den Schonwaschgang in der Waschmaschine.

Ist die Außenseite des Reithelms verschmutzt, sind in der Regel das Abwischen mit einem feuchten Tuch oder das Abbürsten ausreichend. Entscheidend ist hier die Oberflächenstruktur des Helms. Hersteller bieten Fiberglas-Reithelme in den unterschiedlichsten Farben an.

Military-Reithelme

Im Vielseitigkeitsreiten kommt der Military-Reithelm zum Einsatz. Er ist besonders robust und sicher.

Trotzdem besitzt er beste Trageeigenschaften. Während die Oberfläche beim Fiberglashelm strukturiert sein kann, ist sie beim Military-Reithelm glatt.

Seine Form weicht leicht von der des Fiberglas-Reithelms ab, da er keinen Schirm besitzt. Fast alle Modelle besitzen Lüftungsschlitze.

Anforderungen und Sicherheitskriterien: Hinweise zum Kauf

Reithelme gehören zur Ausrüstung des Reiters. Sie schützen Kopf- und Halsbereich vor schwerwiegenden Verletzungen, die im schlimmsten Fall zum Tode führen könnten. Voraussetzung ist allerdings, dass der Reithelm gut passt und dass er alle Sicherheitskriterien erfüllt.

Passgenauigkeit des Reithelms

Bei der Auswahl des Reithelms kommt es hauptsächlich auf Passgenauigkeit an. Ein zu kleiner Reithelm kann den Kopf nicht sicher umschließen. Ein zu weiter Reithelm verrutscht.

Richtig sitzt der Helm, wenn der Kopf rundherum gut umschlossen wird. Das bedeutet, sowohl die Stirn als auch der hintere Kopfbereich befinden sich unter dem Helm. Die Ohren passen in die Drei-Punkt-Begurtung, ohne dass sie eingeengt werden. Ein geschlossener Reithelm sollte auf dem Kopf nicht verschoben werden können, er darf aber auch nicht drücken.

Die richtige Helmgröße

Die richtige Helmgröße kann ganz einfach mit dem Maßband ermittelt werden. Zu beachten ist, dass es Reithelme in individuellen Größen und größenverstellbare Modelle gibt.

Die Justierung der Letzteren erfolgt in den meisten Fällen über ein Rädchen, mit dem sich der Helm um einige Zentimeter weiter oder enger stellen lässt. Es empfiehlt sich, vor dem Kauf unterschiedliche Modelle anzuprobieren.

Sicherheitskriterien wie Prüfzeichen

Ein Reithelm muss diverse Sicherheitskriterien erfüllen, damit er als Sporthelm überhaupt zugelassen wird. Dies ist unter anderem die EU-Richtlinie EN 1384. Sie schreibt die Dämpfungseigenschaften eines Reithelmes vor.

Getestet werden diese in simulierten Stürzen bei Temperaturen von -20 Grad Celsius und +50 Grad Celsius.

Außerdem wird der Helm auf Undurchdringlichkeit überprüft. Hierbei kommt es auf die Stabilität der Reithelmschale an.

Auch Gurtband und Verschluss müssen starken Belastungen Stand halten. Sie dürfen weder reißen noch vorschnell nachgeben. Nicht zuletzt kommt es auf die Passgenauigkeit an, die ein Reithelm dem Reiter gewährleisten kann.

Seriöse Hersteller legen Wert darauf, nicht nur die Sicherheitsvorschriften, sondern möglichst auch alle Kundenwünsche zu erfüllen. Inzwischen sind aktuelle Modelle trotz schlagzäher Außenschale und stoßfesten Innenteils relativ leicht.

Außerdem besitzen viele Reithelme Lüftungsschlitze, die für eine optimale Klimatisierung sorgen sowie ein waschbares Innenfutter, das den hygienischen Anforderungen genügt. Auch das Design ist so vielfältig, dass jeder Reiter einen für ihn geeigneten Reithelm finden kann.