Reitstiefel - Merkmale, Arten und Materialien

Reitstiefel sind ein Teil der Schutzausrüstung des Reiters. Es gibt verschiedene Arten; sie können aus unterschiedlichen Materialien bestehen, wobei es Besonderheiten in deren Atmungsaktivität, Nässeresistenz und in der Wärmeregulierung gibt. Auch preislich unterscheiden sich Reitstiefel stark voneinander. Lesen Sie über die Merkmale, Arten und Materialien von Reitstiefeln.

Von Kai Zielke

Reitstiefel - Merkmale und Funktion

Bei Reitstiefeln handelt es sich um Stiefel, deren Anforderungen in den Bedürfnissen des Reiters liegen. Zu den gängigen Merkmalen zählen

  • die durchgängige Sohle
  • ein Schaft, der über den Knöchel ragt sowie
  • ein Absatz.

Die durchgängige Sohle verhindert ein Verhaken mit dem Stiefel in den Steigbügeln, was besonders im Falle eines Sturzes wichtig ist.

Unterschiedliche Materialien

Im Handel sind Reitstiefel in unterschiedlichen Materialien zu finden.

Reitstiefel aus Gummi

Relativ preiswert sind Reitstiefel aus Gummi. Dass sie absolut wasserabweisend sind und die Füße des Reiters vor dem Eindringen von Nässe bei jedem Wetter schützen, ist ihr großer Vorteil.

Nachteilig ist allerdings, dass Gummi keine wärmenden Eigenschaften und keinerlei Atmungsaktivität besitzt. Im Sommer schwitzen die Füße schnell, im Winter frieren sie.

Aus diesem Grunde ist es empfehlenswert, Reitstiefel aus Gummi nie zu eng zu wählen, auch wenn Reitstiefel normalerweise sehr eng am Fuß anliegen sollen. Etwas größere Gummi-Reitstiefel erlauben es allerdings, dicke Socken in ihnen anzuziehen. Einige Modelle besitzen auch ein herausnehmbares Futter, das bei Bedarf verwendet werden kann.

Reitstiefel aus Leder oder Kunstleder

Reitstiefel aus Leder sind teurer als Modelle aus Gummi. Hier muss unterschieden werden, ob es sich um Echtleder oder um Kunstleder handelt.

Echtleder ist ein Naturprodukt, das ein angenehmes Tragegefühl bietet und für einen guten Feuchtigkeitstransport sorgt. So kann die Entstehung des Schweißfußes vermieden werden.

Allerdings benötigen Lederstiefel eine regelmäßige Pflege, insbesondere, wenn sie nass geworden sind. Das Trocknen sollte nie vor der Heizung vorgenommen werden, ansonsten wird das Leder hart und brüchig.

Besser ist es, die Stiefel mit Zeitungspapier auszustopfen und sie bei Raumtemperatur zu trocknen. Anschließend empfiehlt sich ein Lederfett.

Preiswertere Kunstlederstiefel nehmen Nässe in der Regel nicht allzu übel, allerdings besteht auch in ihnen die Schweißfußgefahr. Außerdem ist ihre Lebensdauer kürzer als die von Echtlederstiefeln. In Sachen Tragekomfort stehen sie Echtlederstiefeln bei Weitem nach.

Auch Lederstiefel können ein Warmfutter besitzen. Dieses kann fest integriert oder herausnehmbar sein.

Reitstiefel aus Neopren

Neopren-Reitstiefel bestehen aus einem hochwertigen synthetischen Kautschuk, der äußerst leicht und trageangenehm ist. Neopren passt sich der Körperform bestens an.

Aufgrund des aufgeschäumten Materials besitzen Neoprenstiefel gute Wärmeeigenschaften und eine gute Atmungsaktivität, zugleich schützen sie die Füße des Reiters zuverlässig gegen eindringende Nässe von außen. Nur bei starker Hitze empfehlen sie sich nicht, da die Füße überwärmen würden.

Reitsport: Reiter auf Pferderücken, Parcoursreiten
Reitsport: Reiter auf Pferderücken, Parcoursreiten

Reitstiefelarten im Überblick

Reitstiefel gehören zur Ausrüstung im Reitsport. Sie sollen dem Reiter einen sicheren Halt in den Steigbügeln geben und im Falle eines Sturzes das Verletzungsrisiko, das durch das Verhaken im Steigbügel bestehen kann, minimieren. Es werden unterschiedliche Arten von Reitstiefeln angeboten.

Reiterin mit geflochtenen Haaren kniet in der Hocke und füttert ihr Pferd
Reiterin mit geflochtenen Haaren kniet in der Hocke und füttert ihr Pferd

Alle Reitstiefel besitzen eine einteilige Sohle mit einem leichten Absatz. Der Schaft ist mindestens knöchelhoch. Mehrteilige Sohlen werden nicht verwendet, damit der Reiter im Falle eines Sturzes nicht so leicht im Steigbügel hängen bleiben kann.

Damit ein schnelles Abgleiten möglich ist, sind Reitstiefel in der Regel profilfrei. Als Materialien für den Reitstiefel können Leder, Gummi oder Kunststoff zum Einsatz kommen.

Dressurstiefel

Der Dressurstiefel besitzt einen sehr hohen Schaft, der an der Außenseite versteift ist. Die Innenseite besitzt keine Verstärkungen, damit der Kontakt zum Pferd erhalten bleibt.

Aus demselben Grunde ist der Dressurstiefel insgesamt sehr schmal geschnitten, er soll am Bein eng anliegen. Das An- und Ausziehen kann je nach Modell durch Reißverschlüsse erleichtert werden.

Am oberen Ende des Stiefelschaftes kann ein sogenannter Dressurbogen vorhanden sein. Die nach oben gezogene Hinterkappe hat weniger eine optische als eine praktische Bedeutung. An ihr können Sporen angebracht werden.

Reiterin und ihr braunes Pferd beim Dressurreiten auf grüner Wiese
Reiterin und ihr braunes Pferd beim Dressurreiten auf grüner Wiese

Stulpstiefel

Als spezielle Variante des Reitstiefels ist der Stulpstiefel bekannt. Er reicht im vorderen Teil bis über das Knie, wodurch eine weitere Schutzfunktion gegeben ist.

Springstiefel

Beim Springen muss das Pferd diverse Hindernisse überwinden. Dies erfordert auch vom Reiter eine höhere Beweglichkeit.

Springstiefel bestehen deswegen aus weicheren Materialien als Dressurstiefel; möglich sind farbige Stulpenabschlüsse. Kunststoffmodelle verfügen im Wadenbereich zugunsten der Bewegungsfreiheit häufig über elastische Einsätze.

Roter Reiter überspringt mit seinem Pferd ein Hindernis in einem Springreit-Wettkampf
Roter Reiter überspringt mit seinem Pferd ein Hindernis in einem Springreit-Wettkampf

Jodhpur-Stiefel

Jodhpur-Stiefel sind Stiefeletten, die bis über den Knöchel reichen. Charakteristisch ist der verstellbare Riemen, der auf Höhe des Knöchels angebracht ist.

An ihm wird die Jodhpur-Reithose fixiert. Da der Riemen ein Verschleißteil ist, das sich am Steigbügel abnutzt, muss er von Zeit zu Zeit ausgetauscht werden.

Seine Befestigung erfolgt durch das Einarbeiten in den Schuhboden oder durch das Annähen am Schaft. Unterschieden werden Jodhpur-Modelle aus dickerem und dünnerem Leder, wobei Letztere auch im Modebereich eine große Rolle spielen. Reiter bevorzugen hingegen die robusteren Modelle.

Polostiefel

Polospieler mit Helm und Poloschläger reitet auf Spielfeld auf Pferd und schlägt gerade den Ball
Polospieler mit Helm und Poloschläger reitet auf Spielfeld auf Pferd und schlägt gerade den Ball

Zu den typischen Merkmalen von Polostiefeln zählt deren braune Farbe. Sie werden zudem immer nur mit Sattelseife und Wasser gesäubert. Schwarze Stiefel, die man mit Schuhcreme pflegt, würden auf den weißen Hosen der anderen Spieler Flecken hinterlassen; zu Körperkontakt kommt es beim Polo sehr oft.

Das Leder ist fest und häufig mehrlagig. Auf diese Weise lässt sich ein besserer Schutz gegen Pferdetritte und Balltreffer erzielen. Typisch ist auch ein langer Reißverschluss, der über den gesamten Schaft reicht.

Chaps

Bei Chaps handelt es sich um einen Beinschutz aus Leder - im Winter wird auch Neopren gewählt - welcher seinen Ursprung im Arbeitsreiten hat. Ziel und Zweck ist der Schutz vor Ästen und Dornen.

Chaps ähneln somit einer Hose, bestehend aus Beinen und Gürtel. Besonders auch im Westernreiten kommen sie zum Einsatz. Es gibt auch kurze Chaps, die auch Mini-Chaps oder Chapsletten genannt werden.

Westernstiefel

Westernstiefel werden auch als Cowboystiefel bezeichnet. Sie sind halb- bis dreiviertelhoch und werden oft mit hohen Chaps kombiniert. Bequemlichkeit und Stabilität sind besonders wichtig.

Winterreitstiefel

Das Reiten findet im Winter nicht nur in beheizten Reithallen statt. Wer sein Pferd nach draußen ausführt, benötigt entsprechend warme Reistiefel. Möglich sind hier beispielsweise klassische Reitstiefel aus Leder, die mit Lammfell gefüttert sind.

Auch als so genannte Thermostiefel sind sie zu finden. Sie sollten besonders robust ausfallen, um auch das Reiten durch Mist und Matsch zu ermöglichen.