Voltigieren - Merkmale, Ausrüstung und Anforderungen an ein Voltigierpferd

Beim Voltigieren übt ein Reiter turnerische oder akrobatische Übungen auf dem Rücken eines Pferdes aus, während dieses an einer Longe geht. In der Mitte steht der Longeführer, der das Pferd im Kreis führt und ihm signalisiert, ob es Schritt, Trab oder Galopp laufen soll. Voltigierpferde werden speziell für den Voltigiersport ausgebildet. Das Pferd muss gewisse Eigenschaften mitbringen. Lesen Sie alles Wissenswerte rund um das Voltigieren.

Von Cornelia Gschiel

Voltigieren - Generelle Merkmale

Das Voltigieren beschreibt eine Sportart, bei der die Athleten akrobatische und turnerische Übungen auf dem Pferd ausführen. Das Tier wird dabei im Kreis an einer Longe geführt.

Oftmals wird das Voltigieren als Einstieg in den Pferdesport angesehen. Häufig findet man es auch in der heilpädagogischen Branche sowie im Schulsport. Hinzu kommt die Ausführung als Leistungssport.

Der Voltigierzirkel, also der Kreis, in dem das Pferd sich bewegt, hat einen Durchmesser von mindestens 18 Meter. Möglich sind die Gangarten Schritt, Trab sowie Galopp.

Ein bis drei Turner können sich gleichzeitig auf dem Pferd befinden. Sie bilden eine Einheit und müssen zudem auch mit dem Pferd und dem Longenführer zusammenspielen.

Das Voltigieren erfreut sich im Breitensport großer Beliebtheit. Besonders im Kindesalter kann man davon profitieren, da man in Sachen Bewegungserziehung und Sozialkompetenz dazulernt.

Auch motorische und körperliche Fertigkeiten werden geschult, wie etwa

  • Konzentration
  • Selbstständigkeit
  • Gemeinschaftssinn
  • Vertrauen und
  • Einfühlungsvermögen.

Als Turniersport steht die Forderung von

  • Kreativität
  • Mut
  • Vertrauen
  • Rhythmusgefühl
  • Kondition
  • Beweglichkeit
  • Körperspannung
  • Kraft und
  • Gleichgewicht

im Vordergrund.

Die Klassen des Deutschen Voltigierabzeichens

Wie im Reitsport, so ist auch in der Disziplin des Voltigierens die Verleihung diverser Abzeichen möglich. Der Reiter stellt damit seine besondere Qualifikation unter Beweis, die er in seinem Umgang mit dem Pferd erworben hat. Eine Vielzahl theoretischer sowie praktischer Kenntnisse ist für den Aufstieg in die diversen Klassen aber unerlässlich.

Verschiedene Stufen

Gleich vier Leistungsklassen kennt das Voltigierabzeichen. Gerade die unterste von ihnen, die als DVA IV bezeichnet wird, richtet sich dabei an jüngere Sportler und nicht selten sogar an solche, die das Kindesalter noch nicht verlassen haben.

Aber auch ältere Reiter müssen diese Einsteigerstufe überwinden, um künftig die Klassen III, II oder sogar I bewältigen zu können, ganz zu schweigen von der goldenen Auszeichnung, die die Deutsche Reiterliche Vereinigung jedoch nur ehrenhalber und auf der Basis großer sportlicher Erfolge aushändigt. Diese letztgenannte Option erfordert somit keine Prüfung, sondern muss beim Verband beantragt werden, um die Leistungen anerkennen zu lassen.

Theorie und Praxis

Allerdings ist das goldene Abzeichen ohnehin nur sehr wenigen Reitern vorbehalten. Wer sich dagegen in mühevoller Vorbereitung durch die Prüfungen der Klassen IV bis I arbeitet, muss regelmäßig sein theoretisches wie praktisches Können unter Beweis stellen. Jede dieser Leistungsabfragen besteht aus den zwei genannten Teilen.

Je nach Klasse des Abzeichens werden dabei unterschiedliche Anforderungen gestellt, die sich von einem Niveau für Anfänger auf jenes für wahre Meister des Fachs erhöhen. So müssen nicht alleine vielschichtige Übungen auf dem Pferd nachgewiesen werden. Auch das Wissen im Umgang mit dem Tier oder im Organisieren eines Wettkampfes gehört dazu.

Auf die Noten achten

Jede der Prüfungen wird mit einem Resultat zusammengefasst. Dabei ist es üblich, dass einzelne Aufgaben bewertet werden und dann in die Endnote zusammenfließen. Diese darf zum Bestehen der Abfrage nicht unterschritten werden.

Ergebnisse von 5,0 bis 8,0 werden dabei regelmäßig gefordert - die Leistungen müssen also im mittleren bis sehr guten Bereich angesiedelt sein, um je nach Klasse das Abzeichen verliehen zu bekommen. Gelingt das im ersten Versuch nicht, darf die Prüfung meist nach drei Monaten abermals bewältigt werden. Doch wer mit Herz und Verstand dem Voltigieren verschrieben ist, wird auch mit schnellen Erfolgen rechnen dürfen.

Das "kleine Voltigierabzeichen" - DVA IV

Das so genannte kleine Abzeichen kommt nahezu ohne größere Erfordernisse aus. Der Bewerber sollte lediglich einen entsprechenden Vorbereitungskurs besucht haben und im Besitz des Basispasses der Pferdekunde sein.

Hiermit werden grundlegende Fähigkeiten im Umgang mit dem Vierbeiner bescheinigt. Diese sind besonders wichtig, da beim Voltigieren ein sehr enger Kontakt sowie eine belastbare Bindung zwischen dem Reiter und seinem Pferd bestehen muss - nicht selten werden die entsprechenden Kommandos mit kleinsten Gesten übertragen.

Ein Mindestalter für den Prüfling besteht im Übrigen nicht. Etwas Anderes gilt lediglich für das Tier, das mindestens fünf Jahre alt sein muss. Darüber hinaus sollte es bereits im Voltigieren trainiert worden sein.

Bestandteile

Die Prüfung besteht aus zwei Bestandteilen. Der erste von ihnen umfasst praktische Übungen der Kategorie A - "A" wie Anfänger. Die geforderten Normen, die etwa den Aufschwung oder den Grundsitz auf einem galoppierenden Pferd beinhalten, richten sich somit auch an wenig geübte Reiter.

Die theoretischen Aspekte der Wissensbegutachtung weiten sich dagegen auf allgemeine Kenntnisse zur Pferdekunde aus, dem Voltigieren ebenso wie der Sicherheit und Hilfestellung bei diesem Sport. Regelmäßig werden sowohl der praktische als auch der theoretische Teil der Prüfung an einem oder zwei aufeinanderfolgenden Tagen abgehalten. Das Pensum ist dabei so gestaltet, dass auch sehr junge Bewerber keine Schwierigkeiten bekommen sollten - das Voltigieren wendet sich vorrangig an jüngere Einsteiger, die sich nicht selten noch im Kindesalter befinden.

Bestehen

Bestanden wurde die Prüfung, wenn alle ihre Bestandteile mit einem Ergebnis von mindestens 5,0 beendet wurden. Ist das nicht der Fall, kann die Leistungsabfrage nach frühestens drei Monaten wiederholt werden.

Bedeutsam gestaltet es sich, dass einzelne, nicht erfolgreich absolvierte Komponenten auch isoliert nachgeholt werden dürfen. Wer etwa den praktischen Teil der Prüfung nicht besteht, den theoretischen hingegen sehr wohl, der darf durchaus lediglich die nicht bestandene Kategorie abermals versuchen, kann sich das Ergebnis des erfolgreichen Parts aber anrechnen lassen. Für weitere Abzeichen des Voltigierens oder eine Trainerlizenz in diesem Sport ist die DVA Klasse IV unerlässlich und bildet neben dem Basispass zur Pferdekunde gewissermaßen den Grundstein für weitere Aufstiegsmöglichkeiten.

Das Deutsche Voltigierabzeichen in Bronze - DVA III

Voltigierabzeichen:

  • Kleines Voltigierabzeichen
  • Bronzenes Voltigierabzeichen
  • Silbernes Voltigierabzeichen
  • DVA Klasse I
  • Goldenes Voltigierabzeichen

Wie bereits beim kleinen Voltigierabzeichen, so sind auch in dieser Klasse fast keine Erfordernisse für die Anmeldung zur Prüfung üblich. Die Ausnahme bildet jedoch die erfolgreiche Qualifikation über die DVA Klasse IV. Diese muss vor mindestens drei Monaten bestanden worden sein.

Abermals muss der Prüfling kein Mindestalter beachten, sollte jedoch in jedem Falle den Vorbereitungskurs besucht haben sowie einem Verein der Deutschen Reiterlichen Vereinigung angehören, um dort bereits früh mit den Normen und Standards des Sports und seinen Prüfungen vertraut zu sein. Das für die Leistungsbegutachtung eingesetzte Pferd hat zudem das fünfte Lebensjahr erreicht und ist ebenfalls im Voltigieren geübt.

Bestandteile

Die praktische Prüfung kennt zwei Kategorien. Einmal handelt es sich dabei um die Übungen der Klasse L, die sich grundsätzlich auf leichte Aufgaben erstrecken.

Dem Erfordernis, dass vorrangig jüngere Personen und Kinder den Sport ausüben, wurde zudem Rechnung getragen. So gibt es neben der L- auch eine Junioren-Klasse.

Die Anforderungen in beiden Bereichen unterscheiden sich jedoch nicht. Gezeigt werden muss somit der Aufsprung oder der Grundsitz auf dem Pferd sowie das Stehen und der Stützschwung auf diesem.

Der theoretische Bestandteil der Prüfung erstreckt sich eingehender auf den Umgang mit dem Tier, beinhaltet seine Pflege und die Kommunikation mit diesem, aber auch alle Aspekte des Voltigierens und der dafür notwendigen Organisation. Der Bewerber ist somit gehalten, auch eigene Übungsstunden in diesem Sport abhalten zu können und damit ersten Kriterien einer Tätigkeit als Ausbilder oder Trainer nachzukommen. Insbesondere der Hilfestellung und Sicherung anderer Personen sowie der Pferde kommt dabei ein erhebliches Augenmerk zu, das nicht selten über Erfolg oder Misserfolg der Leistungsabfrage befindet.

Bestehen

Die Prüfung wurde bestanden, wenn ihre Teilbereiche mit einer Note von mindestens 5,0 beendet werden. Auch hier besteht indes die Option, einzelne Kategorien anrechnen zu lassen, während andere wiederholt werden dürfen. Gerade der abermalige Versuch steht jedoch frühestens nach drei Monaten wieder offen - Zeit genug, um sich erneut dem Vorbereitungskurs zu widmen oder die praktischen Übungen zu verfeinern.

Das Deutsche Voltigierabzeichen in Silber - DVA II

Zur entsprechenden Prüfung können sich alle Personen anmelden, die bereits im Besitz des Voltigierabzeichens in Bronze sind und dieses vor mindestens 12 Monaten errungen haben. Kann die DVA Klasse III bislang nicht nachgewiesen werden, müsste sich der Bewerber zunächst dieser Stufe widmen.

Erforderlich ist daneben der Besuch eines Vorbereitungskurses, der die Kandidaten in die erhöhten praktischen und theoretischen Anforderungen der Prüfung einweiht. Der Sprung zwischen den Klassen III und II gilt als machbar, aber erheblich.

Ein Mindestalter müssen die Teilnehmer nicht beachten, sollten in ihrer Auffassungsgabe und den motorischen Fähigkeiten allerdings geeignet sein, den Standards zu entsprechen. Das Pferd muss dagegen wenigstens fünf Jahre alt sein.

Bestandteile

Die praktische Prüfung umfasst Übungen der Kategorie M und somit eines mittelschweren Anforderungsprofils.

  • Der Aufsprung
  • der Grundsitz
  • das Stehen
  • die Schere und
  • die Fahne

sind dabei auf dem galoppierenden Pferd nachzuweisen. Vertieft werden demgegenüber die Kenntnisse des Sports sowie der Tiere betrachtet.

Erstmals wird der Prüfling über ethische Grundsätze des Sports abgefragt, muss dabei also nicht alleine über das notwendige Wissen, sondern ebenso über eine entsprechende Reife verfügen. Auch die körperlichen Anforderungen an das Voltigieren stehen im Vordergrund.

Der Kandidat, der damit die Tätigkeit eines Trainers übernimmt, sollte also gleichfalls die unterschiedlichen Übungen zum Aufwärmen oder Regenerieren eines Sportlers kennen. Gleiches gilt analog für die Anforderungen an den Umgang mit dem Tier.

Bestehen

Bei den Normen zum Bestehen der Prüfung gibt es im Vergleich zu den vorherigen Klassen erstmals Abweichungen. So reicht ein Ergebnis von 5,0 in den einzelnen Bereichen nicht mehr aus. Dieses darf vielmehr in den jeweiligen Übungen nicht unterschritten werden.

Sowohl der praktische als auch der theoretische Bestandteil der Leistungsabfrage sind aber erst dann bestanden, wenn der Kandidat eine Note von wenigstens 6,5 erreicht. Einzelne Aufgaben können dabei zwar wiederholt werden.

Wurde die gesamte Prüfung nicht erfolgreich absolviert, darf sie aber erst nach Ablauf einer Frist von mindestens drei Monaten abermals angegangen werden. Dem Kandidaten wird insofern ein deutlich höheres Niveau als auf den unteren Stufen abverlangt.

Das Deutsche Voltigierabzeichen - DVA I

Anmelden zur Prüfung kann sich, wer bereits über die vorhergehenden Abzeichen des Voltigierens verfügt. Insbesondere die DVA Klasse II muss dabei vorliegen und vor mindestens 12 Monaten erfolgreich bestritten worden sein.

Nicht selten kommt es übrigens bei den Kandidaten zu Fragen darüber, ob nicht auch andere Abzeichen der Deutschen Reiterlichen Vereinigung - wie etwa das Reiterabzeichen - ein Überspringen einzelner Klassen beim Voltigieren ermöglicht. Dem ist aber nicht so. Alle Sportarten sowie ihre einzelnen Disziplinen werden gesondert betrachtet.

Das Voltigieren muss also isoliert angegangen werden. Ein Mindestalter besteht dabei nach wie vor nicht, wogegen jedoch die Pferde mindestens fünf Jahre alt sein und im Voltigieren trainiert sein müssen.

Bestandteile

Wie bereits in der Klasse II, so sind auch hier in der praktischen Prüfung Aufgaben der Kategorie M zu bewerkstelligen. Diese mittelschweren Anforderungen umfassen abermals

  • den Aufsprung
  • den Grundsitz
  • die Fahne
  • das Stehen oder
  • Wendungen auf dem galoppierenden Tier.

Die theoretischen Bestandteile richten sich dagegen hauptsächlich auf alle Aspekte des Voltigierens - wer die Klasse DVA I besteht, kann immerhin die höchste Trainerlizenz des Sports erreichen.

Aber auch der Veterinärkunde muss sich der Kandidat widmen. Er sollte insofern in der Lage sein, erste Maßnahmen bei kranken oder verletzten Pferden einzuleiten und damit die Zeit bis zum Eintreffen des Tierarztes zu überbrücken. Kenntnisse in der Anatomie und dem Wesen der Vierbeiner sind daher unerlässlich.

Bestehen

Die Prüfung ist bestanden, wenn der Bewerber in den praktischen und theoretischen Teilbereichen jeweils eine Note von mindestens 8,0 nachweisen kann. Die Leistung muss somit im guten bis sehr guten Bereich angesiedelt sein, um den Normen zu entsprechen. In jeder einzelnen Übung darf der Prüfling daher ein Ergebnis von 5,0 nicht unterschreiten - aus allen Aufgaben setzt sich später die Gesamtnote zusammen.

Lässt es sich dennoch nicht vermeiden, dass einzelne Bestandteile nicht erfolgreich beendet werden, können sie wiederholt werden. Eine gesamte Prüfung darf der Kandidat indes erst nach Ablauf von drei Monaten abermals versuchen. Mit einer soliden Vorbereitung auf die Anforderungen sollte die Leistungsabfrage aber bewältigt werden können.

Das Deutsche Voltigierabzeichen in Gold ("Goldenes Voltigierabzeichen")

Wie alle Sportarten, so würdigt auch das Voltigieren seine Mitglieder immer dann mit einer ganz besonderen Auszeichnung, wenn diese auf eine lange Karriere mitsamt vielen hochwertigen Erfolgen zurückblicken können. Das Deutsche Voltigierabzeichen in Gold stellt somit den lange gehegten Wunsch vieler Reiter dar, ist aber nur wenigen von ihnen tatsächlich vergönnt.

Kriterien und Anforderungen

Im Gegensatz zu den vorherigen Stufen, für die die Kandidaten eine Prüfung mitsamt einem praktischen und einem theoretischen Teil absolvieren müssen, kennt das Abzeichen in Gold ein solches Erfordernis nicht. Vielmehr erfolgt die Verleihung ausschließlich auf der Basis solcher Erfolge, die in einem offiziellen Turnier oder weiteren Wettkämpfen des Voltigierens errungen werden konnten.

Der Reiter darf diese durch einen Antrag bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung anerkennen lassen, muss dabei aber in einem bestimmten Zeitraum diverse Kriterien erfüllt haben. Der Zeitraum der Betrachtung umfasst dabei nicht selten mehrere Jahre oder sogar Jahrzehnte, ist also nicht zu vergleichen mit einer Prüfung, die an einem oder zwei Tagen erbracht werden muss.

Die Anforderungen ergeben sich dabei aus Artikel 121 des General-Reglements des Weltreiterverbandes. Diese Vorschrift befindet darüber, welche Leistungen zu akzeptieren sind und welche in die Bewertung nicht einfließen dürfen. Strittig sind dabei nicht selten solche Erfolge, die ein deutscher Reiter bei einem Turnier im Ausland erlangt - ebenso solche, die ausländische Sportler in einem in Deutschland stattfindenden Wettkampf erzielen.

Wichtig ist es, dass alle Ergebnisse nur dann relevant sind, wenn sie den Normen des Weltverbandes entsprechen, das Turnier also auf deren Basis ausgerichtet wurde. Gerade bei den offiziellen Events sollte dieser Aspekt immer bejaht werden können, kleinere Veranstaltungen dürften allerdings davon abweichen.

Konkret ist darüber hinaus festgelegt, dass ein Reiter immer dann das Goldene Voltigierabzeichen erhalten soll, wenn er seit dem 1. Januar des Jahres 1986 mindestens zehn Mal eine Wertung von 8,5 in den Wettbewerben des Einzelvoltigierens vorweisen kann.

Abweichungen gibt es dagegen für Gruppenvoltigierer, die wenigstens zwei Mal eine Platzierung unter den ersten drei Rängen bei einer Welt- oder Europameisterschaft sowie einem vergleichbaren Championat erreicht haben müssen. Die Reiter gelten insofern in ihrem Sport ohnehin zu den Leistungsträgern, sind mit allen Kompetenzen im Umgang mit dem Pferd sowie der Organisation eines Turnieres vertraut und erhalten das Abzeichen als Anerkennung einer herausragenden Laufbahn - höhere Weihen für seine Mitglieder kennt das Voltigieren dagegen nicht.

Die Anforderungen an ein Voltigierpferd

Voltigierpferde werden speziell für den Voltigiersport ausgebildet. Das Pferd muss gewisse Eigenschaften mitbringen; es sollte vor allem brav und ruhig sein.

Außerdem muss das Tier gutmütig und geduldig sein. Bei gewissen Wettkämpfen spielt auch die Ausdauer eine große Rolle, da bis zu 12 Minuten galoppiert werden muss.

Der Galopp sollte schwungvoll und dennoch gleichmäßig und ruhig sein. Die Qualität der verschiedenen Übungen und Techniken wird direkt durch die Galoppade des Pferdes beeinflusst. Der Turner sollte sich vollständig auf das Pferd verlassen können, ebenso muss ihm das Pferd vertrauen und alle Übungen ruhig ausführen.

Gute Voraussetzungen:

  • breiter Brustkorb
  • Unempfindlicher Typ
  • kräftige Beine
  • wenig abfallende Kruppe
  • gutmütiger Charakter

Alter und Ausbildung

Voltigierpferde müssen bei internationalen Wettkämpfen mindestens sieben Jahre alt sein. Nationale Wettkämpfe lassen auch sechsjährige Pferde zu.

Pferde sind erst ab einem Alter von etwa fünf Jahren in der Lage, gute Voltigierpferde zu sein und die Ausbildung zum Voltigierpferd zu absolvieren. Vorher kann es den physischen und psychischen Anforderungen meist nicht genügen.

Körperliche Voraussetzungen

Nicht jedes Pferd kann ein gutes Voltigierpferd werden. Voraussetzung dafür ist neben guten Charaktereigenschaften auch ein breiter und relativ unempfindlicher Rücken sowie eine wenig abfallende Kruppe.

Ein empfindliches Pferd, das bei jeder Berührung des Rückens erschrickt, eignet sich nicht zum Voltigieren, da bis zu drei Turner gleichzeitig auf dem Rücken des Pferdes Übungen ausführen. Außerdem ist es von Vorteil, wenn das Pferd einen breiten Brustkorb und keinen zu stark ausgeprägten Widerrist hat.

Die Beine sollten gesund, kräftig und gerade sein. Bei den Voltigierpferden gibt es keine vorgeschriebene Größe, die meisten Tiere sind jedoch zwischen 1,70 und 1,85 Meter groß.

Die Ausrüstung

Auf dem Pferd können bis zu drei Reiter gleichzeitig turnen. Dem Pferd macht das zusätzliche Gewicht nichts aus.

Voraussetzung dafür ist allerdings, dass das Pferd sowohl dem Longeführer als auch den Turnern vertraut. Denn Mensch und Pferd bilden auch hier eine unmittelbare Einheit.

Eine weitere Grundvoraussetzung für das Voltigieren ist, dass die Turner im Umgang mit dem Pferd geübt sind und viel darüber wissen. Viele Kinder beginnen erst einmal mit dem Voltigieren, bevor sie richtig reiten lernen.

Zum Schutz des Pferdes wird eine Gurtunterlage aus Schaumstoff auf dem Rücken angebracht. Der Gurt vereint zwei Fußschlaufen, zwei Handschlaufen und eine Mittelschlaufe, an der sich die Reiter festhalten können. Üblich sind bei Turnieren Trense und Ausbinder oder Dreieckszügel oder auch ein Kappzaum.

Das Pferd muss sich vom Longeführer, der in der Mitte steht, exakt führen lassen und Signale wie Stimmhilfen oder Signale mit der Teleskoppeitsche ohne zu Zögern ausführen. Die Beine der Pferde werden hin und wieder bandagiert, um sie zu schützen. Auch Gamaschen sind üblich. Pferd, Longeführer und Reiter bilden eine Einheit, die aufeinander eingespielt sein muss.

Ausrüstung/Kleidung:

  • Voltigiergurt
  • Voltigierunterlage
  • Voltigierdecke
  • Voltigierschuhe
  • enges Trikot

Voltigiergurt, -unterlage und -decke

Natürlich braucht man auch eine Ausrüstung für das Voltigieren. Diese besteht zum einen aus einem Voltigiergurt, der hinter dem Widerrist aufliegt und mit zwei Handgriffen und Fußschlaufen versehen ist. Außerdem gibt es bei den meisten Voltigiergurten eine Mittelschlaufe.

Unter dem Gurt befindet sich eine Schaumstoffunterlage, damit nichts drückt. Damit die herumturnenden Menschen das Pferd nicht stören, liegt auf seinem Rücken eine spezielle Voltigierdecke, die man auch Pad nennt.

Trensen, Zaumzeug und Peitsche

Trensen- und Kappzaum sind beim Voltigieren erlaubt. Außerdem können auch Ausbinde-, Lauffer- und Dreieckszügel verwendet werden. Diese Hilfszügel erleichtern den Umgang mit dem Pferd. Hin und wieder kommen auch

  • Gamaschen
  • Bandagen und
  • Streichkappen

zum Einsatz. Auch die Longierpeitsche gehört zum Voltigieren dazu. Diese wird lediglich dazu verwendet, das Pferd sanft anzutreiben.

Ausrüstung des Reiters

Die Reiter tragen eng anliegende Trikots aus elastischem Stoff und außerdem weiche Voltigierschuhe, um dem Pferd nicht wehzutun. Durch die eng anliegenden Anzüge können eventuelle Haltungsfehler sofort entlarvt werden; außerdem kann der Turner nicht in seinen Bewegungen behindert werden. Auch ein Hängenbleiben am Gurt wird durch die enge Kleidung ausgeschlossen.

Trainingspferd aus Holz

Um das Voltigieren richtig zu lernen, üben die meisten Voltigierer erst einmal an einem Holzpferd, dem wichtigsten Trainingsgerät. Auf diesem Pferd können die verschiedenen Techniken geübt werden.

Die Gefahr, hinunterzufallen ist hier geringer, da sich das Holzpferd nicht bewegt. Wenn die Reiter einen Bewegungsablauf können, dürfen sie ihn am echten Pferd durchführen.

Weißes Pferd wird in einer Zirkusmanege von einer tätowierten Frau dressiert
Weißes Pferd wird in einer Zirkusmanege von einer tätowierten Frau dressiert

Die Geschichte des Voltigierens

Beim Voltigieren turnen Reiter auf dem Rücken eines Pferdes herum und führen bestimmte Bewegungsabläufe und Techniken aus. Das Pferd geht dabei an einer Longe auf einer kreisrunden Bahn mit etwa 18 Metern Durchmesser. In der Mitte steht ein Longeführer und dirigiert das Pferd.

Kunstreiten: 1920 zählte das Voltigieren unter der Bezeichnung des "Kunstreitens" zu den Disziplinen der Olympischen Spiele in Antwerpen.

Ursprünglich wurde mit dem Voltigieren

  • die Kraft
  • die Beweglichkeit und
  • vor allem das Gleichgewicht

von Kavallerie-Soldaten geschult. Bei Wettbewerben ging es vor allem um Sprünge, die zusammen mit dem Pferd ausgeführt wurden.

Im Jahre 1920 war das Voltigieren unter dem Namen Kunstreiten olympisch. Damals siegte Belgien.

Das Voltigieren hat laut Meinung von Historikern eine sehr lange Geschichte, Beweis dafür sollen diverse Felszeichnungen sein. Früher hatten Reiter immer ein Handpferd dabei, das sie reiten konnten, wenn das andere zu müde war.

Man nimmt an, dass sie über viele Kilometer geritten sind. Auch die Römer übten sich in der Kunst des Voltigierens und im Mittelalter wurde auf diese Weise ebenfalls die Beweglichkeit und das Gleichgewicht der Ritter geschult.

Die "feine" Sportart

Das eigentliche Voltigieren entwickelte sich in der Renaissance, wo es zum guten Ton gehörte. Damals wurden viele Bücher über "feine" Sportarten geschrieben, auch über das Voltigieren.

Sowohl Einzel- als auch Partnerübungen wurden in dem Buch beschrieben. Voltigieren war damals bei Hofe ein äußerst beliebter Zeitvertreib.

Anfang des 17. Jahrhunderts kam das Voltigieren durch Johann Valentin Andreä nach Deutschland. Im 17. und 18. Jahrhundert gehörte das Voltigieren für junge Adelige zu ihrem Tagesablauf und es entstanden immer mehr Lehrbücher über diesen beliebten Sport. Später entwickelten sich zwei Zweige des Voltigierens: Zum einen fand es immer noch am echten Pferd statt, zum anderen wurde auch das Turngerät "Pferd" immer beliebter.

Eine olympische Disziplin

1920 war das Voltigieren bei den Olympischen Spielen von Antwerpen dabei. Danach entwickelte es sich vor allem in Deutschland zu einem beliebten Kindersport, der die Kinder auf das Reiten vorbereiten sollte.

Die erste Anleitung

1953 wurde die erste moderne Anleitung zum Voltigieren veröffentlicht. Vereine wurden gegründet und Turniere ausgerichtet.

Neben Jugendlichen betrieben auch Erwachsene den Voltigiersport. Später wurde das Einzelvoltigieren eingeführt.

Seit 1981 ist das Voltigieren eine offizielle Sportart. Das Regelwerk entwickelte sich im Laufe der Jahre immer weiter und auch heute ist Voltigieren noch sehr beliebt.

  • Kerstin Kehl Ich lerne Voltigieren und Reiten, Ravensburger Buchverlag, 2004, ISBN 3473358339
  • Ulrike Gast und Britta Rüsing-Brüggemann Voltigieren, lernen, lehren: Ein Handbuch für alle Ausbilder sowie Voltigierer, Eltern und Voltigiersportinteressierte, Fn-Verlag, 2001, ISBN 3885423693
  • Andrea Titzmann Voltigieren: Von den Anfängen bis zum Turnier, Cadmos, 2002, ISBN 3861275295
  • Hildegard Rosemann Voltigierer und Pferde spielend motivieren: Zahlreiche Voltigierspiele und vielseitiges Pferdetraining für Ausbilder, Therapeuten und Voltigierer, Fn-Verlag, 2006, ISBN 3885424894

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