Westernreiten - Merkmale, geeignete Pferderassen und Ausrüstung

Westernreiten wird immer beliebter. Diese Reitweise lehnt sich an die der Cowboys an und unterscheidet sich vom Englischen Reiten durch einige Punkte. Beim Westernreiten gibt es verschiedene Disziplinen und Reitabzeichen. Im Prinzip eignen sich alle Pferderassen für diesen Reitstil; einige Arten haben aber entscheidene Vorteile durch ihren Körperbau und ihre Wesenszüge. Informieren Sie sich über das Westernreiten.

Von Cornelia Gschiel

Westernreiten: Geeignete Pferderassen

Beim Westernreiten gibt es spezielle Anforderungen an das Pferd. Einige Rassen werden auf diese Anforderungen hin gezüchtet.

Auch bei diesem Reitstil müssen Pferd und Reiter genau aufeinander abgestimmt sein. Eigentlich eignen sich alle Pferderassen dafür, aber kleinere und wendige Pferde haben es wesentlich leichter und können bei Wettbewerben meist bessere Ergebnisse erzielen. Wer kein

  • Quarter Horse
  • Paint Horse oder
  • Appaloosa

hat, kann es auch mit

  • einem Haflinger
  • einem Freiburger oder
  • einer anderen kleinen Pferderasse

versuchen. Wichtig ist, dass das Pferd einen guten Charakter hat und ausdauernd und lernwillig ist.

Bevorzugt werden Tiere mit einer Widerristhöhe von etwa 155 cm. Außerdem sollte der Körperbau einem "rechteckigen Rahmen" entsprechen, was so viel heißt, dass die Hüfte lang sein sollte. Des Weiteren sollten die Pferde große Schultern und einen eher kurzen Rücken haben.

Anforderungen:

  • Widerristhöhe 155 cm
  • lange Hüfte
  • kurzer Rücken
  • große Schultern

Quarter Horse

Quarter Horses sind die bekanntesten Westernreitpferde. Derzeit werden zwei Typen von Quarter Horses gezüchtet.

  • Der eine Typ ist flexibel und kompakt und eignet sich daher vor allem für Reining- und Cutting.
  • Der andere Typ ist eher schmal, lang und größer. Diese Pferde werden gerne für Horsemanship-, Hunter- und Pleasure-Disziplinen eingesetzt.

Paint Horse

Neben dem Quarter Horse ist auch das Paint Horse ein beliebtes Westernpferd. Diese hübschen Pferde sind gescheckt und eher klein. Dennoch sind sie sehr kräftig und wendig.

Sie geben sich mit einem Offenstall zufrieden und sind vom Wesen her sehr angenehm und lassen sich gut reiten. Nur Pferde, die bei der American Paint Horse Association registriert sind, zählen zu den Paint Horses.

Appaloosa

Auch Appaloosas eignen sich hervorragend als Westernpferd. Sie stammen vom spanischen Pferd ab und sind gutherzige Sport- und Freizeitpferde. Appaloosas sind

  • sehr menschenbezogen
  • leistungsorientiert und
  • ausdauernd.

Bei der Zucht wird neben Exterieur und Interieur auch auf gewisse Farbzeichnungen geachtet.

Weitere geeignete Rassen

Wie bereits erwähnt, können auch andere Pferderassen zu Westernpferden ausgebildet werden. Geeignet sind alle Pferde, die nicht zu groß und gut gebaut sind. Haflinger und Freiberger werden in Europa gerne als Westernpferde ausgebildet. Interessant ist, dass sich der Reitstil auch für Maultiere eignet.

Bei der Ausbildung zum Westernpferd kommt es auf Verständnis zwischen Pferd und Reiter an. Das Pferd muss gut gehorchen und den Anforderungen dieses Reitstils genügen. Kleine Pferde kommen erfahrungsgemäß besser mit dem Westernreiten zurecht, da sie wesentlich wendiger und häufig auch ausdauernder als große Pferde sind.

Im Folgenden beschäftigen wir uns mit den Grundlagen des Westernreitens - von den Reittechniken bis hin zur richtigen Ausrüstung.

Westernreiten - Generelle Merkmale und Reitweisen

Besonderheiten: Westernpferde lernen, eigenständig zu arbeiten und verinnerlichen das Beigebrachte, ohne abgelenkt zu werden.

Das Westernreiten beschreibt einen Reitstil, der an den Arbeitsreitstil von Cowboys angelehnt ist. Ursprünglich stammt er von dem so genannten Vaqueroreiten, einer spanischen Arbeitsreitweise, ab.

Jeder Unterricht in Sachen Westernreiten läuft etwas anders ab. Am Anfang werden Grundtechniken gelehrt, die die vorhandenen Fähigkeiten verbessern und Pferd und Reiter gleichermaßen auf das Westernreiten vorbereiten sollen.

Ein Unterschied zum Englischen Reitstil ist folgender: Gut ausgebildete Westernpferde bleiben - nachdem sie vom Reiter einen Impuls bekommen und diesen befolgt haben - in diesem Tempo, ohne dass der Reiter permanent mit Zügeln oder Schenkeln auf das Pferd einwirken muss. Diese Fähigkeit wird im Westernreitunterricht zuallererst vermittelt, da sie die Basis dieses Reitstils bildet.

  • Außerdem gibt es eine Ausbildungsskala als Zielvorgabe.
  • Dem Pferd wird des Weiteren beigebracht, möglichst eigenständig zu arbeiten und auf kleinste Hinweise des Reiters zu reagieren.
  • Der Reiter lernt die einhändige Zügelführung.

Besondere Techniken mit langer Trainingszeit

Ganz besonders sind auch die Sliding Stops sowie Spins - dabei handelt es sich um spektakuläre Stopps und Drehungen. Damit ein Pferd diese Techniken beherrscht, muss man lange trainieren. Da das Westernreiten an die Arbeitsreitweise von Cowboys angepasst ist, liegt der Fokus des Unterrichts darauf, Pferd und Reiter eine gewünschte Übung über eine möglichst lange Zeitspanne hinweg zu ermöglichen.

Die meisten Westernpferde sind sehr angenehm zu reiten, da sie relativ flache Grundgangarten haben. Auch dies ist auf den früheren Reitstil der Cowboys zurückzuführen; immerhin mussten diese oft ganze Tage im Sattel verbringen.

Die Disziplinen

Beim Westernreiten gibt es verschiedene Disziplinen.

Die Disziplinen:

  • Reining
  • Trailing
  • Western Pleasure
  • Horsemanship
  • Western Riding
  • Showmanship

Reining

Bei der Reining geht es darum, verschiedene Lektionen im Galopp zu reiten. Die Pferde brauchen dazu spezielle Hufeisen, außerdem muss das Reining auf speziellem Boden stattfinden. Es geht um

  • schnelle Tempowechsel
  • Stopps
  • Drehungen und
  • Rückwärtsrichten.

Die Reiter müssen sich eine bestimmte Aufgabe auswendig merken und reiten.

Freestyle Reining

Bei der Freestyle Reining, die in den USA wahre Massen an Zuschauern begeistert, können Reiter frei interpretieren. Sie müssen eine geeignete Musik auswählen und sich eine eigene Lektion überlegen, die sie dann dem Publikum präsentieren.

Der Reiter kann außerdem wählen, ob er Zaumzeug und Sattel oder ein bestimmtes Kostüm verwenden möchte oder lieber nicht. Die Kür dauert drei bis vier Minuten.

Trailing

Beim Trailing muss das Pferd exakte Bewegungen ausführen, es geht vor allem um Geschicklichkeit. Das Pferd muss dem Reiter volles Vertrauen schenken, da Situationen simuliert werden, die im Alltag beim Geländeritt auftreten können.

Das Pferd sollte sich vom Reiter ganz genau dirigieren lassen und möglichst ruhig und selbstständig durch Hindernisse gehen. Die Prüfung beim Trailing besteht aus sechs Hindernissen.

Western Pleasure

Bei Western Pleasure Prüfungen gibt es einen Richter, der den Reitern anzeigt, was sie tun müssen. Es geht vor allem um das Vergnügen, wobei die Übergänge von einer Grundgangart in die andere trotzdem exakt ausgeführt werden müssen. Möglichst weicher Galopp ist von Vorteil - das Gesamtbild von Pferd und Reiter werden bewertet.

Western Horsemanship

Beim Western Horsemanship werden unter anderem Haltung und Hilfegebung des Reiters bewertet. Der Reiter muss das Pferd besonders gut unter Kontrolle haben. Die Prüfung besteht aus zwei Teilen, welche beide bewertet werden.

Western Riding

Beim Western Riding geht es darum, fliegende Galoppwechsel mit angemessen losem Zügel zu reiten. Western Riding zählt zu den schwierigsten Disziplinen, da viel Präzision gefragt ist.

Showmanship

Beim Showmanship at Halter geht es vor allem um eine korrekte Bodenarbeit. Bewertet wird auch hier nur der Reiter und sein Umgang mit dem Pferd.

Das Tier muss korrekt aufgestellt werden und verschiedene Aufgaben absolvieren. Neben diesen Disziplinen gibt es auch Disziplinen, in denen mit Rindern gearbeitet wird.

Weitere Disziplinen

Zu den weiteren Disziplinen des Westernreitens gehören:

  • Versatility Ranch Horse - zur Präsentation der Allround-Fähigkeiten in den Disziplinen Ranch Conformation, Working Ranch Horse, Ranch Cutting, Ranch Trail und Ranch Riding
  • Halter - reine Zuchtschau zur Bewertung der Zuchtziele
  • Hunter Under Saddle - Präsentation der drei Grundgangarten in höherem Tempo
  • Barrel Race - Durchritt eines durch Ölfässer markierten Dreiecks
  • Pole Bending - Durchritt eines durch Stangen aufgebauten Slaloms
Nahaufnahme schwarzer Lederhut auf Westernsattel auf weißem Pferd
Nahaufnahme schwarzer Lederhut auf Westernsattel auf weißem Pferd

Die Klassen des Westernreitabzeichens

Wie in jeder Sportart, so ist auch im Westernreiten das Tragen bestimmter Abzeichen gebräuchlich. Die Reiter erwerben diese aufgrund besonderer sportlicher Leistungen, womit die Basis für den Trainerschein oder die Teilnahme an bestimmten Turnieren gelegt wird. In Deutschland werden die Embleme von der Ersten Westernreiter Union Deutschlands e. V. gemäß der eigenen Statuten vergeben.

Wer die Disziplin des Westenreitens über eine längere Zeit hinweg ausübt, möchte natürlich auch die Ehren dafür erhalten. Das Reitabzeichen stellt insofern eine Anerkennung des Geleisteten dar.

Ebenso soll es den Sportler auf eine bestimmte Stufe stellen, ihn in seinem Können und seinen Fähigkeiten also kategorisieren. Das ist nicht alleine für die eigenen Erfolge notwendig, sondern bildet im weiteren Verlauf die Grundlage, um etwa den Trainerschein in dieser Sportart zu erwerben oder an bestimmten Wettkämpfen teilnehmen zu dürfen.

Unterschieden werden vier Abzeichen. Sie können auf der Basis einer theoretischen und einer praktischen Prüfung vergeben werden. Denkbar ist zudem die Verleihung aufgrund sportlicher Triumphe.

Das kleine Westernreitabzeichen - Klasse IV

Die Auszeichnung richtet sich vornehmlich an Neueinsteiger und besonders junge Reiter, die ihre ersten Leistungen auf dem Pferd erbracht und ebenso das theoretische Wissen zu dessen Behandlung erlernt haben. Die Wissensabfrage bezieht sich somit auf die Fütterung und Haltung sowie den allgemeinen Umgang mit dem Vierbeiner, fragt aber gleichermaßen nach der Ausrüstung des Westernreitens.

Im praktischen Teil der Prüfung muss der Kandidat darüber hinaus die Pattern und den Trail vorführen. Zudem werden meist alle Anwesenden zum Reiten in der Gruppe aufgefordert.

Die Übungen sind im Regelfall selbst für Neueinsteiger problemlos zu bewältigen. Die erforderlichen Kenntnisse können innerhalb weniger Wochen erlernt werden. Kommt es dennoch zu einem Scheitern, ist eine Wiederholung der Begutachtung möglich.

Das bronzene Westernreitabzeichen - Klasse III

Möchte ein Sportler an den offiziellen Turnieren des Verbandes teilnehmen, so muss er der Leistungsklasse III angehören oder sogar höher eingestuft sein. Die Grundlage bildet daher das Abzeichen in Bronze.

Auch für den Erwerb der Trainerlizenz ebnet dieses Niveau den Einstieg. Neben dem theoretischen Wissen der Klasse IV muss der Prüfling über den Ablauf derartiger Wettkämpfe sowie die erforderlichen Maßnahmen der Ersten Hilfe Bescheid wissen.

Praktisch wird ihm ein Pattern sowie der Geländeritt abverlangt. Hier werden neben der Haltung des Reiters auch der Umgang mit dem Pferd sowie die dabei auftretenden Fehler begutachtet. Bei Mängeln kommt es zu einem Punktverlust, der das Scheitern der Prüfung zur Folge haben kann.

Das silberne Westernreitabzeichen - Klasse II

Die Pattern, der Trail und das Superhorse müssen für den erfolgreichen Einstieg in die Klasse II nachgewiesen werden. Je nach Übung kommt es dabei zu unterschiedlichen Anforderungen. So darf beim Superhorse die Punktewertung nicht unterhalb der Mindestgrenze von 70 Zählern angesiedelt sein.

Bedeutsam ist daneben der theoretische Teil der Prüfung, wo nun auch das Regelwerk der Turniere sowie eine tiefere Kenntnis im Umgang mit dem Pferd erfragt wird. Da die Klasse II für den Erwerb der Trainerlizenz A berechtigt, ist sogar eine pädagogische Grundleistung erforderlich. Allerdings ist es gleichfalls möglich, das Abzeichen aufgrund sportlicher Erfolge zu erhalten.

Das goldene Westernreitabzeichen - Klasse I

In dieser höchsten Klasse hat sich der Sportler nicht alleine auf sportlichem Gebiet als würdig erwiesen, sondern auch menschlich eine Vorbildfunktion übernommen. Im Gegensatz zu den vorgenannten Abzeichen kann die Stufe in Gold nicht aufgrund einer Prüfung erworben werden, sondern kommt in der Regel nur verdienten Sportlern zu, die von der Ersten Westernreiter Union Deutschlands e. V. als würdig angesehen werden.

Die Grundlage bilden dabei die im Laufe der Karriere auf nationalen und internationalen Wertungen gesammelten Punkte. Doch selbst, wenn diese erreicht werden, besteht keine Garantie zur Verleihung der Auszeichnung. Sie soll vielmehr eine Ehre und Anerkennung des Menschen darstellen und nicht alleine dem Reiter gebühren.

Die richtige Ausrüstung für das Westernreiten

Beim Westernreiten kommt es nicht nur darauf an, wie ein Cowboy zu reiten. Man benötigt auch die richtige Ausrüstung.

Dazu gehören Sattel und geeignete Zügel mit passendem Gebiss. Viele Westernreiter ziehen es außerdem vor, sich stilecht mit Cowboyhut und Karohemd zu kleiden.

Der Westernsattel und die Steigbügel

Ausrüstung/Kleidung:

  • Westernsattel
  • Spezielle Steigbügel
  • Bits
  • Chaps/Lederhosen
  • Gamaschen
  • Stiefel

Mit einem gewöhnlichen Sattel und einem normalen Zaumzeug sollte man eher nicht im Stil der Cowboys reiten, denn diese Dinge sind dafür nur bedingt geeignet. Besser ist es, einen klassischen Westernsattel zu verwenden. Dieser besitzt ein Sattelhorn und eine besonders breite Sitzfläche, die hinten mit einem hohen Rand abschließt. Der hintere Rand wird auch "cantle" genannt.

Brauner Westernsattel aus Leder steckt auf einem Holzzaun
Brauner Westernsattel aus Leder steckt auf einem Holzzaun

Westernsattel haben auch besonders lange und bequeme Steigbügel. Ursprünglich wurde damit den Cowboys selbst tagelanges Reiten ermöglicht, außerdem hat man durch die langen Steigbügel auch bei schnellen Wendungen auf dem Pferd guten Halt. Doch nicht nur der Sattel ist speziell auf die Bedürfnisse und Gegebenheiten beim Westernreiten angepasst, auch das Zaumzeug unterscheidet sich vom gewöhnlichen Zaumzeug.

Das Gebiss

Damit sich die Zügel nicht am Sattelhorn verheddern und das Pferd irritieren, sind die Zügel meist offen. Fortgeschrittene Reiter verwenden als Gebiss ein "Bit". Dazu sollte auch das Pferd gut ausgebildet sein.

Beim Trainieren für Turniere wird hingegen das "Snaffle Bit" verwendet, so kann man auch beidhändig reiten, während mit dem Bit einhändig geritten wird. Auf Turnieren mit mindestens sechsjährigen Pferden ist das Bit Pflicht.

Das gebrochene Gebiss (Snaffle Bit) ist auch Anfängern eine große Hilfe. Die Western-Hackamore oder das Sidepull sind gebisslose Zäumungen. Diese Art von Zäumung ist bei Turnieren verboten.

Gamaschen

Auch Gamaschen gehören zur Ausrüstung eines Westernreiters. Sie verhindern, dass sich das Pferd bei schweren Arbeiten in unwegsamem Gelände verletzt.

Auch Hilfszügel können von Vorteil sein. Sie gehören aber nicht zur Standardausrüstung, sondern sollen dem Reiter nur helfen, die Zügelhaltung zu korrigieren.

Die Reiterausrüstung

Und auch der Reiter sollte gut ausgerüstet werden. Westernreiter tragen gerne Chaps oder eine Lederhose, welche vor Dornen, Ästen, Steinen und den äußeren Wetterbedingungen schützt. Außerdem schützt eine Lederhose vor leichtem Regen und ist winddicht.

Die Stiefel sollten auf jeden Fall über die Knöchel reichen und vom Absatz her nicht zu hoch sein. Wasserbeständige Stiefel sind von Vorteil.