Sandboarding - Merkmale, Ausrüstung und Wettbewerbe

Die Nachteile von Saisonsportarten liegen klar auf der Hand: Man kann sie jeweils nur zu einem bestimmten Zeitpunkt im Jahr ausüben, außer man nimmt weite Reisen um die halbe Welt in Kauf. So ergeht es auch den Snowboardern: Ist die weiße Pracht erst einmal abgetaut, stehen sie schnell auf dem Trockenen. Doch echte Sportler sind meist auch kreativ, und so wurde mittlerweile eine Alternative zum Snowboarden entwickelt: Das Sandboarding. Informieren Sie sich über das Sandboarding samt benötigter Ausrüstung und ausgetragenen Meisterschaften.

Christian Steinfort
Von Christian Steinfort

Sandboarding - Merkmale und Fahrtechnik

Beim Sandboarding handelt es sich um einen Freizeitsport, der dem Snowboarden ähnlich ist. Man fährt dabei auf einem speziellen Brett - teils wird auch ein ausgedientes Snowboard gewählt - auf Sand; dabei steht man seitlich zur Fahrtrichtung darauf.

Mehr als einen guten Sandhügel benötigt man nicht wirklich für das neuartige Vergnügen, und solch geeignete Dünen finden sich mit etwas Glück fast an jedem Touristenstrand. So können Snowboarder auch im Sommer ihrem geliebten Sport nachgehen.

Stürze im Sand sind weicher als im Schnee, deshalb ist die Verletzungsgefahr umso niedriger. Die Fahreigenschaften und Technik dagegen sind weitgehend identisch.

Mit etwas Gefühl kann sich der Boarder sehr schnell umstellen und auf die neuen Gegebenheiten einrichten. Die Atmosphäre beim Sandboarden ist sogar fast noch cooler als die beim Snowboarden, da weitaus luftigere und legerere Kleidung getragen werden kann.

Ein paar Abstriche müssen die Snowboarder beim Sandboarden aber leider doch machen: Die Hügel oder Anlagen sind meist erheblich kürzer als die alpinen Verwandten, da es kaum möglich ist, einen Berg nur aus Sand aufzuschütten.

Auch die Transportmöglichkeiten entfallen vielerorts, so dass der Aufstieg mit der eigenen Muskelkraft bewältigt werden muss. Dafür gehört Langeweile am Strand nun aber endgültig der Vergangenheit an.

Junger Mann beim Sandboarding
Junger Mann beim Sandboarding

Board und sonstige Ausrüstung

In den Sand sollte man nicht das nagelneue und hochwertige Snowboard mitnehmen, da die feinen Sandkörner wie Schmirgelpapier wirken und das Material angreifen und die Kanten stumpf machen. Für das Sandboarding genügt auch ein ausgedientes, älteres Snowboard. Bei manchen von Betreibern geführten Anlagen können auch spezielle Sandboards geliehen werden.

Der Unterschied zwischen Sandboard und Snowboard

Die Sportgeräte Snowboard und Sandboard sind identisch aufgebaut, können jedoch nicht getauscht oder für beide Sportarten eingesetzt werden. Größe, Biegung, Bindung und Fahrverhalten ähneln sich zwar, jedoch sind die Beläge komplett unterschiedlich.

Verwendete Materialien

Ein Sandboard besteht aus einem Kern, der oberen und der unteren Beschichtung und der fest integrierten Bindung. Der Kern wird zum Teil aus Holz, zum Teil aber auch aus verschiedenen Kunststoffen gefertigt.

Meist werden die unterschiedlichsten Materialien miteinander kombiniert und in feinen Schichten gepresst oder verbunden. Eine Konsolidierung des Materials erfolgt meist über eine abschließende Erhitzung, die es auch ermöglicht, das Board zu biegen.

Die obere Beschichtung dient mehr dem dekorativen Zweck, sollte jedoch gerade beim Sandboard auch sehr resistent gegen Kratzer und Schleifspuren des Sandes sein. Auf der unteren Beschichtung dagegen wird direkt gefahren. Sie muss absolut resistent sein, damit der Belag nicht bereits nach wenigen Talfahrten vom Board abgerieben wird.

Die Oberflächenbeschichtung

Das Sandboard ist mit einem Belag aus Laminex oder Formica beschichtet. Diese Beläge sind sehr viel strapazierfähiger als die herkömmlichen Beläge der Snowboards.

Sie sind resistent gegen das Anschleifen durch die feinen Sandkörner, und ihre Oberfläche bleibt auch bei stärkerer Beanspruchung intakt. Würde man dagegen ein herkömmliches Snowboard zum Sandboarden einsetzen, so wäre dessen Beschichtung bereits nach wenigen Fahrten stark beschädigt.

Die Unterseite

Um die Gleitfähigkeit des Sandboards zu erhöhen, kann die Unterseite noch mit Spezialwachs oder Paraffin eingewachst werden. Dies schont nicht nur die Beschichtung, sondern ermöglicht auch höhere Fahrgeschwindigkeiten.

Insgesamt ist die Fahrgeschwindigkeit auf Sand meist niedriger als auf Schnee, da Sand einen höheren Reibungswiderstand hat. Individuelle Geschwindigkeiten hängen jedoch sehr stark von der Leistungsstufe des Fahrers ab.

Die Bindungen

Die Bindungen der Sandboards sind ebenfalls parallel angeordnet, in ihren Abmessungen fallen sie jedoch deutlich zierlicher aus als die der Snowboards. Sandboarding wird mit Spezialschuhen oder auch normalen Turnschuhen betrieben, die jedoch nicht die Abmessungen der Snowboardstiefel erreichen.

Manche Boarder fahren sogar barfuß oder nur in sehr dünnen Schuhen. Die wattierten Stiefel beim Snowboarden dienen eher dem Kälteschutz, der beim Sandboarden überflüssig ist.

Arten und Formen von Sandboards

Sandboards ähneln in ihren Abmessungen und ihrem Aufbau sehr stark den herkömmlichen Snowboards, da der Sport ursprünglich auch aus dem Snowboarding entwickelt wurde. Jedoch sind Sandboards und Snowboards nicht identisch, denn die verbauten Materialien unterscheiden sich zum Teil sehr stark voneinander. Auch die Beschichtung ist aufgrund der unterschiedlichen Anforderungen nicht identisch.

Speedboards

Bei den Sandboards unterscheidet man im Wesentlichen zwischen zwei Kategorien: Die Speedboards werden für schnelle und rasante Abfahrten genutzt, bei denen die Geschwindigkeit im Vordergrund steht. Diese Boards sind etwas größer in den Abmessungen, aber dennoch im Rumpf häufig schmal.

Ihre Schaufeln sind nicht sehr stark nach oben gebogen. Das Speedboard wird mit der Carving Technik gelenkt.

Funboards

Die andere Kategorie sind die Funboards. Sie werden für akrobatische Übungen, Sprünge und Überschläge eingesetzt. Sie sind in Bezug auf Geschwindigkeit unterlegen, dafür aber leichter zu steuern und flexibler in schnellen Manövern.

Funboards sind kürzer und kompakter als Speedboards. Zudem sind ihre Schaufeln sehr stark nach oben gebogen, was bei vielen Manövern die Absprungmöglichkeiten verbessert.

Allround Boards

Für Einsteiger sind die so genannten Allround Bretter im Angebot. Sie zeichnen sich durch komfortable Abmaße und ein leichtes Steuerungsverhalten aus.

Die kippstabilen Allround Boards geben Fahrsicherheit, bieten jedoch nur sehr begrenzte Möglichkeiten für Manöver- oder Speedfahrten. Als Lernbretter sind sie optimal geeignet.

Tipps zur Wahl des richtigen Sandboards

Wer das Sandboarding erlernen möchte, für den ist es wichtig, dies auf einem geeigneten Board zu tun. Doch auch der fortgeschrittene Sportler oder der Profi benötigt das richtige Material, um sein Können voll zur Geltung bringen zu können. Das richtige Board für die eigenen Fähigkeiten und Ansprüche zu finden, das ist eine der wesentlichen Voraussetzungen für den Spaß und Erfolg beim Sport.

Fortgeschrittene Fahrer haben meist bereits ein sehr gutes Gefühl dafür entwickelt, welches Board für sie geeignet ist. Die Endauswahl können sie am besten in der Praxis, im direkten Test und Vergleich verschiedener Modelle treffen. An den meisten Spots, an denen das Sandboarding betrieben oder erlernt werden kann, besteht auch die Möglichkeit, entsprechendes Material zu testen und zu leihen.

Hilfreiche Hinweise kann auch der Instructor oder der Verleiher geben. Bevor man sich für die Anschaffung eines eigenen Boards entscheidet, sollte man auf jeden Fall die Möglichkeit wahrnehmen, das Board in der Praxis zu fahren und zu testen.

Hinweise für Sandboarding-Anfänger

Für den Anfänger ist es ungleich schwieriger, das richtige Board zu finden. Er kann auf die Empfehlungen des Kursleiters hören, und das angebotene Board einmal testen. Jedoch ist es nicht empfehlenswert, dass ein Anfänger sich gleich ein eigenes Board anschafft.

Schnell ist er über die Möglichkeiten eines Lernbretts hinaus gewachsen und würde das nächste Modell benötigen. Greift der Anfänger dagegen zu einem Brett, das bereits ein höheres Fahrkönnen voraussetzt, so wird er sich damit entsprechend schwer tun.

Welche Fahrtechnik wird bevorzugt?

Welche Brettart gewählt wird, das hängt aber auch davon ab, wie gefahren werden soll. Hier wird unterschieden zwischen Speedboards, mit denen hohe Geschwindigkeiten erzielt werden und die über längere Strecken gefahren werden.

Die Funboards dagegen eignen sich für Manöver, Tricks und Sprünge und weniger für den Einsatz im Speedbereich. Mit etwas Fahrgefühl und mit zunehmendem Fahrkönnen wird es für den Sportler einfacher, die einzelnen Charakteristika eines Brettes zu erkennen und die richtige Auswahl zu treffen.

Die richtige Schutzausrüstung

Auch die Schutzausrüstung kann etwas sparsamer ausfallen, wobei auf den Helm trotz allem nicht verzichtet werden sollte. Er schützt nicht nur vor einem Sonnenstich, sondern mildert auch den Aufprall beim möglichen Zusammenstoß mit einem anderen Fahrer ab.

Junge trägt Sandboard über den Sand
Junge trägt Sandboard über den Sand

Die Sandboarding-Weltmeisterschaft

Sandboarding, das in vielen Gegenden auch als "Sandbrettern" bezeichnet wird, zählt zu den Freizeitsportarten. Zwar wurden hier bis zum Jahr 2007 auch offizielle und ernsthafte Weltmeisterschaften ausgetragen, die Bekanntheit der Sportart ist und war aber zu gering, um das Sandboarden zum Profisport zählen zu können.

Auch ambitionierte Sandboarder fanden nur schwer Sponsoren und können sich mit ihrem Sport allein ihren Lebensunterhalt nicht verdienen. Dennoch waren international viele Athleten zu finden, die das Sandboarding auf einem wirklich exklusiven und hohen Niveau ausübten.

Das Sandboarding wurde vor allem in den bekannten Wüstengegenden betrieben. Besonders auf der arabischen Halbinsel und im Westen der USA und von Südamerika war der junge Sport fest etabliert. Umso mehr erstaunt es, dass die alljährlichen Sandboarding Weltmeisterschaften ausgerechnet in Europa, und dann auch noch im strandfernen und eher kühlen Deutschland ausgetragen wurden.

Die Weltmeisterschaften am Monte Kaolino

Doch auch dieses Geheimnis ist schnell enträtselt: Denn der Austragungsort, an dem die Weltmeisterschaften seit 1990 regelmäßig stattfanden, war der so genannte Monte Kaolino in Hirschau in der Oberpfalz. Der Monte Kaolino war ein künstlich aufgeschütteter und etwa 120 Meter hoher Berg, der eine Abfahrtslänge von 220 Metern und eine Neigung von ca 35 Grad zu bieten hatte.

Entstanden ist er mehr oder weniger als Abfallprodukt der Amberger Kaolinwerke, die an diesem Platz über mehr als 100 Jahre hinweg ihren nicht mehr benötigten Quarzsand abgeladen haben. 35 Millionen Tonnen Quarzsand wurden benötigt, um eine etwa 200 Meter lange Abfahrt zu erzeugen.

Es handelte sich um ein Abfallprodukt, das bei der Kaolingewinnung übrig blieb. Das Mineralgestein wurde in der Papierindustrie und bei der Porzellanherstellung benötigt.

Verschiedene Disziplinen

Bei der Weltmeisterschaft im Sandboarding konnte zwischen verschiedenen Diszipilinen gewählt werden. Bei der Abfahrt ging es um Geschwindigkeit und darum, die Strecke in der jeweils kürzesten Zeit zu bewältigen. Im Freestylerennen und in anderen Disziplinen wurden Formen gefahren oder Sprünge gezeigt.

Es geht auch auf zwei Brettern: Das Sandskiing

Das Fahren auf dem Quarzsand kann auch auf zwei Brettern durchgeführt werden - auf dem erwähnten Monte Kaolino wurden im Sandskiing sogar Europameisterschaften ausgetragen. Es ist schon extrem, was sich dem Auge des Zuschauers präsentiert: Skifahren im Bikini und obendrein bei Hitze.

Gefahren wird auf Sand. Man bezeichnet diese seit den 50er Jahren bekannte Sportart als Sandskiing. Und nicht umsonst zählt sie wohl zu den Extremsportarten.

Entstehung in Deutschland

Besonders beliebt, weil besonders außergewöhnlich, ist auch das Sandskiing in den besagten Wüstenregionen. Doch der Sport schaffte es ebenso wie das Sandboarding auch nach Deutschland in die Oberpfalz. Ein Einheimischer, namentlich Martin Götz, machte vor über 60 Jahren den Anfang und begab sich auf Skiern auf diesen Berg, um ihn über die Südseite wieder zu verlassen.

Schnell fanden sich unzählige Fans, die sich ihm anschlossen. Inzwischen ist die Abraumhalde ein Freizeitpark, die Region um Hirschau eine Touristenattraktion, die Wintersportler und Extremsportler alljährlich zu Tausenden anlockt.

Der Quarzsandberg ist einmalig in Europa. Kein Wunder, dass sich nicht nur deutsche, sondern auch internationale Wintersportbegeisterte von Mai bis Oktober hier einfinden und ihrem Freizeitvergnügen nachgehen. Und das in den unterschiedlichsten Disziplinen; auch das Rodeln und das Big-Footing sind sehr beliebt.

Inzwischen werden hier in diversen Sportarten Europa- und Weltmeisterschaften ausgetragen. Im Vergleich zum Skifahren soll das Sandskiing relativ ungefährlich sein. Die beste Position nimmt der Sportler beim Fahren ein, wenn er sich weit in Rückenlage begibt.