Rettungsschwimmen - Rettungstechniken und die Ausbildung zum Rettungsschwimmer in der DLRG

Das Rettungsschwimmen ist eine ebenso faszinierende wie komplexe Angelegenheit. Häufig entscheiden die Auswahl und der Einsatz der passenden Rettungs- und Transportgriffe darüber, ob ein Leben gerettet werden kann. Doch ein Rettungseinsatz kann auch ohne Körperkontakt ablaufen: Nämlich dadurch, dass der Rettungsschwimmer dem in Not geratenen Schwimmer beisteht, ihn beruhigt und moralische Unterstützung leistet. Lesen Sie über die Rettungstechniken beim Rettungsschwimmen, und informieren Sie sich über die Ausbildung zum Rettungsschwimmer.

Von Kathrin Schramm

Rettungsschwimmen - Merkmale und Varianten

Beim Rettungsschwimmen handelt es sich um sämtliche Maßnahmen zur Rettung von Menschen am oder im Wasser, die in Not geraten sind. Dabei kommen sowohl schwimmerische als auch nicht-schwimmerische Tätigkeiten zum Einsatz.

Zu den wichtigen Voraussetzungen zählen körperliche Fitness sowie theoretisches und praktisches Wissen in Sachen Hilfeleistungen. Über solche Fähigkeiten verfügen Rettungsschwimmer bzw. im Profibereich Wasserretter.

Springen und Anschwimmen

Zunächst einmal muss der Rettungsschwimmer ins Wasser gelangen. Der sicherste Weg ist dabei die erste Wahl. Ist ein Hineinklettern nicht möglich, muss ein risikoarmer Sprung gewählt werden.

Es gibt unterschiedliche Sprungtechniken, in denen ein Rettungsschwimmer ausgebildet wird.Zu diesen zählt der Sicherheitssprung, der besonders in trüben Gewässern ausgeführt wird.

Am Strand bzw. in flachen Uferregionen rennen die Rettungsschwimmer, bis das Wasser tief genug zum Schwimmen ist. Über die kleinen Wellen wird hinweggesprungen; durch die großen wird getaucht.

Beim Anschwimmen wird in der Regel das Kraulschwimmen angewendet. Wichtig ist, stets in Bauchlage zu bleiben, um den Verunglückten im Blickfeld zu behalten.

Transportschwimmen

Die bekannteste Variante des Rettungsschwimmens ist das so genannte Transportschwimmen. Es wird in zwei Varianten ausgeführt, nämlich als Zug- und als Schubschwimmen. Beide Varianten werden häufig auch im Schwimmunterricht an Schulen als Rettungstechniken gelehrt.

Sie eignen sich dazu, einen in Not geratenen Schwimmer zu bergen, der Hilfe annimmt und nicht in Panik geraten ist. Bei beiden Varianten liegt der zu transportierende Schwimmer auf dem Rücken.

Schubschwimmen

Das Schubschwimmen erfordert, dass er bei Bewusstsein ist und seinen Kopf noch selbsttätig über der Wasseroberfläche halten kann. Der Rettungsschwimmer greift den zu Transportierenden von hinten an den Schultern und schiebt ihn vor sich her durch's Wasser, mit den Füßen voran.

Zugschwimmen

Ist der zu Transportierende nicht mehr bei Bewusstsein oder schon in stark reduziertem Zustand, so eignet sich das Zugschwimmen als Transportmöglichkeit. Hierbei greift der Rettungsschwimmer den zu Transportierenden mit einem speziellen Rettungsgriff entweder an Schultern oder Oberkörper und schwimmt rückwärts mit ihm, wobei der Rettungsschwimmer unter den zu Rettenden gelangt. Bei dieser Technik hat der Rettungsschwimmer die Möglichkeit, die Kopf des Betroffenen über Wasser zu halten, so dass dieser atmen kann.

Weitere Transport- und Schlepptechniken

Neben dem Schieben und Ziehen kommen noch einige weitere Techniken zum Einsatz. Zu diesen zählen:

  • der Transport mit zwei Rettern, bei der die Floßtechnik oder die Brücke angewandt wird
  • der Standardschleppgriff
  • der Kopf-Schleppgriff
  • der Stirn-Nacken-Griff
  • der Achsel-Schleppgriff
  • der Brust-Schulter-Schleppgriff
  • der Fesselschleppgriff
  • der Seemanns-Fesselschleppgriff
Herz-Lungen-Wiederbelebung bei einem Mann nach Badeunfall
Herz-Lungen-Wiederbelebung bei einem Mann nach Badeunfall

Rettungstechniken mit Schwimmhilfen

Einfachere Rettungstechniken können mit Schwimmhilfen erfolgen. Bei diesen kann es sich zum Beispiel um

handeln, die an einem Seil befestigt sind. Je nach Situation kann die Rettung so von Land aus erfolgen. Beispielsweise dann, wenn ein Schwimmer in einem Schwimmbecken in Not gerät. Hier kann ihm die Schwimmhilfe zugeworfen werden, wenn er sich noch in guter Verfassung befindet.

Wird von einem Boot aus gerettet, so eignen sich Boje oder Spezialball am besten zum Zuwerfen. Mit dem Rückholseil kann der in Not geratene Schwimmer geborgen werden.

Bei einer Rettung im offenen Gewässer werden Bojen, Seile und Schwimmhilfen häufig auch zur Sicherung des Rettungsschwimmers selbst eingesetzt. Ist die in Not geratene Person noch schwimmfähig, so kann sie durch Auftriebskörper unterstützt werden.

Vor- und Nachteile von Rettungsringen mit und ohne Leine

Der Lebensretter schlechthin bei Wasserunfällen ist nach wie vor der Rettungsring. Dieser existiert in zwei Formen: Mit oder ohne Leine. Beide Varianten haben Vor- und Nachteile, die vom Rettenden sowie dem Einsatzort abhängen.

Die Vor- und Nachteile des Rettungsrings mit Leine

Der größte Vorteil des Rettungsrings mit Leine ist seine einfache Handhabung. Die Leine dient als Führung.

Dies bedeutet, der Ring kann notfalls mehrfach ausgeworfen und zudem auch sehr leicht wieder eingeholt werden. Aus diesem Grund schreibt man den Ringen mit Leine auch zu, sie seien sehr schnell einsatzbereit. Faktisch ist damit gemeint, dass sie schnell beim Opfer sind, das gerettet werden muss.

Allerdings hat der Einsatz von einem Rettungsring mit Leine auch einen entscheidenden Nachteil: Der Einsatzradius ist sehr begrenzt und entspricht höchstens der Länge der Leine. Weit entfernte Opfer können auf diese Weise nicht gerettet werden.

Die Vor- und Nachteile des Rettungsrings ohne Leine

Dieser Nachteil des Ringes mit Leine ist der große Vorteil der Ringes ohne Leine. Er kann auch weit ausgeworfen werden. Zudem sind solche Rettungsringe fast überall vorhanden und bedeuten keine Eigengefährdung für den Retter, wenn das Opfer in seiner Panik beispielsweise zu stark an der Leine ziehen würde.

Der größte Nachteil des Rettungsrings ohne Leine ist jedoch seine schwierige Handhabung. Jeder Wurf muss sitzen.

Wird der Ring zu einem weit entfernten Opfer geworfen, verfehlt diesen jedoch beträchtlich, so kann dies fatale Folgen haben. Aus diesem Grund braucht man viel Übung im richtigen Umgang mit dem Rettungsgerät.

Die Frage des richtigen Einsatzortes

Generell kann man recht einfach unterscheiden, wann ein Rettungsring mit Leine und wann ein Ring ohne Leine zum Einsatz kommt. Auf großen Schiffen gibt es zwar die Modelle mit Leine, doch gängig sind die Ringe ohne.

Denn wenn es zu einem Schiffsunglück kommt, müssen die Ringe gewaltige Distanzen überbrücken. Zudem könnten sich Leinen an Trümmerteilen verhaken oder von anderen Opfern dazu benutzt werden, um selbst gerettet zu werden.

In Schwimmbädern findet man dagegen fast nur Ringe mit Leinen, denn durch die begrenzte Fläche des Bades fällt das Problem des begrenzten Einsatzradiuses weg, zudem ist im Schwimmbad meist nur eine Person in Not. Eine Gefährdung durch andere Opfer besteht nicht.

Die Ausbildung zum Rettungsschwimmer in der DLRG

Interessieren Sie sich für's Rettungsschwimmen, oder möchten Ihre Kinder Rettungsschwimmer werden? Eine gute Entscheidung.

Denn das Rettungsschwimmen kombiniert die Anforderungen des Schwimmsports mit dem Wissen um die zahlreichen, oft lebensrettenden Rettungsmaßnahmen. Ein Rettungsschwimmer leistet durch seine Arbeit einen wichtigen sozialen Beitrag und kann - im Einzelfall - tatsächlich Leben retten.

Kontaktaufnahme

In Deutschland sind die Rettungsschwimmer in der DLRG, der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft, organisiert. Die DLRG unterhält einzelne Ortsgruppen, die als regionale Zusammenschlüsse nahezu in jeder Kleinstadt mit eigenem Hallenbad zu finden sind.

Zu einer nahe gelegenen Ortsgruppe der DLRG Kontakt aufzunehmen ist also nicht schwierig, im Zweifelsfall können Ansprechpartner und Trainingszeiten im Internet nachgeschlagen oder bei der Stadtverwaltung nachgefragt werden.

Kursinhalte der Ausbildung

Die DLRG lehrt das Rettungsschwimmen nach einem bundesweit einheitlichen Kurssystem, bei dem die Kurse aufeinander aufbauen.

  • In den Kursen für fortgeschrittene Rettungsschwimmer können die Rettungsschwimmabzeichen in Bronze, Silber und Gold erworben werden.
  • In den einzelnen Kursen erlernen die Teilnehmer nicht nur die verschiedenen komplexen Rettungstechniken, sondern auch
  • das korrekte und stilsichere Schwimmen an sich.

Zudem umfasst die Ausbildung viele psychologische Aspekte und vermittelt Kenntnisse für das richtige Verhalten in kritischen Situationen. Denn bevor man eine Rettungstechnik anwendet, sollte man auch in der Lage sein, die vorliegende Situation richtig einschätzen zu können. Nur so kann gewährleistet werden, dass der Rettungsschwimmer sich bei seinem Einsatz nicht in unnötige Gefahr begibt, sondern dem in Not geratenen Schwimmer auch effektiv helfen kann.

Wiederbelebung eines Mannes, er liegt neben einem Schwimmbecken
Wiederbelebung eines Mannes, er liegt neben einem Schwimmbecken

Kinder und Jugendliche in der DLRG

Wer sich bei der DLRG anmeldet und am Training teilnehmen möchte, dessen Können wird zuerst gesichtet. Anschließend wird er entsprechend seiner Fähigkeiten und seines Alters einer passenden Trainingsgruppe zugeordnet.

Viele Kinder belegen bereits den ersten Schwimmkurs bei der DLRG, bei dem sie ihr Seepferdchen erwerben, und durchwandern dann das gesamte Ausbildungsprogramm. Die höheren Rettungsschwimmerprüfungen dürfen erst ab einem bestimmten Alter abgelegt werden. So soll gesichert werden, dass die Jugendlichen auch über die nötige Reife und das Verantwortungsbewusstsein verfügen, im Ernstfall richtig reagieren zu können.

Angehende Rettungsschwimmer in jugendlichem Alter dürfen in Sommercamps an deutschen Badestränden oder in Freibädern Aufsichtsdienst verrichten. Hier sind sie einem Team erfahrener und erwachsener Rettungsschwimmer unterstellt, die die Verantwortung für eventuelle Einsätze übernehmen. Auch hier sind die Anforderungen klar geregelt.