Skateboarding - Merkmale, Disziplinen und Entwicklung

Das Skateboarding bzw. Skateboarden gehört heute unweigerlich ins Bild einer jeden Großstadt und sorgt nur noch in den seltensten Fällen für besondere Aufmerksamkeit oder Diskussionen. Längst ist man die in Horden auftretenden Jugendlichen auf ihren rollenden Untersätzen gewohnt und hat die ganz eigene Jugendkultur akzeptiert. Doch zu den Ursprungszeiten des Skateboardens war die Wahrnehmung eine ganz andere. Lesen Sie hier alles Wissenswerte rund um das Skateboarding.

Von Kathrin Schramm

Skateboarding - Generelle Merkmale

Beim Skateboarding bzw. Skateboarden steht man auf einem Brett - dem Board - an dessen Unterseite vier Rollen befestigt sind. Mit einem Fuß stößt man sich dabei immer wieder vom Boden ab, sodass man sich auf dem Brett fortbewegen kann.

Doch als alleiniges Fortbewegungsmittel wird das Skateboard nur selten genutzt. Stattdessen hat sich im Laufe der Zeit ein Trend mit verschiedensten Tricks etablieren können. Dabei werden besonders oft Drehungen und Sprünge gezeigt.

Für die unterschiedlichen Stile und Disziplinen kommen auch verschiedene Boards zur Anwendung. Informieren Sie sich hier über die entsprechenden Unterschiede.

Skateboarding-Disziplinen

Man sollte es kaum für möglich halten, aber das noch vor 20 Jahren vorwiegend von Jugendlichen zum Zeitverteib praktizierte Skateboarden hat sich inzwischen längst zu einer ernstzunehmenden Sportart mit eigenem Regelwerk und eigenen Disziplinen entwickelt. So gibt es inzwischen tatsächlich Profi Skateboarder, und es werden offizielle Meisterschaften und Wettbewerbe ausgetragen.

Die Disziplinen:

  • Streetskaten
  • Vertskaten
  • Poolskaten
  • Flatland
  • Slalom
  • Downhill

Streetskaten

Die ureigene Disziplin des Skateboardens ist das Streetskaten. So wird das herkömmliche Fahren auf der Straße bezeichnet, bei dem alle möglichen Tricks, Manöver und Kunststücke gezeigt werden.

Im Wettkampf werden in das Streetskaten die allgemein üblichen Elemente eingebunden, die sich als natürliche Hindernisse im städtischen Umfeld finden lassen:

  • Bürgersteige
  • Parkbanken
  • Hydranten
  • Treppen
  • Mauern
  • Geländer und
  • Rampen.

Diese Hindernisse werden häufig in eigens angelegten Skate Parks nachgebildet.

Weißer Turnschuh drückt Ende eines Skateboards nach unten
Weißer Turnschuh drückt Ende eines Skateboards nach unten

Vertskaten

Die zweite wichtige Diszplin des Skateboardens ist das so genannte Vertskaten. Hierbei wird mit Hilfe von Rampen oder Halfpipes vertikal in die Höhe gefahren.

Am obersten Punkt wird entweder in spektakulären Manövern umgedreht, oder mit Schwung zu einem Kunststück abgesprungen. Die senkrechten Steilwände der Halfpipes begünstigen die optimale Technik, jedoch ist das Vertskaten eine sehr gefährliche Angelegenheit, die nur von geübten Skatern praktiziert werden sollte.

Poolskaten (Bowlskaten)

Eine Abwandlung des Vertskatens stellt das Poolskaten oder auch Bowlskaten dar. Dabei werden verlassene und entleerte Swimming Pools zum Skaten genutzt.

Diese Disziplin kann fast ausschließlich in den USA praktiziert werden, da die dortige Bauweise der Swimming Pools von der uns bekannten Bauweise abweicht. Die Beckenwände sind mit den Beckenböden durch Rundungen versehen, und sehr häufig sind die Grundrisse der Bassins nierenförmig. So entstehen Formen, die der Halfpipe entfernt ähneln und vergleichbare Fahrtechniken zulassen.

Nahaufnahme zwei Beine auf Skateboard
Nahaufnahme zwei Beine auf Skateboard

Flatland, Slalom und Downhill

Weniger beachtete Disziplinen sind das Flatland Skaten, das Slalom Skaten und das Downhill Skaten. All diesen Disziplinen ist gemeinsam, dass in erster Linie auf Geschwindigkeit Wert gelegt wird, die Ausführung von Tricks und Kunststücken jedoch weitgehend entfällt.

Hindernisse werden daher nach Möglichkeit umfahren oder von vornherein von der Strecke entfernt. Die drei Geschwindigkeitsdisziplinen werden mit so genannten Longboards gefahren, die in den Abmaßen etwas länger und schmaler als die wendigen Cityboards sind. So kann bei hoher Geschwindigkeit genügend Stabilität gewahrt werden.

Skateboardtricks vom Anfänger bis zum Profi

Das Skateboarden wird vor allem durch die vielen verschiedenen Figuren und Tricks interessant, die gefahren und gezeigt werden können. Manche davon sehen spektakulär aus, sind aber in Wirklichkeit mit etwas Übung relativ einfach zu bewerkstelligen.

Andere dagegen sind wirklich etwas für die Profis auf dem Brett. Die gängigsten Tricks und Formen stellen wir Ihnen hier vor.

Der Ollie

Der Ollie ist die Grundform und Basisübung aller Tricks schlechthin. Bei der speziellen Technik wird mit Gewichtsverlagerung gearbeitet.

Dabei erfolgt starker Druck auf das Heck des Boards, so dass sich der Bug vorne abhebt. Auf diese Weise kann über Hindernisse gesprungen werden.

Der Ollie funktionert mittels des starken Impulses, der es wiederum erlaubt, dass beide Füße während der Figur mit dem Brett in Verbindung bleiben. So kann das Board im Flug sogar noch gesteuert werden. Der Ollie sieht einfach aus, erfordert aber einiges an Übung.

Skateboard mit weißen Rollen am Rande der Halfpipe
Skateboard mit weißen Rollen am Rande der Halfpipe

Der Frontside 50/50

Wie bei vielen anderen Figuren auch, so lässt hier die Namensgebung bereits auf die Technik schließen, denn sie beschreibt die Flugtechnik und den Drehungsgrad des Boards. So wird beim Frontside 50/50 abwechselnd auf beide Seiten des vorderen Brettes Druck ausgeübt, wodurch eine schnelle Schlangenbewegung entsteht.

Diese kann mit Sprüngen kombiniert werden. Drehungen um die eigene Mittelachse dagegen werden als Shove-its bezeichnet.

Die Slides und die Grinds

Diese beiden Formen unterscheiden sich dadurch, mit welchem Teil des Boards zuerst über das Hindernis gesprungen wird.

  • Überfliegt das Deck des Boards das Hindernis zuerst, so spricht man von einem Slide. Slides finden oft in aufgesetzter Form statt. Die unterschiedlichen Formen sind der Tailslide, der Noseslide und der Boardslide.
  • Bei den Grinds dagegen wird das Hindernis unterseitig übersprungen.

Die Grab Tricks

Die Namensgebung des Grab Tricks stammt aus dem Englischen: "to grab" bedeutet "Greifen". So wird beim Grab Trick mit einer Hand oder auch mit beiden Händen nach dem Skateboard gegriffen. Bei einem Nose Grab wird zum Beispiel die Spitze des Boards, die Nase, berührt.

Durch das Greifen wird nicht aktiv in die Flugbahn eingegriffen oder die Richtung verändert. Es handelt sich quasi nur um eine Ausschmückung der jeweils praktizierten Form, durch die sie erschwert wird und noch spektakulärer aussieht.

Entwicklung der Skateboardkultur

Der Siegeszug des Skateboards lässt sich nur schwer auf seinen Ursprung zurückführen. Einen offiziellen Erfinder gibt es genauso wenig wie eine allgemein akzeptierte Entstehungsgeschichte.

Bekannt ist aber, dass in den 40er und 50er Jahren des letzten Jahrhunderts Seifenkistenrennen bei den Kindern in Amerika sehr beliebt waren. Es war damals nicht unüblich, dass die fahrenden Seifenkisten ohne "Karosserie", also nur aus einem Brett mit Rädern, bestanden. Zum Skateboard wäre es dann nur noch ein kleiner Sprung gewesen.

Zwei Freunde mit Skateboars sitzen an Mauer und lachen zusammen
Zwei Freunde mit Skateboars sitzen an Mauer und lachen zusammen

Erste Versuche

In den 60er Jahren kamen die ersten Skateboards auf. Ursprünglich versuchten die Wellenreiter, ihren Sport ans Land zu bringen und machten ihre Bretter asphalttauglich.

Schnell war ein neuer Trendsport geboren, der von vielen Jugendlichen begeistert aufgegriffen wurde. Skateboarden war ein vergleichsweise kostengünstiges Vergnügen, häufig wurden die Boards sogar selbst gebaut.

Kurze, ernste Erfolge

Mit der Zeit entwickelte sich die Freizeitbeschäftigung zum ernsthaften Sport und erste Meisterschaften wurden ausgetragen. Ursprünglich waren die Disziplinen

  • Downhill
  • Slalom
  • Hindernis und
  • Freestyle

angesagt, die auf flachem Gelände ausgetragen wurden. Ebenso schnell wie das Skateboarden an Popularität gewann, verschwand es jedoch auch wieder von der Bildfläche, denn andere Trends rückten in den Fokus des Interesses.

Neue Rollen sorgen für erneutes Aufleben des Sports

Mit der Erfindung von Rollen aus Polyurethan jedoch erlebten alle Rollensportarten eine erste Renaissnace. Die Haft- und Rolleigenschaften wurden verbessert, ebenso das Achssystem, das bis heute weiter entwickelt wird. So entstand eine neue Lenkbarkeit der Boards, und der Sport wurde für viele Surfer und Boarder wieder interessanter, da neue Figuren entwickelt werden konnten.

Weiterentwicklung der Boards

Die 90er Jahre waren die Zeit der permanenten Weiterentwicklung und Umgestaltung des Boards selbst. Über diverse Umwege in der Formgebung entstand letztlich ein längliches und vergleichsweise schmales und elegantes Board mit identischen Überständen. Nose und Tail waren teilweise nur noch durch Farbgebung voneinander zu entscheiden.

Dieses symmetrische Bauweise ermöglichte erneut ganz neue Bewegungsabläufe. Die Hebelwirkungen mussten neu erarbeitet werden, boten aber ganz neue Möglichkeiten.

Materialien

Seitdem wurde das Skateboard nicht wesentlich weiter entwickelt. Jedoch fanden Experimente mit den unterschiedlichsten Materialien statt.

Jede neue Entwicklung geht auch Hand in Hand mit einer Veränderung der Skateboardkultur selbst. Die Sportler wurden zunehmend ambitionierter, der Sport etablierte sich mehr und mehr.

Entsprechende Kleidung für einen speziellen Lebensstil

Junge mit grauer Strickmütze trägt Skateboard auf Schulter
Junge mit grauer Strickmütze trägt Skateboard auf Schulter

Modische Entwicklungen einer speziellen Boarder-Kleidung trugen ihr übriges dazu bei, das Skateboarden mit einem bestimmten Lebensgefühl gleich zu setzen. So etablierte sich nach und nach eine dynamische Jugendkultur.

Dennoch durchlebte die Popularität des Skateboardens viele Höhen und Tiefen. Heute wird sehr viel über Blogs und Internetvideos kommuniziert und der Sport so aktiv begleitet.

Vier Jugendliche sitzen nebeneinander auf einer Mauer und beschäftigen sich mit Smartphone, Tablet und Buch
Vier Jugendliche sitzen nebeneinander auf einer Mauer und beschäftigen sich mit Smartphone, Tablet und Buch

Rebellion der Skater

Obwohl das Skateboarden bisher eine beachtliche Entwicklung durchlebte und nun eine Bandbreite vom spaßigen Hobby bis hin zum Profisport bietet, hat es nichts von seiner ursprünglichen Ungezwungenheit eingebüßt. Ein Grund hierfür mag darin liegen, dass es keine übergeordnete Sportvereinigung gibt, die das Skateboarden in ein starres Regelwerk zwingt.

Dass deshalb das Skateboard auch gleichbedeutend für freiheitliche Impulse steht, liegt auf der Hand. Wer sich für ein Skateboard entscheidet, macht es nicht nur aus Freude an der Bewegung. Es ist auch das bewusste Rebellieren gegen gesetzte Regeln.

Bei Jugendlichen hat sich dieser Sport als gewaltlose Form des Kräftemessens entwickelt, bei dem sie zudem ihre kreativen Energien ausprobieren und entfalten können. Jeder Skateboarder versucht mit zum Teil selbst erdachten Tricks und Kunststücken, die in einer dynamischen Choreographie zusammenfließen, einen eigenen Stil darzubieten. Die Parallelen zum Ausdruckstanz sind verblüffend und zeigen die Vielschichtigkeit der Szene.

  • Holger von Krosigk und Helge Tscharn Alles über Skateboarding: History, Basics, Spots, Material, Tropen-Verlag, 2006, ISBN 3932170938
  • Günter Mokulys Flatland Skateboard Book: Das Buch für Flatland Skater vom dreifachen Weltmeister. Mehr als 150 Sequenzen. Mehr als 1200 Fotos, Sir-Marshall-Verlag, 2004, ISBN 3000125485
  • Clive Gifford Skateboard: Tricks und Technik, Dorling Kindersley, 2007, ISBN 3831009783

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