Fachhochschule - Studium, Voraussetzungen und Vergleich mit der Universität

Viele Schüler meinen, dass ihnen nur mit dem Abitur alle Wege offen stehen würden. Tatsächlich ist die allgemeine Hochschulreife der leichteste Weg, um seine beruflichen Träume zu verwirklichen. Sie führt ohne Umwege direkt zum Ziel, wodurch man sein Studium vergleichsweise stressfrei beginnen kann. Wer unbedingt an einer Fachhochschule studieren möchte, jedoch kein Abiturzeugnis in Aussicht hat, der kann die gewünschte Zulassung auch auf viele andere Wege bekommen. Informieren Sie sich hier über den Aufbau einer Fachhochschule, das dortige Studium sowie dessen Voraussetzungen.

Von Kai Zielke

Fachhochschule: Aufbau und Merkmale

Fachhochschulen verstehen sich als akademische Einrichtungen mit Praxisbezug. Anders als bei einer Ausbildung beschäftigt man sich hauptsächlich mit der Theorie, erweitert sein Wissen und lernt wissenschaftliche Forschungsmethoden kennen.

Allerdings ist jede Lerneinheit auf die spätere Anwendung im Beruf ausgerichtet. Man lernt also tatsächlich fürs Leben und nicht nur für das Diplom.

Zu den unterschiedlichen Bezeichnungen für diese Schulform zählen auch

  • Hochschule
  • Technische Hochschule
  • Hochschule für angewandte Wissenschaften sowie
  • die englische Bezeichnung University of Applied Sciences.

Die Studiengänge bewegen sich in den Bereichen

  • Ingenieurwissenschaften
  • Sozialwissenschaften
  • Naturwissenschaften
  • Rechtswissenschaften
  • Wirtschaftswissenschaften
  • Gestaltung
  • Technik und
  • Gesundheit.

Abgeschlossen wird das Studium mit einem akademischen Grad bzw. einem Hochschulgrad. Zu Beginn trugen diese Abschlüsse die Bezeichnung der akademischen Graduierung, wie etwa "graduierter Betriebswirt" (Betriebswirt (grad.)). Danach graduierte man mit dem Diplom, z.B. "Diplom-Betriebswirt" (Fachhochschule) und mit Einzug des Bologna-Prozesses sowie der Hochschulreform kam es zu Universitäts gleichrangigen Bachelor- und Masterstudiengängen.

Organisation

Die Regelstudienzeit betrug anfangs sechs bis sieben Semester. Als erstmöglicher Abschluss galt der akademische Diplomgrad mit Fachrichtungsangabe sowie schließlich mit dem Zusatz "Fachhochschule" bzw. "FH".

Während des Fachhochschulstudiums muss mindestens ein Praxissemester eingelegt werden, möglich ist zudem ein Vorpraktikum, bevor man das Studium beginnt. Die Erarbeitung der Diplom- bzw. Bachelorarbeit kann gemeinsam mit einer Behörde oder einem Unternehmen erfolgen.

Seit 1998 ist es laut Hochschulrahmengesetz möglich, so genannte gestufte Studiengänge mit Bachelor- und Master-Abschluss einzuführen. Sie werden bei einem Akkreditierungsverfahren auf deren Berufsrelevanz sowie die Mindeststandards, welche fachlich und inhaltlich erfüllt werden müssen, geprüft.

Diese Anforderungen gelten für alle Hochschularten. Die Regelstudienzeit für einen Bachelor-Studiengang beträgt sechs bis acht, für einen Master zwei bis vier Semester.

An einer Fachhochschule besteht nicht die Möglichkeit, zu promovieren. Die Promotion von Masterabsolventen kann einer Universität oder anderen Einrichtung mit Promotionsrecht erfolgen. Auch Diplom-Absolventen können oftmals zur Promotion zugelassen werden; häufig müssen dabei bestimmte zusätzliche Studienleistungen vollbracht werden.

Heute können an den meisten Fachhochschulen Bachelor- und Master-Abschlüsse erreicht werden
Heute können an den meisten Fachhochschulen Bachelor- und Master-Abschlüsse erreicht werden

Häufig stellt sich die Frage, ob man sich für eine Fachschule oder doch die Universität entscheiden soll...

Fachhochschule vs. Universität

Wer das Abitur in der Tasche hat, dem stehen alle Wege offen. Der höchste Schulabschluss in der Bundesrepublik Deutschland bedeutet in erster Linie grenzenlose Freiheit, nachrangig jedoch auch eine schwierige Entscheidung. Entscheidet man sich für eine Hochschullaufbahn, stellt sich beispielsweise die Frage, ob es denn eine Universität oder doch lieber eine Fachhochschule sein soll. Die Unterschiede sind teilweise gravierend.

Auf die Frage, was eine Fachhochschule denn von einer Universität unterscheidet, erhält man oft die schlichte Antwort: der Praxisbezug. An den deutschen Unis wird hauptsächlich Theorie gelehrt, selbst in Seminaren und Übungen bekommt man nicht viel für den späteren Beruf mit.

Vor allem in Diplom-Studiengängen ist das immer noch ein Problem. Mit dem Bologna-Prozess hielt jedoch auch das Praktikum Einzug in die Lehrpläne der Studenten. Jeder Bachelorabsolvent muss heute ein Praktikum nachweisen können, um an das begehrte Zertifikat zu kommen.

Fachhochschüler haben es hier ein wenig einfacher. Ihnen werden während der gesamten Studiendauer praktische Kenntnisse vermittelt, so dass die Umstellung auf den Beruf nicht allzu schwer fällt.

Studiendauer

Auch die Dauer des Studiums ist an Uni und FH nicht gleich. Wer an einer Universität noch auf Diplom studiert, kann gut und gerne 12 Semester am Studienort verbringen. An einer Fachhochschule ist man meist nach acht Semestern fertig.

BA und MA

Allerdings verlieren auch diese Zahlen im Angesicht von Bachelor und Master immer mehr an Bedeutung. Bachelor of Science oder Arts wird man nach sechs bis sieben Semestern, egal an welcher Art von Hochschule man studiert.

Studienfachwahl

Der größte Unterschied zwischen Universität und Fachhochschule dürfte jedoch die Auswahl der Studienfächer sein. An einer Uni kann man beinahe alles studieren, was man sich nur vorstellen kann. Große Universitäten bieten teilweise Studiengänge an, von denen man als Normalbürger wohl noch nie etwas gehört haben mag.

Fachhochschulen sind da ein wenig bodenständiger. Sie bieten meist nur solche Studiengänge an, zu denen es auch bestimmte Berufe auf dem Arbeitsmarkt gibt.

Entscheidungshilfen

Wer forschen und seinen Horizont erweitern möchte, ist auf der Uni bestens aufgehoben. Auch zukünftige Führungskräfte studieren hier besser.

Wer jedoch schnell und effizient in den Beruf einsteigen möchte und zwar auf gehobener Ebene, der sollte sich lieber für eine Fachhochschule entscheiden. Hier wird akademisches Wissen für den praktischen Einsatz vermittelt.

An eine Fachhochschule sollte derjenige gehen, dem

  • kleinere Studiengruppen
  • ein Studium mit Praxisbezug sowie
  • eine intensive Studienbetreuung

wichtig sind. An eine Universität sollte derjenige gehen, der auf

  • eine mögliche Promotion
  • einen stärkeren Bezug auf die Forschung sowie
  • einen stärkeren Bezug auf Wissenschaft und Theorie

Wert legt.

Voraussetzungen für das Studium an einer Fachhochschule

Um an einer Fachhochschule studieren zu können, muss man einige Voraussetzungen erfüllen. Generell wird eine Hochschulzugangsberechtigung gefordert, dabei kann es sich um

  • die allgemein Hochschulreife (Abitur)
  • die fachgebundene Hochschulreife sowie
  • die Fachhochschulreife (allgemein oder fachgebunden)

handeln. Seit dem Jahr 2009 wird auch eine berufliche Qualifizierung zu den möglichen Zugangsvoraussetzungen gezählt, wie etwa als als Meister, in Form einer besonderen Zugangsprüfung oder auch als Absolvent einer zweijährigen Fachschule. Oftmals ist ein zusätzlicher Nachweis erforderlich. Zu den möglichen Varianten zählen

  • eine abgeschlossene Berufsausbildung mit Fachbezug
  • ein Vorpraktikum
  • ein einjähriges Fachpraktikum

Auf einige davon gehen wir im Folgenden etwas genauer ein.

Meisterbrief

An einigen Fachhochschulen hat man die Möglichkeit, mit einem Meisterbrief immatrikuliert zu werden. Allerdings muss der Bewerber wirklich ausgezeichnete Zensuren und ein ausdauerndes Engagement vorweisen können, um auch wirklich eine Zulassung zu erhalten.

Fachoberschule

Ein anderer Weg führt über die Fachoberschule. Schließt man diese erfolgreich ab, so erhält man die Fachhochschulreife, mit der man an einer Fachhochschule, nicht aber an einer Universität studieren kann.

Viele Gymnasiasten wählen den Weg über die so genannte FOS, wenn sie auf dem Weg von der Mittleren Reife bis zum Abitur scheitern. Aber auch andere Schüler, die ihre Schullaufbahn noch nicht beenden möchten, entscheiden sich für eine Fachoberschule.

Abitur

Am einfachsten ist die Bewerbung natürlich mit dem Abitur. Hier kann man sich sicher sein, dass der Nachweis in jedem Fall anerkannt wird. Liegt eine Zulassungsbeschränkung auf dem Studiengang, so haben Abiturienten teilweise bessere Chancen, selbst wenn sie einen schlechteren Schnitt haben.

Vorpraktika

Hat man sich für ein Studium an einer Fachhochschule entschieden, so sollte man auch möglichst schnell einen bestimmten Studienort wählen. Die Institute haben abgesehen vom Schulabschluss teilweise sehr unterschiedliche Zulassungsvoraussetzungen, über die man sich so früh wie möglich informieren sollten.

Häufig wird beispielsweise ein Vorpraktikum in einem artverwandten Beruf gefordert. Kann man die Bescheinigung bei der Immatrikulation nicht vorweisen, so darf man sich auch nicht einschreiben.

Fristen und Termine

Außerdem sollte beachtet werden, dass der Bewerbungsschluss bei den Fachhochschulen etwas früher ist als bei den Universitäten. Außerdem können sich Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern ergeben.