Anaphylaktischer Schock - Ursachen, Symptome, Behandlung und Vorbeugemöglichkeiten

Beim anaphylaktischen Schock, auch als Anaphylaxie oder allergischer Schock bezeichnet, handelt es sich um das schlimmste Symptom, das bei einer Allergie auftreten kann. Es kommt zu schweren allergischen Sofortreaktion, die in unterschiedliche Grad eingeteilt werden können. Schlimmstenfalls droht ein Organversagen. Informieren Sie sich über Ursachen, Symptome und Behandlung eines anaphylaktischen Schocks, und lesen Sie, wie man diesem vorbeugen kann.

Von Claudia Haut
Klassifikation nach ICD-10: T78
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Krankheitsbild

Eine Allergie ist eine Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Stoffen (z.B. Pollen, Nüsse), die an sich normalerweise überhaupt nicht schädlich sind. Diese Stoffe bezeichnet man dann auch als Allergene oder Antigene. Körpereigene Abwehrstoffe greifen diese Antigene an und es kommt zur so genannten Antigen-Antikörper-Reaktion mit der Folge einer überschießenden Immunantwort.

Der anaphylaktische Schock wird auch als Anaphylaxie oder allergischer Schock bezeichnet. Ein anaphylaktischer Schock tritt im Rahmen einer allergischen Reaktion auf. Es handelt sich hierbei um das schlimmste Symptom einer Allergie. Der Organismus reagiert bei Kontakt mit dem Antigen sofort mit einer schweren allergischen Sofortreaktion.

Wie heftig die allergische Reaktion abläuft, ist abhängig von der Wirkung des Allergens auf den Patienten. War der Kontakt mit dem Allergen nur äußerlich z.B. auf der Haut, läuft die Reaktion meist schwächer ab, als wenn das Allergen in die Blutbahn aufgenommen wurde (z.B. bei einem Bienenstich).

Der anaphylaktische Schock lässt sich in vier Schweregrade einteilen:

  • Grad I: leichte allergische Reaktion
  • Grad II: ausgeprägte allergische Reaktion
  • Grad III: bedrohliche allergische Reaktion
  • Grad IV:Organversagen

Ursachen

Ein anaphylaktischer Schock entsteht nur im Zusammenhang mit einer Allergie. Ist der Betroffene zum Beispiel allergisch gegen Wespengift und wird von einer Wespe gestochen, kann es innerhalb von Sekunden oder Minuten zu den ersten Symptomen des anaphylaktischen Schocks kommen.

Zu den gängigsten Allergieauslösern gehören neben dem Insektengift:

Verlauf

Wenn der Betroffene in Kontakt mit seinem Allergie auslösenden Stoff kommt, schüttet sein Körper so genannten Histamine aus. Diese bewirken, dass sich die Blutgefäße zum Beispiel in den Extremitäten erweitern und so das Blut nicht mehr in alle Regionen des Körpers gelangen kann.

Der Körper produziert daher Adrenalin, um die Blutgefäße wieder zu verengen. Folge ist jedoch, dass das Herz schneller schlägt und aus den Blutgefäßen Flüssigkeit austritt. Der Patient bekommt auf diese Weise einen Flüssigkeitsmangel, der schließlich zum Herz-Kreislauf-Versagen führt.

Innerhalb von kurzer Zeit kann es durch eine Gefäßerweiterung zu Blutdruckabfall und einer Tachykardie (Herzschlag >100 Schläge/Minute) kommen. Der Kreislauf bricht komplett zusammen. Zudem kann durch Spasmen in den Bronchien Atemnot auftreten.

Wird sofort ein Arzt herbeigerufen, kann der anaphylaktische Schock in der Regel gut behandelt werden. Für den Krankheitsverlauf ist auch wichtig, wie die umstehenden Personen auf das Ereignis reagieren und ob Erste Hilfe geleistet wird. Um einen erneuten anaphylaktischen Schock zu vermeiden, muss sich der Patient einer weiteren Behandlung unterziehen, um die Allergie in den Griff zu bekommen.

Symptome

Je nach Schweregrad kommen treten unterschiedliche Symptome auf.

Grad I

Patienten mit einem anaphylaktischen Schock I. Grades können unter

leiden. Akute Lebensgefahr besteht bei diesem Schweregrad nicht, dennoch ist es erforderlich, den weiteren Verlauf genau zu überwachen.

Grad II

Beim Schweregrad II kommen zu diesen Symptomen noch weitere Beschwerden wie

hinzu.

Grad III

Im weiteren Verlauf treten

auf.

Grad IV

Beim anaphylaktischen Schock IV.Grades kommt es schließlich zum Atem- und Kreislaufstillstand.

Diagnose

Es handelt sich hierbei um eine lebensbedrohliche Situation, in der sofort ein Arzt gerufen werden muss.

Der Arzt kann die Diagnose meist unmittelbar stellen, wenn er die Symptome des Patienten sieht und erfährt, dass er eine Allergie hat. Der Arzt misst Puls und Blutdruck des Patienten. Der Blutdruck ist meist sehr niedrig und der Puls ist nur schlecht zu tasten.

Der Arzt schreibt auch ein EKG und bereitet dann den Transport in ein Krankenhaus vor. Dort erfolgt meist zusätzlich auch noch eine Blutabnahme.

Behandlung

Erste Hilfe

Zeigt ein Patient entsprechende Symptome, muss sofort ein Arzt verständigt werden. Bis der Arzt eintrifft, sollte der Patient beruhigt werden und seine Beine hochgelegt werden.

Damit das Blut nicht in den Beinen versackt und lebenswichtige Organe wie das Gehirn weiter versorgt werden, sollte der Betroffene in Schocklage gebracht werden. Der Körper des Betroffenen sollte flach gelagert werden, Oberkörper und Kopf sollten tiefer liegen.

Besteht eine Bewusstlosigkeit, droht für den Patienten die Gefahr zu ersticken. Er sollte daher in die stabile Seitenlage gebracht werden.

Wenn der Patient nicht mehr atmet und auch kein Pulsschlag mehr zu spüren ist, müssen die Helfer umgehend mit der Herzdruckmassage und einer Mund-zu-Nase-Beatmung beginnen, bis sie vom Notarzt abgelöst werden.

Ärztliche Behandlung

Der Notarzt legt dem Patienten einen Zugang in die Vene, über den Medikamente wie

im Rahmen einer Infusion verabreicht werden. Die Infusion versorgt den Körper wieder mit Flüssigkeit und regt so den Kreislauf an.

Sofort im Anschluss wird der Patient mit dem Rettungswagen auf die Intensivstation des nächsten Krankenhauses gebracht. Hier wird der Patient rund um die Uhr bewacht, da ein weiterer anaphylaktischer Schock auftreten kann.

Ist die genaue Allergie noch nicht bekannt, erfolgt ein Allergietest. Hier gibt es verschiedene Testverfahren.

Beim so genannten Pricktest werden zum Beispiel verschiedene mögliche Allergie auslösende Lösungen auf den Unterarm des Patienten gegeben. Die Haut wird leicht eingeritzt, so dass die Lösungen in den Körper gelangen können. Rötet sich die Haut an einer Stelle, ist der Patient auf diesen Stoff allergisch.

Je nachdem, welche Allergie vorliegt, kann diese im Rahmen einer Hyposensibilisierung therapiert werden. Dem Patienten werden dazu geringste Mengen seines Allergie auslösenden Stoffes gespritzt. Verträgt er diese Behandlung, wird die Menge der Lösung von Behandlung zu Behandlung gesteigert.

Die gesamte Behandlung dauert in der Regel drei Jahre an. Nach jeder Behandlung muss der Patient etwa eine halbe Stunde in der Arztpraxis unter Beobachtung bleiben, da auch hier das Risiko eines anaphylaktischen Schocks droht. Kann die Allergie nicht mit dieser Methode behandelt werden, so bekommt der Patient einen kleinen Notfallkoffer mit einem Medikament, das ihm im Notfall auch ein Angehöriger spritzen kann.

Vorbeugung

Allergiker können nur versuchen, die Allergie auslösenden Substanzen zu meiden oder sich im Rahmen einer Hyposensibilisierungsbehandlung therapieren zu lassen. Ist beides nicht möglich, müssen sie verantwortungsvoll mit ihrer Allergie umgehen und sollten immer den Notfallkoffer bei sich tragen.

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