Wortfindungsstörung (Aphasie) - Ursachen, Symptome und Behandlung

Als Aphasie bezeichnet man eine Sprachstörung. Sie entsteht durch Beeinträchtigungen des Gehirns.

Von Jens Hirseland
Klassifikation nach ICD-10: F80.1 F80.28
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Übersetzt bedeutet "Aphasie" soviel wie "Sprachlosigkeit". Man benutzt diesen Begriff jedoch nur, wenn der Verlust der Sprachfähigkeit durch erworbene Beeinträchtigungen des Gehirns eintritt. Andere Sprachstörungen wie beispielsweise verzögerte Sprachentwicklungsstörungen bei Kindern gelten dagegen nicht als Aphasie. Es wird zwischen verschiedenen Formen von Aphasien unterschieden.

Ursachen und Symptome einer Aphasie

Hervorgerufen werden Aphasien durch verschiedene Erkrankungen oder Verletzungen. Dazu gehören vor allem

Durch diese Krankheiten werden die einzelnen sprachlichen Modalitäten wie Sprechen, Lesen, Schreiben und Verstehen in Mitleidenschaft gezogen. Darüber hinaus kommt es auch in nichtsprachlichen Bereichen zu Beeinträchtigungen.

Daher bezeichnet man Aphasien häufig als multimodale Störungen. Abzugrenzen ist eine Aphasie von Sprechstörungen wie der Dysarthrie.

Das Ausmaß einer Aphasie ist oft sehr unterschiedlich. So leiden manche Patienten nur unter einer Wortfindungsstörung. In anderen Fällen kann es jedoch zum Verlust des gesamten Sprachverständnis kommen.

Bei einer Aphasie handelt es sich allerdings nicht um eine geistige Behinderung. Das Wissen und Denken der Patienten wird durch die Sprachstörung nicht beeinträchtigt. So sind sie durchaus in der Lage, die Realität wahrzunehmen und Zusammenhänge zu erkennen, können sich jedoch sprachlich nicht mitteilen.

Formen der Aphasie

In der Medizin unterscheidet man zwischen verschiedenen Aphasieformen. Dazu gehören:

Globale Aphasie

Die schwerste Form aller Aphasien ist die globale Aphasie, bei der eine starke Beeinträchtigung sämtlicher Sprachbereiche wie

  • Sprechen
  • Lesen
  • Schreiben
  • Nachsprechen und
  • Verstehen

vorliegt. Typisch ist, dass die Patienten immer wieder die gleichen Sprachfloskeln benutzen.

Broca-Aphasie

Im Gegensatz zur globalen Aphasie ist das Sprachverständnis bei der Broca-Aphasie noch weitgehend intakt. Ein Merkmal dieser Aphasieform ist, dass die Patienten stockend und langsam kommunizieren. So sprechen die Betroffenen nur in unvollständigen Sätzen und verwechseln Laute.

Amnestische Aphasie

Bei der amnestischen Aphasie handelt es sich mehr um eine Wortfindungsstörung. Das heißt, dass das Sprachverständnis kaum beeinträchtigt ist. Stattdessen müssen die Betroffenen erst lange nach bestimmten Begriffen suchen oder ersetzen sie durch Füllwörter.

Wernicke-Aphasie

Bei der Wernicke-Aphasie merken die Betroffenen zumeist nicht, dass sie unter einer Sprachstörung leiden. So können sie flüssig und ohne große Mühe sprechen, verwechseln jedoch viele Wörter. Manchmal werden auch eigene Wörter erfunden, wodurch sich die Sprache so stark verändert, dass dies zu Kommunikationsproblemen führt.

Behandlung einer Aphasie

Um eine Aphasie zu behandeln, muss eine spezielle Sprachtherapie erfolgen. Diese ist meist sehr langwierig und sollte mindestens drei bis vier Stunden pro Woche stattfinden. Grundsätzlich teilt man eine Sprachtherapie in drei Phasen ein.

  • Die erste Phase, die in den ersten vier bis sechs Wochen erfolgt, wird als Aktivierungsphase bezeichnet und dient zur sprachlichen Stimulation. Der Umfang der Behandlung ist vom allgemeinen Zustand des Patienten abhängig.

  • Die zweite Phase ist die störungsspezifische Übungsphase, die sich in erster Linie mit den sprachsystematischen Störungen befasst. Sie beginnt grundsätzlich als Einzeltherapie, kann im weiteren Verlauf aber auch als Gruppentherapie weitergeführt werden.

  • In der letzten Therapiephase, die man als Konsolidierungsphase bezeichnet, wird der Patient dazu ausgebildet, seine Sprache so gut wie möglich zu gebrauchen. Diese Phase findet in der Regel als Gruppentherapie statt.

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