Appetitlosigkeit - Ursachen und Behandlung
Appetitlosigkeit kann sowohl akut als auch chronisch sein. Appetitlosigkeit kann durch verschiedene Maßnahmen behandelt werden.
Ursachen
Um die Ursache einer Appetitlosigkeit herauszufinden, muss der Arzt eine umfassende Untersuchung durchführen.
Psychische Ursachen
In vielen Fällen liegt die Ursache für die Appetitlosigkeit im psychischen Bereich. Menschen, die Kummer haben, reagieren häufig mit mangelndem Appetit und nehmen dadurch in dieser Zeit stark an Gewicht ab. Liebeskummer ist dafür ein klassisches Beispiel. Jedoch können auch Probleme im beruflichen oder privaten Bereich zur Appetitlosigkeit führen.
Nebenwirkungen von Medikamenten
Etliche Medikamente, die zum Beispiel Patienten mit Herzerkrankungen einnehmen müssen, haben ebenfalls eine Appetitlosigkeit als Nebenwirkung.
Patienten, die an Gewicht abnehmen möchten und daher Medikamente zur Verminderung des Appetits einnehmen, leiden demnach ebenfalls an einer (in diesem Fall beabsichtigten) Appetitlosigkeit.
Erkrankungen
Appetitlosigkeit ist nicht selten das Symptom einer Erkrankung. Patienten, die Erkrankungen im Bereich des Magens oder Darmes haben, leiden häufig unter einer ausgeprägten Appetitlosigkeit.
Im Speziellen können dies zum Beispiel
- eine Gastroenteritis (Magenschleimhautentzündung),
- die chronische Darmentzündung
- Morbus Crohn
- ein Magengeschwür oder auch
- ein bösartiger Tumor im Bereich des Magens
sein. Bei Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts dient der Appetitverlust als Schutzmechanismus, um den bereits geschädigten Verdauungstrakt vor weiterer Nahrungsaufnahme zu schützen. Auch die
- Zuckerkrankheit Diabetes mellitus oder eine
- Schilddrüsenerkrankung
können vorliegen, wenn der Patient keinen Appetit mehr hat.
Im psychischen Bereich können Magersucht oder auch Depressionen mögliche Ursachen sein. Bei Essstörungen wie der Bulimie oder der Anorexie ist das gesamte Hungerempfinden gestört.
Komplikationen
Oft geht Appetitlosigkeit mit weiteren Beschwerden wie
einher. Hält die Appetitlosigkeit längere Zeit an, führt sie zur Abnahme des Gewichts. In ausgeprägten Fällen sind sogar schwere physische Beeinträchtigungen möglich. So kommt es zu einem Mangel an Nährstoffen und Proteinen sowie zu einer krankhaften Abmagerung.
Auch auf die Organe wirkt sich chronischer Appetitmangel negativ aus. Dabei besteht das Risiko, dass Albuminmangel im Blut sowie die Bildung von Ödemen auftritt.
Wann zum Arzt?
Hält die Appetitlosigkeit längere Zeit an und lässt sich keine konkrete Ursache dafür finden, empfiehlt es sich, einen Arzt zu Rate zu ziehen. Dies gilt auch, wenn es ungewollt zur Abnahme von Gewicht kommt oder weitere Beschwerden auftreten. So sind mitunter Krankheiten für den Mangel an Appetit verantwortlich, die medizinisch gut therapiert werden können.
Diagnose
Bei einer medizinischen Untersuchung erkundigt sich der behandelnde Arzt zunächst danach, wie lange der Patient schon unter dem Appetitmangel leidet, ob sich seine Ernährungsweise verändert hat oder er bestimmte Arzneimittel zu sich nimmt. Außerdem stellt er fest, ob Gewichtsabnahme oder weitere Beschwerden wie
- Verstopfung
- Schmerzen
- Übelkeit
- Erbrechen
- Durchfall
- Abgeschlagenheit
- Fieber
bestehen. Auch Vorerkrankungen wie zum Beispiel Magengeschwüre oder psychische Belastungen im Beruf oder Privatleben spielen eine Rolle.
Körperliche Untersuchung
Im Anschluss an die Befragung wird eine körperliche Untersuchung durchgeführt. Dazu gehören auch Laboruntersuchungen von Stuhl, Urin und Blut, um abzuklären, ob eventuell bestimmte Keime oder Veränderungen im Körper vorhanden sind.
Mithilfe einer Sonographie (Ultraschalluntersuchung) lässt sich ermitteln, ob der Patient unter Erkrankungen an der Gallenblase, der Leber, der Bauchspeicheldrüse oder der Milz leidet.
Weitere Untersuchungsmethoden
Bei Bedarf können auch weiterführende Untersuchungen notwendig sein. Dabei handelt es sich zumeist um bildgebende Verfahren wie:
Außerdem kann ein Test auf eine Allergie oder eine Lebensmittelunverträglichkeit vorgenommen werden.
Behandlung
Eine Appetitlosigkeit kann eine vorübergehende Erscheinung sein, jedoch kann sie auch chronisch und dann Symptom einer behandlungsbedürftigen Erkrankung sein. In diesem Fall muss diese behandelt werden, um letztlich auch den Hunger wieder zu steigern.
Dazu verordnet der Arzt zum Beispiel spezielle Magentabletten, wenn die Ursache eine Erkrankung im Bereich des Magens ist. Andere schwere Erkrankungen, wie zum Beispiel Krebs, müssen meist durch eine Operation oder Strahlen- bzw. Chemotherapie behandelt werden. Ist die Krebserkrankung überstanden, normalisiert sich in der Regel auch die Appetitlosigkeit wieder.
Selbstbehandlung
Hat die Appetitlosigkeit keine ernsthaften Ursachen, lässt sich der Appetit durch verschiedene Maßnahmen wieder steigern. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Sinneswahrnehmungen.
So regen das Aussehen, der Geruch und der Geschmack von Lebensmitteln die Esslust an. Daher sollte man seine Mahlzeiten optisch stimulierend zubereiten. Als appetitfördernd gelten Salate oder Schnittlauch sowie Gewürze wie Zimt und Ingwer.
Auch ein Teelöffel Senf zwischendurch wirkt sich positiv auf die Verdauungssäfte und den Appetit aus. Ist wieder Hunger zu verspüren, sollte auch das gegessen werden, worauf man Appetit hat.
Allerdings empfiehlt es sich, eine einseitige Ernährung zu vermeiden. Beim Essen sind mehrere kleine Mahlzeiten sinnvoller als wenige große. So können auch Zwischenmahlzeiten eingenommen werden.
Auf den ausgiebigen Genuss von Alkohol sollte man jedoch lieber verzichten, da er Appetitlosigkeit fördert. Das Gleiche gilt für Nikotin.
Hausmittel gegen Appetitlosigkeit
Verschiedene Tees und Kräuter gelten als gute Hausmittel gegen Appetitlosigkeit.
Dazu gehören zum Beispiel Tees aus
- Schafgarbe
- Kümmel
- Zimt und
- Löwenzahn.
Engelwurztee hat die Eigenschaft, nicht nur gegen Appetitlosigkeit zu helfen, sondern auch gegen Beschwerden der oberen Luftwege. Ein Aufguss aus Anis kann sowohl gegen Appetitmangel als auch gegen Blähungen eingesetzt werden. Enzian gilt nicht nur als hilfreich gegen Probleme mit dem Appetit, sondern auch gegen Magenbeschwerden und Verdauungsstörungen.
Pflanzen, die den Appetit fördern, werden Amara. Das sind Pflanzen mit einem hohen Bitterstoffanteil. Durch die Bitterstoffe wird die Produktion von Verdauungssäften angeregt. Das Essen wird somit auch bekömmlicher.
Zu diesen Bitterstoffpflanzen gehören neben Enzian und Löwenzahn auch Tausendgüldenkraut. Die Zubereitungen aus Bitterstoffdrogen, wie zum Beispiel als Tee oder als Magenbitter, sollten wenn möglich eine halbe Stunde vor dem Essen zu sich genommen werden; so können sie ihre Wirkung am besten entfalten.
Um den Appetit bei Kindern zu fördern, gibt man ihnen einen Teelöffel mit Teebaumöl, das auf Würfelzucker aufgebracht und vor den Mahlzeiten eingenommen wird.
Vorbeugung
Appetitlosigkeit lässt sich auch vorbeugen.
- Es wird empfohlen, stets die festen Mahlzeiten einzuhalten und diese als positiv zu empfinden. So sollte man sein Essen wertschätzen und es möglichst langsam zu sich nehmen.
- Nicht selten macht es Appetit, wenn man mit Freunden oder Verwandten einkaufen geht und anschließend gemeinsam kocht.
- Auch reichlich Bewegung an der frischen Luft gilt als appetitanregend.
- Wichtig ist außerdem, unnötigen Stress zu vermeiden.
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- Appetitzügler - Anwendung, Wirkung und Nebenwirkungen
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- Gesundheit heute: Krankheit - Diagnose - Therapie: das Handbuch, TRIAS, 2014, ISBN 9783830481164
- Krankheiten auf einen Blick erkennen: Antlitz- und Körperdiagnose sowie weitere Techniken, um Menschen ganzheitlich zu erfassen, mvg Verlag, 2013, ISBN 3868824499
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- Innere Medizin 2020, 2019, ISBN 3981466098
- Differenzialdiagnose Innerer Krankheiten: Vom Symptom zur Diagnose, Thieme, 2017, ISBN 3133448218
- Kursbuch Gesundheit: Gesundheit und Wohlbefinden. Symptome und Beschwerden. Krankheiten. Untersuchung und Behandlung, Kiepenheuer&Witsch, 2006, ISBN 3462035932
- Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165
- Krankheit als Weg: Deutung und Bedeutung der Krankheitsbilder, Bassermann Verlag, 2008, ISBN 3809423777
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