Aufstoßen - Ursachen und Behandlung
Das Aufstoßen, im Volksmund Rülpsen, ist ein natürlicher Vorgang, bei dem überschüssige Gase aus dem Magen über den Mund nach draußen befördert werden. Beschwerden kann das sogenannte saure Aufstoßen bereiten. Dabei werden neben Gasen auch geringe Mengen Magensaft oder auch Nahrungsbrei aufgestoßen, was als unangenehm und brennend wahrgenommen werden kann. Das saure Aufstoßen hat meist eine krankhafte Ursache und sollte daher ärztlich untersucht werden. Alles Wichtige zu Ursachen und Behandlung krankhaften Aufstoßens lesen Sie hier.
Das Aufstoßen ist im Volksmund auch als Rülpsen, Rölbsen oder Bäuerchen machen bekannt. Die Medizin bezeichnet den Vorgang als Regurgitation. Dabei kommt es zum Entweichen von Luft aus dem Körper, was sich durch ein rülpsendes Geräusch bemerkbar macht.
Das Aufstoßen ist ein ganz normaler Vorgang des Körpers zum Abbau von überschüssigen Gasen. Bei diesem Vorgang entweicht Luft aus dem Magen durch Mund oder Nase. Manchmal wird auch etwas Magensaft mit dem Luftstrom abgegeben, der dann in Speiseröhre oder Mund aufsteigt. Es besteht im Gegensatz zum Erbrechen jedoch keine gezielte Kontraktion von Bauchmuskeln und Zwerchfell zum Auswurf des Mageninhalts.
Obwohl das Aufstoßen ein natürlicher Vorgang ist, gilt es in der heutigen Zeit als Zeichen von schlechtem Benehmen. In Antike und Mittelalter war es dagegen unhöflich, nach einer Mahlzeit nicht zu rülpsen, um dem Gastgeber damit zu bestätigen, dass das Essen gemundet hatte. Babys werden hingegen sogar dazu ermuntert, ein "Bäuerchen zu machen", um beim Essen und Trinken verschluckte Luft wieder aus dem Körper zu befördern.
Ursachen des Aufstoßens
Hauptgrund für das Aufstoßen ist das Verschlucken von Luft oder der Genuss von Getränken, die Kohlensäure enthalten, wie zum Beispiel Mineralwasser, Limonade oder Cola. Dabei bilden sich im Magen Gasblasen. Wird ein bestimmtes Volumen überschritten, steigt das Gas über die Speiseröhre in die obere Richtung auf.
Werden kleinere Mengen an Magensaft oder Nahrungsbrei mit nach oben befördert, ist von saurem Aufstoßen die Rede.
Auch schwer verdauliche Mahlzeiten oder zu hastiges Essen können das Aufstoßen begünstigen. Gleiches gilt für den Konsum von Alkohol und Zigaretten.
Durch einige Nahrungsmittel wird das Aufstoßen außerdem gefördert, zum Beispiel:
- Hülsenfrüchte
- Zwiebeln
- Kaffee
- Kohl
- Vollkornbrot
- Sahne
Aufstoßen durch Krankheiten
In der Regel ist das Aufstoßen harmlos. Bei manchen Menschen kann es jedoch ständig auftreten. Verantwortlich dafür sind bestimmte Krankheiten oder Beschwerden wie:
- Magengeschwüre
- Muskelschwächen zwischen Magen und Speiseröhre
- eine Hernie, bei der Magenteile durch das Zwerchfell hindurch treten
- Tumore, die sich im Magen oder der Speiseröhre bilden
Zeigt sich neben dem Aufstoßen auch ein unangenehmer Darmgeruch, ist dies ein Hinweis auf einen Darmverschluss. Weil der Nahrungsbrei dann nicht seinen gewohnten Weg durch den Körper nehmen kann, steigt er wieder auf.
Saures Aufstoßen wegen Refluxkrankheit/Sodbrennen
Nicht immer ist eine krankhafte Ursache für saures Aufstoßen ursächlich. So gilt es nicht als ungewöhnlich, wenn etwas Mageninhalt aufgestoßen wird. Tritt es jedoch ständig auf, was besonders nach dem Genuss von süßen oder fetten Speisen gilt, besteht die Möglichkeit von Sodbrennen oder der Refluxkrankheit. In diesem Fall wird verstärkt Magensäure hergestellt, die der Speiseröhrenschließmuskel nicht mehr zurückhalten kann. Die Betroffenen leiden dann häufig unter schmerzhaften Beschwerden in der Brust.
Auch die Speiseröhre kann durch das ständige saure Aufstoßen in Mitleidenschaft gezogen werden. Geraten die Zähne in Kontakt mit der sauren Magensäure, sind auch bei ihnen Schädigungen möglich.
Verengung der Speiseröhre
Wird unverdauter Nahrungsbrei aufgestoßen, liegt dies mitunter an einer Verengung der Speiseröhre. Infolgedessen gelangt die Nahrung nicht komplett oder sogar überhaupt nicht in den Magen. Diese Verengung kann bereits angeboren sein. Oft sind auch Tumore für sie verantwortlich.
Aufstoßen in der Schwangerschaft
Auch schwangere Frauen leiden häufig unter intensivem Aufstoßen. So sorgt der wachsende Fötus für mehr Druck auf den Magen der Mutter, wodurch sich das Organ in die obere Richtung verschiebt und der Schließmuskel am Magenübergang undicht wird. Dadurch können Luft und Magensäure leichter nach oben vordringen, sodass die betroffenen Frauen nicht selten unter Sodbrennen leiden. Dieses Problem ist jedoch nur vorübergehender Natur.
Weitere Ursachen
Es kommen noch weitere Ursachen für häufiges oder saures Aufstoßen in Betracht. Dazu zählen:
- eine Nahrungsmittelallergie wie eine Laktoseintoleranz oder Glutenunverträglichkeit
- Nebenwirkungen durch Medikamente wie Kalziumantagonisten oder Psychopharmaka
- Entzündungen der Magenschleimhaut (Gastritis)
- Zenker-Divertikel
- Verengungen des Magenausgangs aufgrund von Narben, Geschwüren oder Tumoren
Diagnose bei krankhaftem Aufstoßen
Normalerweise stellt Aufstoßen keinen Anlass für einen Arztbesuch dar. Handelt es sich jedoch um regelmäßiges saures Aufstoßen und besteht Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergie, ist es durchaus sinnvoll, die Ursachen medizinisch abklären zu lassen.
Im Falle einer Untersuchung erkundigt sich der Arzt über Ausmaß und Ablauf des Aufstoßens. Von der vermuteten Ursache hängen die anschließenden Untersuchungen ab.
Magenspiegelung
Aufschlüsse über die Ursachen des vermehrten Aufstoßens kann eine Magenspiegelung liefern. So lassen sich durch das Verfahren unter anderem Engstellen an Speiseröhre oder Schlund feststellen.
Behandlung bei krankhaftem Aufstoßen
Die Therapie von krankhaftem Aufstoßen richtet sich nach dessen Ursache. Ist zum Beispiel eine bakterielle Infektion oder die Refluxkrankheit für die Beschwerden verantwortlich, verordnet der Arzt dem Patienten Arzneimittel wie Antibiotika oder Protonenpumpeninhibitoren. Liegt dagegen eine Nahrungsmittelallergie vor, muss sich der Patient einer konsequenten Diät unterziehen.
Chirurgische Eingriffe
Eine rasche Operation kann erforderlich sein, wenn der Erkrankte unter einem Darmverschluss leidet. Auch gegen Tumore wird meist operativ vorgegangen. Zusätzlich sind dann Bestrahlungen oder eine Chemotherapie notwendig.
Hausmittel gegen Aufstoßen
Gegen harmloses Aufstoßen lassen sich verschiedene Hausmittel anwenden, zum Beispiel:
- das Trinken von stillem Wasser anstatt von Getränken, die Kohlensäure enthalten
- Verzicht von von Nahrungsmitteln, die blähend wirken
- Verzicht auf Alkohol
- das konsequente Vermeiden von Lebensmitteln, die eine Nahrungsmittelallergie verursachen
- der Genuss von Getränken, die sich beruhigend auf den Magen-Darm-Trakt auswirken, wie Pfefferminztee, Kamillentee, Kümmeltee oder Fencheltee
- der maßvolle Verzehr von Ingwer zur Beruhigung der Verdauungsregion
Hilfreich ist außerdem das langsame Kauen der Nahrung. Generell ist es ratsam, anstatt weniger üppiger Mahlzeiten über den Tag verteilt mehrmals kleinere Mahlzeiten zu sich zu nehmen.
Arzneimittel aus der Apotheke
In ausgeprägten Fällen von Aufstoßen helfen auch einige rezeptfreie Medikamente, die Simeticon oder Dimeticon enthalten. Sie haben den Vorteil, dass sie in der Regel keine Nebenwirkungen aufweisen und gegen Gasblasen in Magen und Darm vorgehen.
Prognose bei Aufstoßen
Harmloses Aufstoßen geht normalerweise nach kurzer Zeit von allein wieder zurück. Bei regelmäßigen saurem Aufstoßen oder Sodbrennen kann jedoch eine medizinische Behandlung erforderlich sein.
Vorbeugung von Aufstoßen
Um häufigem Aufstoßen vorzubeugen, empfiehlt es sich, auf schwere und fetthaltige Mahlzeiten zu verzichten. Besser ist dagegen der Genuss von magenfreundlichen Speisen, die sich leicht verdauen lassen. Auch auf scharf gewürztes Essen ist bei Empfindlichkeit zu verzichten.
Bei stressbedingtem Aufstoßen können mitunter Entspannungstechniken wie Yoga Abhilfe schaffen.
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