Bewegungsstörungen - Ursachen und Behandlung

Man unterscheidet verschiedenartige Bewegungsstörungen. Je nach Krankheit wird dieses Symptom unterschiedlich behandelt.

Von Claudia Haut

Ursachen

Bewegungsstörungen können sowohl angeboren sein (cerebrale Bewegungsstörungen) und dann bereits bei den Säuglingen vorkommen oder sie können auch als Symptom einer Krankheit im Laufe des Lebens auftreten (stereotype Bewegungsstörungen).

Die so genannten cerebralen Bewegungsstörungen treten entweder bereits im Säuglingsalter oder spätestens im Vorschulalter auf. Das Gehirn ist bei diesen Kindern dauerhaft geschädigt. Grund dafür kann ein Sauerstoffmangel während der Geburt sein. Auch durch einen schweren Unfall, bei dem das Kind ein Schädel-Hirn-Trauma erleiden kann, können diese Bewegungsstörungen entstehen.

Die Hirnschädigung kann bereits auch während der Schwangerschaft im Mutterleib entstanden sein. Grund dafür kann zum Beispiel ein massiver Alkoholkonsum der schwangeren Frau sein.

Erkrankungen

Patienten mit einer stereotypen Bewegungsstörung haben zum Beispiel Krankheiten wie das Tourette-Syndrom, das sich durch so genannte "Tics" äußert, bei dem sich der Patient selbst schlägt, immer wieder die Zunge herausstreckt oder unkontrollierte Worte von sich gibt. Das Verhalten ist hier zwanghaft und kann vom Patienten nicht kontrolliert werden.

Bewegungsstörungen können auch das Symptom einer Krankheit wie zum Beispiel dem Schlaganfall sein. Die Patienten haben hier häufig auch Lähmungen an einzelnen Gliedmaßen oder einer gesamten Körperhälfte.

Komplikationen

Verschiedene Bewegungsstörungen wie eine zerebelläre Ataxie können mit Komplikationen einhergehen. So besteht die Gefahr von Entzündungserkrankungen des Rückenmarks und des Nervensystems. Auch Multiple Sklerose ist im Bereich des Möglichen.

Bei Gangstörungen kann es vorkommen, dass die betroffene Person stürzt und sich dabei Verletzungen zuzieht. Als medizinischer Notfall gelten akut auftretende Bewegungsstörungen. Diese gelten als Hinweis auf einen Schlaganfall und bedürfen einer umgehenden ärztlichen Therapie.

Wann zum Arzt?

Da Bewegungsstörungen das Symptom einer neurologischen Krankheit sein können, sollte bei ihrem Einsetzen grundsätzlich ein Arzt zu Rate gezogen werden. Dies gilt vor allem dann, wenn Beschwerden wie

  • ein taumelnder Gang
  • unsichere Schritte
  • ein Instabilitätsgefühl beim Gehen, Stehen oder Sitzen
  • Augenbewegungsstörungen
  • Sprechstörungen
  • zittrige Hände oder
  • Schwierigkeiten beim Schreiben

auftreten.

Diagnose

Kommt es zu Bewegungsstörungen, wird empfohlen, sich an einen Facharzt für Neurologie zu wenden. Die Untersuchung beginnt damit, dass der Neurologe gezielte Fragen an den Patienten stellt, um die Ursachen der Bewegungsstörungen zu ermitteln. Im Anschluss daran findet eine körperliche Untersuchung statt.

Allgemeine neurologische Untersuchung

Die allgemeine neurologische Untersuchung dient als Überblick über die Funktionen der Nerven, des Rückenmarks und des Gehirns. Dazu benutzt der Neurologe einen Hammer aus Gummi zum Überprüfen der Reflexe sowie eine spezielle Taschenlampe zum Durchleuchten der Augen.

Weitere Untersuchungsmöglichkeiten

In der Regel müssen bei Bewegungsstörungen weitere Untersuchungen durchgeführt werden. Dabei kann es sich um

handeln.

Ist der Patient jünger als 25 Jahre, erfolgt zudem eine molekularbiologische Untersuchung. Diese dient zur Feststellung von möglichen Erbkrankheiten, die die Bewegungsstörungen verursachen können.

Behandlung

Patienten mit Bewegungsstörungen erhalten in vielen Fällen physiotherapeutische Behandlung. Bei kleinen Kindern oder Säuglingen werden auch die Eltern in die Therapie miteingebunden und müssen die Übungen zu Hause weiterführen.

Der Therapeut wendet je nach Grunderkrankung verschiedene Bewegungsübungen, Krankengymnastik (zum Beispiel nach Bobath) oder auch Massagetechniken an, um die Bewegungsstörungen zu bessern oder zu heilen. Einige Patienten mit Bewegungsstörungen sind auch auf einen Rollstuhl oder einen Rollator ("Gehwagen") angewiesen, um sich fortbewegen zu können.

Oftmals sind die Bewegungsstörungen das Symptom einer schweren Krankheit. Die Patienten benötigen in diesem Fall im Anschluss an die Akutbehandlung in einem Krankenhaus häufig eine mehrwöchige Rehabilitationsbehandlung. Dort erfolgt eine intensive Physiotherapie und der Patient lernt, mit seiner Krankheit umzugehen.

Selbsttherapie

Um chronische Bewegungsstörungen zusätzlich zu behandeln, wird das regelmäßige Absolvieren von krankengymnastischen Übungen empfohlen. Diese sollte der Patient auch konsequent durchführen.

Nicht selten sind zudem Gespräche mit anderen Menschen, die ebenfalls an Bewegungsstörungen leiden, hilfreich. So sollte man offen über seine gesundheitlichen Probleme sprechen und sich nicht vom öffentlichen Leben zurückziehen.

Vorbeugung

Bewegungsstörungen vorzubeugen ist leider oftmals nicht möglich. So hängen die motorischen Störungen nicht selten von einer bestimmten Grunderkrankung ab.

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