Dehydrierung - Ursachen und Behandlung

Eine Dehydrierung ist ein Flüssigkeitsmangel im Körper. Dieser kann das Symptom verschiedener Krankheiten sein.

Von Claudia Haut
Klassifikation nach ICD-10: E86
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Wassergehalt, Wasseraufnahme und Wasserabgabe

Der Wassergehalt des menschlichen Körpers liegt bei etwa 50 bis 60 Prozent. Dieser vergleichsweise hohe Wasseranteil ist auch notwendig, da das Wasser für praktisch alle Körperfunktionen eine wichtige Bedeutung hat.

Die Flüssigkeit im Körper ist zum Beispiel für

  • den Transport wichtiger Stoffe
  • Ausscheidungen oder
  • das Wachstum

verantwortlich. Das Wasser im Körper ist dabei immer gleichmäßig innerhalb und außerhalb der Zellen verteilt. Das ist auch im Alter der Fall. Allerdings sinkt bei älteren Menschen ab dem 60. Lebensjahr der Gesamtwassergehalt des Körpers um etwa fünf Prozent.

Natrium

Damit beim Flüssigkeitsvolumen innerhalb und außerhalb der Zellen immer ein ausgewogenes Verhältnis herrscht, braucht der Körper Natrium. Der Salzgehalt im Körper ist demnach eng mit dem Wassergehalt verbunden.

Denn jede Aufnahme von Salz, die hauptsächlich über die Aufnahme von Kochsalz erfolgt, hat in der Regel auch eine Wasseraufnahme zur Folge. Und das aufgenommene Wasser bindet das Natrium im Körper.

ADH

Damit das Verhältnis zwischen Wasseraufnahme und Wasserabgabe immer in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander steht, arbeitet der Körper mit dem natürlichen Durstgefühl und einem Hormon, dem antidiuretischen Hormon (ADH).

Wenn der Körper Durst signalisiert, erfolgt in der Regel eine Flüssigkeitsaufnahme. Die Flüssigkeit wird

Dort wird das ADH produziert. Dieses ADH entscheidet darüber, wie viel Flüssigkeit wieder ausgeschieden werden soll. Wird dem Körper nun zu wenig Flüssigkeit zugeführt, dann verändert sich das Verhältnis aus Flüssigkeit und Blutkörperchen im Blut. Das Blut wird sozusagen dicker und der Blutdruck sinkt.

Dieses Missverhältnis sorgt dafür, dass das Hormon ADH vermehrt ausgeschüttet wird. Der Körper scheidet dadurch weniger Flüssigkeit aus. Zugleich tritt ein Durstgefühl auf.

Dehydrierung: Ursachen

Im Alter haben viele Menschen ein vermindertes Durstgefühl, so dass sie weniger trinken. Der Körper bräuchte jedoch wesentlich größere Mengen an Flüssigkeit als diese Patienten zu sich nehmen. Folglich trocknet der Körper immer mehr aus, wenn die alten Menschen nicht auch ohne Durstgefühl trinken.

Im Sommer bei großer Hitze ist es völlig normal, dass der Mensch schwitzt. Da beim Schwitzen jedoch Elektrolyte ausgeschieden werden, müssen diese in Form von Getränken (z.B. Mineralwasser) wieder zugeführt werden. Geschieht dies nicht, entwickelt sich eine Dehydrierung.

Bei einer schweren Operation verliert ein Patient häufig viel Blut, so dass ein Flüssigkeitsmangel im Körper entsteht. Auch eine schwere Geburt kann mit hohem Blutverlust verbunden sein und eine Dehydrierung der Patientin verursachen.

Auch Medikamente können eine Dehydrierung verursachen. Menschen, die zu lange und/oder in zu hoher Dosierung ein Abführmittel einnehmen, können dadurch ebenfalls unter diesem Symptom leiden.

Erkrankungen

Hohes Fieber entzieht dem Körper ebenfalls Flüssigkeit, so dass bei fieberhaften Erkrankungen viel getrunken werden muss, um eine Dehydrierung des Körpers zu vermeiden.

Magen-Darm-Infekte mit starkem Erbrechen und Durchfall führen ebenfalls in vielen Fällen zu einer Dehydrierung. Der Patient scheidet mit dem Erbrochenen und dem Durchfall sehr viel Flüssigkeit aus. Kann auch die getrunkene Flüssigkeit nicht im Körper behalten werden, so trocknet der Körper ohne medizinische Behandlung aus.

Patienten, die an der Zuckerkrankheit leiden, weisen ebenfalls in einigen Fällen eine Austrocknung des Körpers auf. Dies liegt besonders dann vor, wenn der Glucosespiegel im Blut nicht richtig oder noch gar nicht eingestellt wurde.

Komplikationen

Hält eine Dehydrierung längere Zeit an, besteht die Gefahr, dass Komplikationen auftreten. So macht sich ein mittelschwerer bis schwerer Flüssigkeitsmangel durch Symptome wie

bemerkbar. Außerdem kann sich der Urin, dessen Menge zusehends abnimmt, dunkel verfärben. Fallen die Beschwerden zunächst noch leicht aus, werden sie im Laufe der Austrocknung immer bedenklicher.

Zunächst versucht der Körper die gewohnte Aufrechterhaltung des Blutkreislaufs durch die Steigerung der Herzschläge. Bleibt die Versorgung des Organismus mit Wasser jedoch weiterhin aus, bricht diese Kompensation zusammen, sodass die lebenswichtigen Organe wie das Gehirn nicht mehr ausreichend versorgt werden. Im schlimmsten Fall führt die voranschreitende Dehydratation schließlich zum Tod.

Austrocknung im Alter (Exsikkose) als Folge der Dehydrierung

Mit zunehmendem Alter kommt es jedoch oft zu einer Störung der Nieren, die dazu beiträgt, dass sie nicht mehr so gut auf einen negativen Wasserhaushalt reagieren können. Auch das Durstgefühl lässt im Alter nach.

Aus diesem Grund kommt es bei älteren Menschen häufig zu einer Exsikkose. Die Austrocknung des Körpers kann zahlreiche gesundheitliche Folgen mit sich bringen.

Das unausgewogene Verhältnis zwischen Wasseraufnahme und Wasserverlust kann sich in vielfältiger Weise äußern. Typische Symptome einer Exsikkose sind

Zudem steigt das Risiko für Harnwegserkrankungen (wie zum Beispiel Blasen- oder Harnwegsinfektionen) deutlich an, weil das gesamte System durch den geringen Wasserhaushalt nicht gut genug "durchgespült" wird. Außerdem lassen Schwindel und Schwächefühl das Risiko für Stürze und Verletzungen steigen.

Wann zum Arzt?

Besteht Unsicherheit, ob eine Dehydrierung vorliegt oder sind Anzeichen einer Austrocknung zu verzeichnen, muss ein Arzt konsultiert werden. Dies gilt in erster Linie bei alten Menschen und Babys. Auch wenn der Patient unter Begleitsymptomen wie Fieber, Erbrechen oder Durchfall leidet, ist ein Arzt zu rufen.

Diagnose

Diagnostizieren lässt sich eine Dehydrierung zumeist schon anhand eines starken Durstgefühls. Bei älteren Menschen liegt allerdings oftmals eine Beeinträchtigung dieses Gefühls vor. Als weitere mögliche Hinweise gelten Kopfschmerzen und ein Gefühl der Schwäche.

Untersuchung

Um herauszufinden, wodurch die Dehydrierung verursacht wird und wie stark sie ist, nimmt der behandelnde Arzt eine körperliche Untersuchung vor. Das heißt, dass der Mediziner auf Hinweise auf einen Flüssigkeitsmangel wie

  • Augenringe
  • trockene Haut und Schleimhaut oder
  • eine Verminderung der Hautspannung

achtet. Außerdem kann der Patient unter zusätzlichen Beschwerden wie

  • Fieber
  • Kopfschmerzen
  • Benommenheit
  • Verwirrtheit
  • Bewusstseinsstörungen
  • Übelkeit oder
  • Krämpfen

leiden. Allerdings sind die Anzeichen für eine Austrocknung unterschiedlich und hängen davon ab, ob der Organismus vorwiegend Wasser, Salze oder beides eingebüßt hat.

Weitere Untersuchungen

Mitunter können auch weitere Untersuchungen bei einer Dehydrierung erforderlich sein. So werden zum Beispiel eine Blutuntersuchung oder eine Urinuntersuchung durchgeführt, um abzuklären, ob eine Störung des Elektrolythaushaltes im Körper vorliegt. Dabei kann es sich zum Beispiel um Natriummangel handeln.

Ist eine Grunderkrankung wie eine Nierenschwäche oder die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) für die Dehydrierung ursächlich, gilt es, diese zu diagnostizieren und entsprechend zu behandeln.

Behandlung

Konnte der Arzt aufgrund der Untersuchung und der Befragung von Patient oder den Angehörigen das Symptom Dehydrierung feststellen, so muss der Patient sofort viel trinken. Dies ist jedoch nur dann möglich, wenn der Patient bei Bewusstsein ist. Bewusstlose Patienten erhalten die Flüssigkeit in Form einer Infusion in die Armbeuge oder in eine Vene der Hand.

Da eine Dehydrierung nur ein Symptom darstellt, muss der Arzt anschließend die Grunderkrankung therapieren, sofern diese noch akut besteht. Diabetiker müssen dann häufig auf Insulin (neu) eingestellt werden und regelmäßig ihren Blutzucker überprüfen.

In einigen Fällen kann auch eine Bluttransfusion notwendig werden. Der Patient erhält dann das Blut eines Blutspenders.

Selbsttherapie

Bei einem leichten Mangel an Flüssigkeit, der durch einen Magen-Darm-Infekt oder starke Schweißausbrüche bei Hitze hervorgerufen wird, ist auch eine Selbsttherapie möglich. So sollte der Patient dabei viel trinken und die Flüssigkeit in kleineren Dosen zu sich nehmen.

Als am besten geeignet für die erhöhte Flüssigkeitszufuhr gelten

Vorbeugung

Einem Flüssigkeitsmangel lässt sich am besten vorbeugen, indem man stets genügend trinkt. Dazu werden im Tagesverlauf mehrere Gläser mit Wasser eingenommen. Um den Geschmack zu verbessern, kann man dem Wasser auch ein wenig Zitronensaft beimischen.

Vor allem bei Senioren und kleinen Kindern ist für eine ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit zu sorgen. Wird aktiv Sport betrieben oder kommt es zu sonstigen starken physischen Anstrengungen, muss darauf geachtet werden, dass der Körper dann mehr Flüssigkeit benötigt.

Eine Exsikkose im Alter vermeiden

Gerade für alte Menschen, bei denen das natürliche Durstgefühl nicht mehr so ausgeprägt ist, ist das regelmäßige Trinken oft ein echtes Problem. Trotzdem liegt der tägliche Flüssigkeitsbedarf bei etwa zwei Litern.

Diese Menge sollte dem Körper nach Möglichkeit regelmäßig zugeführt werden. Durch Schwitzen oder körperliche Anstrengung erhöht sich dieser Bedarf.

Aber auch wenn der Mensch nicht schwitzt, verliert er (abgesehen von den natürlichen Ausscheidungen) über die Atmung und über die Haut Flüssigkeit.

Um den täglichen Flüssigkeitsbedarf zu decken, ist es sinnvoll, sich feste Trinkgewohnheiten zuzulegen. Mit ein paar einfachen Tricks kann das regelmäßige Trinken von Wasser zur Gewohnheit werden.

Trinkplan erstellen

So ist es beispielsweise zweckmäßig, wenn man sich einen "Fahrplan" erstellt.

  • So kann man sich zum Beispiel angewöhnen, direkt nach dem Aufstehen ein Glas Wasser zu trinken.
  • Zur Tasse Kaffee am Morgen kann man ein Glas Saft trinken.
  • Auch zu jeder weiteren Mahlzeit sollte immer ein Glas Wasser getrunken werden.

Um die tägliche Trinkmenge besser im Überblick zu behalten, kann man sich seine "Tagesdosis" gut sichtbar (zum Beispiel in der Küche oder auf dem Esstisch) bereitstellen.

Viele ältere Menschen trinken auch bewusst zu wenig, weil sie befürchten, sie könnten (vor allem unterwegs) bei Harndrang nicht schnell genug eine Toilette erreichen. Allerdings können die gesundheitlichen Folgen einer Exsikkose derart dramatisch sein, dass eventuelle Unannehmlichkeiten dafür in Kauf genommen werden sollten. Außerdem kann man ein eventuelles "Malheur" auch mit diversen Hygieneartikeln (Windeln oder Hygieneeinlagen) verhindern.

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