Durchfall - Ursachen und Behandlung
Durchfall kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Besonders bei kleinen Kindern und älteren Menschen sollte dieses Symptom nicht auf die leichte Schulter genommen werden.
Unter Durchfall - oder dem medizinischen Begriff Diarrhö - versteht man entweder eine Änderung der Stuhlkonsistenz in eine flüssigere Form als gewöhnlich oder eine Stuhlentleerung, die häufiger als dreimal am Tag stattfindet oder die eine bestimmte Menge überschreitet. Dauert dieser Zustand bei einem Erwachsenen wenige Tage an ohne Begleiterscheinungen aufzuweisen und verschwindet dann wieder, so besteht in der Regel kein Grund zur Besorgnis.
Begleitende Symptome sollten jedoch ernst genommen werden. Man unterscheidet mitunter zwischen akuter Diarrhö, die bis zu zwei Wochen, und chronischer Diarrhö, die länger als zwei Wochen anhält.
Ursachen
Zu den häufigsten Ursachen gehören beispielsweise Nahrungsmittelunverträglichkeiten, wie etwa auf bestimmte Getreidesorten. Doch auch einige Lebensmittel ansich können Durchfall auslösen, vor allem dann, wenn man sie in großen Mengen isst. Dazu zählen zum Beispiel Pflaumen.
Menschen, die extrem nervös sind oder häufig unter starkem Stress stehen, können ebenfalls unter Durchfall leiden, da der Darm durchaus sensibel auf unsere Psyche reagiert. Figurbewusste Menschen, die abführende Medikamente einnehmen, bemerken ebenfalls häufig Durchfall.
Wird das Medikament abgesetzt, normalisiert sich der Stuhlgang in der Regel wieder. Doch auch einige andere Arzneimittel, beispielsweise Antibiotika, können Durchfall als Nebenwirkung aufweisen.
Die Hauptursachen der akuten Diarrhö finden sich in bakteriellen Infektionen oder auch Lebensmittelvergiftungen. Hier siedeln sich die Erreger im Darm an, was dazu führt, dass unkontrollierte Mengen von Wasser und Schleim von der Darmwand abgesondert werden.
Zudem verlieren die Darmzellen einen Teil ihrer Fähigkeit, Wasser zu resorbieren. Aus diesem Grund sammelt sich das Wasser an und verflüssigt den Stuhl.
Erkrankungen
In vielen Fällen haben sich die Patienten ein Virus eingefangen, das zu Durchfall und teilweise zusätzlich auch zu Erbrechen führen kann. Im Volksmund nennt man dies "Magen-Darm-Grippe". Wenn das Virus aus dem Körper wieder ausgeschieden ist, hört auch der Durchfall auf.
Neben Viren können auch Bakterien oder Parasitenbefall einen Durchfall verursachen. Patienten mit einer chronischen Darmerkrankung, zum Beispiel Morbus Crohn, leiden ebenfalls häufig unter Durchfall, da der Körper dann die Flüssigkeit aus Essen und Trinken nicht mehr richtig verwerten kann.
Besonders länger andauernder Durchfall kann das Symptom einer schwerwiegenden Erkrankung wie zum Beispiel einem bösartigen Tumor im Darm (Darmkrebs) sein. Neben dem Darmkrebs gibt es viele weitere Krankheiten, die als Symptom den Durchfall aufweisen.
Dazu zählen zum Beispiel die
- Colitis ulcerosa
- Schilddrüsenerkrankungen oder auch
- eine Zöliakie.
Komplikationen
Durchfall ist normalerweise nicht weiter bedenklich und geht meist von selbst wieder zurück. Mitunter kann er jedoch schwerer ausfallen und von weiteren Beschwerden wie
- Bauchschmerzen
- Übelkeit
- Erbrechen und
- Kreislaufproblemen
begleitet werden. Eine gefürchtete Komplikation von Durchfall ist die Dehydratation, bei der es aufgrund von Flüssigkeitsmangel zur Austrocknung des Körpers kommt.
Risikogruppen
Als besonders gefährdet dafür gelten
Diese zählen zusammen mit
- schwangeren Frauen und
- immungeschwächten Personen
zu den Risikogruppen, bei denen Durchfall einen gefährlicheren Verlauf nehmen kann. Sogar Lebensgefahr ist bei ihnen im Bereich des Möglichen. Aber auch Bewohner von Alten- oder Pflegeheimen, Pflegepersonal oder Angestellte in der Landwirtschaft sowie der Nahrungsmittelindustrie erkranken häufiger an Durchfall.
Wann zum Arzt?
Bei den meisten Menschen ist aufgrund von zeitweiligem Durchfall kein Arztbesuch nötig. Kommt es jedoch zu chronischem Durchfall, besteht die Gefahr einer ernsten Erkrankung, was ärztlich abzuklären ist. Ebenso sollten ältere Menschen bei Durchfall einen Arzt konsultieren, da bei ihnen die Gefahr einer Austrocknung besteht.
Ein Arzt muss auch dann aufgesucht werden, wenn der Patient unter krampfartigem Durchfall, verbunden mit Erbrechen oder Kreislaufbeschwerden, leidet. So kann es sich dabei um eine Salmonellen- oder EHEC-Infektion handeln. Auch wenn Blut im Stuhl auftaucht, ist ein Arztbesuch unvermeidlich.
Der Stuhl kann bei Diarrhö auch Eier oder Schleim enthalten oder besonders fettig und ölig sein. Sollte dies der Fall sein, sich zusätzlich Fieber bilden oder aber der Durchfall kurz nach einer Auslandsreise auftreten, so sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Diagnose
Sucht man wegen anhaltendem Durchfall einen Arzt auf, erkundigt sich dieser bei seinem Patienten:
- Seit wann er unter Durchfall leidet
- Wie oft der Durchfall auftritt
- Was er zuletzt für Mahlzeiten zu sich genommen hat
- Ob bestimmte Vorerkrankungen bestehen
- Wie die Konsistenz des Stuhls ist
- Ob weitere Beschwerden wie Bauchschmerzen und Übelkeit bestehen
- Ob kürzlich Reisen in tropische oder subtropische Gebiete unternommen wurden
Untersuchungen
Nach der Befragung des Patienten wird dieser körperlich untersucht. Das heißt, dass der Arzt eine Abtastung des Bauchraums vornimmt. Außerdem horcht er den Bauch mit einem Stethoskop ab. Zumeist erfolgt auch eine rektale Untersuchung.
Um eventuelle Krankheitserreger als Urheber des Durchfalls nachzuweisen, muss der Patient eine Stuhlprobe abgeben, die dann labortechnisch untersucht wird. Ebenso kann eine Blutabnahme erfolgen, um die Entzündungswerte zu überprüfen.
Weitere Untersuchungsmethoden
Falls erforderlich, lassen sich noch weitere Untersuchungen durchführen. Dazu gehören:
- eine Röntgenuntersuchung des Dickdarms
- ein Laktosetoleranztest
- eine Abdomensonographie (Ultraschalluntersuchung des Bauches)
- eine Magenspiegelung und
- eine Koloskopie (Darmspiegelung)
Ablauf der Magen- und Darmspiegelung
Sowohl die Magen- als auch die Darmspiegelung werden mit einem Endoskop durchgeführt, das aus einem langen Schlauch sowie einer Kamera und einer Lichtquelle besteht. Bei der Magenspiegelung führt der Arzt das Endoskop über den Mund ein, bei der Darmspiegelung über den After. Bei beiden Untersuchungen können mit Hilfe einer dünnen Zange auch Gewebeproben entnommen werden.
Für eine Magenspiegelung muss der Patient nüchtern sein und erhält kurz vor der Untersuchung ein Rachenspray, das den Würgereiz beim Einführen des Endoskops hemmt. Die Darmspiegelung benötigt mehr Vorbereitungszeit: Der Patient muss dazu einige Liter einer Lösung trinken, die eine abführende und Darm reinigende Wirkung hat.
Bei beiden Untersuchungen wird in der Regel ein leichtes Beruhigungsmittel verabreicht, um die Untersuchung für den Patienten angenehmer zu machen.
Behandlung
Grundsätzlich gesunde Erwachsene, die nur kurzzeitig einen Durchfall im Rahmen einer Infektion haben, müssen sich nicht zwingend ärztlich behandeln lassen. Besonders kleine Kinder und ältere Menschen sollten jedoch immer einen Arzt aufsuchen, wenn sie unter Durchfall leiden, da bei diesen Patienten der Körper schnell austrocknen kann.
Flüssigkeitsverluste ausgleichen
Egal wie stark der Durchfall ist: Die Flüssigkeit, die der Körper durch die häufige Stuhlentleerung ausscheidet, muss der Patient wieder zu sich führen. Meist genügt es, wenn viel getrunken wird.
In der Apotheke sind auch spezielle Elektrolytlösungen erhältlich, die dem Körper alle Mineralien zurückgeben, die er durch den Durchfall verloren hat.
Bei sehr schweren Durchfällen muss den Patienten auch eine Infusion in eine Vene des Armes verabreicht werden, um einen Kreislaufschock zu verhindern.
Medikamentöse Therapien
Teilweise ist es notwendig, dass der Arzt ein Medikament gegen den Durchfall verordnet. Wenn die Ursache des Durchfalls jedoch zum Beispiel Bakterien sind, kann dies oftmals nicht sinnvoll sein, da die Bakterien dann aus dem Körper nicht ausgeschieden werden können. Hat der Patient starke Bauchkrämpfe, kann auch ein krampflösendes Medikament eingenommen werden. Durch die Einnahme von Aktivkohle kann der Durchfall ebenso gelindert werden.
Operationen und Strahlentherapie
Hat der Durchfall eine ernste Krankheit als Ursache, so müssen weitere Behandlungen erfolgen. Dies kann eine Operation sein, bei der zum Beispiel ein Tumor entfernt wird, aber auch Chemo- oder Strahlentherapie können zur Anwendung kommen.
Selbsttherapie
Bei leichtem Durchfall kann durchaus eine Selbsttherapie erfolgen. In den meisten Fällen endet die Diarrhoe nach zwei bis drei Tagen ohnehin von selbst wieder. Wichtig ist jedoch, in diesem Zeitraum reichlich zu trinken, da der Körper größere Mengen an Flüssigkeit verliert.
Am besten eignen sich Tees wie schwarzer Tee oder Kräutertees wie
- Pfefferminztee
- Kamillentee
- Fencheltee
- Fenchel-Anis-Kümmel-Tee oder
- Brombeerblättertee.
Aber auch Mineralwasser gilt als sinnvoll, sofern es keine Kohlensäure enthält. Diese wirkt sich eher kontraproduktiv bei Durchfall aus. Als ungeeignetes Getränk gilt dagegen Vollmilch.
Hausmittel
Gegen Durchfall gibt es auch bewährte Hausmittel.
Äpfel
Dazu gehört das Essen eines rohen geriebenen Apfels. Zur Zubereitung werden 250 Gramm Äpfel auf einer Obst- oder Feinreibe zerrieben. Außerdem entfernt man die Kerne sowie ihr Gehäuse. Damit der Apfel keine braune Färbung annimmt, kann man einige Zitronentropfen hinzugeben.
In Äpfeln ist Pektin enthalten. Dieses hat die Wirkung eines Quellstoffes und sorgt für das Eindicken des Kots.
Innerhalb des Darms errichtet das Pektin über der Darmwand einen schützenden Film. Sind dort noch bakterielle Giftstoffe vorhanden, können diese deswegen keinen Schaden mehr anrichten, bis der Körper sie ausscheidet.
Karotten
Reichlich Pektin findet man auch in Karotten. So gilt eine selbstgemachte Karottensuppe als effizientes Hausmittel gegen Durchfall.
- Um die Suppe zuzubereiten, werden etwa 500 Gramm Karotten kleingeschnitten und in einem Liter Wasser gekocht.
- Danach püriert man die Karotten und gibt ihnen drei Gramm Kochsalz hinzu.
Cola und Salzstangen?
Als gutes Hausmittel gegen Durchfall werden auch Cola und Salzstangen angesehen. Allerdings gilt dies nur zum Teil, da das Salz der Gebäckstangen lediglich Natrium liefert.
Der Organismus braucht bei Durchfall aber auch Kalium. Aus diesem Grund sollten neben den Salzstangen auch kaliumreiche Bananen verzehrt werden.
Cola ist als Hausmittel umstritten, da sie zuckerhaltig ist. So kann durch den Zucker noch mehr Wasser vom Körper ins Innere des Darms abgegeben werden, was den Durchfall wiederum verstärkt.
Außerdem besteht bei Kindern das Risiko einer erhöhten Kaliumeinbuße. So ist Cola mit Salzstangen für Kinder nicht zu empfehlen.
Was sollte man generell meiden?
Damit der Darm während der Durchfallerkrankung nicht überfordert wird, empfiehlt es sich, Lebensmittel, die schwer verdaulich sind wie
- Fett
- Hülsenfrüchte oder
- Süßigkeiten,
Geeignete Lebensmittel
Als geeignet gelten dagegen
- mageres Fleisch
- fettarmer Fisch
- Knäckebrot
- Zwieback
- Kartoffelpüree
- Haferschleim
- Magerjoghurt
- Magerquark
- Reis und
- Nudeln, die in Brühe weichgekocht werden.
Vorbeugung
Da Durchfall häufig durch die Nahrung entsteht, ist es ratsam, auf die Ernährung zu achten. So sollten gerade in den warmen Sommermonaten keine rohen Eier verzehrt werden. Auch Obst und Gemüse, das nicht gewaschen wurde, kann Durchfall fördern.
Des Weiteren empfiehlt es sich, Lebensmittel, die anfällig für Salmonellenbefall sind, von anderen Nahrungsmitteln zu trennen und bei einer Temperatur von etwa 10 Grad Celsius aufzubewahren. Als besonders gefährdet gelten
Vor dem Essen sind diese Lebensmittel gut durchzugaren.
Hackfleisch verbraucht man am besten schon am Herstellungstag. Das Gleiche gilt für Speisen mit rohen Eiern. Leidet man selbst unter Durchfall, ist es wichtig, die Toilette nach dem Benutzen zu desinfizieren, damit sich niemand ansteckt.
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- Kursbuch Gesundheit: Gesundheit und Wohlbefinden. Symptome und Beschwerden. Krankheiten. Untersuchung und Behandlung, Kiepenheuer&Witsch, 2006, ISBN 3462035932
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- Praxisleitfaden Allgemeinmedizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag, 2017, ISBN 3437224476
- Differentialdiagnose der medizinisch-klinischen Symptome. Lexikon der klinischen Krankheitszeichen und Befunde, UTB, 1994, ISBN 3825280667
- Netter's Innere Medizin, Thieme, 2000, ISBN 3131239611
- Basislehrbuch Innere Medizin: kompakt-greifbar-verständlich, Urban & Fischer Verlag, 2017, ISBN 3437411152
- Symptome verstehen - Interpretation klinischer Zeichen (KlinikPraxis), Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2019, ISBN 3437439804
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