Erröten - Ursachen und Behandlung
Menschen, die regelmäßig erröten, leiden auch psychisch darunter. Die Behandlung erfolgt bei einem Facharzt für Psychologie oder Psychotherapie.
Wenn Menschen erröten, ist die Haut im Bereich des Gesichtes stärker durchblutet und wird auf diese Weise rot und wärmer als die übrige Haut. Dieser Vorgang läuft im menschlichen Körper ab, egal ob das Erröten krankhaft bedingt ist oder eine normale Reaktion des Körpers ist. Die Krankheit, die als Hauptsymptom das Erröten aufweist, nennt der Mediziner Erythrophobie.
Lange Zeit war man sich einig, dass beim Erröten (medizinisch auch als Flush bezeichnet) die Blutgefäße weit gestellt werden und die Haut durch die vermehrte Durchblutung rot wirkt. Inzwischen wird jedoch auch vermehrt die Theorie vertreten, dass nicht eine Weitstellung der Gefäße das Erröten verursacht, sondern eine Gefäßengstellung, durch die es zu einem Blutstau kommt.
Ursachen
Erröten ist in gewissem Maße normal, wenn man sich über etwas sehr geärgert hat oder äußerst verlegen ist. Auch wenn Menschen schwitzen, wird ihr Gesicht rot. Gleiches gilt, wenn scharfes Essen verzehrt wird.
In Stresssituationen wird eine Anspannung in unserem Körper erzeugt. Unser Gehirn sendet daraufhin verschiedene Hormone aus, die die oben beschriebenen Reaktionen auslösen. Oft denken wir dann: "Warum muss ich gerade jetzt rot werden."
Dadurch verstärkt sich der Stress jedoch noch und wir erröten erst recht. Daraus kann sich ein Kreislauf der Angst entwickeln der in der Angst vorm Rotwerden, der Erythrophobie enden kann.
Erkrankungen
Das Erröten kann somit auch krankhaft sein. Die Betroffenen erröten bei fast jeder Gelegenheit, unabhängig davon, in welcher Gefühlslage sie sich gerade befinden oder welche Lebensmittel verzehrt werden.
Zusätzlich leiden die Patienten auch psychisch stark darunter und haben ständig Angst davor, wieder zu erröten. Das Erröten kann von diesen Patienten auch nicht beeinflusst werden. Es geschieht in alltäglichen Situationen, zum Beispiel beim Bezahlen an der Kasse.
Die Erythrophobie wird von den Ärzten zu den so genannten spezifischen Phobien gezählt. Betroffene steigern sich in das Erröten hinein, so dass das Gesicht aus diesem Grunde stärker durchblutet wird. Es entsteht ein Teufelskreis, der sich nur durch eine Therapie durchbrechen lässt.
Menschen, die ein geringes Selbstwertgefühl haben, es allen Menschen recht machen und von allen geliebt werden wollen, neigen besonders zu dieser psychischen Krankheit bzw. dem Erröten.
Die Ursachen von Erröten müssen jedoch nicht zwingend psychischer Natur sein. Häufig sind sie auch ein Krankheitssymptom. Vor allem bei Infektionskrankheiten und Erkrankungen, die mit Fieber einhergehen treten Hautrötungen auf. Auch Hauterkrankungen oder Allergien können sich in Form von Rötungen bemerkbar machen. Eine schmetterlingsförmige Gesichtsrötung ist sogar eines der Kardinalsymptome der Autoimmunkrankheit Lupus erythematodes.
Folgen
Mitunter können Rötungen auf der Haut auch das Anzeichen einer ernsthaften Erkrankung sein. Dazu gehören vor allem Kinderkrankheiten wie
- Scharlach
- Röteln
- Masern und
- Windpocken,
die auch bei erwachsenen Menschen auftreten können, die in ihrer Kindheit nicht an ihnen erkrankten. Dabei besteht die Gefahr von Folgeschäden. So ist der Krankheitsverlauf oft schwerwiegender und hartnäckiger als bei Kindern.
Wann zum Arzt?
In den meisten Fällen sind Hautrötungen ungefährlich und verschwinden nach einiger Zeit von selbst wieder. Bleiben sie jedoch über einen längeren Zeitraum bestehen und kommt es zu scharfen Begrenzungen oder Überwärmung, sollte ein Arzt zu Rate gezogen werden. Das Gleiche gilt für starke Hautrötungen nach einem Zeckenbiss oder Insektenstich.
Diagnose
Halten die Hautrötungen unvermindert an oder treten noch weitere Beschwerden auf, empfiehlt sich ein Arztbesuch. In der Arztpraxis können die Ursachen für das Erröten herausgefunden werden.
Anamnese
Führen die Rötungen auf der Haut den Betroffenen zu einem Arzt oder Hautarzt, muss dieser für eine entsprechende Behandlung zunächst die Ursachen des Errötens ergründen.
Zu diesem Zweck stellt der Mediziner Fragen über
- die Lebensumstände
- Arbeitsbedingungen
- Ernährungsweise und
- den Schlaf
des Patienten. Auch Umwelteinflüsse spielen eine Rolle. So sind sogar Kleinigkeiten, die unwichtig erscheinen, oft wichtig.
Untersuchungen
Neben einer körperlichen Untersuchung wird dem Patienten zusätzlich eine Hautprobe entnommen, um diese labortechnisch zu analysieren. Ebenso findet eine Blutuntersuchung statt. Besteht Verdacht auf eine Allergie, nimmt der Arzt bestimmte Allergietests vor.
Behandlung
Verhaltenstherapie
Wenn das Erröten zur Qual für die Betroffenen wird, sollte unbedingt eine Behandlung bei einem entsprechenden Therapeuten erfolgen. Da das Erröten nicht krankhaft bedingt ist sondern vom Gehirn der Patient unbewusst ausgeht, verspricht in der Regel eine Verhaltenstherapie den meisten Erfolg.
Die Patienten lernen, das Erröten nicht mehr zu beachten und als etwas Alltägliches anzusehen. Je weniger dieses Symptom beachtet wird, desto weniger tritt es im Leben der Patienten auch auf. Im Rahmen der Therapie wird auch das Selbstbewusstsein der Patienten aufgebaut.
Autogenes Training und Medikamente
Häufig hilft auch autogenes Training. Zusätzlich werden häufig verschiedenartige Medikamente verabreicht.
Sympathektomie
Helfen all diese Maßnahmen nicht, kann auch eine Operation erfolgen. Im Rahmen des operativen Eingriffes wird der Nerv abgeklemmt, der für das Erröten des Gesichtes zuständig ist.
Nicht immer ist diese Operation jedoch Erfolg versprechend. Teilweise übernimmt ein anderer Nerv die Aufgabe des abgeklemmten und der Patient errötet wieder. Der Eingriff wird Sympathektomie genannt.
Selbsttherapie
Je nachdem, wovon die Rötungen auf der Haut verursacht werden, ist auch eine Selbstbehandlung möglich. Allerdings erfordert die Therapie reichlich Geduld. So ist oft eine vollständige Umstellung des Hygieneverhaltens erforderlich.
Das heißt, dass der Betroffene regelmäßige Waschungen vornehmen muss. Außerdem ist es ratsam, auf alkoholhaltige Pflegeprodukte zu verzichten. Darüber hinaus werden verschiedene Hausmittel für eine Selbsttherapie empfohlen.
Für den Alltag gibt es ein paar Tipps, die den Umgang mit dem Erröten erleichtern:
- Schämen Sie sich nicht für ihr Erröten. Es ist nur ein Ausdruck ihrer Gefühle und nicht das Ihnen peinlich sein muss.
- Erlernen Sie Entspannungstechniken, wie Atemübungen oder Autogenes Training, mit denen Sie sich in Stresssituationen beruhigen können.
- Bauen Sie Ihr Selbstvertrauen auf, so dass Sie sich, wenn sie erröten, sicherer fühlen.
Hausmittel
Kommt das Erröten nicht durch eine Allergie oder eine Hautkrankheit zustande, lässt es sich mithilfe von bestimmten Hausmitteln behandeln.
Dazu gehört vor allem der Einsatz von Kamille. Diese lässt sich entweder als Gesichtsmaske auflegen oder als Dampfbad anwenden.
Kamille verfügt über die Eigenschaft, nicht nur beruhigend, sondern auch desinfizierend zu wirken. Auf diese Weise kann die Haut wieder ins Gleichgewicht gelangen, was die Rötungen vertreibt.
Ein weiteres bewährtes Hausmittel ist das Auflegen von Gurkenscheiben auf die geröteten Hautstellen. Durch den beruhigenden Effekt der Gurken, die wichtige Enzyme enthalten, kommt es umgehend zur Beruhigung der betroffenen Partien. Die Gurkenscheiben legt man für 15 bis 30 Minuten auf die roten Stellen auf.
Ebenfalls hilfreich ist der Einsatz von Gurkensaft, der mit Watte auf die Haut aufgebracht werden kann.
Auch Mandelöl und Olivenöl gelten als gute Hausmittel gegen gerötete Haut. So enthalten die Öle wichtige Vitamine wie Vitamin A, Vitamin E und Vitamin K sowie Mineralstoffe.
Die Öle wirken sich mild auf die Haut aus und werden mit etwas Watte auf die roten Stellen aufgetragen. Am besten können sich die Inhaltsstoffe der Öle in der Nacht entfalten.
Ein weiteres Hausmittel ist die Quarkmaske, die vor allem im Gesicht zum Einsatz kommt. Vor der Anwendung bleibt der Quark einige Zeit im Kühlschrank.
Ist er kühl genug, gibt man ihn auf die geröteten Hautstellen. Dort verbleibt er ca. 15 Minuten lang.
Vorbeugung
Mitunter lässt sich dem Erröten auch vorbeugen. Werden die Hautrötungen zum Beispiel durch eine Allergie hervorgerufen, ist es wichtig, die auslösenden Stoffe zu vermeiden, damit es gar nicht erst zum Erröten kommt.
Bei größeren Wunden auf der Haut empfiehlt sich eine gründliche Desinfektion. Auf diese Weise lassen sich schmerzhafte Entzündungen mit Hautrötungen vermeiden.
Im Falle von kleineren Wunden, die mit Hautrötungen einhergehen, sind dagegen keine besonderen Vorbeugemaßnahmen notwendig, da es sich bei den Rötungen um eine normale Körperreaktion handelt.
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- Krankheiten auf einen Blick erkennen: Antlitz- und Körperdiagnose sowie weitere Techniken, um Menschen ganzheitlich zu erfassen, mvg Verlag, 2013, ISBN 3868824499
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- Krankheit als Weg: Deutung und Bedeutung der Krankheitsbilder, Bassermann Verlag, 2008, ISBN 3809423777
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