Gewichtszunahme - Ursachen und Behandlung
Eine Gewichtszunahme kann auf eine Erkrankung hindeuten. Die Behandlung findet dann bei verschiedenen Fachärzten statt.
Ursachen
Die meisten Menschen, die eine Gewichtszunahme bemerken, nehmen zu viele Kalorien zu sich. Die Betroffenen bewegen sich zu wenig und essen zu viel. Besonders ungesunde Lebensmittel wie Fast Food enthalten viele Kalorien und führen leicht zu einer Gewichtszunahme, wenn sie regelmäßig verzehrt werden.
Eine Gewichtszunahme kann jedoch auch auf eine Schwangerschaft hindeuten. Während dieser neunmonatigen Zeit ist es völlig normal, dass eine Frau mehrere Kilogramm zunimmt.
Diverse Medikamente (z.B. die Antibabypille) führen als Nebenwirkung zu einer Gewichtszunahme.
Erkrankungen
Auch eine Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) führt zu einer Gewichtszunahme. Bei dieser Krankheit produziert die Schilddrüse zu wenige Hormone.
Ebenfalls Wassereinlagerungen, zum Beispiel in den Beinen, führen zu einer Gewichtszunahme. Dies kann bei diversen Herzerkrankungen wie der Herzinsuffizienz vorkommen.
Ein Tumor im Gehirn an der so genannten Hypophyse kann ebenfalls dafür verantwortlich sein, dass der Patient unter einer Gewichtszunahme leidet. Gleiches gilt auch für einen Tumor im Bereich der Nebenniere.
Menschen, die regelmäßig große Mengen Alkohol zu sich nehmen, bemerken meist ebenfalls eine Gewichtszunahme. Menschen, die stark übergewichtig sind, leiden an Fettsucht, der Adipositas.
Komplikationen
Eine Folge von anhaltender Gewichtszunahme ist Übergewicht. Hält größeres Übergewicht längere Zeit an, steigt die Gefahr von zahlreichen Beschwerden und Erkrankungen. So besteht bei übergewichtigen Personen ein dreimal so hohes Risiko, an
- einer koronaren Herzerkrankung
- Bluthochdruck
- Diabetes mellitus Typ 2
- Atembeschwerden
- Störungen des Fettstoffwechsels
- Gicht
- Arthrose
- Gallenblasenerkrankungen oder
- einer Schlafapnoe
zu erkranken. Darüber hinaus steigt durch Übergewicht das Risiko für eine Thrombose oder Embolie. Bei Adipositas sind zudem die psychosozialen Auswirkungen sowie die reduzierte Lebensqualität zu bedenken.
Wann zum Arzt?
Der Gang zum Arzt kann nötig werden, wenn es zu einer Gewichtszunahme trotz angemessener Ernährung und ohne erkennbaren Grund kommt. In der Medizin ist dann von einer krankheitsbedingten Gewichtszunahme die Rede.
In manchen Fällen kann sich eine Unterfunktion der Schilddrüse hinter der Gewichtszunahme verbergen. Als bedenklich gelten zudem das Auftreten
- eines dickes Bauches
- von dicken Beinen
- von Schwellungen und
- Ödemen oder
- von Appetitlosigkeit und Atembeschwerden leidet.
Diagnose
In manchen Fällen kann bei Gewichtszunahme ein Arztbesuch erforderlich sein. Dabei bestimmt der Arzt unter anderem Körpergewicht und Körpergröße.
Anamnese
Zu Beginn der Untersuchung sammelt der Arzt zunächst einige wichtige Informationen. So fragt er den Patienten, wie viel er an Gewicht zugelegt hat, seit welchem Zeitpunkt die Gewichtszunahme anhält und ob weitere Beschwerden wie
- Atemprobleme
- Müdigkeit
- Antriebsschwäche oder
- depressive Verstimmungen
bestehen. Außerdem gilt es zu klären, ob der Betroffene unter Vorerkrankungen leidet, ob er bestimmte Arzneimittel einnimmt, die für ein erhöhtes Gewicht verantwortlich sein können und ob sich seine Ernährungsweise geändert hat.
Körperliche Untersuchung
Im Rahmen einer körperlichen Untersuchung sammelt der Arzt weitere Informationen. Dazu gehört neben dem Körpergewicht auch die Körpergröße des Patienten. Diese beiden Faktoren dienen zur Bestimmung des Body-Mass-Index (BMI).
Auf diese Weise lässt sich feststellen, ob der Patient unter Übergewicht oder Adipositas (Fettleibigkeit) leidet. Als Normalwerte werden BMI-Werte zwischen 18,5 und 25 eingestuft.
Ebenfalls zur körperlichen Untersuchung zählt das Überprüfen von Bauch und Beinen auf Schwellungen. Außerdem erfolgt die Abnahme einer Blutprobe.
In einem Labor überprüft man diese unter anderem auf die Blutfette, den Blutzuckerspiegel und die Schilddrüsenhormone. Ferner lassen sich die Veränderungen an der Leber und den Nieren ermitteln.
Weitere Untersuchungsmethoden
Um die inneren Organe bildlich untersuchen zu können, lässt sich eine Sonographie (Ultraschalluntersuchung) des Bauches vornehmen. Eine wichtige Rolle spielen dabei vor allem die Verdauungsorgane, die Bauchspeicheldrüse sowie die Leber.
Auf diese Weise sind auch kleine Wasseransammlungen im Bauch feststellbar. Durch die Ansammlungen kann es zu einer verdeckten Gewichtszunahme kommen.
Zur Überprüfung der Herzfunktionen findet ein EKG (Elektrokardiogramm) statt. Besteht Verdacht auf einen Tumor, der Hormone bildet, führt man eine Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) durch.
Zusätzliche Fachrichtungen
In manchen Fällen kann auch die Unterstützung von anderen medizinischen Fachgebieten notwendig sein, um eine Ursache für die Gewichtszunahme zu finden. Dabei handelt es sich zumeist um Gastroenterologen, die sich mit dem Magen- und Darm-Bereich befassen, Ernährungswissenschaftler oder Endokrinologen, deren Fachrichtung Hormone sind.
Behandlung
Kann sich der Patient die Gewichtszunahme nicht erklären oder ist diese zu hoch, um sie selbst zu reduzieren, so sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Bei einer Schwangerschaft
Frauen, die neben der Gewichtszunahme ein Spannungsgefühl in den Brüsten verspüren, sollten ihren Frauenarzt aufsuchen. Möglicherweise steckt eine Schwangerschaft dahinter.
Konnte diese durch die Untersuchungen bestätigt werden, so ist die Gewichtszunahme völlig normal. Sie wird sich in den nächsten Monaten weiter steigern. Die Patientin muss von nun an regelmäßig zu den Vorsorgeuntersuchungen zu ihrem Frauenarzt.
Bei Übergewicht und Fettleibigkeit
Menschen, die unabhängig von einer Schwangerschaft unter einer Gewichtszunahme leiden, werden von ihrem Arzt gefragt, wie viele Kilos die zugenommen haben und ob weitere Beschwerden bestehen. Patienten, deren BMI zu hoch ist, dies jedoch nicht auf eine organische Erkrankung zurückzuführen ist, sollten sich von einer Ernährungsberaterin Tipps zum gesunden Abnehmen geben lassen. Nur in seltenen Fällen muss eine Operation zur Reduzierung des Gewichtes erfolgen.
Magenband
Dies kann zum Beispiel durch ein Magenband geschehen. Der Magen wird dabei operativ verkleinert, so dass der Mensch nur noch kleine Mengen an Nahrung zu sich nehmen kann und dadurch schnell abnimmt.
Diese Operation wird jedoch nur in Ausnahmefällen vom Arzt empfohlen. Gleiches gilt auch für die Einnahme diverser Medikamente zur Gewichtsreduzierung.
Bei einer Schildrüsenerkrankung
Haben die Untersuchungen eine Schilddrüsenerkrankung ergeben, so verschreibt der Arzt Medikamente. Die Präparate bewirken, dass dem Körper wieder eine normale Menge an Schilddrüsenhormonen zugeführt wird, so dass sich auch das Gewicht des Patienten wieder normalisiert.
Bei Nebenwirkung eines Medikaments
Ist die Gewichtszunahme die Nebenwirkung eines Medikamentes, so kann - nach Rücksprache mit dem Arzt - teilweise auf ein anderes Medikament mit gleicher Wirkung, jedoch ohne dieser Nebenwirkung, umgestellt werden.
Bei einer Krebserkrankung
Hat der Patient eine Krebserkrankung, so muss meist eine Operation erfolgen. Nach der Operation wird in der Regel eine Strahlen- und/oder Chemotherapie durchgeführt. In regelmäßigen Abständen muss sich der Patient auch nach Abschluss der Behandlung untersuchen lassen, so dass frühzeitig festgestellt werden kann, wenn der Tumor erneut wächst oder sich an anderer Stelle ein Tumor gebildet hat.
Selbsttherapie
Viele Menschen kennen das Problem, dass sie an Gewicht zulegen, ohne dies eigentlich zu wollen. Oft haben sie dabei über ihre Essgewohnheiten keine Kontrolle mehr. Vor allem Menschen, die häufig im Stress stehen, neigen dazu, sich mit Süßigkeiten oder Essen zwischendurch zu belohnen.
Um gegen die Gewichtszunahme vorzugehen, helfen nur weniger Essen und mehr Bewegung. Von Diäten, die eine rasche Gewichtsabnahme versprechen, ist jedoch eher zu abzuraten, denn sie wirken nicht auf die Dauer. Nicht selten kommt es dann zum verhassten Jojo-Effekt, der oftmals sogar noch mehr Gewicht zur Folge hat.
Für eine dauerhafte Gewichtsreduktion bedarf es jedoch einer konsequenten Umstellung der Ernährung sowie des Lebensablaufs. Mit einigen Maßnahmen und Verhaltensregeln besteht die Möglichkeit, die Gewichtsabnahme zu unterstützen.
Essenstagebuch
Mithilfe eines speziellen Essenstagebuchs lässt sich herausfinden, warum der Betroffene so viel Gewicht zulegt. In das Schreibheft trägt dieser täglich ein, was er isst und welche Mengen er davon zu sich nimmt.
Auf diese Weise erhält der Verfasser eine Übersicht über seine Ernährungsgewohnheiten und seine Schwächen. Hilfreich ist ein Essenstagebuch außerdem für Ärzte, die dadurch Einblick in die Essensgewohnheiten ihres Patienten bekommen.
Wie viele Kalorien werden benötigt?
Um herauszufinden, wie viele Kalorien man seinem Körper täglich zuführen sollte, wird empfohlen, sich an einen Arzt oder Diätberater zu wenden. Dadurch lässt sich ermitteln, wie viele Kalorien der Betroffene pro Tag übermäßig verbraucht.
Ein Problem ist, dass zahlreiche Lebensmittel eine so hohe Kalorienzahl enthalten, dass man es ihnen gar nicht ansieht. Dazu gehören beispielsweise Milchkaffee, Senf und Wurst. Beim Gang in den Lebensmittelladen empfiehlt es sich daher, die Kalorienanzahl der Nahrungsmittel, die am liebsten verzehrt werden, genauer zu überprüfen.
In das Essenstagebuch trägt man außerdem die geschätzte Kalorienzahl seiner Mahlzeiten ein. Auf diese Weise lässt sich ein Gefühl für die Kalorienaufnahme bekommen.
Achtung vor versteckten Fetten!
Eine wichtige Rolle bei der Gewichtsreduktion spielt Fett, von dem jeden Tag nicht mehr als 30 Gramm aufgenommen werden sollten. Dabei ist jedoch auch auf Fette zu achten, die sich in bestimmten Lebensmitteln wie Schokolade, Wurst oder Käse verbergen. Von einem völligen Verzicht auf Fett wird jedoch abgeraten.
Ausgewogene Ernährung
Nach Angaben der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) besteht eine ausgewogene Ernährung aus
- 30 Prozent Kohlenhydraten wie Kartoffeln und Getreide
- 26 Prozent Salat und Gemüse sowie
- 18 Prozent Milch bzw. Milchprodukte.
Weitere Anteile sind
- 17 Prozent Obst,
- 7 Prozent Fisch, Fleisch, Wurst und Eier sowie
- 2 Prozent Öle und Fette.
Ebenfalls zu berücksichtigen sind die Getränke.
Ernährung umstellen
Sinnvoller als eine Diät ist die konsequente Umstellung der Ernährung. Zwar führen Diäten schneller einen Gewichtsverlust herbei, doch nach Abschluss der Diät kommt es erneut zu den gewohnten Mustern der zu kalorienreichen Ernährung. Außerdem besteht die Gefahr des Jojo-Effekts.
Bei der Ernährungsumstellung empfiehlt es sich, den Anteil an Kohlenhydraten herunterzufahren. Als positiv gelten weißes Fleisch wie Hähnchenbrust, frisches Obst und Gemüse sowie reichlich Fisch.
Bewegung
Eine unverzichtbare Maßnahme, um der Gewichtszunahme entgegenzuwirken, ist mehr Bewegung. Diese muss jedoch regelmäßig erfolgen. Nach Empfehlungen der WHO (Weltgesundheitsorganisation) sollte sich der Mensch fünfmal in der Woche wenigstens 30 Minuten lang bewegen.
Vorbeugung
Am besten ist es natürlich, dass man es gar nicht erst zu Übergewicht kommen lässt. Dazu wird empfohlen, sich kalorienarm zu ernähren und sich viel zu bewegen Auch für Senioren ist eine Vorbeugung möglich, indem sie täglich 30 Minuten lang einen Spaziergang machen.
Passend zum Thema
- Übergewicht - Ursachen, Folgen und Behandlung
- Schilddrüsenunterfunktion - Ursachen, Symptome und Behandlung
- Fettleibigkeit - Ursachen, Symptome und Behandlung
- Hunger - Ursachen und Behandlung
- Dinge, die den Hunger entfachen und Heißhunger als Aufschluss über möglichen Nährstoffmangel
- Gewichtsverlust - Ursachen und Behandlung
- Essstörungen - Formen, Ursachen, Symptome, Behandlung und Tipps für Betroffene und Angehörige
- Abnehmen - Möglichkeiten, wichtige Faktoren und einfache Tipps und Tricks
- Symptome verstehen - Interpretation klinischer Zeichen (KlinikPraxis), Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2019, ISBN 3437439804
- Die Botschaft deines Körpers: Die Sprache der Organe, mvg Verlag, 2004, ISBN 9783868822311
- Was Dir Deine Krankheit sagen will: Aktiviere die Heilkraft deiner Seele, mvg Verlag, 2005, ISBN 9783636070968
- Krankheit als Symbol: Ein Handbuch der Psychosomatik. Symptome, Be-Deutung, Einlösung., C. Bertelsmann Verlag, 1996, ISBN 3570122654
- Kinderkrankheiten: Alles, was wichtig ist, GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH, 2016, ISBN 3833844566
- Kinderkrankheiten: Das Standardwerk für Kinder von 0 bis 16 Jahren, GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH, 2013, ISBN 9783833829093
- Gesundheit heute: Krankheit - Diagnose - Therapie: das Handbuch, TRIAS, 2014, ISBN 9783830481164
- Krankheiten auf einen Blick erkennen: Antlitz- und Körperdiagnose sowie weitere Techniken, um Menschen ganzheitlich zu erfassen, mvg Verlag, 2013, ISBN 3868824499
- Basislehrbuch Innere Medizin: kompakt-greifbar-verständlich, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437411152
- Netter's Innere Medizin, Thieme Verlagsgruppe, 2000, ISBN 3131239611
- Differentialdiagnose der medizinisch-klinischen Symptome. Lexikon der klinischen Krankheitszeichen und Befunde., UTB, 1994, ISBN 3825280667
- Praxisleitfaden Allgemeinmedizin: Mit Zugang zur Medizinwelt (Klinikleitfaden), Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437224476
- Innere Medizin 2019, 2018, ISBN 398146608X
- Innere Medizin 2020, 2019, ISBN 3981466098
- Differenzialdiagnose Innerer Krankheiten: Vom Symptom zur Diagnose, Thieme, 2017, ISBN 3133448218
- Kursbuch Gesundheit: Gesundheit und Wohlbefinden. Symptome und Beschwerden. Krankheiten. Untersuchung und Behandlung, Kiepenheuer&Witsch, 2006, ISBN 3462035932
- Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165
- Krankheit als Weg: Deutung und Bedeutung der Krankheitsbilder, Bassermann Verlag, 2008, ISBN 3809423777
Unsere Artikel werden auf Grundlage fundierter wissenschaftlicher Quellen sowie dem zum Zeitpunkt der Erstellung aktuellsten Forschungsstand verfasst und regelmäßig von Experten geprüft. Wie wir arbeiten und unsere Artikel aktuell halten, beschreiben wir ausführlich auf dieser Seite.