Schwanken und Taumeln - Ursachen und Behandlung

Patienten schwanken und taumeln bei verschiedenen Erkrankungen. Unterschiedliche Therapien können Besserung oder Heilung bringen.

Von Claudia Haut

Ursachen

Wenn zu viel Alkohol konsumiert wurde, kann der Mensch oftmals nicht mehr gerade gehen und schwankt und taumelt umher. Menschen, die auf einem Schiff seekrank werden, leiden neben Übelkeit und Erbrechen zusätzlich auch unter Gleichgewichtsstörungen wie Schwanken und Taumeln. Das Gehirn des Menschen bewertet dann die gesehenen und gehörten Dinge durch den Seegang falsch und verursacht so die Beschwerden.

Patienten, die zu wenig trinken, verursachen dadurch einen Flüssigkeitsmangel im Körper. Dadurch verspürt der Mensch ebenfalls Symptome wie Schwanken und Taumeln.

Erkrankungen

Auch der Blutdruck kann die Ursache für Schwanken oder Taumeln sein. Sowohl zu hoher (Hypertonie) als auch zu niedriger Blutdruck (Hypotonie) können diese Beschwerden verursachen.

Menschen mit niedrigem Blutdruck bemerken diesen häufig auch morgens nach zu schnellem Aufstehen. Auch wenn hoher Blutdruck plötzlich abfällt, kann dies Beschwerden bereiten.

Auch schwerwiegende Erkrankungen können die Ursache sein. Dazu zählen zum Beispiel die Zuckerkrankheit Diabetes mellitus oder der Schlaganfall (Apoplex). Auch ein gutartiger Tumor im Gehirn, das so genannte Neurinom, kann die Ursache sein, wenn ein Patient über Taumeln und Schwanken klagt.

Das Gleichgewichtsorgan des Menschen befindet sich im Ohr. Erkrankungen in diesem Bereich verursachen somit Gleichgewichtsstörungen. Patienten mit einer Entzündung des Innenohrs leiden beispielsweise unter Taumeln und Schwanken.

Menschen, die sich im Sommer zu lange in der Sonne aufgehalten haben, können einen Hitzschlag erleiden. Auch dieser äußert sich unter anderem mit Gleichgewichtsstörungen. Eine Krankheit aus dem Bereich der Neurologie, die zu Taumeln und Schwanken führen kann, ist zum Beispiel die Multiple Sklerose.

Komplikationen

Zu den häufigsten Komplikationen von Gleichgewichtsstörungen gehören Stürze. Diese können wiederum schmerzhafte Verletzungen wie

nach sich ziehen. Mitunter sind Schwanken und Taumeln auch die Folge von ernsthaften Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Leiden, Durchblutungsstörungen oder einem Tumor am Gleichgewichtsorgan.

Wann zum Arzt?

Wer häufiger unter Gleichgewichtsstörungen wie Schwanken und Taumeln leidet, sollte einen Arzt um Rat fragen. So ist es bei dieser Art von Beschwerden wichtig, eine präzise Diagnose zu stellen.

Diagnose

Muss aufgrund von Gleichgewichtsstörungen ein Arzt konsultiert werden, nimmt dieser zunächst eine Befragung des Patienten vor. Ferner erfolgen spezielle Koordinationsprüfungen.

Anamnese

Begonnen wird eine Untersuchung von Gleichgewichtsstörungen mit der Befragung des Patienten. Dabei erkundigt sich der Arzt danach, wie lange die Störungen schon bestehen, ob sie nur bei bestimmten Bewegungen auftreten und ob der Patient unter Vorerkrankungen wie Bluthochdruck oder einer Herz-Kreislauf-Erkrankung leidet.

Ebenfalls von Interesse ist die Einnahme von Medikamenten, da einige Präparate sich negativ auf den Gleichgewichtssinn auswirken können.

Körperliche Untersuchung

Nach der Befragung erfolgt eine körperliche Untersuchung, mit der der Arzt den Ursachen der Balancestörungen auf die Spur kommen möchte. Dabei werden auch

  • die Bewegungsfähigkeit
  • das Gefühlsempfinden sowie
  • die Reflexe des Patienten

kontrolliert. Einen wichtigen Bestandteil der körperlichen Untersuchung bilden Koordinationsprüfungen wie der Romberg-Stehversuch. Dabei stellt der Patient seine Füße zusammen und bleibt einige Zeit auf einer bestimmten Stelle stehen. Im Verlauf des Tests werden auch die Augen geschlossen.

Außerdem erfolgt eine Gangprüfung, bei der die Testperson mit geschlossenen Augen auf einer Linie entlangläuft. Eine andere Koordinationsprüfung ist der so genannte Unterberger-Tretversuch. Der Patient muss bei diesem Test die Augen schließen und gleichzeitig fünfzig Mal auf der Stelle treten.

Weitere Verfahren

Je nachdem, welche Ursache der Arzt für die Gleichgewichtsstörungen für möglich hält, werden weitere Diagnoseverfahren angewandt. Dazu gehören

Auch eine Untersuchung des Hirnwassers (Liquorpunktion) ist im Bereich des Möglichen.

Behandlung

Bei Alkoholmissbrauch

Schwankt und taumelt ein Patient aufgrund übermäßigen Alkoholkonsums, so verschwinden die Symptome erst dann, wenn der Patient aufhört zu trinken und der Alkohol wieder aus dem Körper verschwunden ist.

Patienten, die regelmäßig Alkohol in diesen Mengen konsumieren, benötigen eine Entgiftungsbehandlung ihres Körpers. Diese wird in einem Krankenhaus durchgeführt. Besteht bereits eine Alkoholabhängigkeit, so ist im Anschluss an die Entgiftung im Krankenhaus meist eine langfristige Entwöhnungsbehandlung in einer Fachklinik notwendig.

Bei Tumoren

Haben die Untersuchungen einen Tumor als Ursache der Beschwerden ergeben, so muss dieser in der Regel operativ entfernt werden. Dies ist auch dann der Fall, wenn es sich um einen gutartigen Tumor handelt.

Wurde der Tumor hingegen im Anfangsstadium diagnostiziert, so hilft häufig auch bereits eine Strahlentherapie anstatt einer Operation. In einigen Fällen kann der Arzt auch verschiedenartige Medikamente zur Linderung der Beschwerden verordnen.

Bei hohen Blutzuckerwerten

Hat die Blutuntersuchung zu hohe Blutzuckerwerte ergeben, so muss sich der Patient Insulin spritzen oder Tabletten einnehmen, um den Diabetes mellitus zu behandeln. Zusätzlich müssen die Blutwerte regelmäßig kontrolliert werden.

Selbsttherapie

Ob eine Selbsttherapie von Gleichgewichtsstörungen, bei denen es zu Schwanken und Taumeln kommt, möglich ist, hängt von der auslösenden Ursache ab. So lässt sich zum Beispiel die Reisekrankheit durch die Einnahme von bestimmten Medikamenten in den Griff bekommen. Dabei handelt es sich um Arzneimittel gegen Schwindelgefühle und Übelkeit.

Sinnvoll kann auch die Durchführung von krankengymnastischen Übungen sein, bei denen der Betroffene Muskulatur und Koordination trainiert. Grundsätzlich wird empfohlen, sich beim Auftreten von Gleichgewichtsstörungen hinzulegen und die Beine hochzulagern. Auf diese Weise lässt sich auch ein übler Sturz mit fatalen Folgen vermeiden.

Hausmittel

Manchmal helfen auch alte Hausmittel gegen Schwanken und Taumeln. So wird empfohlen, beim Auftreten von Gleichgewichtsproblemen rasch ein Glas mit kaltem Wasser zu sich zu nehmen. Außerdem sollte sich der Betroffene einen kühlen feuchten Lappen auf die Stirn legen.

Als hilfreich gilt zudem das Trinken von Melissentee. Zur Zubereitung übergießt man einen Esslöffel Melissenblätter mit einer Tasse abgekochtem Wasser. Vor der Einnahme muss der Melissentee noch fünf Minuten lang ziehen.

Ebenso wirkungsvoll soll der Genuss einer Teemischung aus

sein. Nach der Fertigstellung nimmt man pro Tag ein bis zwei Tassen Tee zu sich.

Vorbeugung

Da Gleichgewichtsstörungen wie Schwanken und Taumeln häufig die Folge von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind, werden regelmäßige Bewegung sowie eine gesunde Ernährung als Vorbeugung empfohlen. Durch sportliche Betätigungen lässt sich zudem Halswirbelverschleiß vermeiden, der Schwindelgefühle auslösen kann.

Im höheren Alter ist es wichtig, regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen, bei denen die Funktionen von Ohren und Augen medizinisch überprüft werden.

  • Mark Dennis, William Talbot Bowen, Lucy Cho Symptome verstehen - Interpretation klinischer Zeichen (KlinikPraxis), Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2019, ISBN 3437439804
  • Kurt Tepperwein Die Botschaft deines Körpers: Die Sprache der Organe, mvg Verlag, 2004, ISBN 9783868822311
  • Kurt Tepperwein Was Dir Deine Krankheit sagen will: Aktiviere die Heilkraft deiner Seele, mvg Verlag, 2005, ISBN 9783636070968
  • Ruediger Dahlke Krankheit als Symbol: Ein Handbuch der Psychosomatik. Symptome, Be-Deutung, Einlösung., C. Bertelsmann Verlag, 1996, ISBN 3570122654
  • Ursula Keicher Kinderkrankheiten: Alles, was wichtig ist, GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH, 2016, ISBN 3833844566
  • Jörg Nase, Beate Nase Kinderkrankheiten: Das Standardwerk für Kinder von 0 bis 16 Jahren, GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH, 2013, ISBN 9783833829093
  • Arne Schäffler Gesundheit heute: Krankheit - Diagnose - Therapie: das Handbuch, TRIAS, 2014, ISBN 9783830481164
  • Heiko Gärtner, Tobias Krüger Krankheiten auf einen Blick erkennen: Antlitz- und Körperdiagnose sowie weitere Techniken, um Menschen ganzheitlich zu erfassen, mvg Verlag, 2013, ISBN 3868824499
  • Jörg Braun, Jörg Braun Basislehrbuch Innere Medizin: kompakt-greifbar-verständlich, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437411152
  • Frank H. Netter Netter's Innere Medizin, Thieme Verlagsgruppe, 2000, ISBN 3131239611
  • Hans Vogl Differentialdiagnose der medizinisch-klinischen Symptome. Lexikon der klinischen Krankheitszeichen und Befunde., UTB, 1994, ISBN 3825280667
  • Stefan Gesenhues, Anne Gesenhues, Birgitta Weltermann Praxisleitfaden Allgemeinmedizin: Mit Zugang zur Medizinwelt (Klinikleitfaden), Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437224476
  • Gerd Herold Innere Medizin 2019, 2018, ISBN 398146608X
  • Gerd Herold Innere Medizin 2020, 2019, ISBN 3981466098
  • Edouard Battegay Differenzialdiagnose Innerer Krankheiten: Vom Symptom zur Diagnose, Thieme, 2017, ISBN 3133448218
  • Verena Corazza, Renate Daimler, Renate Daimler, Krista Federspiel, Vera Herbst, Kurt Langbein, Hans-Peter Martin, Hans Weiss Kursbuch Gesundheit: Gesundheit und Wohlbefinden. Symptome und Beschwerden. Krankheiten. Untersuchung und Behandlung, Kiepenheuer&Witsch, 2006, ISBN 3462035932
  • Malte Ludwig Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165
  • Thorwald Dethlefsen, Ruediger Dahlke Krankheit als Weg: Deutung und Bedeutung der Krankheitsbilder, Bassermann Verlag, 2008, ISBN 3809423777

Unsere Artikel werden auf Grundlage fundierter wissenschaftlicher Quellen sowie dem zum Zeitpunkt der Erstellung aktuellsten Forschungsstand verfasst und regelmäßig von Experten geprüft. Wie wir arbeiten und unsere Artikel aktuell halten, beschreiben wir ausführlich auf dieser Seite.